Dienstag, 2. März 2010

Mo 01.03.2010

Neuer Monat, neuer Mond, neuer Selbstversuch.
Nicht zuletzt kam meine Müdigkeit dem entgegen, vielleicht ein niedriger Eisenwert, auch wenn ich 'so etwas' noch nie hatte.
Hatte aber auch noch nie eine Rauchvergiftung, von daher-

Manchmal werde ich ja hellhörig, wenn mir Kunden von 'so Kuren' erzählen, die angebliche Wunder bewirken. Letztes Jahr kam diese Säure-Basen-Kur gleich mehrfach aus unterschiedlichen Ecken, und auf einen 0815-Städter passt die immer, fast jeder hat Stress, trinkt zu viel Kaffee, Alkohol, hat eine tägliche Liaison mit Zucker.
Zu viel Zucker fällt bei mir raus, aber meine Reizgifte Koffein und Äthanol zum Stress, dazu letztes Jahr im letzten 1/4tel diese ganze Medizin, die Müdigkeit - das reicht aus, um die SB-Kur mal gründlich auszutesten.

Planmässig wäre das so:

Fastenzeit: 9 Tage.

1. - 3. Tag täglich 60 ml Artischockensaft (3 x 20 ml), weil: regt die Leber mächtig zur Arbeit an und stärkt selbige. Leberfutter also.

4. - 6. Tag täglich 60 ml Brennnesselsaft (3 x 20 ml) zur Entgiftung des Blutes, entwässert den Körper, also viel trinken.

7. - 9. Tag täglich 60 ml Löwenzahnsaft (3 x 20 ml) zur Blutreinigung (Menschen mit niedrigem Blutdruck aufgepasst, das senkt diesen unter Umständen noch ein wenig weiter)

Frühstück: 1/2 Liter Sojamilch (Bio) mit 1 Banane in den Mixer und schlückchenweise trinken.

Mittagessen: Alle Gemüsesorten inklusive Kartoffeln nach eigenem Gusto zubereitet. Gutes Öl ist erlaubt, frische (oder getrocknete) Kräuter auch, wenig Salz.

Abendessen: Wie das Mittagessen.

Darmreinigung ist wie bei allen anderen Fasten- und Entschlackungskuren ein Muss, ohne ist der Spaß auch nur halb so schlimm. 1 gestrichener TL Heilerde 3 x täglich eine halbe Stunde vor oder nach dem Essen in ein Glas warmes Wasser oder Tee, löffeln oder langsam trinken.

Auf eine enstsprechende Ernährung sollte geachtet werden, sprich: 70% basenbildende Lebensmittel und 30 % säurebildende Lebensmittel.
Zusätzlich sind basenbildende Ergänzungsprodukte erlaubt.

Getränke: Wasser, Kräutertee, grüner Tee. Kein Kaffee, keine Fruchtsäfte, kein Alkohol!


Mein Plan geht so:

Morgens 300 ml Bio-Soja-Milch (aus dem Kühlschrank, weil so eine Spur leckerer) mit einer super Bio-Banane. In den Zerstörer und so schaumig wie geht, da hat man noch ganz kurz einen Milch-Shake-Effekt zu verbuchen.
30 Minuten später 1 TL Heilerde in Wasser und ein kleines Glas Gemüsesaft aus dem Reformhaus (Artischocke und Co ist in sauer vergorenen Beete/Sauerkraut etc- Säften enthalten, soll schmackhafter sein laut Reformfachkraft)

Mittags: Zwei handvoll Kartoffeln gekocht (Schüttelkartoffeln!) , mit einem kleinen Schwung Fleur de Sel, einem großen Schwung tollstes Olivenöl und frischem Schnittlauch.
30 Minuten später 1 TL Heilerde in Wasser und ein kleines Glas Gemüsesaft aus dem Reformhaus

Abends Ofen- oder Pfannengemüse, je nach Lust drauf.
30 Minuten später 1 TL Heilerde in Wasser und ein kleines Glas Gemüsesaft aus dem Reformhaus

Über den Tag verteilt grüner Tee und Wasser, so viel wie reingeht. Bis auf den kleinen Kaffee morgens absolute Koffein und Weinabstinenz.

