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Montag, 7. August 2006
mein 38.ster und warum ich früher ging:
Wir müssen einer kurzfristigen wie geistigen Umnachtung zum Opfer gefallen sein, genau in der Minute, als wir zeitgleich zueinander „Ja, klar, fahren wir doch DA hin.“ sagten.
Aber ich fang mal direkt in der Mitte an, und die ist in einem Haus aus Beton, welches aber aussehen soll wie eine typisch kanadische Holzfällerhütte, über dessen Eingang in groß „Toiletten“ steht. Ich muss darüber was schreiben, dachte ich in der meterlangen Schlange, hier soll keiner umsonst hinfahren um für dasselbe Elend Geld zu bezahlen, vor dem wir in den nächsten Minuten noch flüchten werden, sollte ich jemals an die Reihe kommen.
Die kurzfristige geistige Umnachtung kam genau in dem Moment, als wir Plan C für meinen gestrigen Geburtstag aus der Spaßkiste fischten. Wenn schon nicht Hamburg, und auch nicht das Meer, dann doch wenigstens etwas lose Themenverwandtes, also nach Sea-Life. Nur noch mal eben im Internetz nach der Wegbeschreibung gucken, dabei etwas resigniert den Hinweis lesen, dass ein Erwachsener ohne Kind da in einer guten Stunde durch ist und dann war da noch ein weiterführender Link zu ZOOM, und zack, ist das Geburtstagsdesaster gebacken. Plötzlich sollte es ZOOM sein, ZOOM mit seinen Erlebniswelten. Das hörte sich nach einem Tagesritt an, nach Afrika und Safari, nach Alaska und Rustikal, nach ein wenig infantilem Spaß mit Softeis. Mit der beruhigenden Info im Hinterkopf, dass Greenpeace an diesem Tierpark mitgebaut hat, setzten wir Auto in Bewegung und fuhren rein ins Ungewisse, ab nach Gelsenkirchen.
Ein Unfall an Parkplatz 3 mit Autoschlangen gefühlt bis nach Bottrop, eine nächste Schlange, genauer sechs davon, an den Kassen von ZOOM, inklusive fast aller Dialekte, die unser Ruhrpott so hergibt, viel Ey und wat und sehr oft Schantall.
Es war so eine ganz schräge Art von „das ziehen wir jetzt durch“, obwohl von Anfang an alles nicht nach dem aussah, was man persönlich mag. Spätestens an den Kassenschlangen hätten wir uns auf dem Absatz umdrehen müssen, aber wir hatten keinen Plan D zur Hand, und ich doch Prinzessinnentag, also Augen zu und durch, schließlich ist jede Schlange mal zu Ende. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns nur ein paar Meter weiter dann wirklich erwartete.
Als erstes guckten wir zwei genervt zur Wand gedrehten Luchsen auf die Hinterseite, und nebenbei einem Vater zu, der seinem Sohn links und rechts eine scheuerte. Das Kind rannte weg, ich sag noch, das hätt ich jetzt auch gemacht, und schon wurde man weiter geschoben, rein in eine dunkle Hütte, in der ich unwissend zwei versteckte Gucklöcher für die Tierwelt vermutete, statt dessen aber irritiert vor einem ungemachtem Bett und einem Glas Bohnen stand.
Als sich meine Augen komplett an die Dunkelheit gewöhnt hatten, klammerte sich ein fremdes Kleinkind an meine Waden (falsche Herde, meine Liebe) und mein Hirn stelle nüchtern fest, dass wir in einer nachgestellten Trapperhütte standen. Ach so.
Es ging weiter zu depremierten Elchen und eingepferchten Schnee-Eulen. In der Sonne. Ohne Ast. Die saßen einfach nur in nachgestellte Felshöhlen gekrallt und guckten, was sollten sie auch anderes machen.
Nach zehn Minuten war klar, dass die einzigen Tiere, die hier noch ansatzweise natürlich und froh agieren, die zahlreichen Wespen waren. Höchst angestachelt (haha) rauschten sie von ihrer Basis-Mülltonne auf ihr Zielobjekt (Mensch mit Eis/Stulle/Süßgetränk, bzw. Menschenkind mit allen drei Dingen in den Händen) und machten ordentlich Wind.
