Freitag, 1. April 2005

ivar's kinder.

ich biete wohnraum für ca. 480 babys.
nein, kein scherz, ich habs lebend als beweis im wahrsten sinne des wortes vorliegen.
auf meinem balkon steht seit jahren, und das war anfangs nur als notlösung gedacht, ein altes IVAR regal. die IKEA-jünger unter euch werden jetzt weise mit dem kopf wackeln, und denken "aaah ja, IVAR."
mein IVAR ist mittlerweile durch einige farbphasen mit mir gegangen, und durch dick und dünn. er begann seine karriere als klamottenregal in meinen zwanziger-anfängen und wurde sofort schwarz gestrichen. okay, es wurde zu meinem ärger nicht richtig schwarz, eher so uncool-dunkel, aber das musste auch gehen. an ihm hingen nietengürtel wie schlangenlederimitate, jeanshosen wie latexoberteile, und auch ein stofftier stand beizeiten oben auf, kowalski hieß es und es war eigentlich ein ein er, und er war ein hund. kowalski.
in späteren jahren stand IVAR in sämtlichen räumen, wurde erst rot, dann blau, war quasi ein möbelspringer, und die arbeitsagentur macht aus diesem begriff sicherlich bald ein berufsbild. geschenkt.
in meinen anfängen der dreissiger hielt IVAR dann als wackeligster küchenschrank der geschichte der frisch-getrennt-erstwohnungen her. er wackelte dramatisch bei jeder uBahn die vor meinem haus vorbeirauschte, und mit ihm wackelte lustig und laut mein gesamtes hab und gut, also vier teller, acht gläser, zwei müslischalen ( mein ex mochte scheinbar kein müsli, ich allerdings auch nicht ) wahllos geschnapptes besteck und der alte kaffeebecher aus alten tagen, auf dem mein name trohnte, und den ich aus diesem grunde nie wegreduzieren, verschenken oder jemand anderem als kaffeebecher andrehen konnte. so heisse nun mal nur ich, und sollte ich jemals eine andere mit diesem namen antreffen, ich werde sofort ihre freundin und schenke ihr diesen echt hässlichen kaffeebecher, den ich seinerzeit von einem chef bekam.
als ich dann hermann, meinen gigantisch alten und gigantisch massiven wohnzimmerschrank aus irgendeiner jahrhundertwende bekam, stellte ich den wackligen und immer noch blauen IVAR auf den balkon, räumte hermann mit meinem hab und gut voll, und stellte auf IVAR sämtliche kräuter, alte blumenerde und diverse terracottapötte, selbstgesammelte samen nebst zeus, meinen einstandsolivenbaum aus griechenland. das alles wohnte jetzt in und auf IVAR dem blauen, alle waren wieder zufrieden, jeder hatte seinen festen platz.

was ich zu diesem zeitpunkt gänzlich vergessen hatte : ivar hatte noch eine höhere bestimmung, ivar wollte kinder.
ich oute mich mal eben, damit ich hier weiterkomme : ich war hobbythek-jüngerin.
und bevor sich jetzt meine geschätzten männlichen mitleser angeekelt abwenden, "iiiih" schreien und an die sagenumwogene gleitcreme denken ( ja, der abend, als sie jean pütz den saft abgedreht haben, bevor er weiterreden konnte ) und an total natürlich behaarte körperstellen und selbstgemachtes shampoo aus kartoffelabfällen : nein. so eine nicht.