Tag 1 von 9 ging so:

Direkt nach dem Aufstehen entschieden, einen heimlichen klitzekleinen Kaffee zu trinken. Schmeckte köstlich da verboten.
Normalerweise trinke ich morgens einen doppelstöckigen in 300 ml warmer Schaummilch versenkt aus meiner Lieblingstasse. Fühle mich also schon vor acht Uhr total geklärt und von allem entsagt. Toll!
Dann fiel mir die Heilerde ein.
"Eine halbe Stunde vor dem Essen 1 gestr. TL i. warmes Wasser / Tee." Ich rühre besagten Löffen in warmes Wasser, trinke und besehe dann den ersten Schluck von oben in meinem Waschbecken. Ausgespuckt wegen 'Ih!' -Moment. Eine traurige, braune Winzpfütze, die geschmacklich an das erinnert, was beim waschen eines potenten Feldsalates (Freilandhaltung) unten rauskommt. Knirscht auch genau so zwischen den Zähnen, die letzte Woche erst poliert und - aber lassen wir das. Den Rest des Glases habe ich wie gemusst in kleinen Schlucken meinen Ösophagus hinunterplatschen lassen. Dann direkt weiter zum Saft, der wird bestimmt toll nach der Erderfahrung.
Gieße ein, denke Wow, was für eine Farbe, denke an leicht süßlichen Saft, wie ein roter Smoothie und bekomme die geschmacklichste Ohrfeige seit Essigwein. Und weiß jetzt, das sich rote Beete -ganz sportlich- geschmacklich über alles legt, was sonst noch nach etwas schmecken könnte.

Mit Mundwasser in den Backen das Frühstück zubereitet. Magen hatte vor lauter Schreck das Knurren eingestellt, und ich versenkte Soja-Milch (eiskalt) und die Banane (dunkelgelb) im Zerstörer und drückte auf H wie HIGH. Raus kam eine schöne schaumige Pfütze, die nach Banane duftete. Nach Erde und Beete war das eine große Wonne.
Das frieren und den bitteren Abgang ignorierte ich großräumig.

Danach habe ich mich mit meinem Koffeinentzug an die Arbeit gesetzt und rumgenöhlt, das ich Koffeinentzug habe. Kopfweh, Müdigkeit, depressive Verstimmung und Antriebslosigkeit zeichnen einen gängigen Koffeinentzug aus, also nichts wildes, und auch nichts Neues. Vermute aber, dass ich ein paar mal am Notebook eingenuppt bin, anders kann ich mir das winzige Arbeitspensum nicht erklären.

Mittags (endlich!) Kartoffeln. Geschüttelt, köstlich, eine ganze Schale voll. Vor lauter Freude die Heilerde und den Saft vergessen. Habe danach jedes Schnittlauchröllchen noch per Hand aus der Schale getupft und Verschlungen.
Dann erstes Fastentief. Zwischen ein und vier Uhr in stabiler Seitenlage um meine Wärmflasche gerollt auf der Couch Pro7 geguckt. Also nicht wirklich geguckt, aber auch nicht in der Lage, aufzustehen und die Welt zu verändern.
Zwischen vier und fünf immerhin Mails beantwortet, Wärmflasche eng am Mann.
Dann eine halbe Stunde gebraucht, um in alle Laufklamotten zu kommen (6 Minuten) und die Smartphone Apps zur Ortung, Streckenbestimmung, Laufzeit etc zu öffnen (24 Minuten). Das Laufen ging so schnell, dass die Katzen mich noch nicht mal als ausserhäusig wahrgenommen haben, die eine App meinte 24 Minuten, die andere 27. Habe die halbe Strecke geschwänzt, weil keine Energie in der Blutbahn, das Laufshirt war noch nicht mal feucht, geschweige denn Wäschereif.
Das tolle: Direkt Abendessenzeit. Gute gelaunt den mittags marinierten Hokkaido in den Ofen gelegt, Gelage in 20 Minuten.
Zwei Etagen über dem backenden Kürbis Wäsche abgehangen und mit M. diskutiert. Und diskutiert und Wäsche, und diskutiert und da dachte ich, was riecht denn hier so, und als ich in die Küche kam, hörte ich das Piepen des Ofens, aber da war mein Abendglück schon tief schwarz. Wütend und mit Unterzucker eine Zucchino getötet, geviertel und durch die Pfanne gejagt.
Beim Essen die ganze Zeit gedacht, dass so ein kalter Riesling die Situation noch rausreissen könnte, aber ist ja nicht. Und die Heilerde? Vergessen.
So ein Wunder.