Montag, 20. November 2006

Mike ist so tot.

Anrufe, die kommen ja selten einfach nur so. Heutzutage, da ist anrufen mitunter das innigste, was so geht, mit Maschinen.
Und an diesem Mittwoch vor drei Wochen griff D. in D. zu seiner Maschine, gab meine Kontaktdaten ein, und erreichte mich knapp später mitten auf dem Land, wo ich gerade zu einer Tasse griff.

Ein Schiffstuten, Möwengeschrei, ein Anruf, alle am Tisch verstummen. Ich lasse die Tasse los, greife zu meiner kleinen
Kommunikationsfabrik und sage Hallo? D. sagt, Sag mal, Du hast Mike doch auch gut gekannt, oder?
Und ich denke, dass Telefonate, die so los gehen, nie was Gutes inne haben, und sage Ja, klar.
Der ist tot, sagt D. und ich denke „Ach Mike“, und während ich das mindestens 15 mal denke, dieses „Ach Mike“, gesellt sich pro getauschter Information noch ein Ausrufezeichen hinzu, so dass ich am Ende auf dieser Couch auf dem Land sitze, und „Ach Mike !!!!!!!!!!!!!!!“ denke. Mike, mit zig Ausrufezeichen, die alle empört auf den Tisch hauen.

Zehn Tage lag er mausetot in seiner Wohnung auf seinem Fussboden, zehn Tage wo sich scheinbar niemand sorgte oder Mike vermisste. Ich bin seit letztem Jahr etwas geübt in Dingen „Verlieren von Personen und deren Nachrufe mit sich herumtragen“, und so ging es mir die nächsten Tage gewohnt an die Nieren, und ich dachte an Mike.
Ach Mike. Wieso hast Du zehn lange Tage keinem gefehlt?

Wir waren 18, damals, und ungeheuer wild. Mike kam gerade aus Chicago, sein Vater hatte hier berufliche Perspektiven und Mike ein eigenes Zimmer, ausgeschlagen mit großen Metal-Postern, und eines dieser ganz speziellen amerikanischen Betten, welche in Teenie-Horrorfilmen immer sehr fluffig aussehen, groß und gewaltig weich. Damit war das Zimmer voll.
Mike brachte die erste Metallica-Platte meines Lebens mit aus diesem Amiland, wie er Seine Ex-Heimat ausführlich schimpfte, Ami_land.
Der Abend an dem wir uns kennen lernten, der war bezeichnend für viele weitere Abende, an denen wir uns dann
schon kannten, was für unsere Zukunft wichtig war. Die ganze Nacht sassen wir auf einem leeren Fussboden und tranken Bier, während Mike von seiner enttäuschten Liebe zu Sabinchen sprach. Sie hatte ihn sitzen lassen für ein Zahnstudium, die Geschichte dauerte die halbe Nacht, gerechnet ab Mitternacht.
Zwischenzeitlich ass ich eine ganze Packung Pops und trank Bier aus Flaschen, die Mike mit einem Feuerzeug öffnete. Es macht immer gleich Plöpps, das mochte ich an dieser Nacht.
Diese Wohnung war eine besetzte Wohnung, hatte fünf Zimmer und ich war mit dem Besetzer kurzzeitig verpaart. Mike sagte immer, der sei ein Idiot, und nach vier Wochen fand ich das auch, was wiederum meinen Vater sehr zufrieden machte, konnte er den Besetzer und seine Marotte, immer nackt die Tür zu öffnen, nicht wirklich ins Herz schliessen.

Mike also wurde mein bester Freund, Bruderersatz und Alkoholiker. Immer wenn er kam, brachte er Bier mit. Da er täglich klingelte, (bis auf Mittwochs, da spielten wir mit dem dritten im Bunde in seinem Zimmer Malefiz, hörten erst Metallica, zu vorgerückter Stunde dann Truck Stop, was seine Mutter einmal veranlasste, mich auf dem Weg zur Toilette abzufangen und mich sehr ernst ins Gebet zu nehmen, ob ich mich mit den beiden da oben eigentlich wohl fühlen würde, weil die hätten offensichtlich einen mächtigen Knall) kaufte er täglich Bier, trank das aus und ging stets vor Mitternacht wieder ein paar Ecken zurück, in sein Amiland-Bett, zurück zu seinen Postern.
Rock'n'Roll, jeden Tag.

