Freitag, 10. September 2004

der schlüssel, die klemme, das klo und ich

am ende sah es so aus, dass ich, nur mit panties und bh bekleidet, auf den knien vor der kloschüssel hockte, und meinen rechten arm in dieser stecken hatte, als der hausmeister die bildfläche betrat.

wie es dazu kam?
relativ schnell erklärt, eigentlich.
mittagspause, fitnessstudio, alles gewohnter ablauf, an diesem tag mit sonne und guter laune.
ich war höchst motiviert, meine schweinehündin ließ ihr strassband in der sonne glitzern und der kleine kinski sang ausgelassen in meiner sporttasche.

im studio selber herrschte donnerstägliche ausgelassenheit. die beiden ukrainischen boxer waren schon durchgeweicht, die trainer chillten draußen in der sonne mit pasta und schorle, in der halle lief salsa-zeug, und ich tänzelte mit ausfallschritten in richtung umkleide.

an dieser stelle lasse ich jetzt mal 1,5 stunden weg, in denen ich 30 minuten mehr up-statt downhill fuhr, anschließend durch ein kleines weltmeer ruderte, den achselschweißfleckencontest gegen die boxer verlor, wie ein sack nasser muscheln in einem gerät hing, dessen namen ich noch nicht mal weiß, und mir auch sonst recht rotwangig aus den spiegeln entgegenguckte. der schwefelkerl und das propellerweib klammerten sich derweil draussen an der schweinehündin fest, die wie schmitz katze über die wiesen rannte, sich laut junxend auf dem rücken schubberte und vor zwei rüden billig mit dem arsch wackelte.

als mir mit blick auf die uhr meine arg überdehnte mittagspause wieder einfiel, ging ich in die umkleide und trank auf dem weg dorthin knapp zwei liter wasser, mein bauch meldete hochwasser, die blase gleich mit. trotz- oder gerade wegen dem tänzelte ich weiterhin zu den salsa-beats, die laut aus den boxen kamen.
den nicht vorhandenen fön, der an diesem tag nicht in der für ihn angebrachten halterung hing, den bemerkte ich nicht.

arschwackelnd raus aus der trainingshose, das verschwitzte shirt riss ich mit schwung hinterher, trocknete mich damit erst einmal halbwegs ab, während ich weiterhin dem lied folgte. jeder, der schon mal alleine in einer großen umkleidekabine war, kennt das gefühl des platz habens und unbeobachtet seins. hoffe ich. also nutzte ich völlig frei von allem die gunst der minute, und inklusive einiger echt gelungenen drehungen erreichte ich samt salsa-schritten die nasszelle, die toilette, das klo.
nun ist es in diesem studio usus, dass man zu beginn ein vorhängeschloss ausgehändigt bekommt, an dem ein kleiner schlüssel hängt. dieser klitzekleine schlüssel wiederum ist an einer kleinen, bunten metallklemme befestigt, die man sich total nett an sein shirt, an seine hose, oder woran auch immer klemmen kann, während man trainiert. man macht klemm-klick, und muss sich um diesen winzig kleinen schlüssel keine gedanken mehr machen. mache ich mir in der regel auch nicht. nur gestern, da war das ein wenig anders. der klemmmechanismus wirkte ein wenig ausgelatscht, die klemme wollte nicht so wirklich richtig fest zuschnappen. beim training flutschte sie mir einmal halbwegs ab, ich sah es grad noch rechtzeitig und dachte ein laffes "puh.", mehr nicht.
doch in diesem moment, als ich grad mit einem mal so richtig tollen bouncer mein shirt über dem kopf rotieren ließ, da machte es ganz ganz leise *plitsch*, kaum zu hören gegen die musik, aber ich hörte es in diesem moment überlaut.

