Dienstag, 8. März 2011


Zum internationalen Frauentag, geklaut bei Anke.



Ich für meinen Teil bin heute um 6 aufgestanden um die Restarbeit zu erledigen, die ich gestern nicht mehr geschafft habe, um dann den für 12° angesagten Tag im Bauhaus, im Keller und im Garten arbeitend genießen zu können.
Zeigbare Ergebnisse werden ins Internet gefüttert. (Unfälle mit Sägen und Leitern auch, wenn die Verbände dann ab sind.)


Samstag, 7. Februar 2009

#12

Aus den Logfiles der Sea Shepherd von Paul Watson:

"Saturday, February 07, 2009
No Whales Killed Today

Sea Shepherd Operation Musashi
Update from the Ross Sea

February 7th, 2009, 1500 Hours (Sydney Time)
2000 Hours (PST) (February 5th)
77 Degrees 04 Minutes South and 160 D7egrees 29 Minutes West
The Japanese whaling fleet has not attempted to kill any more whales today following aggressive clashes between the Sea Shepherd ship Steve Irwin and the Japanese whaling fleet yesterday.

Japan was able to kill five whales yesterday, the only five whales taken in a week. Normally during this period they would be taking 8 to 10 whales per day.

The Steve Irwin remains firmly in place following the Japanese whaling factory ship Nisshin Maru. The three harpoon boats are in a line twelve miles forward with about five miles between each vessel. The Sea Shepherd helicopter has not observed them pursuing any whales.

"We lost some ground yesterday and we lost five lives to these butchers," said Captain Paul Watson. "We regained that ground today and the killing has once again been stopped. We're feeling pretty good about that."


Verehrter Paul Watson,

Bitte weiter. Bitte feste drauf!
In den Nachrichten wurde eben betont, die Japaner fänden "das militante Handeln der Tierschützer kriminell" .
Das will ich aber wohl hoffen!

Ich habe letzte Woche leider die zig Millionen im Lotto nicht entern können, aber ich bleibe bei meinem Wort:
Sollte ich je einen großen Fang machen, bekommen sie den schönsten und dicksten Fisch. Für all die Gefechte, für noch mehr Schiffe, für Herzblut und Lebenszeit.

Wie immer dankbar,

Ihre Lu.


Sonntag, 21. September 2008

über das für und das wider.

Christoph Schlingensief:

(...)"Ich werde die Entscheidung treffen müssen, ob ich mir in den Kopf schieße, habe aber keine Pistole; ob ich in die Badewanne steige und mir einfach die Adern aufmache; ob ich irgendwie aus dem Fenster falle, dazu ist es hier aber nicht hoch genug. Oder ob ich hoffentlich Tabletten kriege und irgendwas anderes: Denn der Lebenswille, den ich die ganze Zeit geheuchelt habe, dieses Gefühl von, ja, der Christoph, der hat Kraft, der macht’s – das ist vorbei.
Ich bin schon lange müde. Ich habe genug gestrampelt. Ich habe genug gemacht. Und allein die Vorstellung, dass ich etwas Fressendes in mir habe, das sich irgendwo reinschleicht und mich in die Ecke eines gehandicapten, atemlosen Überlebenskämpfers oder so zwängt, nee! Das geht nicht. Irgendwie ist es vorbei. Ich starre in den Kamin, und der ist leer. Ich habe auch keine Lust mehr, ihn anzuzünden, nicht mal mehr die Lust, irgendwas zu sehen, was verbrennt."

Das komplette Interview. Man sollte wirklich das Ende lesen.


Freitag, 12. Januar 2007

Viele Wege führen nach Köln-Gremberghoven

Es gibt ja so Tage von Fehlentscheidungen, die man ganz leger unter 'Murphys Law' abbuchen kann. Meiner heute fing mit einem herzhaften Biss in ein Käsebrot an, welches kurz vor seinem Ende sogar noch die U-Bahnhaltestelle Schlesische Strasse sah, weil da musste ich nach einem Blick ins weltweite W ganz dringend hin, und das Käsebrot somit halt mit.

