Dienstag, 15. August 2006
reisenotizen, 6. seite.
Donnerstag, 15. Juni 06
Soulac sur Mer – Mimizan Plage
Sonne , 32 °C
„Einmal durch Medoc und nicht zurück“
(die Küste hinab)
Nach genau keiner Minute Schlaf letzte Nacht mehr so fluchtartig den Campingplatz verlassen. Um Maut zu sparen und weil man im Urlaub unbedingt Entschleunigen sollte, haben wir die Landstrasse genommen. In Frankreich gibt es meist drei Möglichkeiten, eine Strasse zu wählen. Die erste ist die Autobahn, Gebührenpflichtig, gepflegt und man findet sie immer Dank bester Beschilderung. Direkt daneben führen die Bundesstrassen ihr Dasein, nicht immer ganz so einfach zu finden, weil man soll ja Geld im Land lassen. Auf den Autobahnen ist 130 das Limit bei Geschwindigkeit, auf den Bundesstrassen 110. Die Strassen sind ebenfalls meist in einem sehr guten Zustand und direkt neben den Autobahnen, also von der Strecke her kaum nennenswert länger. Und als letzte Alternative gibt es noch die Landstrassen, und genau als solche sind diese auch zu verstehen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Geschwindigkeitsbegrenzung dort bei 90, oft ist die Strasse relativ schmal, so das man gern eine Schlange von Karossen hinter einem Traktor tuckeln sieht, während alle auf die Überholpfeile auf der Strasse warten. Geht alles, wenn man Zeit und Nerven dabei hat.
Jedenfalls sind wir heute Bundes- und Landstrassen gefahren, was sich lohnt, denn das Medoc-Gebiet hat optisch wie kulinarisch einiges zu bieten.
(nämlich Wein, überall.)
Man passiert ein Weingut nach dem anderen, und falls wer mal so richtig Bedarf nach gutem Rotwein, Antiquitäten und gigantischen Hallen gefüllt mit Gartenmöbeln hat, der sollte dorthin fahren. Viel mehr würde ich dort allerdings nicht erwarten.
(Ganz Medoc in Technicolor)
Wenn man meint, man hätte Zeit, man könnte die Landstrasse nehmen, dann kann es einem schnell passieren, dass man in sengender Mittagshitze die schnurgeraden Landstrassen der Cote D’Argent entlang geführt wird, sich wie in den Staaten fühlt, weil links und rechts der Strasse nichts als in der Mittagssonne flirrendes Getreide, Mais und Gemüse wachsen, und riesige Greifvögel mit zappelnden Schlangen im Schnabel fliegen auf Augenhöhe an Auto vorbei. Tach zusammen.
Ich hatte die Hände permanent an der Wasserflasche und den Blick hitzig auf die Benzinanzeige geheftet, welche bedrohlich im roten Bereich vor sich hindümpelte, und zwar bis Mimizan. Dort angekommen Dramen der Schlafplatzsuche und Pommes geschmeckt in Alt-Öl gebacken. Um 18h00 waren wir am Ende (so oder so) verschwitzte, unterzuckerte und mächtig stolze Schlüsselbesitzer eines Hauses für eine ganze Woche.
(Von aussen dunkel und die harte Witterung abwehrende Festung, von innen hell und weich, so war Haus.)
Zwei Schlafzimmer, Holzböden, zwei Etagen, herrliche Betten, Omo-weiße Bettwäsche, ein riesiger Grill, Terrasse, Balkon, TV, al_les! Und das alles um genau ein Haar nicht, hätte ich eine halbe Stunde zuvor auf dem Campingplatz nicht eine kurze aber knackige Krise wegen maue Ausstattung vs. enorme Preise bekommen.