Die Jahre zogen, Mike trank, wir sprachen ihn oft genau darauf an. Er sagte, es wäre sein Bier, er würde alles was gefordert bestens hinbekommen, also kein Problem, es sei denn, man wolle unbedingt eins daraus machen. Die Freunde wurde älter, die Ansprüche anstrengender, Studium, Zivildienst, Ausbildungen, wir waren alle mächtig beschäftigt, Zeit wurde knapper Luxus.
Die Zeiten von täglichem Abhängen und Malefiz waren längst Geschichte, einige im Ausland, Stipendien ableben und Hochzeiten feiern. Mike war entsetzt, wenn eine von wem ein Kind bekam, wenn Trauringe getauscht und Karrieren besiegelt wurden. Er hatte ein gutes Abi, ein angefangenes Studium, den HSV und seinen Lagerjob im Supermarkt. Und seinen Rausch.
Sprach man ihn darauf an, wenn er Nachts und sprachlich durch Bier arg ausgebremst die Telefonmaschine bimmeln ließ, dann gab es eine Standpauke a la Mike, man seie jetzt wohl Spießer, und früher, da war alles ganz anders und jeder Mensch hätte ein Recht auf Rausch.
Ich weiß, sagte ich dann meist sehr verschlafen mit einem bösen Blick auf den Wecker. 2:38, Gute Nacht Mike, ich leg jetzt auf, wenn nichts wichtiges ist.

Die letzten Jahre war der Kontakt von großen Löchern durchsiebt. Mal eine Mail, selten ein Telefonat, und als ich umzog vergass ich, das Mike meine neue Nummer nicht hatte. Ich dachte öfter mal an ihn, nichts böses, Mike eben, der macht seine Sache. Und dann dieser Anruf, direkt zum Kaffee.
Mike ist tot. Zehn Tage lang auf dem Fussboden, Speiseröhrenblutung.

Wann immer der HSV spielt, Mike, dann denke ich, dass Du da oben zuschaust und Dir ein Bier aufmachst.
Plöpps.

Rock'n'Roll.

Scheisse.


Samstag, 18. November 2006

Verliebt, sehr.



Blond and Brunette (Lesendes Mädchen mit Mops)
Charles Burton Barber, 1845-1879

(steht neu als Postkarte neben meinem Bett, an den
Bücherstapel gelehnt, wird als Lesezeichen das nächste
Buch begleiten.)


Stocktreffer.

Und zwar direkt aus meiner Herzstadt Hamburg, weit ausgeholt und angetroffen vom Sprodden-Daniel, ein Bild-Stock.
Motto: Was hatte die Lu heute an?
Da ich für die Frauenquote stehe, hab ich mich natürlich nicht Lumpen lassen, und das Stöckchen konnte passender kaum kommen, ist der Freitag doch ein schöner Vorzeigetag wenn es um fliegende Wechsel geht.
Ich habe die Sachen übrigens vor dem Tragen abgelichtet, weil einiges nach dem Tragen unter Umständen nicht mehr ganz so lecker aussieht.

Wir beginnen um

9:00 - ausserhäusliche Tätigkeiten



1. meine alten Chucks, löchrig und rot.
2. doofes Statusteil, aber ich liebe ihn und er hält die 7. fest.
3. weicher, nachtschwarzer Rollkragenpulli, Baumwolle.
4. aktuelle Lieblingssocken, Herrenabteilung Hasi & Mausi
5. BH Mangoon
6. Skinny-Dingens
7. Jeans

10:30 im Gym, Step + Ausdauer



1. Trainingshose
2. Hallenschuhe
3. Söckchen
4. Unterhemd in geliebter Schlammfarbe
5. Übershirt in geliebter Schlammfarbe. Das Zwiebelprinzip.
6. immer noch das Skinny-Dingens, getarnt auf Trainingshose

14:30 Arbeit, ebenfalls Ausdauer.



