Mittwoch, 30. August 2006
reisenotizen, 15. seite.
Samstag, 24. Juni 06
Couhé – Amboise – Blois- Paris
Gewitter & Sonne, 33 °C
„Von Sightseeing und Flüssigwerdung“
Das morgendliche Aufwachen wird immer besser. Heute morgen ging das so:
Erst ein ohrenzerberstender Donner, so einer von der peitschenden Sorte, und dann im direkten Anschluss ein „Huch“ (ich) und ein „ACHDUSCHEISSE!“ (M.), alles aus einem Zelt, es war zehn vor sieben.
Vor dem Zelt Totenstille (die Kröten, welche mich und meinem Zeltkoller die ganze Nacht wachhielten mit ihrem herzigen Werbungsgegröhle, die hielten eingeschüchtert vom bevorstehenden Weltuntergang endlich mal den Rand!) und netterweise ein paar Angler auf der anderen Uferseite, also so drei Meter Luftlinie entfernt, die mein „ach, morgen früh strull ich einfach ins Dickicht“ direkt im Keim erstickten und zur Toilettenhauswanderung nötigten.
Was macht man zuerst, wenn die Welt untergeht? Genau. Ich rannte mit einer Zahnbürste und einem Handtuch bewaffnet Richtung Klo-und Waschhaus, und M. machte uns noch flott einen Instantkaffee, während er anfing, die Zelte abzubrechen (sorry, der musste sein!). Als ich nach knapp zwei Minuten (mal wieder persönliche Bestzeit geschafft) zurück rannte, konnte ich an den verdutzten Gesichtern aller englischen Camper locker ablesen, dass die mich für völlig verrückt hielten, immerhin rannte ich mit einer Zahnbürste Richtung Wildnis.
Und erst auf dem Rückweg sah ich die ganze bedrohliche Front über uns, und die war mächtig schwarz. Als gute Bloggerin dachte ich natürlich, noch schnell ein Photo, so viel Zeit muss sein, aber das bekam man nicht auf einen Chip, das musste man gesehen haben.
(Leider konnte auch Photoshop die unermessliche Dramatik des Himmels nicht erretten, man muss sich diese denken.)
Der Rest war eher so „Spiele ohne Grenzen“. Blitz wie Donner gaben sich quasi die Klinke in die Hand, wir stopften Auto bis es aus allen Ecken quoll, die Mimose Claude bekam noch eine Dusche ab und wurde als letztes, mit den Body-Boards ins Heck gewuchtet, und mit ein paar nassen Dingen waren wir um Punkt 7h20 fertig.
Abreise erst ab 8h00. Na ja.
Während wir im Waschhaus nasse Zeltböden mit Zewa trocken rubbelten, kam Betriebsamkeit auf. Es wurde gespült, verdaut, gelacht und geduscht. Ich dachte, ein bißchen Stil muss sein, auch auf einem Campingplatz, und holte meine Wimperntusche aus den unendlichen Weiten von Auto. Und während ich so im Rückspiegel gelassen vor mich hintuschte, hörte ich in der einen Sekunde noch direkt neben mir ein fröhliches „Good morning“ und gleich darauf ein lautes, dumpfes Glucksen, und zwar genau so eins, wie es ein Chemie-Klo macht, wenn es hurtig entleert wird. Direkt neben mir! Es folgte ein Marsch von Engländern mit Waschzeug, die noch eben schnell das Chemie-Klo unterm Arm hatten, gefolgt von einer Madame in einem Bademantel auf dem in Kursiv „Hot Dog“ stand. Die Kamera war leider unerreichbar, dafür hatte ich jetzt getunte Wimpern, die Nacht mit Zeltkoller sah man mir heute erst mal nicht mehr an.
Für den heutigen Rückreisetag nahmen wir uns die Schnellstrassen und die Loire vor. HERRLICH, sag ich da. Mit ein paar Tagen mehr Zeit sollte man da durch und in jede Höhle mit Tür sollte man da rein, Wein probieren der dort allerorts gepriesen wird. Bei einer Strassenanzeige von 41°kann man sich selber phantastisch in jeder dieser Höhlen vorstellen, an edlen Tropfen nippend und „Hmmmm, c’est bon!“ jubilierend.