Das Office de Tourisme vort Ort hatte keine Häuser von Donnerstag bis Donnerstag, da wird nur Samstags besetzt, das Interchalet hatte enorm viel Verständnis und zwei beziehbare Häuser, aber auf der noch falsch eingeschätzten Nordhälfte, wir wollten die ruhige Südhälfte. Auf dem Campingplatz, die Zeit wurde langsam knapp, wollten sie uns erst die Trailer nicht zeigen, nach sehr strenger Entrüstung ging es plötzlich doch und ich schwöre, in dem ersten Trailer lagen die toten Stubenfliegen Centimeterdick vor der Eingangstüre. Im zweiten dann nicht, aber dafür lagen mir imaginäre Stubenfliegen sehr Tot auf der Seele, der Platz fühlte sich nicht richtig an, ich wollte dort keine Woche bleiben. Zurück zu Interchalet, wir hatten noch 15 Minuten bis Feierabend, das erste Haus besichtigt und direkt den Schlüssel in der fest geschlossenen Hand behalten, weil wuow...
Luxus, Haarpackung, eine randvolle Schüssel voll mit Spaghetti und ENDLICH WM gucken können, das wäre mir jede Krise wert gewesen.
(Das Bett, ein Segen nach einer Woche Trailerliegen und Schlafsackknistern, und einer Nacht ohne Schlaf.)
Heute Nacht also endlich ein richtiges Bett unter mir und ein richtig frisches Laken über mir, und der Atlantik laut tosend um die Ecke. Wenn nur die Nordseite ruhig bleibt, es ist kurz nach 21h00, die Surfer-Discos haben noch nicht geöffnet.
Ein PS aus der Bettwolke heraus: Auch wenn das Haus Deko-Wahnsinnigen gehört, die scheinbar frei nach dem Leitsatz „Ein freier Centimeter ohne Boot/Leuchtturm/Fisch-Attrappe darauf ist ein verlorener Centimeter“ agieren, ich kann die Schwaben verstehen: Es ist schön, in einem Haus zu sein!
(Sie sammelten ein Leben lang in Deko-Geschäften und schufen dies, einen eigenen Dekoladen. Verwackelt weil Ehrfürchitg.)
----
Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Soulac sur Mer – Mimizan Plage
Sonne , 32 °C
„Einmal durch Medoc und nicht zurück“
(die Küste hinab)
Nach genau keiner Minute Schlaf letzte Nacht mehr so fluchtartig den Campingplatz verlassen. Um Maut zu sparen und weil man im Urlaub unbedingt Entschleunigen sollte, haben wir die Landstrasse genommen. In Frankreich gibt es meist drei Möglichkeiten, eine Strasse zu wählen. Die erste ist die Autobahn, Gebührenpflichtig, gepflegt und man findet sie immer Dank bester Beschilderung. Direkt daneben führen die Bundesstrassen ihr Dasein, nicht immer ganz so einfach zu finden, weil man soll ja Geld im Land lassen. Auf den Autobahnen ist 130 das Limit bei Geschwindigkeit, auf den Bundesstrassen 110. Die Strassen sind ebenfalls meist in einem sehr guten Zustand und direkt neben den Autobahnen, also von der Strecke her kaum nennenswert länger. Und als letzte Alternative gibt es noch die Landstrassen, und genau als solche sind diese auch zu verstehen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Geschwindigkeitsbegrenzung dort bei 90, oft ist die Strasse relativ schmal, so das man gern eine Schlange von Karossen hinter einem Traktor tuckeln sieht, während alle auf die Überholpfeile auf der Strasse warten. Geht alles, wenn man Zeit und Nerven dabei hat.
Jedenfalls sind wir heute Bundes- und Landstrassen gefahren, was sich lohnt, denn das Medoc-Gebiet hat optisch wie kulinarisch einiges zu bieten.
(nämlich Wein, überall.)
Man passiert ein Weingut nach dem anderen, und falls wer mal so richtig Bedarf nach gutem Rotwein, Antiquitäten und gigantischen Hallen gefüllt mit Gartenmöbeln hat, der sollte dorthin fahren. Viel mehr würde ich dort allerdings nicht erwarten.