1. unsexy Treter, hyperbequem und prima zum Stolpern
2. BH Mangoon
3. Top, eng
4. Shirt, noch enger
5. Hose, lässig rutschend
6. rote Socken, damit ich meine Füsse wiederfinde

20:00 Essen gehen



1. hohe Stiefel, intellektuell schwarz
2. Ringelkniestrümpfe in schwarz+schlammfarben
3. Skinny-Dingens, mal wieder
4. BH Mangoon
5. "superflausch Strumpfhose" Mangoon in Beere, Kaufhof 8 €
6. schwarzes Longsleave vom Trödel
7. superfröhliches Übershirt aus Vollviskose, Promod
8. Kostümrock, verlassen von Jacke, Trödelmarkt 2,50€

Mitternacht überfuttert ins Plumeaux



1. Panties Mangoon, Signalrot (damit ich morgens weiß, wo oben und unten an mir ist)
2. peinliches aber gemütliches Snoopyshirt, Hasi&Mausi
3. Wärmflasche - unabdingbares Bettutensil

Fertig. Ich werfe ja keine Stöcke, also nehmts euch weg, wenn ihr Lust habt, Schlüpper und Socken vor die Kamera zu halten, ich werds morgen schließlich auch bereuen.
(An dieser Stelle ein gedachter Smiley)


Freitag, 17. November 2006

Ich mit Camille beim Schlachtfest, oder "Paris, wann denn nur?"

Ich sitze im Bus. Die Stadt um mich herum hat erneut Frühling, es sind 20 °C und die Ghettokids hinter mir tragen baggy und sommerlich HipHop. Und das Mitte November, denke ich, blättere um und sinke ein Stück tiefer hinunter in Pulli und Buch.
Um mich herum die üblichen Gespräche, ich höre kaum hin, statt dessen Metric aus zwei Knöpfen. Überhaupt, diese Verkabelten, die mit den Schnüren aus den Ohren. Bin ja auch so eine, oft zu oft, kann ich so wenigstens akustisch aussteigen aus diesem Tagesgelärm.

Ich sitze also im Bus, das drumherum ist sortiert, und lese mein Novemberbuch, Anna Gavalda.
Es ist ja schon eine wüste Sache, dieses lesen. Manchmal wird man nicht ausreichend auf etwas vorbereitet, was im Grunde ja hervorragend ist, weil ich liebe nichts mehr als Überraschungen,
- Gut, gefüllte Rotweingläser, frische Bücher, volle Teller, der Geruch von Katzentatzen, jüdische Friedhöfe spät Nachmittags ... all das liebe ich mindestens genau so üppig wie eine Überraschung die sich gewaschen hat, und doch –
aber es gibt auch solche, die einen unverblümt am Kragen packen, die Luft nehmen und dann erst einmal in aller Gemütsruhe auf einem sitzen bleiben, so wie bei mir.
Bei Anna in „Zusammen ist man weniger allein“ wurde Camille von Franck zu einem Schlachtfest auf einem alten Hof gebracht, zwei Schweine waren ab Seite 326 mit ihrem Ableben dran. Weia, dachte ich noch, die sollte mal besser zu Hause bleiben, die Camille, und für so etwas schon gar keinen einzigen Schritt aus Paris machen. Paris, diese einfach totzuliebende Stadt. Aber Fremdprotagonistinnen machen selten genau das, was man möchte, sonst hätte man sie ja selber erschreiben können. Camille setzte sich also auf Francks Motorrad, erfror während der Fahrt fast kläglich, wurde dann auf dem Hof mit sehr viel Schnaps wieder aufgetaut und sollte alles zeichnen, was sich am nächsten Tag dort abspielen würde.
Desolat und verkatert stand sie eine Nacht später an dieser Schlachtbank, der Gaston, der gerufene Schlachter, wetzt die Messer und ich, ich sinke sekündlich tiefer in den miefigen Bussitz der Linie 721 (Waldfriedhof - Flughafen) und überlege, ob es an dieser Stelle meines Lebens verwerflich wäre, jetzt mal eben ein paar Seiten zu überspringen. Kann ich so schlecht, steckt ja Arbeit und Liebe mit drin, ruft mein Lesegewissen tief aus meinem Innersten, also lese ich stoisch weiter.
Und wie das Leben nun gerade Mittags in Bussen so zu mir ist, kommt es wie es kommen muss: Ich muss heulen.
Ich lese also, heule dabei leise wie arrythmisch zu Metric, und die Ghettojungs gucken rüber, sagen aber nichts.
Die erste Sau wäre geschafft, und Camille ist schlecht. Mir auch, aber ich beschließe, das jetzt durchzuhalten, acht Haltestellen und ein Schwein noch, bis zur Arbeit habe ich einen zehnminütigen Fussmarsch um auszuglühen, wird schon.

