Dienstag, 2. Oktober 2007

SixFeetUnder-Stand, heute.

Gerade, mitten in einer privaten Fressorgie, nur ich und eine XL-Schüssel Salat mit allem, da starb (Staffel 5, DVD 4, Folge 1) Nate. Kurz bevor er das tat, maulte ich ihn mit pickepacke vollem Mund noch an, rief 'Nathaniel Samuel Fisher Jr, Du Vollspacko, Du bist das unverbindlichste Arschloch auf Mutter Erde!' Und noch ein bißchen kürzer davor, da sagte ich 'JETZT! Geht nicht, der ist gleich weg!' Und was passierte? Genau. Mausetot, und ich hatte noch nicht mal die Schüssel auf. Danach mochte ich nix mehr, der Tod an sich schnürt mir ja mittlerweile alles ab, da hilft auch Mutters Satz von früher nicht, die mir bei Bambi (später bei Kimba und Konsorten) im Kino Mantragleich immer 'Das ist nur ein Film, danach leben alle weiter, ehrlich!' ins Ohr brüllte, damit sie gegen mein Brüllinferno ankam. Ich möchte auch gar nicht von den Sturzbächen später, bei Cap&Capper anfangen, ich allein habe es geschafft, das Kino zu fluten, da war ich noch nicht mal zehn. Mit Anfang zwanzig bekam mich der Taxifahrer kaum beruhigt, der mich kurz vor Mitternacht nach 'Der mit dem Wolf tanzt' nach Hause fahren musste. Nachdem 'Wind in seinem Haar' heulend und schreiend auf diesem Felsvorsprung stand, war für mich Ende. Und bis nach Mitternacht schniefte und rötzelte ich in mich hinein, tieftraurig über den toten Wolf Socke, über die Ungerechtigkeiten der Welt schlechthin und dass es in Düsseldorf nicht so tolle Männer gab wie 'Wind in seinem Haar'.

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe nur noch die letzten zwei DVDs, dann ist die Serie vorbei. Geize ich jetzt oder nutze ich den morgigen Feiertag?


maßgeschneidert.

Aus einer Werbemail:

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Viele Grüße
Ihr ClickandBuy-Team


Ich lache immer noch. Da lobe ich mir den Newsletter aus meinem Bio-Supermarkt, der wenigstens thematisch genau trifft:


Liebe basic-Kundin,

als Einstimmung zur Weinprobe, die Mitte Oktober in unseren Märkten beginnen wird, stellen wir Ihnen heute vier ausgewählte Wein-Käse-Paare vor. Welche Klassiker das sind, erfahren Sie hier.

Und für alle, die mehr über die Besonderheiten des Bio-Weinanbaus erfahren möchten, gibt’s unsere Warenkunde online oder zum Mitnehmen in unseren Märkten.

Einen genussreichen Start in einen stimmungsvollen Herbst wünscht Ihnen

Ihr basic-Team


Geht doch.

Bester SPAM des Vormittags:

von Tanja
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Bis wann?

latrinen-talk | © Lu um 14:17h | keine meldung | meldung machen?

one blogpost for burma

Was?
Free Burma Wiki, 04.10.2007.

funkspruch | © Lu um 11:40h | keine meldung | meldung machen?

Montag, 1. Oktober 2007

kekse, süß wie arbeit.

Ein nicht sinken wollendes Thema, ein Allgemeinthema möchte ich sagen, war am Wochenende ja wohl der Regen.
Ich konnte nicht mitreden, weil hier war Sonne, Herbst, innerhäusliche Betriebsamkeit, gut gepflegte Befindlichkeit und eine Zeitung wurde sogar zum Sonntag Morgen rangeschafft, so weit war es schon.

Regen. Hätte es doch mal, hätte ich sicher noch mehr 'geschafft'. Lochend, abheftend, den wirklich richtigen Ordner suchend sass ich in einem Blätterteich (Meer wäre an dieser Stelle übertrieben) und dachte ganz wie in High Fidelity an die perfekte Lebens-Orga in Form von der perfekten Ordner-Organisation. Geht die von A bis Z, thematisch, von aktuell bis abgelegt oder nach Farben?
Gescheitert. Die Abrechnung meines Dentisten habe ich jetzt doch wieder zwischen die Abrechnungen 99 bis 2002 geklemmt, weil da Platz war. Pragmatismus funktioniert also auch an solch überzeugend öden Orten.

