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Dienstag, 1. August 2006
reisenotizen, 2. seite.
Samstag, 10. Juni 06
Paris – Ile d’Oleron
Sonne, 28 °C
„Wir nehmen die Gurke!“
Morgens, beim aufwachen, die Nacht gefühlt in einem luftleeren Raum verbracht. Ein Blick aus dem winzigen Fenster neben der Treppe zeigte Paris von einer vertrauten Seite: Es wacht auf.
Man erkennt es an den Menschen, die links den Hund, recht das Brot und im Mund die Zigarette haben, hier in Paris hat wirklich alles seinen festen Platz. Als Kinski damals wetterte, Paris würde an seiner Hundescheiße noch einmal ersticken, da hat er die Kippen und die Brotkrumen vergessen.
Leider waren wir im Haus -bis auf die Katze, die scheinbar nie schlief- die einzigen, die aktiv waren. Leise die exakte Pariser Anzahl4fach-Küsse auf verschlafene Gesichter verteilt, noch 100 mal betont wie toll, nett und überhaupt alles war, und dann standen wir schon draußen, und der schlafende Teil der Familie lag wieder sicher verstaut im Plümmö. Bis auf die Katze natürlich. Die saß am Fenster und sah zu, wie ich mich auf offener Strasse umzog und die Kühltasche auf Frühstück prüfte.
Frühstück in Paris: der Rest aus der Thermoskanne von gestern und ein Müsliriegel mit Milchteil in der Mitte = ausgewildertes Gefühl, schon seit Wochen unterwegs zu sein. Hätte mir später sogar bedenkenlos auf dem Tankstellenklo die Beine rasiert, wenn es denn nötig gewesen wäre.
Die Fahrt über Richtung Insel eine ganze große Flasche Evian getrunken, und eine ganze große wieder ausgeschwitzt. Das Shirt hatte ich seit gestern Morgen (Düsseldorf) an, darin um die 1000 km gelebt und eine Nacht geschlafen. Ab einem bestimmten Punkt ist einem scheinbar alles egal.
Auf der Insel (ab der Brücke hinüber nur noch gegrinst, weil Wellen und Salzgeruch, Austernfarmen und Weinfässer stark nach Urlaub aussahen) ein Mobil-Home ( Mobielomm, wie der Franzose sagt) gemietet, vorsichtig erst einmal für zwei Tage.
Wir hatten die wilde Auswahl zwischen Zeltplätzen, einem alten Mobil-Home und zwei neuen. Wir nahmen das alte, die "Gurke", noch nichts ahnend, was der Blick des Vermieters kombiniert mit dem Satz „das ist aber nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand“ wirklich bedeutete. Wir wollten die Gurke, weil sie Schatten und Charakter hatte, und durch eine träge im Wind baumelnde Wäscheleine morbide Gemütlichkeit ausstrahlte.
Als später sämtliche Wasserhähne explodierten, das warme Wasser in der Dusche eiskalt blieb und die Gasflamme am Herd schwächer war, als unser Campingkocher, da ahnten wir dann, was das "nicht mehr auf dem neuesten Stand" im Detail bedeuten kann.
Wir haben unsere Gurke trotzdem lieb, nicht zuletzt, weil wir gerade in absoluter Ruhe auf der Holzterrasse sitzen, die Nachbarn um uns herum ein Fest an leisen, fröhlichen Menschen sind, und der Wein kombiniert mit der Seeluft stark sedierend wirkt und alles sehr töfte aussehen läßt.
Neben mir stehen die Reste des Abendessens. Im Supermarkt Fischpreise unter aller Kanone. Die Fischfachverkäuferin in Gummistiefeln fragte netterweise nicht, für wie viele Personen wir kaufen. Eben dann ein gefühltes Weltmeer gebraten und vertilgt. Mein Karmakonto ist am 2. Tag schon wieder im Dispobereich, was Sea-Food angeht. Gerechterweise werde ich im nächsten Leben wohl als Dorade oder Schrimp inkarnieren müssen.
Uh, wir sind scheinbar eigenständig aufgetischtes Abendbrot für die Inselmücken. Die Nachbarn rennen sehr leise in ihre Trailer und verrammeln alles. Machen wir denen jetzt nach, die sehen nämlich aus, als würden sie wissen, was sie tun.
PS: Mein gedachter Dank geht heute nach Deutschland an den geschätzten SvenK., der mir seine Lieblingsinsel, die Ile de Re, als Reisepunkt ans Herz legte. Und da ich erst mit dem Finger auf der Karte ein paar Centimeter verrutscht bin (was auch im Meer folgen haben kann, wie man sieht) und dieses Eiland hier als etwas "rustikaler" beschrieben wurde, liegen wir nun hier und sind auch sehr zufrieden. Und haben noch eine Insel übrig, was ja auch nicht zu verachten ist. Man sollte im Leben immer noch eine Insel zum angucken und beleben übrig haben.