Das zweite Schwein ist dran, sieht die Blutlache des ersten und brüllt vorab wie am Spieß. Mir ist jetzt nicht nur heulelend sondern auch noch böse schlecht, ich verfluche Welt, Gastons, Schicksale und jede einzelne Scheibe Salami meines Lebens, und als die Szenerie endlich zu Ende ist, da trinkt Camille einen Schnaps, und ich bekomme von den aussteigenden Ghettokids ein Taschentuch hingehalten. Es ist angeknautscht und duftet nach Gras, aber es ist meins und ich habe es nötig.

Dünnhäutig, mit über der S-Bahnbrücke kotzendem Seelchen gehe ich zur Arbeit und schwöre mir, das in meinen Geschichten nie ein Schwein erlegt wird. Nie.
Feierlich werfe ich mein feuchtes und vollgerötzeltes Taschentuch in die Mülltonne mit der Aufschrift "Müll", und rufe laut "NIE!".

Besiegelt, stummer Applaus, Vorhang!


Donnerstag, 16. November 2006

Laut lachen mit Referrern.

Herr Kid gab heute Morgen ja schon verkrypte Verzögerungsbotschaften
(Bitte lesen sie diesen Blogeintrag rückwärts!) bezüglich hoch anzüglicher
Bilder mit Idyll, die er mir zukommen lassen möchte, und dann entdecke
ich zu meiner absoluten Zustimmung auch noch dies in den langen Reihen
der Referrer:

1 Search request: die lu von miagolare ist die einzige die es drauf hat

Nun gut, es hat nur einer gesucht und gesacht, aber immerhin.
Ansonsten wie immer -

7 http://www.blogbar.de/autoren.php
1 Search request: Oliver Geissen an der Alster
3 Search request: wie kocht man Frikadellen
1 Search request: "Marcel Richard Saibert"
1 Search request: "wer bumst mich"


Und jetzt Für Dich.



Ein Buch, welches ich vorab schon zerliebe, nur vom reinlesen her.

Alles zu "Wie der Soldat das Grammofon repariert" von Saša Stanišic
auf seiner Seite, inklusive Blog, und hier mit Film.

Danke für dieses wunderschöne Geschenk!

anker raus | © Lu um 13:28h | keine meldung | meldung machen?

Mittwoch, 15. November 2006

Lu lernt Französisch, Lektion 9.

"Ach, isch bin eutäh in einem Eimer!" schrillt es schon vom Flur her. Helga und ich hatten gerade wieder eine regelmäßige Atmung nach dem Aufstieg, der ja jetzt, im dunklen Herbst noch mit Extraproviant beladen ist. 0,5 liter Kaffee, im Pappbecher, ohne bringen wir kein gesungenes Wort mehr ans anbrechende Tageslicht.
Helga hatte sich offensichtlich von ein paar Tüchern getrennt und auch den Weg zurück zu westlichen Duschseifen gefunden, jedenfalls sass sie nach wilden Rosen duftend und in Wolle gestrickt neben mir, und nur ein Tuch zierte die ganze Frau. War Indien am Ende dann doch wieder zu weit weg?
Aber alors, zurück zu Marie und ihrem Eimer.
Sie flatterte vor der Tafel mit ihren Seidentüchern (und zwar so vielen, dass sich Helga prima hätte neu einwickeln können) und wir alle bestaunten ihre offen zur Schau getragene Misere.