Atemlos mit flatterndem Schal (aber Stulle im Bauch) gerade noch die U-Bahn gen Bahnhof bekommen, um dort auf meinen nächsten Gegner vor 9 am Morgen zu treffen, auch bekannt als moderner Fahrkartenautomat.
'Scheiße', sage ich zur Begrüßung, und sofort habe ich einen der Bahnbediensteten an meiner Seite.
'Kannisch ihnen helfen, Froillein?'
Froillein, denke ich, ich fass es ja nicht, aber keine Zeit zur Aufklärungsarbeit am 'Männlein', mein RE donnert in 6 Minuten auf Gleis 16 ein, und bis dahin muss ich die Fahrkartenaufgabe gelöst haben.
Mit dem Finger auf den 4-stelligen Haltestellencodes finde ich dankbar unter K Köln, und sogar die entsprechende Haltestelle.
2069 tippe ich ein, und Männlein so ' Dat machen se ja rischtich into-iev.'
'InTUITIV wie ich bin, hab ich sogar Geld zur Hand', ich zu ihm, aber er kontert mit einem 'Der nimmt aba nur kleine Scheine, also höxtenz nen Zehner.'
'Neee, ne?'.
'Momäntschen, dat hamma gleich. Manni, haste mal zwo Zehner für die Dame hier?'

Noch 3 Minuten, die Dame bekommt akuten Stress.

Manni kann, ich stopfe dem Automaten einen Zehner in den Schlitz und dann Manni:
'Ham se ne Bahn-Kacht?'
'Ja, wieso?'
Schwerwiegender Ausnahmefehler, weil Bediensteter 1 jetzt flink wie ein Wiesel auf den Knopf C wie Korrektur klickt und alles liebevoll eingegebene einfach so erlöscht.
BITTE MACHEN SIE EINE EINGABE

Noch 2 Minuten. Ich:

'Ohmeingottdaswarechtnicht- - - gut!"
'Jetzt noch mal von vorn. Geben se mal die Nummer Ihrer Bahn-Kacht ein,mmh, wat hamse, fuffzich?'
'Nein, 25, und ist diese 20-stellige Nummer etwa DIE Nummer, die ich eingeben soll?'
'Jenau!', alle beide.
Ich tippe wie irre, erst die Nummer meiner Bahn-Card, dann muss ich drei mal die Karte rein und raus, dann Fahrtzielnummer, 2069, zack, dann Startbahnhof, 1095, zack, Gerät spuckt Fahrkarte aus, ich hole tief Luft, um endlich zu Gleis 16 zu rennen, da meint Manni
'....nit so schnell, sie müssen noch bestätijen, dat sie die Punkte wolln, hier eintippen.'
Ich haue fast die gesamte Hand auf Taste 1 für JA sage artig Danke und renne drei Stricher mit Kaffee um, auf meinem einsamen Marathon zu Gleis 16, am hinteren Ende des Bahnhofs.

Ich habe den Zug bekommen, ich liebe Zugfahren generell und ganz unverblümt, ich liebe den zarten Moment des Gefühls, auf Reisen zu sein.

Ich habe gerade einmal drei Seiten gelesen, da ist schon der Dom in Sicht, aussteigen, Anschlusszug suchen. Das entsprechende Gleis ist natürlich wieder am anderen Ende des Bahnhofs, und ich, leider immer noch Adrenalin im Blut und in dem Gedanken, ich sei zu spät, komme die Treppe hinauf, sehe einen Zug dort stehen der meiner sein könnte, eigentlich müsste, und renne hinein.
Als ich sitze, merke ich, dass ich sieben Minuten zu früh in einem Zug sitze, mein eigentlicher Anschlusszug ist also nich nicht einmal in den Bahnhof eingefahren, da fahre ich schon wieder hinaus.
Der einzige Mensch im Abteil ist knapp 103, und nickt auf all meine Fragen aufmunternd und zahnlos.
'Nächster Halt Business Park, Ausstieg in Fahrtrichtung links' ertönt es da.
Super, da ist das Hotel, denke ich, und wundere mich leider überhaupt nicht über die Tatsache, dass der Zug nicht wie geplant 8 Minuten, sondern nur 3 brauchte, knapp.
Hätte ich mal machen sollen, dann hätte ich mich auch nicht so wundern müssen, dass ich nicht wie geplant direkt neben dem Hotel aussteige, sondern selbiges quasi am Horizont mehr so an Form und Farbe gerade noch erkennen kann.

'Scheisse!'.

Ich nahm es quasi gelassen und ging los. Einmal über eine Brücke, einmal eine ganz lange Strasse runter, Industriepark-Charme, keine Mensch auf weiter Strecke. Dem Hotel kam ich nur zögernd näher, und wenn die Strasse, auf der ich lief am Ende nicht nach rechts weiterführte, dann müsste ich unter Umständen die ganze Strecke zurück und noch mehr.
Endlich, zwei Menschen in einem Bus.
'Tach, macht die Strasse da hinten nach rechts einen Knick, so dass ich zu diesem Hotel da komme?'
'Nee, junge Frau, da ist Sackgasse, dat steht aber nirjenzwo hier.'

