Freitag, 30. April 2004

45 minuten

raus aus dem haus, überrumpelt vom duft der bäume und des flieders, des regens und des 724er-busses, der meinen kurzen frühlingsrausch knapp und bündig mit seinem auspuff beendete. das viertel wirkt freundlicher, wenn alles in grün leuchtet, die taxifahrer - es sind jeden morgen die selben, genau wie jeden morgen die selben gestrandeten am büdchen ihren flachmann frühstücken- sitzen zusammen auf den bürgersteigen und ich höre sie über polen reden, welches ja ab morgen so richtig offen ist. sie machen sich sorgen, wissen aber nicht genau welche, und als dem einen sein kaffee über die freizeithose kippt, ist polen unwichtig, tempos müssen her.
die bahn kommt wie immer zu spät, die schwalben über mir sind optisch da, aber auf stumm geschaltet. man hört sie nicht, weil durchgehend autos 4spurig die rush-hour aufrecht erhalten.
in der bahn regen sich an drei verschiedenen sitzgelegenheiten drei verschiedene frauen gleichen alters über ihre prbleme mit ihrem chef auf, und unterstreichen das erlebte wild gestikulierend, laut und keifend. um sie herum werden volume-tasten auf höchste stufe gestellt.
ich versuche zu lesen, bin entzückt über die texte in meinem buch, war ich nach den schreibstil bei "illuminati" geistig völlig verstopft, aber sowasvon, sagte auch grad die zweite der drei frauen, aber sowasvon hab ich meinem chef die meinung gegeigt, ... und ich versinke in gedanken im uBahn-tunnel, lese und bin neidisch, neidisch auf den autor, der scheinbar zeit hatte, selbst belanglose dinge aufzuschreiben. er jammert und nöhlt, ihm würde ja nicht, und er sollte doch mal, und ich denke über mein akutes zeitproblem nach, lasse das buch erneut auf die knie sinken.
zeit war diese woche mangelware, irgendwie kaum vorhanden. tagsüber überlastet, abends vom tag belastet, lag ich im bett, dann fühlte ich mich wie ein von hand ausgewrungenes kleidungsstück, so eine leinenhose oder etwas vergleichbares, was selbst nass noch knittert und wie tot an der leine baumelt. irgendwann morgens stand ich auf dem balkon und zupfte welke blätter von den kräutern, freute mich über alles, was den winter übelerlebt hat und jetzt grün ausschlägt, und ich war gut gelaunt, die luft war gut gelaunt, irgendwie schien alles gut gelaunt, und ich fragte mich, wenn mir diese paar m2 schon so gute laune besorgen, beim zuppeln an meinem privaten dschungel, wie müßte es erst sein, wenn man einen garten, oder ein grundstück hat ? nein, ich sehe keinen englischen rasen, keine rosen am wegesrand, ich sehe wilde wiesen mit pusteblumen, die fellchen jagen fette landfliegen, die meeresbrise rauscht über die obstbäume und wir pflanzen dort büscheweise basilikum, ein meer von lavendel, hier um die 50 kilo kartoffeln, da ein paar kübel salat, nur so als beispiel. wie müßte sich das anfühlen, wenn schon der balkon das gestresste seelchen wieder wurzeln läßt, und ...ja.

auf dem weg, und das ist mein persönliches lieblingsstück vom arbeitsweg, also auf dem weg über die brücke, über den rhein hinweg, schaue ich hinunter auf die frachtschiffe, und frage mich, ob ich da irgendann mal mitfahren werde, werde aber abgelenkt durch mein morgendliches suchbild.
es heißt : wo ist der schäfer ? jeden morgen der blick auf hunderte von wolligen schafsrücken, irgendwo dawzischen ein dunkler fleck mit zwei dunklen rennenden punkten, der schäfer nebst hunden. beruhigend fürs auge, als displayarbeitende muss man sich kümmern, jaja.

geklaute minuten waren das jetzt, ein bißchen was schreiben, hier und dort. was neues ? ja, elvis hat ein baby bekommen, glückwunsch nach hamburg, ihr seid eltern !
ich vergrab die nabelschnur im balkonkasten, zwischen der minze und den erdbeeren, trinkt einen auf luis, der -haha, das leben spottet wieder- eher in hamburg weilen wird als die hebamme herself.

apropo weg sein. auf den letzten metern fällt mir ein, dass das meer und das zelt und der instantkaffee, dass all das wohl noch warten muss, regen ist angesagt, und ich bekommschon die krise, wenn ich an gemeinschaftsnasszellen denke, an deutschlandradio und frühstücksdienste. ich weiß nicht, ob ich kompatibel bin, was dünne zeltwände angeht, pupsende nachbarn, badelatschen und pssst-leise-sex, aber das alles noch bei 9° nachts ?
vielleicht hatte m. heute morgen recht, und man sollte in der nacht in den osten fahren, grenzöffnungen feiern. vielleicht. vielleicht sollte man auch chips und wein kaufen und sich alle "godfather"-folgen ansehen ? vielleicht.

oh, da steh einer neben mir, der hat "arbeitstag" auf der schürze stehen, und rüttelt an meinem hosenbein.
ab gehts.

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juchee
ist es ein junge?

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hmjoooh, könnte man auch sagen. ja. ein junge ists.

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