Hätten wir sie denn auch erkennen können, ich meine so richtig. Herr Blume, der ihr am nächsten sitzt, lächelte frisch betäubt von Maries Chanel-Schweif, und wir anderen zwei, also Helga und ich, verstanden nix, lächelten Weise und griffen uns unsere Pappbecher, Prost.
Marie stoppte mitten in ihrem Rotoren-Dasein und begann mit einem "Alors, ihr glaubt nischt, was isch aböh inter mir!"

Marie war uBahn gefahren, das macht sie immer. Und als sie so da sass und ihre schönen Schuhe betrachtete, da sei ihr (MERDE!) diese kleine Laufmasche in ihrem Strumpf aufgefallen.

"Isch dachtöh OH NO, das darf nischt, wie gehe isch da herum, mit eine LOCH in meine teure Strummpf, aböhr dafür aböh isch immer eine kleine Flasche von Nagellack dabei, damit ich das flicken kann von selbst und schnell. Voilá, isch 'oläh also meine kleine Flasche Lack aus der Taschöh, ziehe meinen Schuh aus und da zetert dieser kleinöh, alte Mann neben mir los, ganz plötzlisch! Isch denköh, a! was 'at öhr denn jetzt, und ich verstand keine Wort, es war arabisch oder türkisch, nein, isch weiß, arabisch 'ättöh isch noch eine wenig verstanden weil isch dort 'abe gelebt für ein paar Jahre, es muss türkisch gewesen sein. Alors ... er brüllt also auf mich ein, und isch stehäh dort mit meine Schuh und sage, wenn sie nicht auf der Stellöh' auf'ören misch anzuschreien, werfe ich ihnen die Schuh vor die Kopf!"

Helga gackert laut los, offensichtlich Koffeinschock, sie wirkt fahrig. Im selben Moment geht die Tür auf, und Tis-Ta-Ro kommt mit verschlafener Asiatenfrisur herein (bedeutet: sie ist genau so, wie er gelegen hat, also rechtslastig) und wird von Marie am Arm gepackt, bevor er auch nur die Tageszeit sagen kann ...

"... und dann wird er noch fuchsteufeligöhr, und zeigt immer auf mein Bein mit Strumpf, und isch halte ihm den stinkenden Lack direkt vor die Nasöh, damit er sieht, das isch weiß mich zu wehren mit andöröh Mittel als er denkt."

Kunstpause Marie, wir alle gucken mächtig beeindruckt, die Frau weiß ihre Waffen zu gebrauchen. Draussen auf dem Gang Olgas Stechschritt in italienischen Stiefeln. Tack-Tack-Rumms, Tür auf:

"Bon soir" dröhnt Olga, und Helga: "Die sollte auch mal auf italienischen Kaffee reinfallen wie auf die Schuhe, dann klappt das vielleicht mit den Tageszeiten."
Holla. Höre ich da Missmut raus?

Aber Marie war nicht mehr zu stoppen, bezahlter Kurs hin oder her, das musste jetzt raus. Also:

"... Jedenfalls isch attöh diesen alten, bösen Mann durchgeschaut. Ein Sitz weiter sass diese arme Frau unter eine Burka, und isch aböh misch schon immer eingesetzt für die Rechte der Frau überall und keine soll so sitzen wie eine Gespenst unter Laken!"

Sie liess Tis-Ta-Ro wieder los, offenbar brauchte sie ihn nicht mehr als Sparringsobjekt und er ging ergeben und mit einem Hauch Chanel auf seiner Jacke zu seinem Platz hinten rechts.

"... Isch sagtöh dann, dass wäre ja klar, so eine Beschiss, so eine Quatsch, ob es ihm schon einmal wäre aufgefallen, dass er hier nischt mehr lebt in die Berge mit Ziegen zusammöhn?"

(Beeindrucktes Nicken meinerseits, Helga ließ so was nach Indien scheinbar kalt, Tis-Ta-Ro kam noch nicht richtig mit und Olga sortierte sich und ihre Haare erst einmal ausufernd, machte aber ein sehr interessiertes Gesicht.)