'Scheisse!!'

Ich gehe ein paar Meter zurück, ein rascher Blick auf die Uhr sagt, dass ich noch elf Minuten habe, bis die Fortbildung beginnt, also ein kurzer Anruf nach oben, Himmel hilf, ich brauche einen Wink.
Der Wink kam prompt und als "Fläche provisionsfrei zu vermieten" daher, eine Lücke zwischen den Hallen, Brachland.
Ich stapfte ein paar hundert Meter durch Schlamm und Glitsch, nur um vor der nächsten Front Hallen zu stehen, hinter denen die ersehnte Strasse ist, auf der eben erwähntes Hotel steht. Kurzer Blick in alle Richtungen, und rauf auf den Zaun, kurze Strangulation mit Tasche, dann Tasche einfach schon mal vorgeworfen, was eine ganz böse Idee ist, kommt man am Ende selber nicht über die Hürde. Ich kam, Göttin sei Dank, und mich hat auch nur eine eine komplette Büroetage einer Speditionsfirma dabei beobachtet.

Noch vier Minuten, also die Strasse entlang gerannt, die Info-Dame mit einem zu lauten 'Moin-na-wie-gehts-heute?' von meinem Schlammstiefeln abgelenkt, rein in den Aufzug und rein in die rettende Toilette.
Drei Minuten lang die Stiefel mit Klopapier entschlammt, Frisur gerichtet, Hände gewaschen und Lippen nachgezogen, und auf die Sekunde genau in den Schulungsraum.

Das ist 1a Lu'sches Timing, das macht auch Murphys Law nicht nieder, nicht.


Mittwoch, 13. Dezember 2006

Lu lernt Französisch, die letzte.

"Uh, ah- da ist eine die verlorene kleinöh Lamm, a oui?!"
"Schaf, Madame Marie, man sagt Schaf im Rheinland, Guten Morgen, Salut und einen absoluten Bon jour."
Ich war spät, ich war die letzten drei Mal Dank Arbeit und prallem Leben gar nicht, und promt hat sich Herr Blume auf meinen Platz gestohlen. Mittig zwischen MEINER Olga und Helga sass er leis und bräsig, vor ihm sein Jutebeutel und -ich konnte es kaum fassen- ein XL-Becher Kafffee, wie ich immer. Der wollte sich wohl aromatisch einschleimen bei meinen beiden Mädels, aber da hatte er den Kaffee ohne mich gezuckert.
"Husch husch, ab ins Körbchen!" lächelte ich ihn glasierend an, wuchtete meinen eigenen XL-Becher Kaffee neben seinen und Olga rettete mich mit einem "ENDLICH- wir wieder komplette Reihe!", und zwar so laut und so hart russisch, dass auch Helga und Tis-Ta-Ro aus ihrem 8Uhr-Schlaf erwachten.
Ich musste drei mal einzeln meine Fehlzeiten erklären und sofort zischte mir der Exil-Italiener seine neuesten Verschwörungstheorien der Lernanstalt durch Helga hindurch und alles war schön.

Draussen prasselte der Dezemberregen, hell würde es heute auch nicht mehr werden, da kann man auch gleich die letzte Etappe Französisch komplett unvorbereitet angehen, was solls.
Aber mitnichten wurde gelernt, heute war Erzählstunde, es fehlte nur noch die brennende Kerze, und ich fühlte mich wie damals in der Schule, als man den letzten Schultag mit kleinen, roten Kerzen auf kleinen, vom Baum abgezweigten Ästen mit kleinen, verzweigten Geschichten bestritt. Da wurde es auch nicht mehr hell, damals.

Marie glänzte in einem knallrot, das sich super von der grünen Tafel abhob. Sie wirkte fast depressiv, dass sie uns, ihre "kleinöh Lämmer" jetzt in die große, weite Welt entlassen sollte, aber keiner konnte sich aufraffen, den Folgekurs zu buchen, nur Tis-Ta-Ro versprach es heilig und leider sehr einsam.
Ich persönlich bedauer es jetzt schon, aber vor Mitte 2007 kann ich keinen Kurs mehr unterbringen, in dem bißchen Leben was so bleibt.

"Soso, und nun stellen wir uns allöh noch einmal vor, sagöhn, wo'er wir kommöhn und wo'in wir gehöhn und was wir uns so wünschen für die Rest, a oui? Madame Lu, sie machen die Onfang, für die Rest, als kleinö Straf' für die Lücke, a oui?"

"Oui, Madame. Je m'appelle Lu. Je suis allemande, j'habite à Düsseldorf. Ihr werdet mir alle fehlen.
Frohe Weihnachten!"

