Montag, 28. März 2005

ostern, oder wie man auf belgischen autobahnen stirbt

ich hasse autobahnen. und als wenn das nicht ausreichen würde, kann ich das gebiet sogar noch eingrenzen und stocksteif behaupten : am meisten hasse ich belgische autobahnen.
belgische autobahnen an einem sonnigen frühlingsmorgen, und einem vergeht die lust am leben und am vermehren und seine katz will man auch nicht mehr vor die tür lassen, denn nirgends liegen mehr verendete dinge wie leben am autobahnrand wie in belgien, und ich weiß, wovon ich unke.
aber ich schweife ab, es ging im grunde ja um holland und ostern und buntes eiertreiben.

wir fuhren 310 km und an 26 totgemachten hasen vorbei, wovon ja auch einer der osterhase hätte sein können. ich sah kein körbchen, dafür viel blut und flauschige fellchstückchen über die autobahn schweben. ebenfalls am wegesrand fanden sich eine frisch zermatschte katze, schwarz/weiss war sie lebend, ein kleines reh, braun wie eh und je, diverse dohlen und krähen, je nach land, und hier und da ein kleines etwas, also mäuseracker und eichhörnchen, von kröten fehlte jegliche spur.
aber ich schweife ab, es ging im grunde ja um frühling, vla und das meer.

als wir uns in belgien kurzfristig verfransten, machten wir eine kurze, unfreiwillige BASF-geländebe(er-)fahrung in der gegend von antwerpen, und da lagen ganz viele zerplatzte und mausetote reifen von LKWs und ein paar tote ratten, ob das zusammenhängt vermag ich nicht zu erahnen. alles lag unter dichtem, festen dunst und ich hatte das dumpfe gefühl, wir wären auf einem pfad der kein ende nimmt und auch ansonsten nix gutes im schilde führt, wie meine oma immer zu sagen pflegte. die führt nix gutes im schilde, sagte ich also zu m., aber drehen ging auch nicht, die strasse lang und gerade wie eine route durch die staaten, also jagten wir an kränen und dunstwolken und gefühlt an 337 verbotsschildern vorbei, ab und auf ins nimmerland. als wir eine tote gans passierten, rief ich gegen die musik an kehr um! ich will weiterleben, seis drum-
aber ich schweife ab, es ging ja im grunde ja um eine frische brise und um wellen und die nordsee.

als wir also ankamen, lag das ganze dorf unter einem schweren nebel, und ich weiß nicht, ob wir den mitbrachten von BASF, ob er quasi am auto klebte, der nebel, aber das war ja nicht wichtig, wer muss das meer schon sehen, wenn er es riechen kann ? genau.
also gingen wir los, quer durch den dunst, und ich sagte, schau mal, überall totes gefiedertier, und wo sind die möwen, die fliegen können?
ich knipste ein besonders hübsches pärchen als ansichtskarte für das café daheim,



man schickt ja gerne karten in die heimat, wenn sie passen.

was soll ich sagen, ich will ein ende finden, den weg durchs morbide, dem ich verfiel, der nebel- habt nachsicht.
also : die frühjahrsmüdigkeit ist erfolgreich bei jedem niederländischen schauer einfach so weggeschlafen worden, und kam die sonne durch den dunst, dann sass ich im shirt in ihr und gähnte durchgehend und herzlichst bei eimerweise kaffee. die schweinehündin hatte ihr piratenhalstuch an und ließ sich von den strassenkötern des dorfes zu fischabfällen und losem spass hinter den dünen verführen während ich schlief, und gähnte und schlief und frittjes fröhnte, irgendwer muss es ja tun. das propellerweib und der schwefelkerl hingen in dem ortstypischen snack-tempel ab, der die strassen schon früh am tage mit dem niederländischen standardparfüm flutete : frittierfett. nah am ofen lieferten sie sich ein wettessen der fritten und bamis, während ich schlief, gähnte, mich noch mal umdrehte oder die nase in den wind hielt.

es ist mir bis jetzt schleierhaft, woher der ganze tod um mich herum kam, vielleicht gehört das dazu, wenn der winter geht, und der frühling kommt. das alte bleibt liegen, das neue wächst darüber, so scheint es gerade in belgien gehandhabt zu werden.
"lasst et liegen, et tritt sich fest."

bei der rückkehr war ich ausgeschlafen wie zuletzt im dezember nulldrei, als ich in prag in fremd-opachens bett bei voller heizungsleistung ein jahr schlafmangel wett machte und elf stunden am stück schlummerte, ohne auch nur ein budweiser in der blutbahn zu haben.

aber ich schweife ab, es ging im grunde ja um das ende und das ohne tod und teufel.

schöne ostern waren das, der nebel meilen dick, das meer lecker gluckernd und die luft so feucht.
zurück konnten wir uns an den gleichen kadavern orientieren wie auf der hinfahrt, und solltet ihr mal durch frankreich fahren, nah bei lille lebt eine schwarze katze auf dem mittelstreifen, ihr könnt sie zwischen den toten häppchen schlawenzeln sehen. wüßte sie von belgien, sie würde ihre letzten jahre dort verbringen wollen und eine familie gründen, zwischen geplatzten LKW reifen und kaninchenleichen zu ostern.

und bebildert geht es morgen weiter, weil jetzt muss ich mit blossen händen den frittenduft aus dem leibchen des propellerweibes schrubben und m. 100 mal den satz : "das war ein toller geburtstag mit viel tod und nebel" abnötigen.

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Haha. Haben Sie mir was feines mitgebracht für mein Hobby? Hmmm. ;-) Ich muß sagen, die Zu- und Umstände auf belgischen Autobahnen sind selbst mir zu viel. Ich begreife das auch nicht - Tag und Nacht erleuchtet, aber keine Autobahnmeisterei. Auch der restliche, anorganische Schrott dort, diese Reifenreste und zerdengelten Metallteile. Mir schlägt nichts so sehr aus Gemüt als belgische Autobahnen.

Grüßen Sie aber bitte herzlich Herrn M. und drücken Sie ihn einmal von mir. Ich sach nur: "Tod und Nebel!", so ist das wohl im Schlepp einer Piratenbraut. ;-)

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ich wußte, es würde ihr herz hüpfen lassen. es war das letzte bild auf dem film, und ich sagte noch laut zu den beiden, es würde so hervorragend in ihre sammlung "mit toten tieren durchs jahr" passen.
leider war der nebel zu dicht, als ich ein besonders mächtiges exemplar der hochseemöwe erspähte, in der ein ganzer haufen neues leben entstanden war, sie war quasi richtig in aufruhr ... aber der nebel, der nebel.

ihre grüße werde ich natürlich vollendet und mit muße ausführen, m. wirds freuen. da muss er durch, so ist das leben mit mir, dass haben sie schon richtig erfassen können.

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fahren sie mal...
nach südfrankreich... da fährt auch tod und teufel mit. haben den fahrschein da alle in der tombola gewonnen!

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südfrankreich, hach, eine westentasche meiner seel'.
man muss nur die französische mentalität an der grenze verinnerlichen, dann klappts auch mit dem verkehr. :)

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In USA sind's die Waschbären
die auf der Strecke Sanford Airport - Orlando Mitte abzuzählen sind. Nach 15 Kadavern links abbiegen. Die scheitern da an der Mittelbegrenzung - wahrscheinlich gejagt von den örtlichen Krokodilen.

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