Samstag, 22. Januar 2005

und im blattwerk, da lungert der gau.

auszug aus meinem lieblings-newsletter der firma katz biotech :

(...)"Der Januar ist sicherlich fuer viele von Ihnen nicht der Monat, in dem man sich Gedanken ueber Balkon- und Gartenbepflanzung macht. Wir moechten Sie trotzdem schon jetzt auf ein sehr ernstes Pflanzenproblem aufmerksam machen, mit denen viele von Ihnen spaetestens ab Mai zu tun haben werden (und vielleicht in 2004 zu tun hatten): den Gefurchten Dickmaulruessler.

Dieser Schaedling kann Ihre Pflanzen zum Absterben bringen. Hier ist rechtzeitiges Handeln sehr wichtig! Je eher Sie diesen Schaedling entdecken und bekaempfen, um so schneller und erfolgreicher ist die Bekaempfung. Mehr dazu finden Sie in diesem Newsletter.

Und natuerlich werden wir Ihnen auch in diesem Jahr in jedem Newsletter unseren "Nuetzling des Monats" vorstellen."


Freitag, 21. Januar 2005

pflegeanleitung, oder "ein waschzettel für die kranke frau"

meine lieben seebären, anzugmänner, fischverkäufer, dockarbeiter, mechaniker, tischler, administratoren, friseure, kurz oder anders :
an alle männer da draussen in dieser wunderschönen welt, welche wir uns teilen.

ich glaube, ich muss mich endlich mal mit einem sehr kniffligen thema niedersetzen und schwesterliche arbeit am mannsvolk verrichten. als ich gestern kurz vor dem eigenen hustentod des wohnzimmers verwiesen wurde (mann hört ja nichts) und traurig mit der EMMA aufs klo ging, da erschien mir eine eingebung. sie glitzerte, hatte zwei schicke flügel links und rechts und sagte, sie wär die ida und schwipp-schwester meines propellerweibes.
mein engel, dachte ich, er holt mich ab, und rief : "warte kurz, ich pack eben meinen kulturbeutel und dann folge ich dir ins licht!"
aber sie, meine glitzerstaub verteilende eingebung sagte nur " falsch, schwester, so einfach geht das nicht, du hast noch arbeit auf dem erdball zu verrichten. zeige den kerlen was zu tun ist wenn ihr frauen euch ihre krankheit eingefangen habt. schreibe einen text, und wenn du glück hast, kommst du eines tages nicht in den lila himmel, sondern dorthin, wo es schand, sünde, chips und rotwein UND auch männer gibt."
aufeinsofort, dachte ich, schmiss die EMMA ins eck und nahm statt dessen einen stift und meinen notizblock – setzte mich hin und harrte der dinge die da kommen sollten.
es kam aber nichts. nüschd. nickes. ich und meine lunge machten ein höllen-rambazamba, aber wir blieben unter uns, von männern mit besorgten gesichtern keine spur am horizont.

also wischte ich mir den glitzerstaub von der wange und ging erst einmal einkaufen. draussen prasselte ein nordheinwestfälischer monsum vom dunklen himmel und ich wickelte mich in drei lagen irgendwas in schwarz. irgendwo aus dem hintergund kam der satz "zieh dich warm an." ja, klar. machich.
"soll ich?", selbe stimme.
neee,lass mal. bin ja quasi schon weg.

nach einer halben stunde supermarktgau kam ich mit einem gefühlt 50 kilo wiegenden sack über der schulter und einem sehr sehr toten pfund hühnerbrust in der freien hand zurück ins warme heim. der beste ist mit dem browser unterwegs, die fellchen liegen warm in ihren couch-dellen, (oppa malte, dachte ich, hier bin ich daheim, kannst du deine sprotte sehen ?) und ich lasse mich mit jacke auf die couch sinken. mir ist blass zumute, irgendwie.
der beste freut sich derweil offensichtlich über mein zurückkommen, bzw. die einkäufe welche ich mitbrachte. die taschen werden mit dem kopf voran umgepflügt und in der küche verteilt. dann wurde es wieder still. gespenstig still.
ich griff zu stift und zettel und schrieb folgendes:

wenn frauen krank sind möchten sie:

- tee ohne danach zu fragen.
in der regel immer den aktuellen, also bei husten "husten-und bronchial-tee" und nicht den "nieren-und blasen-tee". bei bauchweh den "magen-tee" oder "fenchel" und nicht "asian-barbeque-vanille-zauber".
in der regel ist das mit dem tee ganz simpel, wir frauen rüsten in guten zeiten vor und ihr müßt nur den aufenthaltsort der beutel finden und lesen, was auf den paketen steht und das zum befinden passende auswählen.