Still wars, als alle gingen. Komisch wars. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben. Wie das auf Französisch heißt, weiß ich jetzt leider nicht.

Heute gelernt: Olga kann auch auf Stiefeln leise einen Raum verlassen, wenn ihr danach ist.


Mittwoch, 22. November 2006

Lu lernt Französisch, Lektion 10.

"Fällt heute leider wegen zu hohem Arbeitsaufkommen in dieser Woche komplett aus."

Komplett? Nix da, wir machen heute ohne Marie und Olga weiter, und zwar mit Müsique et Jaques der in Video 1 eine extrem aktuelle Frisur trägt.

Unite 4.0 , das eigene Ich besingen:



Unite 4.1 , bitte wiederholen:



Unite 4.2 , und jetzt zu zweit: (Olga wär jetzt praktisch)



fertig. fin. endö'.


Mittwoch, 15. November 2006

Lu lernt Französisch, Lektion 9.

"Ach, isch bin eutäh in einem Eimer!" schrillt es schon vom Flur her. Helga und ich hatten gerade wieder eine regelmäßige Atmung nach dem Aufstieg, der ja jetzt, im dunklen Herbst noch mit Extraproviant beladen ist. 0,5 liter Kaffee, im Pappbecher, ohne bringen wir kein gesungenes Wort mehr ans anbrechende Tageslicht.
Helga hatte sich offensichtlich von ein paar Tüchern getrennt und auch den Weg zurück zu westlichen Duschseifen gefunden, jedenfalls sass sie nach wilden Rosen duftend und in Wolle gestrickt neben mir, und nur ein Tuch zierte die ganze Frau. War Indien am Ende dann doch wieder zu weit weg?
Aber alors, zurück zu Marie und ihrem Eimer.
Sie flatterte vor der Tafel mit ihren Seidentüchern (und zwar so vielen, dass sich Helga prima hätte neu einwickeln können) und wir alle bestaunten ihre offen zur Schau getragene Misere.

Hätten wir sie denn auch erkennen können, ich meine so richtig. Herr Blume, der ihr am nächsten sitzt, lächelte frisch betäubt von Maries Chanel-Schweif, und wir anderen zwei, also Helga und ich, verstanden nix, lächelten Weise und griffen uns unsere Pappbecher, Prost.
Marie stoppte mitten in ihrem Rotoren-Dasein und begann mit einem "Alors, ihr glaubt nischt, was isch aböh inter mir!"

Marie war uBahn gefahren, das macht sie immer. Und als sie so da sass und ihre schönen Schuhe betrachtete, da sei ihr (MERDE!) diese kleine Laufmasche in ihrem Strumpf aufgefallen.

"Isch dachtöh OH NO, das darf nischt, wie gehe isch da herum, mit eine LOCH in meine teure Strummpf, aböhr dafür aböh isch immer eine kleine Flasche von Nagellack dabei, damit ich das flicken kann von selbst und schnell. Voilá, isch 'oläh also meine kleine Flasche Lack aus der Taschöh, ziehe meinen Schuh aus und da zetert dieser kleinöh, alte Mann neben mir los, ganz plötzlisch! Isch denköh, a! was 'at öhr denn jetzt, und ich verstand keine Wort, es war arabisch oder türkisch, nein, isch weiß, arabisch 'ättöh isch noch eine wenig verstanden weil isch dort 'abe gelebt für ein paar Jahre, es muss türkisch gewesen sein. Alors ... er brüllt also auf mich ein, und isch stehäh dort mit meine Schuh und sage, wenn sie nicht auf der Stellöh' auf'ören misch anzuschreien, werfe ich ihnen die Schuh vor die Kopf!"

Helga gackert laut los, offensichtlich Koffeinschock, sie wirkt fahrig. Im selben Moment geht die Tür auf, und Tis-Ta-Ro kommt mit verschlafener Asiatenfrisur herein (bedeutet: sie ist genau so, wie er gelegen hat, also rechtslastig) und wird von Marie am Arm gepackt, bevor er auch nur die Tageszeit sagen kann ...

"... und dann wird er noch fuchsteufeligöhr, und zeigt immer auf mein Bein mit Strumpf, und isch halte ihm den stinkenden Lack direkt vor die Nasöh, damit er sieht, das isch weiß mich zu wehren mit andöröh Mittel als er denkt."