Dann zwei Partys, die ich nicht geschafft habe.
Dann meine komplette Verweigerung dem Thema und Lebensmittel Huhn, schwer geschädigt wie ich frisch bin. Ich gleiche so etwas ja immer sofort wieder aus, indem ich eine Extra-Spende an den WWF oder Animal Peace mache, Greenpeace oder Food Watch, je nachdem, in welchem Lebensordner das Thema dann abgelocht und geheftet auf Vergeltung wartet. Bringt super Aufkleber fürs Fahrrad und eine Weste wie mit dem Spinnrad-Baukasten gewaschen. Ein gewisser Grauschleier bleibt, die Umrisse des Rotweinflecks sind auch noch mit Brille erkennbar, aber der Rest: sauber. Werde im Anschluss direkt mal 'Huhn und Vergeltung' googeln.

Was noch?
Ach ja, ich habe Verstärkung in Sachen Motivation bekommen. Eine Postkarte, welche ich gestern beim aufräumen fand. Auf dem Bild die Art Haus, welches ich mir in Zukunft vorstellen könnte, in Form eines hübsch maroden Steinhauses in Frankreich, mit eben so maroden und gesprungenen Tontöpfen aus denen alle Kräuter der Provence potent herauswuchern, Lorbeer flutet den sehr anmutigen Schlund des Kellers ein, die sehr niedlichen und abgeblätterten Fensterläden versprechen grobe Möbel und gesprungene Tassen mit Blütenmotiven, und dort, wo der Oleander heraus quillt, da könnte ein Schlafzimmer sein, weiße Bettwäsche, natürlich, und ein Hauch von Kaffee hängt über all dem.
Kaffee und Frieden.

In echt wäre man natürlich geistesgestört, würde man in solch ein marodes Objekt noch seine letzten Ersparnisse stecken, und wer weiß, in welchem Zustand das Dach ist, das wurde nämlich und sicher mit Bedacht extra nicht mit aufs Bild gelassen, weil da Horden von wilden Schwalben alles unterbaut haben, und die Schwalbennester am Ende das Einzige sind, was das ganze Haus noch auf dem Keller hält.
Vorausgesetzt es hat einen Keller.

Wie dem auch sei, diese Postkarte fand ich gestern sehr passend, meine Motivation zu steigern, und ich kritzelte mit einem Kugelschreiber oben auf den weißen Rand 'Traumhaus!' und unten nutzte ich die weiße Fläche für folgende Motivation, welche mich ab nun Tag für Tag vor die Hütte treiben sollte, Fleiß und Stullen im Juten Beutel:
'ARBEITE!' Dahinter ein Smiley, als könnte es nicht ärger kommen.

Frisch gefasster Entschluss gerade überarbeitet: Ich werde diese Postkarte gleich wieder zu den anderen Postkarten in den Karton legen, der Absender ist übrigens mein alter Hausmeister Schosch, den ich quasi zu dieser Reise mit seinem Haumeisterbus überredet hatte. Im Gegenzug fütterte ich seine Fische und durfte seine Waschmaschine benutzen, was damals eine sehr große Zeitersparnis für mich Waschmaschinenlose war, dafür aber die Nachbarn schmunzeln ließ, wenn ich spät Abends mit frisch gewaschender Wäsche aus der Tür des Hausmeisters im zweiten Stock kam. Das alles war 2002, also im Ordner direkt nach den Rechnungen meines Dentisten.

Faden verloren, aber gut so. Noch zu tun (dringend) bis zum Nachmittagsjob: Einen Berg dieser Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche, (M. auch) und weiterhin super Konzepte abringen, super Angebote per Mail durchblättern, mich vor lauter überirdisch bezahlter Jobs gar nicht mehr Entscheiden können, und deswegen einfach weiterhin diese Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche. Und M. auch.

(Achtung, im letzten Abschnitt befindet sich eine Aussage, die pure Ironie enthält.)