! wichtig ! : tee muss nicht 35 minuten ziehen ! und ja, frau trinkt ihn öfter als einmal pro tag.

- eine wärmflasche.
meist findet ihr eine auf nachfrage dort, wo ihr sie suchen sollt, aber vorsicht : oft sind diese getarnt und stecken im bauch eines flauschigen stofftieres in form von hein blöd, einem teletubbi oder robbie williams. lasst euch davon nicht aus dem konzept bringen, ihr könnt an prägnanter stelle -welche ihr aus dem leben kennt- einen klettverschluss öffnen ( beruht nicht auf gegenseitigkeit ) und findet dort die zu füllende wärmflasche vor.

! wichtig ! : es gib kaum schlimmeres, als eine nasse/kalte wärmflasche an den körper zu bekommen. ist es das gummiteil, bitte macht sie trocken !!! ist es hein blöd/tubbie/robbie w. : bitte ersäuft sie nicht beim befüllen.

- frühstück mit gepresstem saft und einem frühstücksei.
! wichtig ! : wir sind keine freunde von rohen eiern, wir haben rocky balboa damals nicht offenen mundes dafür bewundert, als er die eier roh zum frühstück schlürfte. wir möchten unsere um die sechs minuten und durch.

- essen.
ganz einfach. in der regel sind die normalen lieblingsgerichte auch bei krankheit höchst aktuell. ach, wißt ihr nicht ? tja. dann halt gesenkten hauptes nachfragen, oder die flyer am telefon abchecken, da, wo ein mit kuli gemaltes herz um den pizzeria-namen zu finden ist, da seid ihr genau richtig. wählt die nummer, und dann wird salvatore/gino/antonio schon wissen, was eure beste mag.

! wichtig ! : ihr müsst geld zur hand haben, den pizzadienst bezahlt man gleich an der tür und nicht online.

- baden.
lasst ihr ein schaumbad ein und guckt dabei möglichst anzüglich. gerade in krankheitszeiten braucht die frau das gefühl, nicht unattraktiv zu sein, auch wenn die haare nicht liegen und der teint champignonfarbig anmutet. macht eine show, holt den küchenquirl und macht richtig schaum in der wanne, setzt euch aber selbst nicht hinein. noch nicht.
sie soll sich entspannen, nicht euch. ein frischer comic und einen starken kaffee an der seite, dann wird sie euch anstrahlen, wie am ersten tag.

! wichtig ! : nach ca. 15 minuten könnt ihr zum rückenschrubben nachkommen. und wenn sie dann immer noch lächelt, vielleicht ebenfalls in die wanne steigen. ihr nun gestähltes immunsytem wird es euch danken.

- frische bettwäsche zum gesund schlafen.
! wichtig ! : nein, zwei wochen die selbe ist nicht mehr frisch.

- filme ohne explosionen.
wenn wir fiebern, dann brauchen wir keine 13minütigen autorennen, pseudorealistische sexnummern und kulis die eine atombombe enthalten. wir wollen eine heile welt, in der geschworen und geliebt wird, und nicht das dreckige dutzend oder braveheart.

! wichtig ! : es sind nur filme, und keine lebenseinstellungen.
wir erwarten nicht das selbe von euch, nur ansätze davon, quasi die homöopathische dosis.

- blumen.
ebenfalls ganz simpel, da ihre erkältungswelle meist in die zeit der frühlingsblumen fällt. tulpenzwiebeln, narzissen oder gerbera in leuchtenden farben machen ihr den tag, wenn es schon kein anderer tut.

! wichtig ! : wenn ich zwiebeln schreibe, dann meine ich natürlich die, wo oben schon eine blume drauf wächst, und nicht im baumarkt die kiste mit 250 blumenzwiebeln für 4,99. und keine nelken, das sind friedhofsblumen.