"... Darauf kam von ihm wieder etwas langes, was isch nischt verstand, aber mir war es gleich, ich 'aböh das Recht, meine Strümpfe zu flicken wann und wo isch will, und das sagte isch ihm auch, und zwar klipp und äh ... klipp. Isch sagtöh, wenn er es nischt ertragen kann, in seine Alter eine bestrumpftöh Bein von einer französischen Frau zu sehen, dann hätte er ein Problem, und er solle zurück zu seine Berge und Ziegen, wo ihn kein Seidenstrumpf mehr den Blick vernebelt! Alors ... das 'allöhs 'aböh isch ihm geworfen an die Kopf und seine Frau unter die Laken fand das bestimmt gut, und da dachte isch, isch setzöh noch eine drauf - isch war SO wütend!- und sagtöh, dass es nischt sein kann, das er versteckt seinöh wunderschöne Frau unter einem LAKEN!"

Uff, ich gab nach. Laut gackernd brach ich gegen Olgas Wangenknochen in Lachen aus, das war der Höhepunkt. Marie kapierte natürlich und meinte, es wäre ihr klar gewesen, dass unter der Burka mitnichten eine knackige Salome gesessen hätte, sondern eine Frau weit jenseits der Menopause, aber gut, wenn Frau schon mal gerade dabei ist, die westliche raushängen zu lassen, und er solle froh sein, dass sie nicht von damals und den verbrannten Büstenhaltern angefangen hätte.
Am Ende stieg er immer noch schimpfend mit der vermummen aus, und Marie feierte ihren stillen Triumph mit einem Tropfen Nagellack auf ihrem Strumpf, und jeder durfte zugucken, so!

Es folgte eine halbstündige Diskussion über unterdrückte Frauen, eigene Erlebnisse und Emanzipation und Länderanpassung im Allgemeinen, wobei Tis-Ta-Ro beachtlich still blieb und Olga sehr lebhaft wurde.
Passte aber alles auch irgendwie zu Unite Trois, weil da geht es ausufernd und dauernd nur um Klischees; was Männer und Frauen vereint und die selben auch gewaltig trennt. Wir taten uns alle sehr sehr schwer, was ich ja als absoluten Pluspunkt sehe, aber so richtig flüssig macht das den Unterricht auch nicht, wenn alle stumm vor ihrem Blatt sitzen und ihnen partout kein Klischee einfallen will.
Dafür hat Olga ihre Liebe für mich entdeckt, vor allem seitdem sie weiß, was ich beruflich mache und wie wichtig das für sie ist. Müssen wir einen Dialog bestreiten, dann strahlen wir uns nicht nur beseelt an, wie vorher, nein, jetzt mit vollem Körpereinsatz von Olga. Macht sie einen Witz, bekomme ich die halbe Olga in die Rippen gedonnert, gefolgt von einem lauten Lachen, wo rein akustisch nur noch das nach hinten sausende Wodkaglas fehlt, und sprechen wir einen Dialog, dann knuddelt sie mich zwischendrin immer beherzt am Arm, rubbelt mich durch und lacht micht sehr laut an. Wenn sie nächste Woche auch noch mit mir und Helga den Aufstieg zu Fuss antritt, dann mach ich mir langsam Gedanken und setz mich zum Exil-Italiener um, der zischt wenigstens nur seine immense Bildung durch die Reihen.
Alors...

Heute gelernt: Marie kämpft französisch, und ich kann keine Klischees.


Sonntag, 12. November 2006

Mitmachen bei "Hallo Lu" (Mittlerweile 1 Meter zum scrollen, mit später Notiz am Ende)

Ich habe noch eine Ecke frei, und die würde ich gerne mit euch füllen.

Angestachelt durch diese Aktion hier


(M.R.Saibert plus Werbelink)

fühlte sich der werte Pathologe im fernen Afrika von der Muse geküsst und schickte mir das hier


(Pathologe)

in den Herbst.

Da kam mir der Gedanke, dass ich da mehr von will, und wenn genug zusammen kommen, dann häng ich mir die alle an die Wand (Achtung, web 3.0 !!!) und freu mich täglich dran.

