Dienstag, 7. September 2004
im kontra mit kinski
da stand ich dann an der kasse, die objekte meiner gier in beiden händen haltend. eine ananas, spitz und zuckrig duftend, ein liter pfirsich-maraquja-eis im topf, mit eisblumen seitlich.
vor mir dieser elendige kerl, der mit seiner asbach-flasche in der hand schon durch den halben supermarkt nach augenkontakt gerungen hat, und jetzt mir und meiner ananas vertraulich auf die pelle rückt.
schnell schmeisse ich das trennholz zwischen seine und meine einkäufe, damit die grenzen gleich um so klarer gezogen werden - in meinem viertel muss das.
ich starre also auf mein eis, welches sekündlich an eisblumen verliert und auf fräulein schieber, welche stoisch und mies gelaunt die waren über den scanner wuchtet. die flasche asbach, die flasche froillein-glück von den ruinen-geistern, das goldbarschfilet, die ...
"macht vierzehnneunundachzisch" gähnt das fräulein, und dem angegähnten bricht auf der stelle der schweiß aus.
"oh...äh...ähm...ich...hhaha...ich...ich hab nur...moment, ich mein, bin ich blöd? bin ICH BLÖD?" gackert er und wedelt komisch mit den armen, während das fräulein schieber, ich und der rest der mittlerweile 6 meter langen schlange auf sein portemonnaie glotzen. er dreht es um, schüttelt es, aber kein cent mehr fliegt aus dem kleingeldfach, nur der zehn-euro-schein schwebt in richtung meiner ananas. er schwitzt, fräulein schieber schwitzt, mein eis schwitzt, und ich überlege kurz, ob ich schon mal die wartezeit mit dem finger in der leckeren, kalten pampe überbrücken soll, als fräulein schieber der dienstägliche kragen laut und deutlich platzt.
" na watt denn nu, storno oder haste noch wat inne taschen, hä?" blafft sie ihn an, und kappt somit jeglichen willen seinerseits, noch irgendwo nach geld zu suchen. er schweigt, wir alle schweigen.
mittlerweile ist die schlange bis hinten an der frischfleischtheke angelangt, genervte gespräche entstehen, die meute hat keine lust mehr, gelüstet nach rache.
" jetzt mach do mal hin, da vorne..." baut sich eine rüstige hundertjährige in der mitte der schlange auf, und da will keiner widersprechen, man hat ja schließlich nicht ewig zeit.
von ihm ist mittlerweile nur noch eine feuchte pfütze im hemd übrig, seine einkäufe und fräulein schieber, die ihn böse anschaut, und drohend mit einem trennholz ein lied antaktet, welches nur sie allein hört.
er tut mir leid, ich vergesse seine dumm-plumpen augenaufschläge, die erst minuten zurück lagen, und lächle ihn breit an, während mein eis ihm folgt, und einfach wegschmilzt. ich und die ananas halten die stellung und plötzlich höre ich ein lautes kichern aus meiner tasche.
>>du bist zu weich für diese welt, weib!<< donnert es gut betont aus meiner tasche, die sich aubäumt.
ich stöhne innerlich auf. ein unauffälliger blick in die tasche, und ich weiß, dass ich sie schließen muss, noch bevor das theater erst richtig losgeht. der schwefelkerl hat gesellschaft bekommen. das hat frau davon, wenn sie sich wochenlang mit kinski auseinandersetzt, sich durch seine gesamten ergüsse liest, bildbände guckt, filme guckt, interviews liest. da hat man schnell mal einen kleinen kinski am hals, oder wie ich in der tasche. ich mache alle drei magnetverschlüsse fest zu, und lächle einfach mal so in alle richtungen.
mittlerweile sind drei frauen in der schlange die krägen geplatzt und fräulein schieber schreit nach dem leiter des supermarktes, der gefühlte zwei stunden später quer durch die regalreihen gerannt kommt. er schnauft, hat fleckige wangen und das hemd halb offen, halb falsch zugeknöpft. alle rücken auf, um ihn besser sehen zu können.