- - -

geschafft. das propellerweib und seine schwipp-schwester ida nicken zufrieden, und ich kann mich wieder meinem klosterfrau melissengeist widmen, und guten gewissens meinem ende ohne lila himmel, wo es weder lady-shave noch internet gibt, entgegensehen.

diese anleitung ist natürlich frei erfunden, erstunken und erlogen, und nimmt abstand vom mitbewohner und lebensteiler der autorin.


ist er groß genug, schatz ?

diese frage geht hauptsächlich an die männer unter euch, und an die frauen, die nicht sagen "och,mir ist die größe egal."

ist dieser penis groß genug für europa ?

bitte video ansehen und dann urteilen. danke.


Donnerstag, 20. Januar 2005

die hafenversion

wird ein jahr.
ich werf ne buddel an die kaimauer und geb nen bremer aus.


notizen aus couch.

zuerst mal ein heiseres aber herzlichstes danke ! auf die komplette resonanz meines <gesuch>’s. internetz erstaunt immer wieder.
ich würde ja gerne ein lautes lied anstimmen, oder zumindest die schnapsflasche virtuell leeren und danach eine herzhafte runde flaschendrehen spielen, aber all das muss warten.
ich hab mir nämlich was eingefangen.
der dank einer frau, die sich aufopfernd und meist ambitioniert liebevoll um einen kranken mann sorgt, der sich in seinen fiebrigen momenten seiner sterblichkeit mehr als bewußt wird, also der dank besteht meist darin, dass er eines morgens quietschfidel aus seinem sterbebett springt, seine anfangs tödlich verlaufende erkältung abschüttelt und für nie dagewesen erklärt und quasi von hier auf jetzt weg ist, und die pflegende frau im gleichen moment ein gefühl im hals verspürt, welches sich nach rohem fleisch und beginnendem infekt anfühlt.
ein hoch auf die schon vom dahlmann erwähnten tödlichen männerseuche, die jetzt wie ihre schwester, die hühnergrippe, übertragbar geworden ist.
das passiert den besten unter uns, so also auch mir. ein husten wie ein alterschwacher rottweiler und eine laune, die jenseits von gut und böse liegt, alles meins.
also kein ringelpietz mit anstecken, auch keine begehung der welt, in deren weiten ein paar punkte ihrer erledigung harren. nüscht is, wie meine tante mechthilde aus berlin jetzt sagen würde.

dafür nutze ich die zeit für alles, was man auf der couch hustend so erledigen kann. französisch-sprachkurs geht zum beispiel bestens, so lange ich keine lückentexte nachsprechen muss, weil meine stimme, wenn sie denn nun mal da ist, eher einer russischen hafenhure ähnelt, als meiner. so läuft im fernsehen nachmittagstrash arte vorschau, während ich vokabeltests vergeige, huste, und mit den fellchen tiefe, warme dellen in die couch liege.
zwischen ihren nachmittäglichen nickerchen knallen sie ihre tatze auf das touch-pad des notebooks, ich bekomme fischgähner ins ohr gepustet und gemeine bisse in die zehen, sollte ich mich aus versehen einmal bewegen.
per du mit deinem haustier, oder wie mir der kaffee verschwand.

noch zwei-drei tage in dieser starre, und ich verknall mich in pilawa, und die fellchen schubsen mich von der couch. meine schweinehündin ist in schwesterlicher trauer, hat ein bild von mosis daisy neben ihren napf gestellt und lebt ihre häusliche phase. die strassleine in der diele setzt staub an, während sie schundheftchen liest.
was war noch ?

ach ja, und schmidt war da noch. nach schmidt ist vor schmidt, und ich war gestern so müde gehustet und so randvoll mit wörten wie „le sac“ und „aussi“ und heißer suppe, dass ich mich viertelstündlich an klingelton-werbungen reiben und somit wachhalten musste, damit ich nicht ohne harald ins bett verschwinde. warum ich nachts mit schnappi-liedzeilen im kopf aufwachte ? keine fragen mehr.

nachmittags auf der couch, laptop auf den beinen und eukalyptus-salbe auf dem oberkörper verteilt
… das hält die fellchen und den schwefelkerl zumindest auf zwei meter abstand, und nur das propellerweib hatte eine zündende idee, und die fliegt sie grad herbei :

blair witch vol. 3, das spiel.

na dann.


