Mittwoch, 23. August 2006


Medusenschwärme!


Kiste an, Bier auf, Maul halten, weil:

Heute abend um 19h30 auf dem Jugendsender MTV kommt frischer Wind in die Wohnzimmer. Laut Ansage ist Chad Muska der Held der 1. Sendung von TITUS TV, ich sag Quatsch, der Luther ists, also schaltet rein und nutzt die 30 Minuten Spass, vielleicht kommt heut nicht mehr.


Das Bild wurde freundlichst geklaut bei Sprottenblogs Daniel.

Du willst erst mal einen Trailer gucken? Bitte, hier gehts lang.

(Von hier aus wilde Grüße nach Hamburch, ich geh jetzt M. seine Bretter in der Diele entstauben :)


Keine wie die andere.

Die eine ist vermutlich die stummste Physiotherapeutin dieses Planeten, immer rasant verstimmt und froh über so frisch verspannte Frauen wie mich, an denen sie dann so richtig Dampf ablassen kann. Während der Massage spricht sie kaum. Mein in die Aussparung der Liege gedrücktes Gesicht, das am Ende und für knappe 20 Minuten immer einen rot-lila Abdruck behält, ist zwischen entzückt und verknautscht zu jeglicher Mimik bereit, und von ihr kommen nur zwischendurch so aufmunternde Knappheiten wie "Oh nee, ne?!" und "Na ja.", meist kurz bevor sie so richtig ausholt und sich mit ganzem Körpergewicht auf einen meiner armen Wirbel wirft.
Aber ich finde sie toll! Sie findet wirklich jeden meiner aktuell vergnatzt-verspannten Nacken- und Rückenmuskeln, hält ihn fest und würgt ihn durch. Der geschockte Muskel dankt es mit sofortiger Entspannung, kaum merkt er, dass er am Leben bleiben darf. Recht so, gute Taktik.

Die andere ist frisch aus dem Norden importiert und ein paar ihrer Astralkörper scheinen noch in Kiel zu weilen. Bereitwillig meckert sie mit mir auf die scheiss Stadtluft, auf die hinreissende Ehrlichkeit einer Eckernförder Bucht und freut sich, eine liegende wie positiv bejahende Patientin für 40 Minuten ihr Eigen nennen zu dürfen. Und da ist der Ausgleich des Lebens wieder: bei ihr gibts lustige Geschichten und einen netten Plausch, und auch der Abdruck im Gesicht ist nicht ganz so arg, am Ende, aber die Massage ist eher so Kurklinik-Level, bloss nicht zu feste und ständige Wiederholungen. Und meine Wirbel lassen sie auch kalt.

Heute hatte ich wieder die Stumme, und das gab ein großes Hallo, weil heute waren wir launentechnisch auf Augenhöhe. Wir sagten noch artig "Tach", sie versuchte halbherzig einen Witz, ich tat so, als wär der nicht übel, und schon lag ich und wir schwiegen eisern. Einen Vorhang weiter gut belauschbare esoterische Gespräche über Wunderheiler in der Schweiz, begnadete Apotheker im Emsland und über Aufgüsse gegen Depressionen und Mieselaunigkeit. Ich wartete förmlich darauf, dass meine durch den Vorhang hindurch mal eben zwei Tässchen für uns ordert, aber sie schnaubte nur kurz und sagte zu meinem Rücken "Jetzt aber!".

Noch 3 mal.

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reisenotizen, 11. seite.

Dienstag, 20. Juni 06

Mimizan Plage

Sonne & Gewitter, 25 °C


„Avec Surprise, sil vaut plait!“

Ab Nachts Landwind, Papeteriegestank und Regen. Da kann man dann tagsüber mal in aller Ruhe die Gegend erkunden ohne in Auto im eigenen Fett gegart zu werden.
Könnte man, sollte ich sagen, gäbe es in dieser Region viel zu erkunden.
So durchliefen wir einen Pinienwald, trafen dort auf gigantische Mengen von Enten, die in Frankreich erstaunlicherweise sehr viel lauter sind, als ihre deutsche Verwandtschaft, was ich immer ganz pragmatisch auf die Jagdzeit schiebe. Entweder sind diese armen Geschöpfe von der ganzen Ballerei schon fast taub, oder es hat sich für das Überleben als vorteilhaft erwiesen, ein sehr sehr lautes Organ zu entwickeln. So standen wir stumm an diesem Tümpel im Wald und wurden von geschätzten 20 Enten angebrüllt. Des weiteren trafen wir auf eine halbe Trillion Baby-Kröten auf Pilgerreise, was das karmisch einwandfreie Weitergehen arg strapazierte, sahen uns drei umliegende Strände an (sehen alle gleich aus), fuhren für eine Stunde in einen Supermarkt zum Ausgleich der farbe grün und zum austocken der Alkoholvorräte, nur um darauf im Haus, nach ein paar Creme Bruelee in einen sehr tiefen, sehr selbstgerechten Schlaf zu kippen. Zum lesen komm ich so nie.


(einer der zahllosen Strände, "kennste einen, kennste alle", würde mein ur-opa malte jetzt donnern.)

Im Kopf schon so langsam mit dem Finger den Heimweg nachzeichnend. Was nimmt man noch mit, welcher Wein war der beste und wer wollte alles Sand haben?
Nachmittags kam die Sonne raus und wir dann gleich hinterher.


(täglich)

Strand und Atlantik = ein Traum, und hätten wir eben zum Abendessen im Restaurant nicht diesen Liter Tafelfusel bestellt, dann hätte ich jetzt auch noch genaue Vorstellungen, wie das England-Schweden Spiel eigentlich im Detail war. Vor mir auf dem Tisch steht ein kleiner Plastik-Comic-Truthahn mit Hut, und ich erinnere mich vage, dass ich bei dem verdutzten franz-ital. Kellner in der Pizzeria als Nachtisch den „Surprise-Becher-Winnie-the-Pooh“ mit einem flüssigenavec in der Mitte und einem Sil vaut plait am Ende orderte, weil auf der Kinderkarte stand das halt so da. Den wollte ich. Mit Überraschung, biddeschön.
Betrug auf ganzer Linie!
Aber es wird alles seinen Sinn haben, und so muss ich jetzt auch lachen, wenn ich mir diese Federvieh ansehe, wie es von einer fetten, frischgepfützten französischen Nacktschnecke bestiegen wird.

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Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:

Tag 1
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Tag 4
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Tag 7
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Tag 9
Tag 10

seefahrt | © Lu um 11:54h | keine meldung | meldung machen?