Mittwoch, 13. Dezember 2006

Lu lernt Französisch, die letzte.

"Uh, ah- da ist eine die verlorene kleinöh Lamm, a oui?!"
"Schaf, Madame Marie, man sagt Schaf im Rheinland, Guten Morgen, Salut und einen absoluten Bon jour."
Ich war spät, ich war die letzten drei Mal Dank Arbeit und prallem Leben gar nicht, und promt hat sich Herr Blume auf meinen Platz gestohlen. Mittig zwischen MEINER Olga und Helga sass er leis und bräsig, vor ihm sein Jutebeutel und -ich konnte es kaum fassen- ein XL-Becher Kafffee, wie ich immer. Der wollte sich wohl aromatisch einschleimen bei meinen beiden Mädels, aber da hatte er den Kaffee ohne mich gezuckert.
"Husch husch, ab ins Körbchen!" lächelte ich ihn glasierend an, wuchtete meinen eigenen XL-Becher Kaffee neben seinen und Olga rettete mich mit einem "ENDLICH- wir wieder komplette Reihe!", und zwar so laut und so hart russisch, dass auch Helga und Tis-Ta-Ro aus ihrem 8Uhr-Schlaf erwachten.
Ich musste drei mal einzeln meine Fehlzeiten erklären und sofort zischte mir der Exil-Italiener seine neuesten Verschwörungstheorien der Lernanstalt durch Helga hindurch und alles war schön.

Draussen prasselte der Dezemberregen, hell würde es heute auch nicht mehr werden, da kann man auch gleich die letzte Etappe Französisch komplett unvorbereitet angehen, was solls.
Aber mitnichten wurde gelernt, heute war Erzählstunde, es fehlte nur noch die brennende Kerze, und ich fühlte mich wie damals in der Schule, als man den letzten Schultag mit kleinen, roten Kerzen auf kleinen, vom Baum abgezweigten Ästen mit kleinen, verzweigten Geschichten bestritt. Da wurde es auch nicht mehr hell, damals.

Marie glänzte in einem knallrot, das sich super von der grünen Tafel abhob. Sie wirkte fast depressiv, dass sie uns, ihre "kleinöh Lämmer" jetzt in die große, weite Welt entlassen sollte, aber keiner konnte sich aufraffen, den Folgekurs zu buchen, nur Tis-Ta-Ro versprach es heilig und leider sehr einsam.
Ich persönlich bedauer es jetzt schon, aber vor Mitte 2007 kann ich keinen Kurs mehr unterbringen, in dem bißchen Leben was so bleibt.

"Soso, und nun stellen wir uns allöh noch einmal vor, sagöhn, wo'er wir kommöhn und wo'in wir gehöhn und was wir uns so wünschen für die Rest, a oui? Madame Lu, sie machen die Onfang, für die Rest, als kleinö Straf' für die Lücke, a oui?"

"Oui, Madame. Je m'appelle Lu. Je suis allemande, j'habite à Düsseldorf. Ihr werdet mir alle fehlen.
Frohe Weihnachten!"

Still wars, als alle gingen. Komisch wars. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben. Wie das auf Französisch heißt, weiß ich jetzt leider nicht.

Heute gelernt: Olga kann auch auf Stiefeln leise einen Raum verlassen, wenn ihr danach ist.

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On se voir deux fois pendant la vie?

Keine Ahnung, ich habe vom Intensivkurs für gehobene Anfänger nur Zweidrittel geschafft und für die Fortsetzung erstmal keine Zeit. Das Einkaufen (je voudrai un kilo de tomates, sil vous plaît) und das Plaudern mit dem Nachbarn (il est froid mais il fait beau) hat weiterhin Grundschulniveau. Je comprends un peu plus vite, c'est tout.

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Ach Sopran, mir gehts auch nicht besser. In knapp zwei Wochen überschreiten wir auch wieder die Grenzen Frankreichs zum urlauben, und ich für mich die Grenzen meiner Sprachkenntnisse. Bis ich am Ende beim nennen der Tageszeiten bleibe, diese aber mit Schmackes und Herz dabei, und natürlich das Ordern des Abendessens im Restaurant, welches schlimmstenfalls den Kellner zum lachen bringt, spätestens nach mir.

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Früher bestellte ich gerne "moi aussi" im Restaurant. Aber "speisekarte" war das erste Französisch, das ich einigermaßen konnte. Gefolgt von "marché" und ein wenig "météo".

Wenn man Wochentage, Zahlen und Wetter kann, fällt man schon weniger auf. Wo geht es denn hin? In den Süden? Ich bin in zwei Wochen auch wieder hier. Süden, Aude, nahe Carcassonne.

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moi aussi mach ich nie. (hey, hiphop!)

ich stand vor jahren, über zehn sinds jetzt her, in einem kleinen huit a huit-supermarkt, und wußte nicht, was "sahne" heisst. ich hab mich dann von hinten rangetastet und milchprodukte am fettgehalt erkannt. mittlerweile hab ich vor supermärkten keine angst mehr, auch wenn ich vor fünf jahren noch für eine ganze familie inkl. mir pferdestaeks briet, in der annahme es wäre bulle. kann passieren, aber nur einmal.
meteo müsste ich mir noch aneignen, ich rede gerade am meer so gern übers wetter.
im richtigen süden, also cannes etc, da war ich noch nie, die côte d’azur kenne ich nur aus der ferne. ich bleibe meist an der atlantikküste hängen, alles in bordeaux nähe. bretagne haben wir auch durch und jetzt bleiben wir nah, wir fahren an die opalküste.
(auch da leben blogger, so geht web 3.0!)

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Aber Pferd schmeckt doch fabelhaft. Solange man nicht statt Pferd Haare bestellt.

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Hallo, einen sehr guten Tag. Ich habe einen Tumor in der Tasche, wo bitte ist das nächste Bankinstitut?
Ah, sehr großen Dank, schönes Wetter heute!

(So in etwa stelle ich mir meinen Freiflug auf offener Strasse vor)

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