ich gebe sehr wohl zu, dass ich mir das alles immer mit hellem interesse angeschaut habe, aber ich kam nie auch nur ansatzweise in versuchung, mir einen bausatz aus rohasche und klebrigen ölen zuzulegen, nur um nach 6 tagen arbeit ein kleines fläschchen shampoo in den händen zu halten, mit dem ich dann auch den teppich reinigen und die sitze im auto abreiben konnte.
ich habe in der küche selber käse gerollt, ja, ich habe auch frischen und mächtig drehenden joghurt gemacht und meine lichtdusche gegen den lichtmangel im winter wurde ebenfalls nach der hobbythek-anleitung gebaut, ja, aber für den rest gab es damals die trendmarke "body shop", da konnte man sich guten gewissens eindecken, und gerochen hat es auch noch lecker.
und jetzt komm ich mal auf einen punkt : als ich vor ca. vier jahren neben IVAR auf meinem alten balkon rumsass, die füsse in einer wasserwanne baumelnd, einen eiskaffee in der linken, ein buch in der rechten hand, und über düsseldorf eine schwere wärme waberte, da bemerkte ich eine gewisse unruhe neben mir. ich dachte noch "jessus, die ist aber fleissig bei dem wetter, die biene", und ahnte nicht, was da vor sich ging, centimeter neben meinen hirn in dem noch hobbythek-informationen von damals schlummerten. irgendwann ging mir diese betriebsame hektik auf einen nerv, ich gähnte von meinem burggipfel über die stadt und schaute nach dem rechten, also nach rechts. und da sah ich, was dieser brummer dort geschaffen hatte.
menschen mit ikea-regalen werden wissen, dass diese total praktisch verstellbar sind, und zu diesem zwecke ganz viele kleine löcher an den seiten aufweisen, in die man kleine metallstifte stecken kann, auf die dann die regalbretter zur ruhe kommen. pro seite und regalecke sind in meinem regal ca. 60 löcher, macht insgesamt 120 für jedes regalbein, macht summa summ 480 löcher für mein blaues IVAR-regal. und in eben diese, ich schätze mal es waren so um die 8, in diese hatte dieser lütte brummer was reingestopft und dann fest verklebt.
als in bio durchgenommen wurde, wie viele baby-bienchen eine biene auf einmal bekommen kann, da war ich wohl auf dem schulklo heimlich eine rauchen, aber es gab nur zweikommafünf möglichkeiten:
entweder lagen in meinen regallöchern nun kleine baby-bienen mit verpflegungspaket, oder bestes propolis, oder beerdigte drohnen. möglich war alles. ich konnte aber nicht gucken, weil die löcher pedantisch mit was grauem zugekorkt waren, quasi weggetuppert und abgeschlossen.
diese prozedur ging über tage so, es war ein reges treiben auf meinem balkon, und ich, die sich über nichts mehr wunderte im vieren stock über düsseldorf, an der A46, am park, ich hatte ja auch schon oliven gezüchtet und tomaten geerntet, chamäleoneier gebrütet und frösche über winter im kühlschrank gehabt, warum also nicht auch bienen.

was auch immer am ende herauskam, ich habs leider verpasst, am arbeitenden menschen an sich rauscht ja nicht nur das leben vorbei, sondern auch die brut des IVAR-regals.
aber jedes jahr aufs neue kamen die pelzigen weiber, stopften brummend die löcher, ich lächelte beschwingt und fühlte mich ein bißchen schwanger mit denen, und gut war.
ich hatte ja die pütz’sche information im kopf nebst bauanleitung :
nehmen sie holz, bohren sie mit der bohrmaschine löcher hinein und legen sie das in den garten oder hängen sie es an ihre häuserwand, die wildbienen brauchen brutplätze, die zeiten sind schlecht und aus beton.

und als ich eben in der sonne auf dem balkon sass, die fellchen ihre ersten fetten fliegen zum frühling fingen und die welt auch sonst recht friedlich schien, da kam wieder eine. sie war pelzig, dunkel und hatte einen roten hintern. und sie schlüpfte laut brummend in eins der 480 IVAR'schen löcher und fing an zu zimmern.

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Und morgen, liebe Leser, erzählt uns die Lu, wie sie jedem einzelnen Bienchen Namen gegeben hat..!

Und los!

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die erste drohne die aus dem loch plumpst soll malcolm heißen.

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Juhuuu!

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Auf Deiner Tasse...
steht LU? Wow, ein Andenken an Ludwigshafen! Mach's wie in der Werbung, gib dem Kind einen neuen Namen und mach es dadurch interessant! (Und verkaufe es dann teuer).

Bei uns sind es die Rolladen-Pöppel, die jährlich mit wiederkehrender Regelmäßigkeit zugebaut werden. Diese Teile, die einen Rolladen daran hindern - schwupp - einfach oben im Rolladenkasten zu verschwinden, zieht man einmal zu heftig am KGurt. Schraubenlöcher auf der Unterseite von Garten- und Balkontischen sind auch beliebt.

Aber Du bist wirklich fortschrittlich: schwedische Plattenbauten für Erdhummeln! Nur aufpassen, dass das kein sozialer Brennpunkt wird! ;o)

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ach, du hast also die buckelige verwandschaft in deinen gartenmöbeln hausen, ja ?
tsess, die landbevölkerung. ich mach ja jetzt nur in hochhäusern hier mitten in der stadt.

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