Kunstpause Marie, wir alle gucken mächtig beeindruckt, die Frau weiß ihre Waffen zu gebrauchen. Draussen auf dem Gang Olgas Stechschritt in italienischen Stiefeln. Tack-Tack-Rumms, Tür auf:

"Bon soir" dröhnt Olga, und Helga: "Die sollte auch mal auf italienischen Kaffee reinfallen wie auf die Schuhe, dann klappt das vielleicht mit den Tageszeiten."
Holla. Höre ich da Missmut raus?

Aber Marie war nicht mehr zu stoppen, bezahlter Kurs hin oder her, das musste jetzt raus. Also:

"... Jedenfalls isch attöh diesen alten, bösen Mann durchgeschaut. Ein Sitz weiter sass diese arme Frau unter eine Burka, und isch aböh misch schon immer eingesetzt für die Rechte der Frau überall und keine soll so sitzen wie eine Gespenst unter Laken!"

Sie liess Tis-Ta-Ro wieder los, offenbar brauchte sie ihn nicht mehr als Sparringsobjekt und er ging ergeben und mit einem Hauch Chanel auf seiner Jacke zu seinem Platz hinten rechts.

"... Isch sagtöh dann, dass wäre ja klar, so eine Beschiss, so eine Quatsch, ob es ihm schon einmal wäre aufgefallen, dass er hier nischt mehr lebt in die Berge mit Ziegen zusammöhn?"

(Beeindrucktes Nicken meinerseits, Helga ließ so was nach Indien scheinbar kalt, Tis-Ta-Ro kam noch nicht richtig mit und Olga sortierte sich und ihre Haare erst einmal ausufernd, machte aber ein sehr interessiertes Gesicht.)

"... Darauf kam von ihm wieder etwas langes, was isch nischt verstand, aber mir war es gleich, ich 'aböh das Recht, meine Strümpfe zu flicken wann und wo isch will, und das sagte isch ihm auch, und zwar klipp und äh ... klipp. Isch sagtöh, wenn er es nischt ertragen kann, in seine Alter eine bestrumpftöh Bein von einer französischen Frau zu sehen, dann hätte er ein Problem, und er solle zurück zu seine Berge und Ziegen, wo ihn kein Seidenstrumpf mehr den Blick vernebelt! Alors ... das 'allöhs 'aböh isch ihm geworfen an die Kopf und seine Frau unter die Laken fand das bestimmt gut, und da dachte isch, isch setzöh noch eine drauf - isch war SO wütend!- und sagtöh, dass es nischt sein kann, das er versteckt seinöh wunderschöne Frau unter einem LAKEN!"

Uff, ich gab nach. Laut gackernd brach ich gegen Olgas Wangenknochen in Lachen aus, das war der Höhepunkt. Marie kapierte natürlich und meinte, es wäre ihr klar gewesen, dass unter der Burka mitnichten eine knackige Salome gesessen hätte, sondern eine Frau weit jenseits der Menopause, aber gut, wenn Frau schon mal gerade dabei ist, die westliche raushängen zu lassen, und er solle froh sein, dass sie nicht von damals und den verbrannten Büstenhaltern angefangen hätte.
Am Ende stieg er immer noch schimpfend mit der vermummen aus, und Marie feierte ihren stillen Triumph mit einem Tropfen Nagellack auf ihrem Strumpf, und jeder durfte zugucken, so!

Es folgte eine halbstündige Diskussion über unterdrückte Frauen, eigene Erlebnisse und Emanzipation und Länderanpassung im Allgemeinen, wobei Tis-Ta-Ro beachtlich still blieb und Olga sehr lebhaft wurde.
Passte aber alles auch irgendwie zu Unite Trois, weil da geht es ausufernd und dauernd nur um Klischees; was Männer und Frauen vereint und die selben auch gewaltig trennt. Wir taten uns alle sehr sehr schwer, was ich ja als absoluten Pluspunkt sehe, aber so richtig flüssig macht das den Unterricht auch nicht, wenn alle stumm vor ihrem Blatt sitzen und ihnen partout kein Klischee einfallen will.
Dafür hat Olga ihre Liebe für mich entdeckt, vor allem seitdem sie weiß, was ich beruflich mache und wie wichtig das für sie ist. Müssen wir einen Dialog bestreiten, dann strahlen wir uns nicht nur beseelt an, wie vorher, nein, jetzt mit vollem Körpereinsatz von Olga. Macht sie einen Witz, bekomme ich die halbe Olga in die Rippen gedonnert, gefolgt von einem lauten Lachen, wo rein akustisch nur noch das nach hinten sausende Wodkaglas fehlt, und sprechen wir einen Dialog, dann knuddelt sie mich zwischendrin immer beherzt am Arm, rubbelt mich durch und lacht micht sehr laut an. Wenn sie nächste Woche auch noch mit mir und Helga den Aufstieg zu Fuss antritt, dann mach ich mir langsam Gedanken und setz mich zum Exil-Italiener um, der zischt wenigstens nur seine immense Bildung durch die Reihen.
Alors...

