Mittwoch, 13. September 2006
Lu lernt Französisch, Lektion 2.
Irgendwo zwischen dem 2. und dem 4. Stock hole ich Helga ein, die sich ebenfalls wieder wacker die Stufen hochbrasselt.
“Bonsoir!“ schnauft sie mir entgegen, “Moin Madame.“ schnaufe ich zurück, “lange Nacht gehabt, oder doch eher Wunschdenken, weil noch sind wir im Jour.“
Helga zieht die Mundwinkel bis an die Socken, sagt so was wie, dass sie nicht zum lernen gekommen sei, in ihrem blöden Hoteljob, und wir nehmen die letzte Etage eisern schweigend und mit der guten Luft haushaltend.
Im Raum werden schon laut krachend die frisch beim Bäcker geschossenen belegten Brötchen gekaut. Ich fühle mich unfreiwillig an Berufsschulzeiten erinnert, an Baguette-Wagen, an Schlange stehen mit Münzgeld in der Hand, und an welke Salatblätter in Remoulade.
Tis-Ta-Ro ist der einzige, der kein Salatarrangement aus den Mundwinkeln hängen hat, er guckt nur zu.
Dann Aufritt Marie. “Allo ihr alle liebönn, eutä die sweitö unitee in Frohnzösisch, auwi?“
Verlegenes Murmeln im Raum, ein paar sagen “Ja“, ein paar trauen sich ein “Oui“ zu, Tsin-Ta-Ro macht einen Knicks im sitzen.
Wir ackern und pflügen uns durch sämtliche Begrüßungsformen, förmlich, plump vertraut und per Vous aber mit Vornamen, und gelangen irgendwann in Stunde zwei zu den Wurzeln einer jeden Sprache, wir gucken staunend auf
… das A B C. Sieht aus wie unseres, hat aber ein paar Hürden. Wenn ich Marie vorher richtig verstanden habe, ist die französische Sprache wie der Franzose gestrickt, kommste heut nicht, kommste morgen. Irgenwann findet irgendwer in einem Wort unter Umständen das S lästig, lässt es einfach weg, macht aber dafür ein Hütchen auf die Stelle wo es vorher war, bzw. davor oder dahinter, das bekomm ich noch raus, und zack, ist das Wort neu und wird trotzdem wie immer gesprochen, was aber nichts macht und auch nicht weiter auffält, da der Franzose eh nur die Hälfte der Buchstaben ausspricht, die in einem Wort vorkommen, und das H könnt ihr schon mal getrost überall streichen und ein Hütchen dafür nehmen.
Wie dem auch war, wie sassen also kollektiv vor der Tafel mit dem ABC und lauschten andächtig dem CD-Player, wo uns eine geschlechtsneutrale Stimme das A bis Z vorlas. Beim H (asch) gucken alle verwirrt, beim Y (ihgreck) läßt Olgas Konzentration nach, und sie schreibt unter dem Tisch SMS.
Hätte sie mal besser gelassen, weil kaum war das Z (zed) verhallt, rief Marie fröhlich “ So, un jessd ALLÖH! Buchschdabieröhn sie allöh ihre Namm, Olga fängdöh an.“
Olga läßt promptement ihr Swarowski-Handy in ihre Prada-Tasche plumpsen, zischt irgendwas auf Russisch und sagt dann “OLGA!“
Marie grinst in Siegerpose, klatscht in die Hände und sagt “Alore … in einzöllne Etappen, Olga, Du buchstabierstöh deine Namm.“
Olga darauf “O-L-G-A, Olga!“
“Alore … jetzt die andöröh, wit wit.“
Wir buchstabierten alle unsere Namen, was bei deutschen Namen nicht wirklich eine Herausforderung darstellt, und selbst Werner hatte seinen Einsatz perfekt vorbereitet und las ein lupenreines „dubölwi“. Marie seufzte tief und fackelte nicht lang, riss eine Karte Frankreichs runter auf der ein paar wichtige Orte vermerkt waren, alles querbeet.
“So, ihr sagt mirröh jetzt, wo ihr wart schon einmal in meine wunderbaröh Eimat… Lu?“
“In allen die da stehn und noch ein paar drauf.“
“Wiebittöh? Allö?“
“Oui, Madame.“
“Ah, Alors, dann vielleischdöh Elga neben Dir?“
“Nirgendwo, Madame.“
Marie guckte irritiert, erfuhr dafür aber von Olga, dass diese in Nizza war, und in Monaco, und bekam gleichzeitig einen ausführlichen Einkaufstipp nach dem anderen, genaue Angaben, wo welche italienischem Desinger, und das Wetter sei ja auch immer schön dort.
Heute gelernt: Man darf sich in der französischen Sprache gern mal ein iks für ein ü vormachen lassen.
