Donnerstag, 18. August 2005

weltjulchens tag.

ich hasse den weltjugendtag. ( das war der schlimmste satz, jetzt ist es raus, ich fühle mich besser. )
der samen wurde irgendwie anonym vom wem gesäht, vielleicht habe ich beim fernsehen geschlafen und dabei ists passiert, wer kann das heute noch sagen …
aber geschlüpft ist das zarte pflänzchen des unmuts montag früh um 8uhr32, als ich über die brücke der rheinwiesen fuhr.
ich sass in der bahn, ignorierte mein umfeld wie immer mit einem buch, und blickte -wie früher- nur bei der überquerung der brücke hoch, um einmal versonnen und zufrieden über väterchen rhein zu lächeln. gucken, ob die schafe, ob oberkassel, kurz : ob die andere rheinseite überhaupt noch da ist. da war sie auch am montag morgen, nur in welchem zustand ?
wo sonst schafe und schäfer, jogger und hunde, düsseldorfer und oberkassler ihre runden zogen, standen nun hütchen im nass, und diese hütchen schrieen förmlich nach guter laune und lagerfeuerromantik. ich verzog die mundwinkel gen boden, dachte kumbaya my lord, meine augen funkelten latent böse und dann wurde ich fast blind, weil:
vor meinen augen schälte sich der christliche gau aus dem morgenregen. die dunklen pilgerzelte, welche die größe der wildwasserbahn der rheinkirmes knapp erreichten ( was zur hölle machen die da drinnen, skiabfahrtslauf ? ) trugen obenauf kreuze.
kreuze !
auf den zelten !
die hatten tatsächlich den gottverdammten kölner dom nachgebaut, mit ihren planen, und ich versuchte noch schnell, zu flickrn ein photo zu machen, aber es war zu spät, die bahn fuhr weiter, ließ die zelte zurück, nahm mich mit.

beim sport vergass ich diese gulaschkanonenromantik, konzentrierte mich nur auf mich, und ließ den lieben gott einen guten mann sein. was interessieren mich seine schafe, was seine zelte ? eben.

auf der rückfahrt dann, ich kam nicht drum herum -verschwitzt, zufrieden, halbtot, und mein buch in den händen, so lachte mir das leben entgegen. draussen schüttete es wie aus kübeln, ich wickelte mich gemütlich und fest in meine jacke und las, bis auf einmal der ganze weltjugendtag in diese bahn gestiegen und im mich herum zum sitzen kam. gefühlt.
in echt bekam ich einen rucksack mit dem 2005er logo ins gesicht gedrückt und starrte auf eine ganze armee von mexikanischen jugendlichen, die alle einen "ich bin papst" button an den pullovern hatten. sie kamen mit gepäckstücken, die ich nur von umzügen kannte, jeder nur drei koffer und ein paar handteile, man reist also mit leichtem gepäck, da in mexiko. ich muss ihnen zugute halten, dass sie das alles mit blendender laune nahmen.
würde ich so überpackt reisen, ich täte es leise heulend und laut fluchend, immer im wechsel.
aber nicht die mexiko-fraktion. sie verteilten sich in einem engen kreis um mich herum, und fingen an zu singen.
sie sangen und lachten, und sangen und lachten noch mehr, und ich wurde schicht für schicht und bei vollem bewusstsein zum antichristen.
ich meine, ich las grad den lottmann, es ging um das kalte berlin, es ging um die unfähigkeit zu lieben, es ging um synthetische drogen. und da kommt diese mexiko-band der guten laune einfach so daher, pfercht mich zwischen ihr gepäck und packt die gute laune aus.
ich dachte, es hackt.
"ich glaub et hackt´", sagte hinten jemand, und das fand ich dann wieder blöd, das hier war meine schlechte laune, und zu ausländischen gästen hat man nett zu sein. ich meine hallo ?
genau.
schön schizophren sass ich also inmitten dieser sippe, alle hatten strahlend weisse zähne und sie taten es die ganze zeit. alle drei minuten, als hätte wer die eieruhr umgelegt, fing einer von ihnen an, ein summen reichte, und prompt holte der rest tief luft und ab dafür.
nicht kumbaya, aber es muss der nachfolgehit der pfadpfindersekte gewesen sein, sie sangen es genau so inbrünstig und mir bröckelte die contenance.
irgenwann stieg ein altes hutzelmännchen ein. nein, schreit nicht meinen namen, das war liebevoll gemeint. zur erklärung :
hutzelmännchen = liebevoll betitelter alter greis um die 104 lenze, gebäugter gang, mit stock.
jedenfalls stieg der hauptbahnhof zu und guckte sauer, weil sein hörgerät sicher auf großstadtlärm, nicht aber auf mexikanische frohsinnstruppe am montag eingestellt war, und nun erzitterte er unter rückkopplungen. er stand etwas verloren inmitten der ganzen H&M taschen und koffer, aber all die christen, all diese hamsterguten gäste aus aller herren länder, die generell gern greise anbeten und sich mit kerzen versammeln, wenn diese sterben, all diese blieben sitzen und keiner bot seine nächstenliebe in form seines sitzplatzes an.
ich wollte grad aufspringen, ich arbeite ja permanent an meinem karma, aber was hätte er davon gehabt ? ich kam nicht raus aus dem platz, ergo kam er nicht rein, es sei denn, jemand hätte ihn über das gesamte schlachtfeld der taschen genau auf den sitzplatz geworfen.