Gefühlt war der Park übrigens schon doppelt überbelegt. Der Mensch an sich, vor allem diese Art von Großfamilienmensch (SCHANTALL, ECHT EY! Nimm ma die Fingers von der Marie weg da!) der gestern so was wie ein Artentreffen in Gelsenkirchen hatte, zeichnet sich durch ein paar Dinge besonders deutlich ab:
Keine Distanztoleranz was fremde Körper mit Menschen drin angeht. Egal wo man sich gerade bewegte, man hatte immer mit mindestens einer fremden Person Vollkontakt.
Dann die Fähigkeit, in allen Lagen zu essen. Es war wie ein riesiges Tupper-Happening. Überall wurden Tupper-Dosen aus Taschenöffnungen gezaubert (Guck mal, Kevin, en Bär, hier, Stulle, iss!) und vor allem vor den depremiert auf dem Boden liegenden Tieren macht Picknicken ja erst richtig Spass. Wie Fernsehen, essen und glotzen.
Und dann die digitale Wahrnehmung. Die Deutschen haben die Japaner doch längst abgehängt, was die digitale Wahrnehmung angeht. Wollte man wirklich noch wissen, wo das nächste Tier seinen Lebensmittelpunkt hat, so musste man nur den in der Sonne reflektierenden Wänden von ausgefahrenen Objektiven und Mobiltelefonen folgen, irgendwo dahinter musste sich ein kleines Lebewesen aufhalten.
Statt „Guck mal, der arme Bär da unten, der kann sich ja nirgendwo verstecken.“ oder wenigstens „SCHANTALL, en Bär, guckens da.“ hört man nur „Hier, dat sind über 3 Mio Pixel.“ oder „Ochnee,ne? Dat Speicherteil is voll.“
Aber ist doch schön, so können sie den lieben und den Nachbarn zu Hause dann zeigen, was sie für einen echt super Tag mit der Familie verbracht haben. Hinter ihrer Linse.
Den Plan, den man anfangs vom Park bekommt, den brauchten wir genau einmal, und zwar um zu gucken, wo wir so schnell wie möglich wieder rauskommen. Seitenausgänge sind im Spaßprogramm nicht vorgesehen, also gegen den Strom zurück zum Eingang und nichts wie raus.
Sollte ich jemals einen Hauch von Kinderwunsch gehegt haben, so ist dieser zarte Keim nach gestern für die nächsten drei Leben geplättet, und als wir im Auto nach dem Prospekt griffen, begriffen wir dann auch viel zu spät, dass Greenpeace bei Sea-Life mit von der Partie war, und nicht bei ZOOM.
Muss nicht unbedingt was bedeuten, aber ich bin mir fast sicher, dass die Seepferdchen dort Rückzugsmöglichkeiten besitzen, wenn die keinen Bock auf Seepferdchenshow haben. Bei ZOOM haben die Tiere das nicht, dort ist der Besucher König. Möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum bedeutet am Ende nur, dass der König auf jeden Fall Tiere vor die Kamera bekommt, egal wie voll, laut, stressig und heiß es ist.
Mein Wunsch, sollte ich mal dran kommen: Einen Zoo der Stille. Der Besucher bekommt Geruchsneutrale Kleidung an, und irgend etwas aufgesetzt, was all seine Geräusche absorbiert. Er geht durch einen Zoo, in dem die Tiere nicht gestört werden, riecht und hört die Geräusche der Tiere und kein digital erzeugtes ritsch-ratsch der neuen Cybershot von Sony Ericsson, damit Vatti auch weiß, dass er ein Bild geknipst hat. Es herrscht Ess-/Rauch-/Haue-und Fotografierverbot, Kindern werden die Tiere erklärt und nicht die Kameras, und es gibt keine Bratwurst-Oasen.
Wenn ich mal König bin.
Gestern war ich Prinzessin, das reichte nur für die Flucht nach vorn und drüber schreiben.
Aber ich fang mal direkt in der Mitte an, und die ist in einem Haus aus Beton, welches aber aussehen soll wie eine typisch kanadische Holzfällerhütte, über dessen Eingang in groß „Toiletten“ steht. Ich muss darüber was schreiben, dachte ich in der meterlangen Schlange, hier soll keiner umsonst hinfahren um für dasselbe Elend Geld zu bezahlen, vor dem wir in den nächsten Minuten noch flüchten werden, sollte ich jemals an die Reihe kommen.