“Bonsoir!“ schnauft sie mir entgegen, “Moin Madame.“ schnaufe ich zurück, “lange Nacht gehabt, oder doch eher Wunschdenken, weil noch sind wir im Jour.“
Helga zieht die Mundwinkel bis an die Socken, sagt so was wie, dass sie nicht zum lernen gekommen sei, in ihrem blöden Hoteljob, und wir nehmen die letzte Etage eisern schweigend und mit der guten Luft haushaltend.
Im Raum werden schon laut krachend die frisch beim Bäcker geschossenen belegten Brötchen gekaut. Ich fühle mich unfreiwillig an Berufsschulzeiten erinnert, an Baguette-Wagen, an Schlange stehen mit Münzgeld in der Hand, und an welke Salatblätter in Remoulade.
Tis-Ta-Ro ist der einzige, der kein Salatarrangement aus den Mundwinkeln hängen hat, er guckt nur zu.
Dann Aufritt Marie. “Allo ihr alle liebönn, eutä die sweitö unitee in Frohnzösisch, auwi?“
Verlegenes Murmeln im Raum, ein paar sagen “Ja“, ein paar trauen sich ein “Oui“ zu, Tsin-Ta-Ro macht einen Knicks im sitzen.
Wir ackern und pflügen uns durch sämtliche Begrüßungsformen, förmlich, plump vertraut und per Vous aber mit Vornamen, und gelangen irgendwann in Stunde zwei zu den Wurzeln einer jeden Sprache, wir gucken staunend auf
… das A B C. Sieht aus wie unseres, hat aber ein paar Hürden. Wenn ich Marie vorher richtig verstanden habe, ist die französische Sprache wie der Franzose gestrickt, kommste heut nicht, kommste morgen. Irgenwann findet irgendwer in einem Wort unter Umständen das S lästig, lässt es einfach weg, macht aber dafür ein Hütchen auf die Stelle wo es vorher war, bzw. davor oder dahinter, das bekomm ich noch raus, und zack, ist das Wort neu und wird trotzdem wie immer gesprochen, was aber nichts macht und auch nicht weiter auffält, da der Franzose eh nur die Hälfte der Buchstaben ausspricht, die in einem Wort vorkommen, und das H könnt ihr schon mal getrost überall streichen und ein Hütchen dafür nehmen.
Wie dem auch war, wie sassen also kollektiv vor der Tafel mit dem ABC und lauschten andächtig dem CD-Player, wo uns eine geschlechtsneutrale Stimme das A bis Z vorlas. Beim H (asch) gucken alle verwirrt, beim Y (ihgreck) läßt Olgas Konzentration nach, und sie schreibt unter dem Tisch SMS.
Hätte sie mal besser gelassen, weil kaum war das Z (zed) verhallt, rief Marie fröhlich “ So, un jessd ALLÖH! Buchschdabieröhn sie allöh ihre Namm, Olga fängdöh an.“
Olga läßt promptement ihr Swarowski-Handy in ihre Prada-Tasche plumpsen, zischt irgendwas auf Russisch und sagt dann “OLGA!“
Marie grinst in Siegerpose, klatscht in die Hände und sagt “Alore … in einzöllne Etappen, Olga, Du buchstabierstöh deine Namm.“
Olga darauf “O-L-G-A, Olga!“
“Alore … jetzt die andöröh, wit wit.“
Wir buchstabierten alle unsere Namen, was bei deutschen Namen nicht wirklich eine Herausforderung darstellt, und selbst Werner hatte seinen Einsatz perfekt vorbereitet und las ein lupenreines „dubölwi“. Marie seufzte tief und fackelte nicht lang, riss eine Karte Frankreichs runter auf der ein paar wichtige Orte vermerkt waren, alles querbeet.
“So, ihr sagt mirröh jetzt, wo ihr wart schon einmal in meine wunderbaröh Eimat… Lu?“
“In allen die da stehn und noch ein paar drauf.“
“Wiebittöh? Allö?“
“Oui, Madame.“
“Ah, Alors, dann vielleischdöh Elga neben Dir?“
“Nirgendwo, Madame.“
Marie guckte irritiert, erfuhr dafür aber von Olga, dass diese in Nizza war, und in Monaco, und bekam gleichzeitig einen ausführlichen Einkaufstipp nach dem anderen, genaue Angaben, wo welche italienischem Desinger, und das Wetter sei ja auch immer schön dort.
Heute gelernt: Man darf sich in der französischen Sprache gern mal ein iks für ein ü vormachen lassen.
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motor_h,
Mittwoch, 13. September 2006, 13:10
na, wartö bis ihr kommt ssur Grammatik.
Da göht das noch viel möhr dursch ein andär. Aber 'âllo!
Da göht das noch viel möhr dursch ein andär. Aber 'âllo!