(Ganz Medoc in Technicolor)
Wenn man meint, man hätte Zeit, man könnte die Landstrasse nehmen, dann kann es einem schnell passieren, dass man in sengender Mittagshitze die schnurgeraden Landstrassen der Cote D’Argent entlang geführt wird, sich wie in den Staaten fühlt, weil links und rechts der Strasse nichts als in der Mittagssonne flirrendes Getreide, Mais und Gemüse wachsen, und riesige Greifvögel mit zappelnden Schlangen im Schnabel fliegen auf Augenhöhe an Auto vorbei. Tach zusammen.
Ich hatte die Hände permanent an der Wasserflasche und den Blick hitzig auf die Benzinanzeige geheftet, welche bedrohlich im roten Bereich vor sich hindümpelte, und zwar bis Mimizan. Dort angekommen Dramen der Schlafplatzsuche und Pommes geschmeckt in Alt-Öl gebacken. Um 18h00 waren wir am Ende (so oder so) verschwitzte, unterzuckerte und mächtig stolze Schlüsselbesitzer eines Hauses für eine ganze Woche.
(Von aussen dunkel und die harte Witterung abwehrende Festung, von innen hell und weich, so war Haus.)
Zwei Schlafzimmer, Holzböden, zwei Etagen, herrliche Betten, Omo-weiße Bettwäsche, ein riesiger Grill, Terrasse, Balkon, TV, al_les! Und das alles um genau ein Haar nicht, hätte ich eine halbe Stunde zuvor auf dem Campingplatz nicht eine kurze aber knackige Krise wegen maue Ausstattung vs. enorme Preise bekommen.
Das Office de Tourisme vort Ort hatte keine Häuser von Donnerstag bis Donnerstag, da wird nur Samstags besetzt, das Interchalet hatte enorm viel Verständnis und zwei beziehbare Häuser, aber auf der noch falsch eingeschätzten Nordhälfte, wir wollten die ruhige Südhälfte. Auf dem Campingplatz, die Zeit wurde langsam knapp, wollten sie uns erst die Trailer nicht zeigen, nach sehr strenger Entrüstung ging es plötzlich doch und ich schwöre, in dem ersten Trailer lagen die toten Stubenfliegen Centimeterdick vor der Eingangstüre. Im zweiten dann nicht, aber dafür lagen mir imaginäre Stubenfliegen sehr Tot auf der Seele, der Platz fühlte sich nicht richtig an, ich wollte dort keine Woche bleiben. Zurück zu Interchalet, wir hatten noch 15 Minuten bis Feierabend, das erste Haus besichtigt und direkt den Schlüssel in der fest geschlossenen Hand behalten, weil wuow...
Luxus, Haarpackung, eine randvolle Schüssel voll mit Spaghetti und ENDLICH WM gucken können, das wäre mir jede Krise wert gewesen.
(Das Bett, ein Segen nach einer Woche Trailerliegen und Schlafsackknistern, und einer Nacht ohne Schlaf.)
Heute Nacht also endlich ein richtiges Bett unter mir und ein richtig frisches Laken über mir, und der Atlantik laut tosend um die Ecke. Wenn nur die Nordseite ruhig bleibt, es ist kurz nach 21h00, die Surfer-Discos haben noch nicht geöffnet.
Ein PS aus der Bettwolke heraus: Auch wenn das Haus Deko-Wahnsinnigen gehört, die scheinbar frei nach dem Leitsatz „Ein freier Centimeter ohne Boot/Leuchtturm/Fisch-Attrappe darauf ist ein verlorener Centimeter“ agieren, ich kann die Schwaben verstehen: Es ist schön, in einem Haus zu sein!
(Sie sammelten ein Leben lang in Deko-Geschäften und schufen dies, einen eigenen Dekoladen. Verwackelt weil Ehrfürchitg.)
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Tag 1
Tag 2
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Tag 4
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brittbee,
Dienstag, 15. August 2006, 12:07
Schon zum 6. Mal bereue ich meine Entscheidung gegen Urlaub in Frankreich. Besonders nett: das Lu-Bein im Spiegel.