Paris – Ile d’Oleron
Sonne, 28 °C
„Wir nehmen die Gurke!“
Morgens, beim aufwachen, die Nacht gefühlt in einem luftleeren Raum verbracht. Ein Blick aus dem winzigen Fenster neben der Treppe zeigte Paris von einer vertrauten Seite: Es wacht auf.
Man erkennt es an den Menschen, die links den Hund, recht das Brot und im Mund die Zigarette haben, hier in Paris hat wirklich alles seinen festen Platz. Als Kinski damals wetterte, Paris würde an seiner Hundescheiße noch einmal ersticken, da hat er die Kippen und die Brotkrumen vergessen.
Leider waren wir im Haus -bis auf die Katze, die scheinbar nie schlief- die einzigen, die aktiv waren. Leise die exakte Pariser Anzahl4fach-Küsse auf verschlafene Gesichter verteilt, noch 100 mal betont wie toll, nett und überhaupt alles war, und dann standen wir schon draußen, und der schlafende Teil der Familie lag wieder sicher verstaut im Plümmö. Bis auf die Katze natürlich. Die saß am Fenster und sah zu, wie ich mich auf offener Strasse umzog und die Kühltasche auf Frühstück prüfte.
Frühstück in Paris: der Rest aus der Thermoskanne von gestern und ein Müsliriegel mit Milchteil in der Mitte = ausgewildertes Gefühl, schon seit Wochen unterwegs zu sein. Hätte mir später sogar bedenkenlos auf dem Tankstellenklo die Beine rasiert, wenn es denn nötig gewesen wäre.
Die Fahrt über Richtung Insel eine ganze große Flasche Evian getrunken, und eine ganze große wieder ausgeschwitzt. Das Shirt hatte ich seit gestern Morgen (Düsseldorf) an, darin um die 1000 km gelebt und eine Nacht geschlafen. Ab einem bestimmten Punkt ist einem scheinbar alles egal.
Auf der Insel (ab der Brücke hinüber nur noch gegrinst, weil Wellen und Salzgeruch, Austernfarmen und Weinfässer stark nach Urlaub aussahen) ein Mobil-Home ( Mobielomm, wie der Franzose sagt) gemietet, vorsichtig erst einmal für zwei Tage.
Wir hatten die wilde Auswahl zwischen Zeltplätzen, einem alten Mobil-Home und zwei neuen. Wir nahmen das alte, die "Gurke", noch nichts ahnend, was der Blick des Vermieters kombiniert mit dem Satz „das ist aber nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand“ wirklich bedeutete. Wir wollten die Gurke, weil sie Schatten und Charakter hatte, und durch eine träge im Wind baumelnde Wäscheleine morbide Gemütlichkeit ausstrahlte.
Als später sämtliche Wasserhähne explodierten, das warme Wasser in der Dusche eiskalt blieb und die Gasflamme am Herd schwächer war, als unser Campingkocher, da ahnten wir dann, was das "nicht mehr auf dem neuesten Stand" im Detail bedeuten kann.
Wir haben unsere Gurke trotzdem lieb, nicht zuletzt, weil wir gerade in absoluter Ruhe auf der Holzterrasse sitzen, die Nachbarn um uns herum ein Fest an leisen, fröhlichen Menschen sind, und der Wein kombiniert mit der Seeluft stark sedierend wirkt und alles sehr töfte aussehen läßt.
Neben mir stehen die Reste des Abendessens. Im Supermarkt Fischpreise unter aller Kanone. Die Fischfachverkäuferin in Gummistiefeln fragte netterweise nicht, für wie viele Personen wir kaufen. Eben dann ein gefühltes Weltmeer gebraten und vertilgt. Mein Karmakonto ist am 2. Tag schon wieder im Dispobereich, was Sea-Food angeht. Gerechterweise werde ich im nächsten Leben wohl als Dorade oder Schrimp inkarnieren müssen.
Uh, wir sind scheinbar eigenständig aufgetischtes Abendbrot für die Inselmücken. Die Nachbarn rennen sehr leise in ihre Trailer und verrammeln alles. Machen wir denen jetzt nach, die sehen nämlich aus, als würden sie wissen, was sie tun.
PS: Mein gedachter Dank geht heute nach Deutschland an den geschätzten SvenK., der mir seine Lieblingsinsel, die Ile de Re, als Reisepunkt ans Herz legte. Und da ich erst mit dem Finger auf der Karte ein paar Centimeter verrutscht bin (was auch im Meer folgen haben kann, wie man sieht) und dieses Eiland hier als etwas "rustikaler" beschrieben wurde, liegen wir nun hier und sind auch sehr zufrieden. Und haben noch eine Insel übrig, was ja auch nicht zu verachten ist. Man sollte im Leben immer noch eine Insel zum angucken und beleben übrig haben.
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