Freitag, 31. März 2006

b12, regen und die sache mit auto.

So, da muss man sich dann auch erst einmal dran gewöhnen, wenn im Gym der Kursplan recht radikal geändert und erweitert wird. Da stehe ich plötzlich Freitags Morgens nicht mehr allein mit den anderen Stummen, die zu dieser frühen Stunde auf den Stepper wollen, in der Umkleide... man nickt sich knapp zu, trinkt noch mal eben kräftig vor und schleicht dann Richtung Kursraum. Nein. Heute, ich war grad aus den Chucks raus, da wird die Tür aufgerissen, und herein stürmt eine sehr laute, sehr wache Gruppe von den grauen Bären Panthern, und ich habe jetzt eine Ahnung, wie das Leben in dreissig Jahren sein könnte. Ein kurzer Blick auf den neuen Kurs-Plan zeigt
"Senior-Fit", Raum C. Neu

Kurz darauf ahne ich : Die kennen ja nix. Da wird beim ausziehen über Senkblasen und "Tena Lady" Einlagen beraten, und das nicht leise zwischen zwei Betroffenen, nein, lauthals durch drei Spindreihen, für so Themen muss man ja nicht unter vier Augen sein, da kann man ja auch mal die ganzen sechzig Quadrat mit einbeziehen. Und das die Ella heute nicht kann, weil ihr Hubertchen kastriert wird, weil der ja immer so agressiv ist und alles anstrullt ... da dachte ich noch, Hubertchen, ich hoffe du bist ein Dackelkerl und hast einen guten Arzt.

Ich zog mich derweil um, und merkte mittendrin, wie Blicke in meinem Rücken und auf meinem Hintern brannten. Wieder was gelernt. Da streifen keine Blicke anderer Frauen mal eben über einen, wie man das kennt und auch so macht, nein, da wird ungeniert geguckt und zwar langsam von o_ben nach un_ten. Ich dachte, macht ihr mal, drehte mich wieder um, damit sie auch die Rückseite meines Strings lesen konnten, und schnürte mir die Schuhe zu. Eine der Damen verteilte unter den anderen noch eben Brausetabs wie Ecstasy, zig kleine Wasserflaschen sprudelten fröhlich über und im Raum hing eine Feinnebelwolke mit B12. Mit meiner 1,5 Liter-Flasche und zog unter argwöhnischen Blicken ( Wo geht die mit dem ganzen Wasser hin?) von dannen. Wieder den Horizont erweitert und eine Kerbe mehr im Holz.

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Gestern übrigens, nach einem Ferngespräch, da dachte ich, dass manche Menschen gefühlt um die Ecke wohnen, und in echt 4oo km entfernt mit ihrem Telefon in der Hand so da sitzen.
Dabei meinte ich mein "Ich kann Dir ja beim renovieren helfen." wirklich und ernst. Bis dann Lachen wie Erkenntis kamen ( in umgedrehter Reihenfolge ).

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Knotenlösung.

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Kaffeeentzug galore.
Gestern nur einen Milchkaffee am Morgen, ab Mittags das klassische Entzugskopfdröhnen und bleiern müde. Körperchen fands trotzdem toll.
Nachmittags RR 128/68, RP 71. Körperchen gibt an.
Alle zufrieden, Doctore spricht dennoch von 21-44 Tagen kompletter Auszeit. Ausserdem soll ich den Kaffee noch länger etwas reduzieren. Körperchen schlingert bei dem Wort "Auszeit".

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Nach einem leckeren Essen und zu süßem Wein noch mal eben an den Rhein, das kann auch mächtig in die Hose gehen.
Kaum ist man aus Sichtweite von Auto raus, da gehen oben sämtliche Schleusen auf und der Rückweg wird länger, und länger, und der Rhein ist eh schon hoch, und die Kirchturmuhr gongt die 21.ste Stunde im Dorf, selbst der Pirat ist nicht zu Hause. Wir gehen triefnass den Deich entlang und ich finds herrlich. Wann kann man sich schon mal so nassregnen lassen, ohne das es unpassend ist?

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Im Autohaus, Anfang der Woche.
Man fühlt sich wie ein Verräter. Auto steht draussen und man selber sitzt Probe im neueren Modell. Silber und sportlicher was beengte Sitzfreiheit für Hibbler wie mich bedeutet. Alles eine Sache der Rechnung, Emotionen passen da nicht. Trotzdem.
Gestern Abend, nachdem von unseren nassen Sachen alle Scheiben von innen beschlagen sind, da male ich mit dem rechten Zeigefinger ein kleines Herz auf die Innenseite der Scheibe. Bald wird es mit Heißdampf weggeschrubbt und ein Verkaufsschild angebracht.
Es ist doch nur Blech. Und doch ...