Donnerstag, 27. September 2007

sms an draussen # 1.

"Ich habe die letzten 50 Minuten in einem Raum verbracht, in dem sich ebenfalls eine gehäkelte, rosa Vagina befand."

(Bitte fragt nicht, warum. Manche Dinge sind einfach, wie sie sind.)


umleitung.

Bitte lesen Sie meinen Vormittag.


Dienstag, 25. September 2007

strebers eintrag.

24-09-07 2126

Die Boot-Camp Note war in der Post. (Yezz!)


schwestern.

98,8 % meiner DNA stimmen mit der eines Schimpansen überein. Als ich mich um Punkt acht heute Morgen mit einem Berg Vollkorn-Ballast-Super-Bio-knäckebrot (3. Packung, frisch angebrochen) auf Teller zurück ins Plümmo schlich (dem lieben Gott ein Stück Tag stehlend) um mir die vorletzte Folge von Six Feet Under (4. Staffel, vorletzte Folge) anzusehen, da dachte ich bei mir, was denn meine Schwester Schimpansin gerade so treibt, so eng verwandt, wie wir sind.
Wo lebt sie ihre zwanghaften Phasen aus (Knäcke und Staffeln konsumierend), macht sie auch noch flugs den Stall/Wald sauber, bevor sie sich eine Pause gönnt, was ist ihr Six Feet Under, und mal ganz unter uns Primaten:
Haben Schimpansinnen PMS?


Montag, 24. September 2007

d'accord

23-09-07 1704

Dies ist keine Übung. Meine liebste Scheibe im Viertel.


Sonntag, 23. September 2007

das wochenende und seine momente.

Alles quasi verpasst, genauer, darüber zu bloggen das Internet vollzuschreiben zu informieren.
Drei Geburtstage und ein Jubiläum.
Fünf Jahre (!) Kraut-und Rübenbloggen auf meiner miagolare, darauf habe ich eben direkt noch mal eine Olive extra auf den Teller gelegt.

Übrigens: Eben sehr laut Frau Merkel bejubelt, die sich den Dalai Lama nicht von den Chinesen vermiesen lässt.
Sehr zufrieden koche ich der Sonne zum Trotz einen Topf Rotkohl, den ich gleich mit einem großen Löffel, aber das gehört hier nicht hin.

Sowieso, China. Pah.

(Entfernt sich wild gestikulierend vom Bildschirm, raus, in die Weiten der Küche.)

Heute geschafft: Bügelwäsche mit Six Feet under (2 Folgen), Sonntagsdepression, eine Bionade Holunder unter Menschen.


immo-poem.

Auszug aus einem Exposé:

ehemaliges "Schweig mir von Rom" am Tal der Eisvögel
Immonet-Nr.: 7580492

Objektbeschreibung
Das Grundstück ist mit der ehemaligen traditionsreichen Gaststätte "Schweig mir von Rom" bebaut. Der Zustand der Gebäude ist nicht gerade der Beste. Durch eine umfangreiche Sanierung oder einen Neubau kann man den Standort aber wieder zu altem Glanz verhelfen.

*

Fantastisch. Also nicht das Gebäude, das bereitet einem optisch schon eine Langzeitdepression, aber ich möchte den Menschen sehen, der dort lebte, und der Gaststätte diesen Namen gab.


zeit.

Heinz Strunk geht dahin, wo es weh tut.
Zeit, ganz großes Kino.

Frisch abgegriffen bei SvenK.

(Ich musste es mir ein zweites Mal ansehen, um herauszufinden, ob dieses Gefühl, welches eine Mischung aus Aphex Twin und Nine Inch Nails gucken war, tatsächlich bleibt.

Tut es.)


Samstag, 22. September 2007

umnachtet und besonnt.