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j,
Dienstag, 15. August 2006, 13:18
Na toll, mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als mir ein Croissant zu holen um auch ein bisschen Frankreich zu haben. Die Franzosen kochen doch auch nur mit gaaanz lauwarmen Wasser und können nur Baguette, Froschenkel und Atolle zubomben... *madig mach*
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rainersacht,
Dienstag, 15. August 2006, 14:14
Mon dieu, das bringt back Memories aus den Siebzigern. Zum ersten Mal urlaubte ich 1973 in Mimizan Plage. Da gab's noch keine Autobahn nach Bordeaux, da MUSSTE man landstraßen. Mit nem Käfer, Baujahr 60, max. 105 km/h, aber Stoffschiebedach, in zwei Etappen dorthin. Südseite. Die Papierfabrik stank noch fürchterlich. Sonst war's sehr schön: In der Malerlatzhose, barfuß und im Oben-Ohne-Käfer Pinien schnuppern. Ach, was warn wir jung.
(Dann nochmal an dieser Küste Stationen gemacht auf Spanienreise und Frankreichrundfahrt in den Jahren 1976 und 1978 ... seitdem nie wieder da vorbeigekommen)
(Dann nochmal an dieser Küste Stationen gemacht auf Spanienreise und Frankreichrundfahrt in den Jahren 1976 und 1978 ... seitdem nie wieder da vorbeigekommen)
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Lu,
Dienstag, 15. August 2006, 20:38
britt, ich hab bestimmt noch 10 gründe für frankreich übrig, und sogar ein 2. bein, aber das stand hinter mir auf dem balkon, da in frankreich, und hörte dem meer zu.
dein urlaub wird auch toll, ganz sicher.
j, genau das waren gründe, frankreich ganz lange zu meiden. aber irgendwann landet man dann doch mal dort, und will nicht mehr weg. sind ja nicht alle böse.
rainer, die papeterie steht und stinkt wie gehabt, bei landluft kippt man vorn über. auch nach über 10 jahren mimizan-kenntnis habe ich mich nie daran gewöhnt. die strassen im kaff sind seit 4 jahren gefestigt, du kannst ruhig mal wieder vorbei fahren. der atlantik ist sicher so herrlich wie damals.
dein urlaub wird auch toll, ganz sicher.
j, genau das waren gründe, frankreich ganz lange zu meiden. aber irgendwann landet man dann doch mal dort, und will nicht mehr weg. sind ja nicht alle böse.
rainer, die papeterie steht und stinkt wie gehabt, bei landluft kippt man vorn über. auch nach über 10 jahren mimizan-kenntnis habe ich mich nie daran gewöhnt. die strassen im kaff sind seit 4 jahren gefestigt, du kannst ruhig mal wieder vorbei fahren. der atlantik ist sicher so herrlich wie damals.
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rainersacht,
Mittwoch, 16. August 2006, 00:11
Ja, das mach ich: den Ozean besuchen. Vielleicht schon nächstes Jahr. Obwohl: Eigentlich wär Korsika dran, meine ganz große Inselliebe.
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ebola,
Dienstag, 15. August 2006, 20:35
Ich liebe das Wörtchen «Plage». Auch weil es von den Türken einfach so geklaut wurde (wie so vieles aus dem Französischen). Plajsch ...
ps.
Sehr schöner Bericht - alle Teile.
pps.
Ich wäre nicht wieder gekommen!
ps.
Sehr schöner Bericht - alle Teile.
pps.
Ich wäre nicht wieder gekommen!
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Lu,
Mittwoch, 16. August 2006, 10:01
ebola, ich sags dir. wir mussten uns auf dem rückweg gegenseitig zwingen!
(und das blog damit füttern schürt das fernweh wie ein feuer.)
rainer, mach das, und ich muss dringend mal nach korsika.
(und das blog damit füttern schürt das fernweh wie ein feuer.)
rainer, mach das, und ich muss dringend mal nach korsika.
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