Es sah so verdammt toll aus, und wir hatten keine Zeit mehr übrig. Na ja, dran vorbei ist besser als nie gesehen, gerechtigkeitshalber besichtigten wir dann gegen Mittag Amboise, assen wie mindestens ein ganzer Trupp Götter in einem oberschnuckelsuperhinterhof (tschulldigung) köstlichste Kreationen in vier Gängen, und eierten danach in Roségeneigter Haltung durch die schmalen wie heissen Gassen an den Herrensitzen vorbei. In einem Schloss war ich auf einer öffentlichen Toilette und dachte, dass die hier in Amboise entweder eine Menge Stil oder zu wenig Platz haben.
(Amboise. Was aß und strullte ich fürstlich in Dir!)
Nach einer kleinen Ewigkeit an Loire flatterten wir lecker schwitzig und auf Abenteuer eingestellt in die Pariser Peripherique ein. Und mir bleibt nur eins zu sagen: Wie wir das immer schaffen, Tante tatsächlich zu finden, ohne Stadtplan, nur mit dem ausgestrecktem Finger im Wind, das bleibt mir ein ewiges Rätsel, aber Glück scheint auch da eine gewichtige Rolle zu spielen.
Jetzt sitze ich wieder in dieser kleinen Strasse in diesem urbanen Viertel, auf der kleinen Treppe, wie schon vor etwas über zwei Wochen und kritzel Seite für Seite des Moleskine voll. Gleich soll es weiter gehen, rein ins Paris, St. Germain, vielleicht noch ein Friedhof oben drauf, gibts ja genug hier, und ich fühle mich bleiern. Aber warum aufhören, wenn man morgen schon wieder im doofen wie gewohnten Umfeld sitzt?
Die Fellchen, auf die freu ich mich, der Rest ließe sich mitnehmen, woanders lieb haben oder einladen.
----
Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Tag 10
Tag 11
Tag 12
Tag 13
Tag 14
Couhé – Amboise – Blois- Paris
Gewitter & Sonne, 33 °C
„Von Sightseeing und Flüssigwerdung“
Das morgendliche Aufwachen wird immer besser. Heute morgen ging das so:
Erst ein ohrenzerberstender Donner, so einer von der peitschenden Sorte, und dann im direkten Anschluss ein „Huch“ (ich) und ein „ACHDUSCHEISSE!“ (M.), alles aus einem Zelt, es war zehn vor sieben.
Vor dem Zelt Totenstille (die Kröten, welche mich und meinem Zeltkoller die ganze Nacht wachhielten mit ihrem herzigen Werbungsgegröhle, die hielten eingeschüchtert vom bevorstehenden Weltuntergang endlich mal den Rand!) und netterweise ein paar Angler auf der anderen Uferseite, also so drei Meter Luftlinie entfernt, die mein „ach, morgen früh strull ich einfach ins Dickicht“ direkt im Keim erstickten und zur Toilettenhauswanderung nötigten.
Was macht man zuerst, wenn die Welt untergeht? Genau. Ich rannte mit einer Zahnbürste und einem Handtuch bewaffnet Richtung Klo-und Waschhaus, und M. machte uns noch flott einen Instantkaffee, während er anfing, die Zelte abzubrechen (sorry, der musste sein!). Als ich nach knapp zwei Minuten (mal wieder persönliche Bestzeit geschafft) zurück rannte, konnte ich an den verdutzten Gesichtern aller englischen Camper locker ablesen, dass die mich für völlig verrückt hielten, immerhin rannte ich mit einer Zahnbürste Richtung Wildnis.
Und erst auf dem Rückweg sah ich die ganze bedrohliche Front über uns, und die war mächtig schwarz. Als gute Bloggerin dachte ich natürlich, noch schnell ein Photo, so viel Zeit muss sein, aber das bekam man nicht auf einen Chip, das musste man gesehen haben.