Die kurzfristige geistige Umnachtung kam genau in dem Moment, als wir Plan C für meinen gestrigen Geburtstag aus der Spaßkiste fischten. Wenn schon nicht Hamburg, und auch nicht das Meer, dann doch wenigstens etwas lose Themenverwandtes, also nach Sea-Life. Nur noch mal eben im Internetz nach der Wegbeschreibung gucken, dabei etwas resigniert den Hinweis lesen, dass ein Erwachsener ohne Kind da in einer guten Stunde durch ist und dann war da noch ein weiterführender Link zu ZOOM, und zack, ist das Geburtstagsdesaster gebacken. Plötzlich sollte es ZOOM sein, ZOOM mit seinen Erlebniswelten. Das hörte sich nach einem Tagesritt an, nach Afrika und Safari, nach Alaska und Rustikal, nach ein wenig infantilem Spaß mit Softeis. Mit der beruhigenden Info im Hinterkopf, dass Greenpeace an diesem Tierpark mitgebaut hat, setzten wir Auto in Bewegung und fuhren rein ins Ungewisse, ab nach Gelsenkirchen.
Ein Unfall an Parkplatz 3 mit Autoschlangen gefühlt bis nach Bottrop, eine nächste Schlange, genauer sechs davon, an den Kassen von ZOOM, inklusive fast aller Dialekte, die unser Ruhrpott so hergibt, viel Ey und wat und sehr oft Schantall.
Es war so eine ganz schräge Art von „das ziehen wir jetzt durch“, obwohl von Anfang an alles nicht nach dem aussah, was man persönlich mag. Spätestens an den Kassenschlangen hätten wir uns auf dem Absatz umdrehen müssen, aber wir hatten keinen Plan D zur Hand, und ich doch Prinzessinnentag, also Augen zu und durch, schließlich ist jede Schlange mal zu Ende. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns nur ein paar Meter weiter dann wirklich erwartete.
Als erstes guckten wir zwei genervt zur Wand gedrehten Luchsen auf die Hinterseite, und nebenbei einem Vater zu, der seinem Sohn links und rechts eine scheuerte. Das Kind rannte weg, ich sag noch, das hätt ich jetzt auch gemacht, und schon wurde man weiter geschoben, rein in eine dunkle Hütte, in der ich unwissend zwei versteckte Gucklöcher für die Tierwelt vermutete, statt dessen aber irritiert vor einem ungemachtem Bett und einem Glas Bohnen stand.
Als sich meine Augen komplett an die Dunkelheit gewöhnt hatten, klammerte sich ein fremdes Kleinkind an meine Waden (falsche Herde, meine Liebe) und mein Hirn stelle nüchtern fest, dass wir in einer nachgestellten Trapperhütte standen. Ach so.
Es ging weiter zu depremierten Elchen und eingepferchten Schnee-Eulen. In der Sonne. Ohne Ast. Die saßen einfach nur in nachgestellte Felshöhlen gekrallt und guckten, was sollten sie auch anderes machen.
Nach zehn Minuten war klar, dass die einzigen Tiere, die hier noch ansatzweise natürlich und froh agieren, die zahlreichen Wespen waren. Höchst angestachelt (haha) rauschten sie von ihrer Basis-Mülltonne auf ihr Zielobjekt (Mensch mit Eis/Stulle/Süßgetränk, bzw. Menschenkind mit allen drei Dingen in den Händen) und machten ordentlich Wind.
Gefühlt war der Park übrigens schon doppelt überbelegt. Der Mensch an sich, vor allem diese Art von Großfamilienmensch (SCHANTALL, ECHT EY! Nimm ma die Fingers von der Marie weg da!) der gestern so was wie ein Artentreffen in Gelsenkirchen hatte, zeichnet sich durch ein paar Dinge besonders deutlich ab:
Keine Distanztoleranz was fremde Körper mit Menschen drin angeht. Egal wo man sich gerade bewegte, man hatte immer mit mindestens einer fremden Person Vollkontakt.
Dann die Fähigkeit, in allen Lagen zu essen. Es war wie ein riesiges Tupper-Happening. Überall wurden Tupper-Dosen aus Taschenöffnungen gezaubert (Guck mal, Kevin, en Bär, hier, Stulle, iss!) und vor allem vor den depremiert auf dem Boden liegenden Tieren macht Picknicken ja erst richtig Spass. Wie Fernsehen, essen und glotzen.