Also, liebe Leser ... seid kreativ, nehmt euch eine Minute Zeit und bastelt der Lu einen Gruß, den sie lieb haben und aufhängen kann. Ihr dürft mich gerne auch neidisch machen, also tolle Hintergründe aus eurem Heimathafen, vor dem Stadtberg oder mit Harry Rowohlt im Arm.

Zu schicken an luna_luätwebpunktde
mit der Bitte um ein "Ja, klar!" (kannste ruhig mit meiner URL online setzen) oder einem "Nee, lass mal ..." (nein, nur an Deine Wand damit)

So, und nun ran an die Kameras, Stifte, Katze, ich will Post und Freude!

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der erste



(Ben von Elementarteile )

das zweite bild

ist von siebenviertel, inklusive frischer kurzgeschichte auf der seite!



ich danke über den ozean.

der dritte

dyna luther, frisch wech aus hamburch
(und aus dieser stadt erhoffe ich mir noch mehr!).



(hätt ich iChat, könnten wir via zeichensprache ein paar floskeln tauschen :)

die vierten waren meine lieben schulzes



und die

fünfte



lady novesia

6.te



von fishy, die meinen cosmopolitischen hauch vollendet umsetzte, und den

7. Streich legte gewagt wie gewohnt charmant der Daniel vom Sprottenblog vor meine Stiefel



(SO liebe ich das; seufzend durch die Post klicken)

Numero 8



von Malcolm in seiner Blogpause mit einer miesen Ente abgerungen -

und die Neun kommt vom Erik als



Suchbild.

Nr. 9, ich als Kieler Themenauflauf



bei Janina, appetitlichen Dank.

die 10, die kam mit einer Bitte, die ich nicht abschlagen konnte von
Screwtapes Mike.



(Niemals grün!)

und die Nummer elf kommt von Blueeyesinthemirror (uffz) und ist in der Tat ein



Hallo Schaf.

die zwölf:



Zu Wassser gelassen von Frau Klugscheisser.

die dreizehn flattert aus der Schweiz ein, von HansGseit





Merci.

SvenK. ist die vierzehn



Merci beaucoup Monsieur K.!

Notiz:
! ES DÜRFEN/SOLLEN AUCH PÄRCHEN MITMACHEN !
Und Autos. Und Betrunkene. Und Werber. Und Köche.
Kommt schon, meine Wand ist groß UND blank.


über das niesen.

Ich weiß ja, dass ich es hasse, muss ich niesen, wenn ich gerade den Mund voll Käsestulle oder Marmorkuchen habe.
Aber das das Leaderfell krampfhaft die Backen und Lefzen zusammenhält, während ihn ein Niesen beim Trockenfutterknurpsen übermannt (Wortalternative: überkatert), das war mir bis gerade neu.

logbuch | © Lu um 13:24h | keine meldung | meldung machen?

nacherzählt

Für so Tage wie heute genau das richtige. Eigentlich hat man einen ganzen Stapel zu tun, eigentlich ist man in der Gewissheit, das nächste Total Recall komplett verpasst zu haben, aber, und jetzt kommt der helfende Teil, aber man kann sich trösten.

Legen Sie bitte ihre 2do-List zur Seite, schalten sie Ihre Breitbandverbindung ein, oder packen sie Ihr 56k in ein Kühlpad, Kaffee und ein Keks sollten in Greifweite liegen, und nun öffnen Sie den Browser Ihres Vertrauens und geben folgendes ein:

http://www.total-recall.org/

Man kann sich die Sieger ansehen, und ich empfehle das.

netz-welt | © Lu um 12:12h | keine meldung | meldung machen?

Freitag, 10. November 2006

"schöne tage" break Leerstelle

(Wie angedroht wurde dieser Text hier nach Mittag in den Hafenschlamm gekippt.
Wir machen weiter mit Werbung.)


((Okay, auch das Video wurde gelöscht, schon nach fünf Minuten, weil oberflach, genau so flach wie die blöden Gynäkologenwitze vom Morgen. Bin eh nicht zum Erzählen gekommen, war die ganze googelei eh fürn Eimer. Hm. Vielleicht soll diese Stelle auch einfach leer bleiben. Kein Text, kein youTube-Video, kein Tönnchenbild. Genau. Ich lass das jetzt. Mut zur Lücke!))