Heute gelernt: Marie kämpft französisch, und ich kann keine Klischees.


Sonntag, 12. November 2006

Mitmachen bei "Hallo Lu" (Mittlerweile 1 Meter zum scrollen, mit später Notiz am Ende)

Ich habe noch eine Ecke frei, und die würde ich gerne mit euch füllen.

Angestachelt durch diese Aktion hier


(M.R.Saibert plus Werbelink)

fühlte sich der werte Pathologe im fernen Afrika von der Muse geküsst und schickte mir das hier


(Pathologe)

in den Herbst.

Da kam mir der Gedanke, dass ich da mehr von will, und wenn genug zusammen kommen, dann häng ich mir die alle an die Wand (Achtung, web 3.0 !!!) und freu mich täglich dran.

Also, liebe Leser ... seid kreativ, nehmt euch eine Minute Zeit und bastelt der Lu einen Gruß, den sie lieb haben und aufhängen kann. Ihr dürft mich gerne auch neidisch machen, also tolle Hintergründe aus eurem Heimathafen, vor dem Stadtberg oder mit Harry Rowohlt im Arm.

Zu schicken an luna_luätwebpunktde
mit der Bitte um ein "Ja, klar!" (kannste ruhig mit meiner URL online setzen) oder einem "Nee, lass mal ..." (nein, nur an Deine Wand damit)

So, und nun ran an die Kameras, Stifte, Katze, ich will Post und Freude!

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der erste



(Ben von Elementarteile )

das zweite bild

ist von siebenviertel, inklusive frischer kurzgeschichte auf der seite!



ich danke über den ozean.

der dritte

dyna luther, frisch wech aus hamburch
(und aus dieser stadt erhoffe ich mir noch mehr!).



(hätt ich iChat, könnten wir via zeichensprache ein paar floskeln tauschen :)

die vierten waren meine lieben schulzes



und die

fünfte



lady novesia

6.te



von fishy, die meinen cosmopolitischen hauch vollendet umsetzte, und den

7. Streich legte gewagt wie gewohnt charmant der Daniel vom Sprottenblog vor meine Stiefel



(SO liebe ich das; seufzend durch die Post klicken)

Numero 8



von Malcolm in seiner Blogpause mit einer miesen Ente abgerungen -

und die Neun kommt vom Erik als



Suchbild.

Nr. 9, ich als Kieler Themenauflauf



bei Janina, appetitlichen Dank.

die 10, die kam mit einer Bitte, die ich nicht abschlagen konnte von
Screwtapes Mike.



(Niemals grün!)

und die Nummer elf kommt von Blueeyesinthemirror (uffz) und ist in der Tat ein



Hallo Schaf.

die zwölf:



Zu Wassser gelassen von Frau Klugscheisser.

die dreizehn flattert aus der Schweiz ein, von HansGseit





Merci.

SvenK. ist die vierzehn



Merci beaucoup Monsieur K.!

Notiz:
! ES DÜRFEN/SOLLEN AUCH PÄRCHEN MITMACHEN !
Und Autos. Und Betrunkene. Und Werber. Und Köche.
Kommt schon, meine Wand ist groß UND blank.


Donnerstag, 9. November 2006

Lu lernt Französisch, Lektion 8.

"Helga? Helga, bist Du das etwa?" brülle ich drei Stockwerke hoch, als ich ein vertrautes Schnaufen weit über mir vernehme.
"J- Ja, ich-warte-auf---Dich." kam es atemlos, und dann hörte ich, wie Helga sich schwer auf die Stufen fallen ließ.
Als ich sie einhole, grinst sie mich breit an.
"Irgendwas ist anders..." sag ich.
"Ich, ich bin anders, ich war nämlich in Indien!"