Und dann die digitale Wahrnehmung. Die Deutschen haben die Japaner doch längst abgehängt, was die digitale Wahrnehmung angeht. Wollte man wirklich noch wissen, wo das nächste Tier seinen Lebensmittelpunkt hat, so musste man nur den in der Sonne reflektierenden Wänden von ausgefahrenen Objektiven und Mobiltelefonen folgen, irgendwo dahinter musste sich ein kleines Lebewesen aufhalten.
Statt „Guck mal, der arme Bär da unten, der kann sich ja nirgendwo verstecken.“ oder wenigstens „SCHANTALL, en Bär, guckens da.“ hört man nur „Hier, dat sind über 3 Mio Pixel.“ oder „Ochnee,ne? Dat Speicherteil is voll.“
Aber ist doch schön, so können sie den lieben und den Nachbarn zu Hause dann zeigen, was sie für einen echt super Tag mit der Familie verbracht haben. Hinter ihrer Linse.
Den Plan, den man anfangs vom Park bekommt, den brauchten wir genau einmal, und zwar um zu gucken, wo wir so schnell wie möglich wieder rauskommen. Seitenausgänge sind im Spaßprogramm nicht vorgesehen, also gegen den Strom zurück zum Eingang und nichts wie raus.
Sollte ich jemals einen Hauch von Kinderwunsch gehegt haben, so ist dieser zarte Keim nach gestern für die nächsten drei Leben geplättet, und als wir im Auto nach dem Prospekt griffen, begriffen wir dann auch viel zu spät, dass Greenpeace bei Sea-Life mit von der Partie war, und nicht bei ZOOM.
Muss nicht unbedingt was bedeuten, aber ich bin mir fast sicher, dass die Seepferdchen dort Rückzugsmöglichkeiten besitzen, wenn die keinen Bock auf Seepferdchenshow haben. Bei ZOOM haben die Tiere das nicht, dort ist der Besucher König. Möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum bedeutet am Ende nur, dass der König auf jeden Fall Tiere vor die Kamera bekommt, egal wie voll, laut, stressig und heiß es ist.
Mein Wunsch, sollte ich mal dran kommen: Einen Zoo der Stille. Der Besucher bekommt Geruchsneutrale Kleidung an, und irgend etwas aufgesetzt, was all seine Geräusche absorbiert. Er geht durch einen Zoo, in dem die Tiere nicht gestört werden, riecht und hört die Geräusche der Tiere und kein digital erzeugtes ritsch-ratsch der neuen Cybershot von Sony Ericsson, damit Vatti auch weiß, dass er ein Bild geknipst hat. Es herrscht Ess-/Rauch-/Haue-und Fotografierverbot, Kindern werden die Tiere erklärt und nicht die Kameras, und es gibt keine Bratwurst-Oasen.
Wenn ich mal König bin.
Gestern war ich Prinzessin, das reichte nur für die Flucht nach vorn und drüber schreiben.
Wer hat sich eigentlich diese Nelly Furtado in ihrem Maneater-Video in die eigentlich klassische Shakira/Aguliera-Szenerie gedacht, so mit leicht angeschmutzten Statisten die wichtig/rollig gucken, brennendem Irgendwas im Hintergund und vielen Ketten und Maschendrahtzäunen? Die kann ja noch nicht mal tanzen.
Statt dessen Bauchnabel in die Kamera halten und wild mit Haaren und Armen in der Luft wedeln.
(Rubrik: Dinge, die einem leider auffallen, während man im Hintergrund mistiges MTV am rennen hat.)
PS: Hat Mia irgendwie Schokotorte oder ähnliches mit sehr hohem Brennwert für sich entdeckt? (Vielleicht ist es ja auch nur die neue Frisur.)
Statt dessen Bauchnabel in die Kamera halten und wild mit Haaren und Armen in der Luft wedeln.
(Rubrik: Dinge, die einem leider auffallen, während man im Hintergrund mistiges MTV am rennen hat.)
PS: Hat Mia irgendwie Schokotorte oder ähnliches mit sehr hohem Brennwert für sich entdeckt? (Vielleicht ist es ja auch nur die neue Frisur.)
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