"so, wat ham wa denn,hm ?" ruft er fröhlich aus, und unterdückt dann doch das in die hände klatschen, welches er ansatzweise schon begonnen hat.
"storno...der hat zuwenig jeld dabei." sagt fräulein schieber, und guckt beifallheischend in die runde. die menschenschlange grinst gemein, alle sind mucksmäuschenstill, keiner will was verpassen.
>>der hat im kühlhaus gevögelt, die sau, dem hohen stiez der azubine in ihrem billigen mini hat er nicht mehr standhaft gegenüber stehen können, da stand...<< schaffte es der kinski in der tasche grad noch, bevor ich einmal kräftig gegen die seite boxte. AU! kam es aus zwei empörten hälsen, teufel links, kinski rechts, dann war ruhe.
"himmel, frau schieber, wat machen se denn hier für nen aufstand. kommt er halt später wieder und zahlt den rest."
"ich, ich kann aber später nich kommen, schon gut, aber danke." sagte der flüssig gewordene kunde und wedelte zahlungsfreudig mit dem zehner vor der nase des marktleiters.
der grinste satt, verlor langsam die hektischen flecken im gesicht und zog die flasche asbach, das goldbarschfilet, das froillein-glück von den ruinen-geistern ...eins ums andere storno, storno, storno.
jetzt, wo alles von höchster stelle geregelt wurde, wich die mordlust aus den gesichtern der frauen, die nur mal eben noch schnell einen becher sahne brauchten, ich bezahlte ananas und eis, unterdrückte plump-vetrauliche anspielungen auf falsch zugeknöpfte hemden und verließ eiligen schrittes den kontra-markt, während in meiner tasche laut gröhlend villon's ballade von der ewigen unzufriedenheit zitiert wurde...
(...) Zuletzt hat auch Villon schon mancherlei
erfahren, was wohl mit der Liebe sei.
Er war zum Beispiel in Margot verknallt,
die liebte ihn mit Lüge und Betrug
und lockte ihn in einen Hinterhalt,
wo man ihm alle Knochen blutig schlug.
Da lag er wie ein Frosch im faulen Stroh
und wurde nie mehr seiner Liebe froh.
vor mir dieser elendige kerl, der mit seiner asbach-flasche in der hand schon durch den halben supermarkt nach augenkontakt gerungen hat, und jetzt mir und meiner ananas vertraulich auf die pelle rückt.
schnell schmeisse ich das trennholz zwischen seine und meine einkäufe, damit die grenzen gleich um so klarer gezogen werden - in meinem viertel muss das.
ich starre also auf mein eis, welches sekündlich an eisblumen verliert und auf fräulein schieber, welche stoisch und mies gelaunt die waren über den scanner wuchtet. die flasche asbach, die flasche froillein-glück von den ruinen-geistern, das goldbarschfilet, die ...
"macht vierzehnneunundachzisch" gähnt das fräulein, und dem angegähnten bricht auf der stelle der schweiß aus.
"oh...äh...ähm...ich...hhaha...ich...ich hab nur...moment, ich mein, bin ich blöd? bin ICH BLÖD?" gackert er und wedelt komisch mit den armen, während das fräulein schieber, ich und der rest der mittlerweile 6 meter langen schlange auf sein portemonnaie glotzen. er dreht es um, schüttelt es, aber kein cent mehr fliegt aus dem kleingeldfach, nur der zehn-euro-schein schwebt in richtung meiner ananas. er schwitzt, fräulein schieber schwitzt, mein eis schwitzt, und ich überlege kurz, ob ich schon mal die wartezeit mit dem finger in der leckeren, kalten pampe überbrücken soll, als fräulein schieber der dienstägliche kragen laut und deutlich platzt.
" na watt denn nu, storno oder haste noch wat inne taschen, hä?" blafft sie ihn an, und kappt somit jeglichen willen seinerseits, noch irgendwo nach geld zu suchen. er schweigt, wir alle schweigen.
mittlerweile ist die schlange bis hinten an der frischfleischtheke angelangt, genervte gespräche entstehen, die meute hat keine lust mehr, gelüstet nach rache.
