Samstag, 1. April 2006

auto.

Er sprang nicht an.
Der Termin beim Autohändler war auf 17 Uhr gelegt, ich kniete zehn Minuten vor dem Termin vor der Schnauze von Auto und machte noch zwei, drei Photos. Sekunden später ungläubiger Blickwechsel zwischen M. und mir. Auto orgelt, springt nicht an. Betankt, Batterie okay, kurz vorher noch normal seinen Dienst versehen, und jetzt kurz vor Austausch Streik.
Auto ist vier Jahre alt und ist immer (!) angesprungen, egal ob bei bretonischer Hitze oder tschechischer Kälte, Auto war zuverlässig und sprang an. Immer.
16:59, M. orgelt und guckt entgeistert, ich habe die Hand in meinen Beifahrergriff geschoben und denke, es nützt jetzt nichts mehr, fühle mich aber Elend.
"Wart ab, in zwei Minuten springt er an." sage ich zu M. und Punkt 17:01 Uhr, also eine Minute nach Termin gibt es das gewohnte Schnurren und Auto läuft.

Man ist ratlos in solchen Momenten. Alles ist unterschrieben, der neue Wagen angemeldet und zwei Striche betankt, ein Tageswagen, wie Auto auch, vor vier Jahren. Wir fahren eine Extra-Runde, gucken was passiert. "Wenn jetzt noch mal so etwas seltsames ist, dann behalten wir Auto." sag ich, und eine Träne plumpst mir auf die Jacke.
Entscheidungen die man aufgrund reiner Rechenergebnisse trifft sind Scheiße. Eigentlich wollten wir Auto behalten.

Letzte Nacht fuhren wir mit dem neuen, noch Namenlosen, zurück zur Automeile, Auto gucken. Vor Skoda fahren wir langsam, wie Diebe, und sehen Auto in der verglasten Werkstatt. Es hat schon eine Dachreeling bekommen und wurde gewaschen, ab Dienstag steht er zum Verkauf.

Wir fahren zurück und schlafen schlecht. Ich träume von meinem Vater, der dürr und verrückt ist, M. träumt von Auto.

Nie, wirklich nie Bauchentscheidungen mit dem Taschenrechner aus der Welt schaffen, am Ende liegt man Nachts im Bett und fragt sich, ob das alles richtig war.
Er sprang immer an.

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Das Auto - ein seelenloser Haufen Blech?
Vor gut vier Jahren beschloß ich, mein damaliges, greises Auto aufgrund seines extremen Kilometerstandes durch ein neues Exemplar zu ersetzen. Genau in diesem Moment begann ein familiäres Drama um meinen schwerstkranken Vater, welches mir keine Zeit für einen Wagenwechsel ließ. Fast täglich fuhr ich zwischen meiner damaligen Wohnung, meinem Büro und meinem Elternhaus hin- und her, manchmal auch mehrmals am Tag, und legte dabei eine riesige Strecke zurück. Der Wagen ließ sich sein Alter nicht anmerken, trabte wie ein fabrikneues Auto über Landstraßen und gallopierte mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit über die Autobahn. Irgendwie spürte er, daß von ihm das Wohl meines Vaters abhing. Zwei nervenaufreibende und schlimme Jahre später starb mein Vater und fast zeitgleich mit ihm auch mein treuer Wagen. Seitdem glaube ich, daß ein Auto nicht nur ein seelenloser Haufen Blech ist.

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In jeder Maschine wohnt ein Buddha. Ich werde immer ausgelacht dafür. Aber es stimmt.

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Dieses Jahr wird "Ale", mein exentrischer Twingo auch getauscht werden (müssen).
Wir haben zwei Autos, was heutzutage reinster Luxus ist, den sich nicht jeder leisten kann. Wir auch nicht.

Und deswegen tausche ich "Ale" gegen einen Roller.

Ist das traurig...

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Ich habe mir dekadenterweise auch gerade überlegt, ob ich mir nicht ein Sommerauto zulege und mein treues Schnauferl nur noch als Winterauto verwende. Noch nie war irgendetwas Arges an meinem Autochen kaputt (bis auf die normalen Verschleißteile). An dem Tag, an dem ich angefangen hatte, ernsthaft zu rechnen, rostete eine der Bremsleitungen durch.

Das war natürlich nur der strenge, salzreiche Winter. Ich kaufe das zweite Auto trotzdem nicht. Die Bremsleitung ist ausgetauscht, übrigens zeigte sich sonst nirgendwo am Unterboden Rost. Nur an dieser Leitung.

Ich fahre mein Auto, bis es zusammenbricht. Basta.

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ach, ich hab euch alle kekslieb.
und es ist alles so wahr.
welch elend.

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Selbstverständlich haben Autos eine Seele. Zumindest dann, wenn sie geliebt werden.
Als der 16 Jahre alte Corsa schließlich so durchgerostet war, dass es wirklich nicht mehr ging, baten wir einen Freund, nachmittags mit seinem Auto mitzufahren zum Schrottplatz und uns dann ohne Auto zurückzubringen. Morgens wollte ich noch ein letztes Mal einkaufen fahren: sprang nicht an. Er hat es gewusst. Er hatte alle möglichen Macken, aber gefahren ist er immer.
Nachmittags dann stundenlang überbrückt. Irgendwann sprang er an, fuhr genau bis zur nächsten Straßenecke, machte blubb und dann ging gar nichts mehr. Nicht mal ein Geräusch beim Schlüsseldrehen.
Erzähl mir keiner was von seelenlosen Blechhaufen, das redet man sich doch nur ein, damit es nicht so hart ist.

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Arme Lu, ich kann das nachfühlen. Ich glaube an die Beseelung der Materie. Der Schrotthändler, dem ich meinen '52er Fiat 500 zum auschlachten gab, tat das auch. Als ich den Hof in Tränen aufgelöst verließ, kam er mir hinterhergelaufen, drückte mich und versprach, daß "Agostino" in vielen anderen Fiats weiterlebt, denen er seine Teile spendet. Und drückte mir das Fiat-Schild in die Hand. Ich schwöre, daß er Tränen in den Augen hatte.

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isabo, genau so siehts aus. das war der klägliche und ebenso schändliche versuch -inklusive lautem niedergang- einmal im leben so richtig erwachsen rational zu sein. tolle wurst, wie der rheinländer da zu sagen pflegt.

und britt, der schrotthändler ist vergoldet, so ein herz!

ich fahre täglich eine abkürzung durch die automeile, und bin die unfallgefahr auf zwei rädern, weil ich mir sowohl auf dem hin- wie auf dem rückweg den hals nach jedem schwarzen skoda verdrehe.
es wäre alles halb so wild, wäre er angesprungen, heute vor einer woche. das war deutlich, könnte man sagen.

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Nachdem meine ersten drei Autos mir durch unverschuldete Unfälle entrissen wurden, musste ich 1998 das erste Mal eines zum Abdecker bringen - ich habe mich so schäbig gefühlt.
Sein mittlerweile 19-jähriger Nachfolger ist mir immer noch treu, und wenn es nach mir geht, werden wir noch zwei gemeinsame Sommer erleben. Danach werden sie ihn mir aber wirklich wegnehmen, und ich werde um ihn weinen.

Und natürlich haben Autos eine Seele.

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