Vorhin stehe ich im lichtdurchflutetem Bad und versuche, mir zwei Augen und einen Mund zu malen, die wie meine zwei Augen und mein Mund aussehen. Es hätte ein toller Moment sein können, so wie der heute Morgen vor acht, als ich die Haustür öffnete, meinen Gaul unterm Arm, und tatsächlich frische Luft und einen Hauch Erde roch. Da hat der Park mal richtig das Viertel geflutete letzte Nacht, lecker Bäume!
Jedenfalls, um zurück zum tollen Moment zu kommen, bzw. dessen Ausfall: das Bad geht zum Hinterhof, zum Hinterhof gehen auch sämtliche Fenster sämtlicher Mitbewohner, Nachbarn, Menschen an sich, und Menschen produzieren Geräusche, meist niedere, und viel Krach. So stand ich mit der Wimperntusche in der Hand und hörte ein Klanggewitter von cirka fünf verschiedenen Musikrichtungen, eine laut in ihr Telefon schwadronierende Russin mit Restalkohol, einen Staubsauger der sicher den stolzen Titel eines Industriesaugers führt, und einen laut stöhnenden Nachbarn auf dem Klo nebenan.

Flucht nach vorn, Rucksack an entsprechende Stelle gerückt und mit dem Rad zum Bio-Markt meines Vertrauens. Ich krieche gerade einmal um den gesamten Drahtgaul, um ihn großstadtsicher zu vertäuen, da brüllt jemand 'Hey!' in meine Rückfront. Ich schnelle verschrocken hoch und schaue mit einer Mischung aus Entrüstung und Ratlosigkeit zurück, rufe ebenfalls 'Hey!' und denke dabei, wer zum Teufel ist das?
Der Mensch ist männlich, trägt graue, lange Haare und einen Zottelbart, speckige Lederklamotten, einen Antifa-Button, und tatsächlich, als wenn es heute an Klischees mangeln würde, quillt eine zerdrückte Packung Tabak aus der Hosentasche. An der Hand ein mies gelauntes Mädchen kurz vor der Pubertät, am Handgelenk ein Haargummi, cirka schwarz bis braun.
'Hey!', er wieder.
'Du machst aber auch alles so richtig richtig, was?' strahlt er mich an und knufft mir zur Unterstreichung seiner Worte noch angedeutet in die Seite.
'Könn wa jetz jehn?' das Mädchen.
'Was mache ich genau?' versuche ich Zeit zu schinden. Ich habe immer noch keinen blassen Schimmer, wer mich da knufft und anstrahlt, enthaare ihn in Gedanken, Bart weg, grau weg, Georg vielleicht, nein, Georg war mehr nordisch blond, der würde anders ergrauen.
'Na, mit dem Rad zum Körnerladen. Hättste auch nie gedacht, dass du mal so wirst, oder?', und zack, der nächste Knuffer.
'Papa. Könn wa jetze?' rettet mich das Mädchen vor erneuten Angriffen.
'Mensch, wart doch ma, Inchen. Wenn ich schon mal wen von früher treff. Mensch, wat machste denn so?'
Das ist genau die Frage, die mir den Schweiß unter die Achseln treibt. Da trifft man wen, den man so lange nicht getroffen hat, dass sich keine Erinnerung mehr einstellen will, und dann fragt der gleich, was man denn jetzt so macht. Ich meine, da liegen Billiarden von Momenten, Entscheidungen, Erfahrungen, warmen Mahlzeiten und Erkältungen dazwischen.
Was man jetzt so macht.
'Och' sage ich, 'so dies und das.'
'Ah' er.
'Papa, ich hab meine Tage, ich will jetzt nach Hause!'
'Hör mal, echt schade, aber ich muss.' sagt er, 'schön, Dich mal wieder getroffen zu haben.'
'Ja, war prima.' lüge ich unverhohlen, und werde ganz sicher einen dicken Karmapunkt für Flunkern und Misanthropie abgezogen bekommen.

Kurz darauf, eine Ampel weiter. Herrlich, diese Sonne. Wie ein völlig überpackter Käfer schlingere ich mit dem Drahtgaul über den Kirchplatz, wie hübsch diese Bänke, und wie fröhlich die Spätblüher.
Hach, denke ich und lächle in eine Gruppe Berber, die gemütlich in der Morgensonne Bier frühstücken.
'Gute Reise!' ruft mir einer zu, und ich überlege ernsthaft, ob es für Trekkingräder Fahrradkörbchen gibt, und ob diese nicht endlich mal eine Alternative wären.