Samstag, 23. September 2006

Die Pissnelke ist tot, es lebe die Königin!

Gott, ist das ein Dilemma. Für so Tage kann man gar nicht genug Ausrufezeichen zur Hand haben. Zum Beispiel für so gedachte Sätze, wenn man morgens ohne Stimme die Fellchen füttert. Eigentlich wollte ich mit denen über das Wetter und die neu entdeckte Dunkelheit vor den Fenstern reden, wie jeden Morgen, erst mal das Wetter abfrühstücken. Und da stolpere ich um halb sieben in die Küche, öffne den Mund, und heraus kam: Nichts.
Ein heiseres Fauchen, was übersetzt "Oh...oha!" heissen sollte.
Oha.
Statt dessen ein mit trister Tonlage gedachtes "Alles Scheisse, Deine Elli!" mit Ausrufezeichen natürlich. Die vier Fellchen, gnadenlos eingestellt wie gewohnt, die interessierte meine persönliche Verstimmung rein gar nicht, eins rieb sich kurz an meinen nackten Beinen den Hintern, gähnte, setzte sich neben seinen persönlichen Napf und fing mit Brüllen an.

So machen die das immer. Vier brüllende Katzen morgens vor sieben treiben jeden Fütterer zur Eile an, man denkt an die Nachbarn, die mit schreckgeweiteten Augen ihre Fersen in die Matratze drücken, und den Mitliegenden fragen, ob er das auch gehört hat, dieses furchtbare Geräusch. Gut, ich übertreibe, eigentlich ist es mir egal, was die Nachbarn um fünf nach halb sieben am Morgen denken, nur werde ich selber nicht gerne angebrüllt, also beeile ich mich mit dem Verteilen des töften Bio-Knackzeugs, deue dem Leaderfellchen noch seine Globulis mit rein, und ziehe mit tristem Gedankengut und Stimmenlos ins Bad. Licht lass ich aus, bloss nicht noch sehen, wie der Virus mir einen zweiten Kopf und neun Augen spendiert hat, oder was auch immer, und wo das Klo steht, das weiß ich ach im Dunkeln.
Dann plötzlich ein Grollen, intern, SMS von der Lunge: will Husten, hol mal Luft. Körper holt also Luft, und ich, also der denkende Rest denkt, da geht grad Atommüll flöten. Wie kann Husten denn so brennen? Mit einer Stimmung die finsterer ist als das finstere Badezimmer zurück ins Bett, noch eine Stunde til Showtime, der Gedanke an Kaffee macht mich glücklich.

Eine verwälzte Stunde, einen Kaffee und drei mal husten später sitze ich heulend auf dem Küchenstuhl und klage Zuwendung ein. Fieberkoller.
M. guckt erschrocken dieses etwas auf dem Stuhl an. Im Ringelshirt mit viel zu großen Socken, wirrer Frisur und einer Stimme wie eine Dockarbeiterin greint dieses erhitzte Etwas verknotet auf dem Stuhl hockend, dass einen ja eh keiner mehr lieb hat, kaum hat man was, und gerade da (und da ging eine protestierende Faust weit hoch zur Küchenlampe) hätte man doch besonders viel Zuwendung nötig.
M. schrieb indes auf den Einkaufszettel für nach Feierabend:
- Bio-Huhn und Rotwein! Viel Rotwein!

(Sollte sich mein Husten bis nächste Woche nicht gelegt haben, meine sehr verehrten Leser, dann kann ich ihnen versprechen, dass mit meiner Anwesenheit in Prag Franz Kafka auferstehen wird! Wach gehustet! Das muss mir erst mal einer nachmachen.)