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au lait,
Mittwoch, 13. September 2006, 17:08
'abbö isch gelacht'e. Manjifieck! Grosses bisous de la Provence... ;)
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Lu,
Donnerstag, 14. September 2006, 00:10
Grammaticköh ist immer immer böse, mir grauts jetzt schon. Obwohl: Marie wirds schon richten. (Wo hast Du das 'Ütchen her?)
und ole: DU hasts ja wohl grad echt nett, mein gänzlich positivert Neid hockt neben dir und wirft holz nach, ins feuer.
(FERNWEH GALORE!!! darauf heute drei fragezeichen.)
und ole: DU hasts ja wohl grad echt nett, mein gänzlich positivert Neid hockt neben dir und wirft holz nach, ins feuer.
(FERNWEH GALORE!!! darauf heute drei fragezeichen.)
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ker0zene,
Donnerstag, 14. September 2006, 13:33
"No parlewu fronzeh" hab ich drei Urlaube durchgestanden. Mist, wenn man in der siebten die falsche Abzweigung nimmt und nach Lateinien abdriftet.
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Lu,
Donnerstag, 14. September 2006, 13:47
ich bin gut in essen bestellen, lieb gucken und floskeln, wenn sie die drei-wörter-grenze nicht sprengen. falsch: ich WAR gut darin, ab bald wird alles anders. ach, und nach dem klo fragen geht auch, mit fingerzeig und einem ICI? Merci.
(Der Grund warum ich das heute machen muss hängt ebenfalls mit Latein zusammen, das wollte ich nämlich freiwillig belegen, war aber schon voll. Dafür dann halt in Französisch gekommen, was ich mit 13 mehr wie zum kotzen fand, diesen albernen Singsang von dem meine Mutter immer so glänzende Augen bekam. DAS wollte ich nicht, und so machte ich ein halbes Jahr meinem armen Lehrer das Leben zur Hölle. Ich antwortete nur in englisch, malte bei Arbeiten süße Blümchen auf das Blatt und ging mitten im Unterricht raus und mir Pommes zu holen, die ich natürlich mit zurück brachte. Nach einem knappen halben Jahr platzte ihm dermassen laut der Kragen, und ich flog endlich endlich raus aus Französisch. Und die Ironie an der Geschichte UND dem Leben ist: ich wurde natürlich nicht mit Kusshand und rotem Teppich in Latein aufgenommen, neiiiin, ich kam (Achtung!): In den Kurs für Hauswirtschaftslehre. Hatte ja auch was.
Bei meiner späteren Ausbildung hätte ich nur mit Latein richtig gut was anfangen können, rudimentäres Französisch und Hauswirtschaften war da null gefragt. Naja. )
(Der Grund warum ich das heute machen muss hängt ebenfalls mit Latein zusammen, das wollte ich nämlich freiwillig belegen, war aber schon voll. Dafür dann halt in Französisch gekommen, was ich mit 13 mehr wie zum kotzen fand, diesen albernen Singsang von dem meine Mutter immer so glänzende Augen bekam. DAS wollte ich nicht, und so machte ich ein halbes Jahr meinem armen Lehrer das Leben zur Hölle. Ich antwortete nur in englisch, malte bei Arbeiten süße Blümchen auf das Blatt und ging mitten im Unterricht raus und mir Pommes zu holen, die ich natürlich mit zurück brachte. Nach einem knappen halben Jahr platzte ihm dermassen laut der Kragen, und ich flog endlich endlich raus aus Französisch. Und die Ironie an der Geschichte UND dem Leben ist: ich wurde natürlich nicht mit Kusshand und rotem Teppich in Latein aufgenommen, neiiiin, ich kam (Achtung!): In den Kurs für Hauswirtschaftslehre. Hatte ja auch was.
Bei meiner späteren Ausbildung hätte ich nur mit Latein richtig gut was anfangen können, rudimentäres Französisch und Hauswirtschaften war da null gefragt. Naja. )
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ker0zene,
Donnerstag, 14. September 2006, 18:41
Ich war ja sprachlich eher ungelenk. Beim englischen hat mir die Musik noch geholfen, aber das hätte mit französischen Chansons nicht mehr geklappt. "Nimm Latein" haben sie mir dann geraten "... wenn Du da die Grammatik drauf hast kannst Du es in vielen Sprachen!" My ass! Was habe ich mich mit Latein gequält. Es gab dazu den oberkorrektesten Lehrer, steif bis zur Halskrause, 45 Minuten Frontalunterricht, nur übersetzen. Ich hab gekotzt und das Latinum nur erworben, weil ich mir den halben "De Bello Gallico" auf den Oberschenkel geschrieben habe. Hätt ich mal französisch genommen. In der Klasse gabs auch die hübscheren Mädchen.
(Was hast Du denn gelernt, wofür Latein genutzt hätte?)
(Was hast Du denn gelernt, wofür Latein genutzt hätte?)
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Lu,
Donnerstag, 14. September 2006, 20:48
In der Medizin wimmelts von Latein. Das war damals so, heute lernen die sicher bei Emergency Room mit. :)
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