Triumphierend strahlte sie durch das Treppenhaus mit Ostzonen-Charme.
Ich darauf gerade "Oh, echt? Und -"
da brüllte uns Marie aus dem sich öffnenden Aufzug an.
"A! A-A! Alors, Salut zusammöhn, was sitzöhn sie noch auf die Anzahl von Stuföh, ä? --- Treppen! Ha, isch meinöh die Trepp."
In ihrem Schweif aus Chanel gingen wir im Marschritt in den Klassenraum, sortierten Taschen und Kaffeebecher und ich überflog kurz die Runde. Helga war also doch noch im Bunde, Tis-Ta-Ro tippte auf einem klitzekleinen Mobiltelefon eine ganze Doktorarbeit und lächelte beseelt, Herr Blume wie immer mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, diesmal mit Fokus auf sein Vokabelheft, und ich. Es fehlten noch die durchsichtige Eva, Olga und der Exil-Italiener.
"A! Alors, ca va bien?" sang mich Marie plötzlich und unvermittelt an.
"ICH? Neee, ähm, nee, ich meine ... Mist, was heißt denn eigentlich Nein, danke, es geht mir leidlich, und das Leben tat heute Morgen alles, auf das ich nicht zum Kurs komme, und nun bin ich doch hier, mein Blutdruck ist trotz 5 Stockwerke noch im Tiefschlaf, und mir fehlten exakt 3 Cent um mir den mittleren Latte to go kaufen zu können. Nein, es ginge mir besser, läge ich noch im Bett! ?"
Marie fror eine halbe Minute kurz ein. Das macht sie immer, wenn sie längere Passagen vom deutschen in ihre Muttersprache übersetzen musste, und ich trank einen Schluck Kaffee.
"A! Mal könnte man sagen." Sie lachte.
"Und das beschreibt all das, was ich gerade gesagt habe? Ein Wort für Morgenelend deluxe? Das ist ja wie bei Tis-Ta-Ro zu Hause. Stimmt doch, oder?"
Tis-Ta-Ro wurde zart rosa und sagte laut und deutlich "Tres bien, merci".
Na gut.
Es kam heraus, dass alle irgendwie an diesem Morgen zu kämpfen hatten, ich war also in prima Gesellschaft. Der Club der Gestrandeten, aber immerhin mit petit peu Kenntnissen in der französischen Sprache, in Krisenzeiten nicht zu verachten.
Und was soll ich sagen? Das war mit Abstand die lauteste, fröhlichste und verlachteste Unterrichtseinheit, die wir bis jetzt hatten. Olga kam, wie immer, genau zwanzig Minuten zu spät, und erklärte das erste mal, warum. Sie würde nie zu lange schlafen, auch wenn das sicher alle dächten, nein, sie bekäme (und jetzt wäre ein Podcast toll, weil wie sie dieses Wort gesagt hat:) Hypersensibilisierung. Danach kam erst einmal eine Kunstpause, so lang wie Olgas Wangenknochen, und dann zeigte sie ihrem erstaunten Publikum die Stelle der Spritze, fügte noch eine Kurze Exkursion über ihren Bauch, den sie als zu prallen Makel bemängelte, hinzu und schmiss sich mit einem "ausserdem habe ich Allergie gegen Katze!" direkt neben mich.
Ich hielt mich schweigend zurück und zuppelte ganz vorsichtig ein paar Katzenhaare von meinem Pullover, entsorgte diese aber zu meiner linken, Richtung Helga. Ich dachte, wenn diese durch Indien gereist ist, hat sie entweder nie eine Allergie gegen Fell gehabt, oder ist jetzt davon befreit. Helga hustete nicht, alles bestens.
Überhaupt Helga. Immer wenn wir uns abfragen mussten, was wir denn mögen würden, und was so gar nicht ginge (Teil der Übungen, nix privates), hatte ich ausreichend Zeit, Helga anzuschauen. Sie hatte sich verändert. Ihre eher biederen Anziehsachen (Typ: nicht auffallen, aber läßt sich um die 30 jahre auftragen) hatte sie nun eingetauscht gegen ganz viel rot, sonnigem orange und vor allem Tücher. Die ganze gute Helga wirkte mehr so gewickelt, und ich dachte an die Aussage, die ich schon öfters im Leben hörte, nämlich das keiner als derselbe Mensch aus Indien zurückkehren würde.
Hat also auch bei Helga gewirkt, dieses Indien, ich fands gut, rot steht ihr, Tücher auch.

Irgendwann ein empörtes Hämmern an der Tür. Der Kurs nach uns war dran, wir hatten über unsere ganzen "Elle aime, elle aime beaucoup, elle adore" und "il" natürlich auch, die Zeit vergessen, und der Kurs nach uns war stinkig und ließ seinen Frust durch Hämmern an der Tür aus. Ich erwähne an dieser Stelle, und das völlig wertfrei, dass dieser Kurs einzig aus Menschen um die 70 besteht, die kochen lernen. Theoretisch. Weil es gibt in dem Raum keine Küche, nur eine Tafel, und da stand neulich ein Rezept für Kartoffelbrei drauf. Hat Marie gesagt. Mehr sage ich dazu nicht.