*plitsch*

in einer halben sekunde war ich am klo, auf den knien und sah, wie dieser winzigkleine schlüssel mitsamt metallklemme durch das rohr schlingerte, richtung kanalisation, richtung rhein, richtung ozean, raus halt. freiheit. es bedurfte einer weiteren millisekunde, in der ich den inhalt des spindes, der durch das vorhängeschloss geschlossen wurde, zu dem nur dieser winzigkleine schlüssel passte, kurz überschlug und feststellte, dass alle (!) klassiker wie haustürschlüssel, portemonnaie mit allem, handy und eine tafel schokolade mit kaffeebohnen drin in der tasche sind, von meinen klamotten mal ganz abgesehen.
und just in diesem moment, als ich beherzt "scheißenocheinsneeeeene" dachte und meinen rechten arm ins klo steckte, um die metallklemme noch am wickel zu packen, hörte ich in meinem nacken aus herrenkehle ein leicht irritiertes "junge frau, wat machen SIE denn da aufm boden?".
als ich mich zu tode erschrocken umdrehte, stand hinter mir der hausmeister, der einzige mann, der zu diesem bereich zutritt hat. und in seiner hand hielt er den fön, den er repariert wieder in seine halterung stecken wollte.

und ab diesem moment steckten wir beide in einer echt blöden lage. ich, in unterwäsche auf den knien, einen arm im lokus versenkt, er, im blauen kittel mit dem fön in der hand, beide mit leicht violetter gesichtverfärbung, augen weit aufgerissen.
" was erlauben...was MACHEN sie hier eigentlich ? sie dürfen hier nich' rein, nur wenn keiner da ist." versuchte ich meine blöde lage zu retten, oberwasser und so. gut, der mann ist um die 100, aber darauf wollte ich jetzt nicht rumreiten.
" ich hab' nichts gehört, weil diese busch-musik so laut is, hia ..." maulte er, steckte den fön in die halterung, brummte sich in den kittel und ging, ohne weiter zu fragen, ohne sich zu sorgen, ob ich denn unter umständen von der gemeinen toilettenschüssel gefangen gehalten werde.
ich griff ein letztes mal ins ungwewisse, packte die klemme, wusch mir danach knappe 5 minuten lang den arm blank, zog mich um und rauschte draussen am hausmeister vorbei, ohne ihn noch eines weiteren blickes zu würden. er ignorierte mich ebenfalls, wir hatten jetzt quasi ein süßes geheimnis.
an der theke gab ich das schloss mit den worten "gebt das mal dem hausmeister zur reparatur, das ist langsam altersschwach." ab, und ging nach draußen, in die sonne, mit salsa im blut, kloreiniger am arm und dem kleinen kinski in der tasche, der vor lachen keine luft mehr bekam.


fern.weh



tief und inside

das gefühl, das es der letzte abend in diesem sommer ist, wo man die arbeit mit einem handtuch unter dem arm verläßt, um sich kurze zeit später im freibad eigenartig nackt und frierend zu fühlen, und die becken liegen schon im schatten, während die blätter der bäume nach unten trudeln. die luft schmeckt nach kühlem abend. es sind nur ein paar andere mit im becken, schwimmen ernst und konzentriert.
ich lasse mich vom wasser tragen, schaue in den blauen himmel, halte dieses gefühl kurz fest. der letzte abend mit gänsehaut und nassen haaren, nach der arbeit. dieses ganz eigene ding mit der zufriedenheit.

dieses gefühl, wenn man morgens noch bettwarm und verschlafen mit den vier fellchen auf den balkon stolpert. kurz nach sechs, der himmel ist hellblau mit rosa streifen, die sonne kommt später, es ist kalt. das leader-fellchen schüttelt mißmutig eine hinterpfote, geht wieder rein, fliegen sind eh keine mehr da. es riecht nach nadelbäumen und frischem tag, ich werde auf der stelle unlustig, will hier bleiben, einmal einen tag vetrödeln.
kaffeeduft, bröppelgeräusche vom espressokocher, alle wieder rein, der kleine moment ist -wie immer- viel zu schnell vorbei.

das gefühl des kurzen moments.
nur in dir drin.
tief und ruhig.
lecker.

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