(Leider konnte auch Photoshop die unermessliche Dramatik des Himmels nicht erretten, man muss sich diese denken.)
Der Rest war eher so „Spiele ohne Grenzen“. Blitz wie Donner gaben sich quasi die Klinke in die Hand, wir stopften Auto bis es aus allen Ecken quoll, die Mimose Claude bekam noch eine Dusche ab und wurde als letztes, mit den Body-Boards ins Heck gewuchtet, und mit ein paar nassen Dingen waren wir um Punkt 7h20 fertig.
Abreise erst ab 8h00. Na ja.
Während wir im Waschhaus nasse Zeltböden mit Zewa trocken rubbelten, kam Betriebsamkeit auf. Es wurde gespült, verdaut, gelacht und geduscht. Ich dachte, ein bißchen Stil muss sein, auch auf einem Campingplatz, und holte meine Wimperntusche aus den unendlichen Weiten von Auto. Und während ich so im Rückspiegel gelassen vor mich hintuschte, hörte ich in der einen Sekunde noch direkt neben mir ein fröhliches „Good morning“ und gleich darauf ein lautes, dumpfes Glucksen, und zwar genau so eins, wie es ein Chemie-Klo macht, wenn es hurtig entleert wird. Direkt neben mir! Es folgte ein Marsch von Engländern mit Waschzeug, die noch eben schnell das Chemie-Klo unterm Arm hatten, gefolgt von einer Madame in einem Bademantel auf dem in Kursiv „Hot Dog“ stand. Die Kamera war leider unerreichbar, dafür hatte ich jetzt getunte Wimpern, die Nacht mit Zeltkoller sah man mir heute erst mal nicht mehr an.
Für den heutigen Rückreisetag nahmen wir uns die Schnellstrassen und die Loire vor. HERRLICH, sag ich da. Mit ein paar Tagen mehr Zeit sollte man da durch und in jede Höhle mit Tür sollte man da rein, Wein probieren der dort allerorts gepriesen wird. Bei einer Strassenanzeige von 41°kann man sich selber phantastisch in jeder dieser Höhlen vorstellen, an edlen Tropfen nippend und „Hmmmm, c’est bon!“ jubilierend.
Es sah so verdammt toll aus, und wir hatten keine Zeit mehr übrig. Na ja, dran vorbei ist besser als nie gesehen, gerechtigkeitshalber besichtigten wir dann gegen Mittag Amboise, assen wie mindestens ein ganzer Trupp Götter in einem oberschnuckelsuperhinterhof (tschulldigung) köstlichste Kreationen in vier Gängen, und eierten danach in Roségeneigter Haltung durch die schmalen wie heissen Gassen an den Herrensitzen vorbei. In einem Schloss war ich auf einer öffentlichen Toilette und dachte, dass die hier in Amboise entweder eine Menge Stil oder zu wenig Platz haben.
(Amboise. Was aß und strullte ich fürstlich in Dir!)
Nach einer kleinen Ewigkeit an Loire flatterten wir lecker schwitzig und auf Abenteuer eingestellt in die Pariser Peripherique ein. Und mir bleibt nur eins zu sagen: Wie wir das immer schaffen, Tante tatsächlich zu finden, ohne Stadtplan, nur mit dem ausgestrecktem Finger im Wind, das bleibt mir ein ewiges Rätsel, aber Glück scheint auch da eine gewichtige Rolle zu spielen.
Jetzt sitze ich wieder in dieser kleinen Strasse in diesem urbanen Viertel, auf der kleinen Treppe, wie schon vor etwas über zwei Wochen und kritzel Seite für Seite des Moleskine voll. Gleich soll es weiter gehen, rein ins Paris, St. Germain, vielleicht noch ein Friedhof oben drauf, gibts ja genug hier, und ich fühle mich bleiern. Aber warum aufhören, wenn man morgen schon wieder im doofen wie gewohnten Umfeld sitzt?
Die Fellchen, auf die freu ich mich, der Rest ließe sich mitnehmen, woanders lieb haben oder einladen.
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Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
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Tag 6
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