wie dem auch sei, ich machs mal kurz : das hutzelmännchen musste stehen, ich kam an meiner haltestelle nicht aus dem platz, da half alles räumen und mein fluchen nicht, und nachts, nach zwölf, da bekam m. meinen geballten frust ab.
er sagte so was wie : "ach, lass die doch, so schlecht ist diese veranstaltung doch gar nicht."
und trat damit eine lawine los.
ich erzählte von der bahn, ich erzählte von den kreuzen auf den zelten, von der angeblichen nächstenliebe und das mir der offensichtliche sinn fehlte.
was ist nach dem weltjugendtag ? was bleibt ? wofür ?
wir haben doch grad keine zeit, und so viel welt zu retten. und da rotten die sich alle zusammen um … was eigentlich ?
ich gehe jetzt gerade aufs glatteis, weil ich uninformiert ins blaue schiesse, aber ist es nicht so, dass essen und unterkünfte komplett gestellt sind ? wie viel wird an diesen weltjugendtagen eigentlich gefuttert und getrunken ?

m. kam gar nicht mehr dazwischen. im dunkel meines plümos geriet ich in rage, ich spuckte gift und galle, ich sagte, dass an so vielen orten gehungert und gestorben wird, und da wird nicht mal eben was locker gemacht.
warum laden wir nicht ein ganzes flüchtlingsdorf ein, mit kranken und verhungernden. macht köln und umland dann auch mal eben so viele betten und nudeln locker wie jetzt ?wo ist die bereitschaft zum helfen, wenn es ans eingemachte geht, da wo es brennt ?
ich kriegte mich gar nicht mehr ein.
mein letzter satz war ein lautes :
"ihr füttert die falschen, herrgott-" und dann schlief ich erschöpft ein.

von mir aus werft den ersten stein, ich habe nur noch eine waffe in der hand …
kumbaya my lord, kumbayaaa …


sonst ist in sechzig jahren feierabend ...

trailer. interview. seite. was is?


vergleiche.

" das sieht aus wie ein bildschirmschoner. "

m. in der gestohlenen mittagspause am fluss, liegend und bei gefühlten 40 °C in den blauen himmel starrend. über uns möwen, um die 240.

logbuch | © Lu um 19:40h | keine meldung | meldung machen?

nachrichtenverschiebung.

eben. neuer windows-kompatibler computervirus, nachrichtensprecher warnt mit ernster stimme, bericht wohl just zu ende, als ich spät aufhorche- und schaue. schildkröten laufen durchs bild, eine reisst ihr gigantisches maul langsam und vor allem weit auf. ich denke huh ?, bringe thema und bild nur albern zusammen, denke so was wie "steinzeit", bin noch im computervirus, die da schon beim nächsten bericht, den eierlegenden schildkröten in wonochgleich ?
guten morgen, alle mann an deck ?