Heute gelernt: Olga n'aime pas les chats und gerade an den ganz bösen Tagen ist ein Französischkurs gut für das in der Pfütze spielende Seelchen.


Donnerstag, 2. November 2006

Lu lernt Französisch, Lektion 7.

Als Marie den Raum betrat, hatte sie einen leichten linksdrall.
O-oooo-oooh, alore, isch bin unter starke Medikament, isch attöh gestern eine kleine -wie sagt man- Notabszess, eine dentale Problähm, und nun musste isch nehmen diese Tablett, und die macht ganz tütdeltü.

Schweigend waren wir alle im Bilde während Marie sich fast neben den Stuhl setzte. Heute also alles langsam, wir atmeten entspannt aus.
Aber ausser dass Marie die Fundamente der deutschen Sprache ein wenig zur Seite gedrängt und Wörter einfach mal so durch andere ersetzt hat ("angedachte" Jalousien, "bebrühtes" Arbeiten etc., gemeint war angebracht und bemüht), hatte sie ihre Muttersprache voll drauf und trieb uns neunzig Minuten durch Übungsteil Trois, und zwar wittwitt.

Ich muss ja leider bemerken, dass sich die Teilnehmerzahl unseres Kurses drastisch reduziert hat, meine Treppenmitbesteigerin Helga scheint zum zweiten Mal das französische Handtuch geworfen zu haben, Froillein "Ey, isch weiß nisch, wo wir sind, ey!" glänzt mit Abwesenheit, und der Aufreisser mit dem Jutebeutel hat sich wohl einer neuen Disziplin verschrieben. So sind wir jetzt quasi unter uns, voila, der harte Kern, wir halten durch und zusammen und das bis Dezember, egal wie.
Olga, Tis-Ta-Ro, Herr Blume, der Italiener im Exil und ich.
Überhaupt, der Italiener im Exil, das ist ist doch endlich mal ein Gegner auf Augenhöhe und in Sitznähe. Germanistikstudent mit Schwabendialekt, Grammatikfest und Dozentenblut. Egal was ist, er weiß es, und zischt es mir dann sofort über den leeren Stuhl zwischen uns zu. Ob es sich um Marie Antoinette handelt ("de kummt näschte Woch in die Kinos"), um die böse Zahl 13 ("bei uns in Italien, is desch oi Glückszahl, aber he hat des wohl was mit de Tempelridda zu tun, da isch der 13.te geköpft worden, un..."
Marie guckt schon immer ganz angestrengt auf die Heizungsrohre, ob da was undicht ist, dabei ("dobbai") ists nur mein Sitznachbar, der übersprudelt.

Die nervigste Übung war übrigens mit der Überschrift "Le chats et le chocolat" beschriftet und zeigte zwei Photos. Ein Mann und eine Frau, Jean et Claudine. Wild drumherum gezeichnet Dinge die sie mögen (in rot) und Dinge, die beide doof finden (in blau). Ich musste Jean vorlesen und begann mit einem frustriert-erschrockenem Schweigen, weil Jean mal echt ein schlimmer Schleimer war, und auf dem Bild vor einem Wald lief mit einem Apfel in der Hand und einer über die Schulter gehangenen, hellbraunen Wildlederjacke.
Ganz lässig, der Jean.
Und dann seine Vorlieben wie Abneigungen.
Jean mag:

La vitesse
Les hotels
L'aventure
Les voyages
La mousse au chocolat
L' élégance
UND natürlich
Le risque et les femmes.
All dass ("Il aime l'élégance") brachte ich unter maulen und mosern hervor, und auch Olga verstand und verzog sehr russisch (franz: russe, gesprochen: rüss) die Mundwinkel Richtung Wangenknochen. Aber es kam noch schlimmer.
Jean mag nicht:

Les problèmes
Les tomates
Les chats!

Kein Halten mehr für mein Hirn und den Exil-Italiener. Laut gackernd spannen wir innerhalb dreißig Sekunden ein Vollprofil eines Vollidioten, ich übernahm den Posten mit den Katzen und den Tomaten, und er biss sich an der Tatsache fest, dass Jean Frauen mag, aber keine Probleme, und das GING ja gar nicht, wie er meinte. Irgendwo da setzten Maries Medikamentendrogen ein, und sie bekam einen halbwegs kontrollierten Lachanfall, wollte irgendwas zu französischen wie sehr komplizierten Frauen bemerken, brachte aber wieder alle Wörter durcheinander und heraus kam nur ein atemloses
"Wir sind allöh unglaublich hamplifiziert, abör das mögen die Männer, a_oui?"

Dann war die Stunde zu Ende.

Heute gelernt: Jean ist doof.