Samstag, 22. Oktober 2005

ein tag wie bolle.

und dann wollte ich eigentlich den vormittag nutzen.
vormittage sollte man ausgdehnt nutzen, wenn man sie dank frühen aufstehens zur verfügung hat. ich statt dessen, ich lag fest an die couch gekrallt, ein ziemlich zufriedenes lächeln im gesicht und schrieb nicht, wie angedacht, noch ausstehenden text, der mir die stelle der begnadeten restaurant-kritikerin verschafft, geldschwer, scharfzüngig und furchtbar super angezogen. ebenfalls schrieb ich nichts ins blog, nichts in meinen kalender, nichts auf den einkaufszettel, obwohl der genau so nötig gewesen wäre wie alles andere. ich lag also statt dessen tief in die couch geseufzt und verfiel mit haut und harren dem TVprogramm. mit salzstangen im mundwinkel, trauben in den händen und kaffee auf dem couchrand guckte ich mich minute um halbe stunde durchs netz, bin jetzt auf dem laufenden, sollte mich jemand mit einer quizfrage über "bauer sucht frau" ( dieser karl wirkt wie ein psychopath, und hubertchen kann ja richtig cholerisch, ha! ) heimsuchen, habe horst schlämmer in grevenbroich singen gehört, und alte folgen von stromberg nachgesehen. elend, du hast ein gesicht bekommen.

gegen mittag, ich löffelte grad umständlich mit dem leaderfellchen, gabs mittagsjournalgedöns auf RTL, und das brachte das fass zum überlaufen. im kopf total wortverknarzt erst einmal ausserhäusliche termine für die komplette nächste woche festgelegt, damit so ein pathologisher schlendrian wie heute nicht an jedem freien herbsttag zur gewohnheit wird. beseelt in folge dessen in die totale winterkluft gehüpft, um mich eine halbe stunde später in der stadt wie in einer ganzkörpersauna zu fühlen.
draussen temperaturen im frühlingsbereich, mein pulli schmiegte sich an mich wie eine latexhülle und ich dachte puh. aber egal, mein freier tag war mein freier tag war mein freier tag, und ich wollte sozial völlig unbegängelt einfach mal geschäfte gucken.
heute morgen noch vollends verliebt in den gedanken, am nachmittag bei nieselregen (!) und herbststurm (!!) in nette wolle gewickelt (!!!) durch die engen altstadtgassen zu flanieren, einen becher chai2go in den händen, rutschte die realität ein wenig seitlich weg, mit geräusch.
parka, wollpullover und schal waren gefühlte 15 grad zu viel des guten, die sonne kam auch noch raus und auf tee hatte ich dann überhaupt keine lust mehr, statt dessen wäre ein smoothie zum runterkühlen fast medizinisch schlau gewesen. zu allem übel dann plötzlich eine missions-ansage im kopf, und die hieß "neue winterstiefel wären toll.".
schuhe also, hallo elend.

ich habe bei stiefeln ganz feste kriterien. keine mode-fickschluppen, weil das find ich zu öd. sonderangebote soll mann doch woanders abgreifen, ich mags derbe und kontrastreich zum rest. also hohe stiefel, mit nicht zu engem schaft, ohne reißverschluß und das alles nicht im plastiklook bitte und in einer perfekten farbe, danke.
um mich herum liefen rudelweise pocahontas durch die schuhläden und suchten nach noch mehr pocahontas-modellen, bleu wär mal töfte. ich griff mir derweil eine verkäuferin, beschrieb ihr blumig und mit erhitzten wangen meine vorstellungen und sie zuckte resigniert mit den schultern. nur was wie hier im regal haben, sagte sie, und ich starrte auf rosa und ockerfarbene fellboots mit bömmeln, die keck an den kartons lehnten. hallo moskau.

nach 6 realistischen und 60 gefühlten schuhläden taten mir die augen weh und ich wäre bereit gewesen, wirklich jeden preis zu zahlen, für meine neuen stiefel, würde ich sie nur endlich finden.
irgendwann, es müssen jahre vergangen sein, bremste ich vor einer H&M filiale ab. DA! eine schaufensterpuppe trug MEINE stiefel, genau die wollte ich. mein pech : die schuhe waren reine deko, und die verkäuferin trotz massiver drohungen meinerseits nicht rumzubekommen, sich durch die komplette auslage zu buddeln um an die puppe und deren schuhe ranzukommen, um ihr diese vom plastikleib zu hebeln und mir den hersteller zuzurufen. mein plan, aber nicht mein tag. einziger trost : ich laufe jetzt nicht rum wie eine H&M'sche schaufensteridee. wer weiß, wo mir das noch mal helfen wird.
und dann, damit ich das jetzt nicht unter den teppich kehre, und betitelt mit "die rache an h&m folgte auf dem fusse ohne schuh", muss ich an dieser stelle noch sagen, dass ich aus fast versehen ein haargummi unentgeltlich mitnahm.
( sie hören eine kunstpause )
es lag häßlich und allein auf einem tisch, wo sonst nur pullis lagen, und seine kumpels sind wohl anderweitig schon geklaut worden, nur das häßliche braune mit rosa blumen drauf, das hat die diebin zwischen den ethno-pullis geparkt. und da dachte ich, lu, dachte ich, mach heute doch mal was total bescheuertes, und gönn dir einen adrenalin-kick mit dem haargummi. ich also pokerface, lasse das haargummi um meine finger schnalzen, wickle es verspielt und sensationslüstern um mein handgelenkt und verlasse den laden. natürlich hat nix gepfiffen, aber der moment des hinausgehens war trotzdem schräg. vor der tür, also in freiheit, grinste ich das häßliche haargummi an, nannte es trudchen und band mit trudchen meine haare im nacken zusammen, als zeichen unseres ersten und bestandenen abenteuers.

letztes highlight des abends - ich so bei wom, wollte nur so ein bißchen in den DVDs kramen und dachte bei einer ganzen pallette von nicePrice musik DVDs – john lennon, rat pack, eagles, etc- das da ja jetzt nur noch so eine von KISS fehlen würde. und wenn die so eine mal hätten, dann müsste ich die natürlich kaufen. wegen fjugend und so. und kaum bog ich um die ecke, scharf an john lennon und earth, wind and fire vorbei, da lag sie plötzlich, geschmacklos und billig, und ich dachte hallo und nahm sie mit.

und morgen lest ihr dann, wie ich mundraub im bioladen begehe und dabei alte kiss songs pfeife.


clic.



PW: - - -

minuten, in denen man kopfschüttelnd über seine passwörter staunt, die man kryptisch grad an die seiten erdenkt und verteilt, die man sehr sehr selten besucht.


kaffee an display.

(...)" Die Pinguine wandern jedes Jahr zu Tausenden (grandioses Bild) durch die Antarktis, um sich in einem geschützteren Teil als direkt am Meer zu paaren. Hätte man doch so auch sagen können. Aber nein, stattdessen wandern die Viecher zur (Achtung, O-Ton, bei dem ich wirklich Schmerzen hatte) „Oase der Liebe“, wo sie den „Tanz der Verliebten“ miteinander tanzen. Und wie im Softporno auf Premiere wurden dann die Vögel auch nur von der Gürtellinie an aufwärts gezeigt, als der Tanz sich dem Ende zuneigte."

( alles )