" jetzt mach do mal hin, da vorne..." baut sich eine rüstige hundertjährige in der mitte der schlange auf, und da will keiner widersprechen, man hat ja schließlich nicht ewig zeit.
von ihm ist mittlerweile nur noch eine feuchte pfütze im hemd übrig, seine einkäufe und fräulein schieber, die ihn böse anschaut, und drohend mit einem trennholz ein lied antaktet, welches nur sie allein hört.
er tut mir leid, ich vergesse seine dumm-plumpen augenaufschläge, die erst minuten zurück lagen, und lächle ihn breit an, während mein eis ihm folgt, und einfach wegschmilzt. ich und die ananas halten die stellung und plötzlich höre ich ein lautes kichern aus meiner tasche.
>>du bist zu weich für diese welt, weib!<< donnert es gut betont aus meiner tasche, die sich aubäumt.
ich stöhne innerlich auf. ein unauffälliger blick in die tasche, und ich weiß, dass ich sie schließen muss, noch bevor das theater erst richtig losgeht. der schwefelkerl hat gesellschaft bekommen. das hat frau davon, wenn sie sich wochenlang mit kinski auseinandersetzt, sich durch seine gesamten ergüsse liest, bildbände guckt, filme guckt, interviews liest. da hat man schnell mal einen kleinen kinski am hals, oder wie ich in der tasche. ich mache alle drei magnetverschlüsse fest zu, und lächle einfach mal so in alle richtungen.
mittlerweile sind drei frauen in der schlange die krägen geplatzt und fräulein schieber schreit nach dem leiter des supermarktes, der gefühlte zwei stunden später quer durch die regalreihen gerannt kommt. er schnauft, hat fleckige wangen und das hemd halb offen, halb falsch zugeknöpft. alle rücken auf, um ihn besser sehen zu können.
"so, wat ham wa denn,hm ?" ruft er fröhlich aus, und unterdückt dann doch das in die hände klatschen, welches er ansatzweise schon begonnen hat.
"storno...der hat zuwenig jeld dabei." sagt fräulein schieber, und guckt beifallheischend in die runde. die menschenschlange grinst gemein, alle sind mucksmäuschenstill, keiner will was verpassen.
>>der hat im kühlhaus gevögelt, die sau, dem hohen stiez der azubine in ihrem billigen mini hat er nicht mehr standhaft gegenüber stehen können, da stand...<< schaffte es der kinski in der tasche grad noch, bevor ich einmal kräftig gegen die seite boxte. AU! kam es aus zwei empörten hälsen, teufel links, kinski rechts, dann war ruhe.
"himmel, frau schieber, wat machen se denn hier für nen aufstand. kommt er halt später wieder und zahlt den rest."
"ich, ich kann aber später nich kommen, schon gut, aber danke." sagte der flüssig gewordene kunde und wedelte zahlungsfreudig mit dem zehner vor der nase des marktleiters.
der grinste satt, verlor langsam die hektischen flecken im gesicht und zog die flasche asbach, das goldbarschfilet, das froillein-glück von den ruinen-geistern ...eins ums andere storno, storno, storno.
jetzt, wo alles von höchster stelle geregelt wurde, wich die mordlust aus den gesichtern der frauen, die nur mal eben noch schnell einen becher sahne brauchten, ich bezahlte ananas und eis, unterdrückte plump-vetrauliche anspielungen auf falsch zugeknöpfte hemden und verließ eiligen schrittes den kontra-markt, während in meiner tasche laut gröhlend villon's ballade von der ewigen unzufriedenheit zitiert wurde...
(...) Zuletzt hat auch Villon schon mancherlei
erfahren, was wohl mit der Liebe sei.
Er war zum Beispiel in Margot verknallt,
die liebte ihn mit Lüge und Betrug
und lockte ihn in einen Hinterhalt,
wo man ihm alle Knochen blutig schlug.
Da lag er wie ein Frosch im faulen Stroh
und wurde nie mehr seiner Liebe froh.
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