Montag, 17. Januar 2005

<gesuch>

ich :

…zweifach ausgebildet, mehrfach quer eingestiegen, findiges orgatalent und schwer wortverliebt, bezeichne excel als eine geissel der menschheit und bin
per du mit technik. menschen spreche ich fliessend an, der rest wird gefüttert oder gegossen.

…möchte entweder neue ufer besiedeln, oder alte frisch belegen, windrichtung gerne auch gen norden, bayern hat keine chance.

…organisiere kreative chaoten, kämme käfigtiere oder kümmere mich um die, die bekümmert werden müssen.
beraten? sehr gern !

…schließe vorab nichts einzelnes aus, weil ich neugierig bin.

sie :

… denken gerade "so jemanden brauche ich, ja, da würde ich sogar geld für ausgeben!" ?
schön. einfach kurze kontaktaufnahme, der button links wartet darauf,
herzlich gedrückt zu werden.

… denken gerade "so jemanden könnte der heinz vom franz brauchen, der würde da sogar geld für bezahlen!" ?
perfekt. bitte dem heinz vom franz schnell bescheid geben, das gibt karma-plus für sie.

…brauchen nur eben schnelle texthilfe, lange briefbetreuung oder einen einzigen text, der sitzt ?
bitte. drücken sie den mail-button, ich bin so frei.

ps: ich kann auch große buchstaben!

</gesuch>


( so, und jetzt noch futter für google, falls jemand grad am rechner sitzt und mühsam mit zwei fingern tippt:

-assistentin weg, hilfe!
-arbeitgeber sucht...
-hilfe, zu viel geld und keine ahnung wohin damit.
-firmengründer braucht dringend...
-hamburg, hamburger, hambuuuurch, hambuich, arbeit
-im norden arbeiten?
-toller job mit wohnung am meer <haha>

und nun bin ich mal sehr sehr gespannt! )


Sonntag, 16. Januar 2005

freiarbeit.



er wars.

(...)"Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Boie hatte der Tatverdächtige, der nach eigener Aussage kein Stricher sei, einen Asylantrag gestellt und eine gültige Aufenthaltserlaubnis. Sein Verhalten nach der Festnahme sei von Selbstmitleid geprägt gewesen. Er habe darüber geklagt, daß er sich nichts leisten könne, während andere teure Autos hätten. Seine Schulden habe er offensichtlich einer Spielleidenschaft zu verdanken."

fünf der sieben todsünden.


sonntags im seichtwaschgang.

die sonne brennt hellgelb vom himmel, dieser babyboyblau. vor dem fenster steht mein baum, knorrig und im tief seufzend im winterschlaf. aber wenn man ganz hoch hinauf klettert und seinen langen ästen nachläuft, dann sieht man die knospen wackeln. sie drücken sich gegen die dunkle rinde, sie stossen die letzten schoten mit klimpernden samen hinab in die tiefe und kichern dabei. die insektenanwohner drehen sich noch einmal um, kommt doch die kalte zeit erst, zumindest war das früher so. wenn die erdbewohner ihre spitzen hütchen schief auf den kopf setzen und die tröte in den mund, die apfelkornboddel in die hand nehmen, dann wirds noch mal zünftig, und danach kann auch ein käfer mal nachsehen, wie das jetzt aussieht, die sache mit dem frühling, und unter günstigen umständen das weib wecken.
ein vogel singt und mir fällt ein lied ein, welches man den winter über vergisst, er singt es ab frühling täglich und den fellchen läuft der saftr aus den lefzen, wenn dieser schwarze federball auf der dachrinne des nachbarn heftig vibrierend den abend in grund und boden singt.
eine elster reisst einen wurm, ein hund kackt auf einen weggeworfenen einkauszettel, die griechen-homies holen mit unter sound vibrierendem bmw ihre letzten aus der runde ab, die mädchen stehen hinter den gardinen und hinterlassen schatten.

sonntag im viertel, ich liege am fenster und sauge hellgelb auf. mir fehlen die hohen wohnungen, ich brauche am ende des tages das restlicht, wenn die bodenhaftung geht.
hellgelbe sonne, warm, und ein fragezeichen seitlich am tag.
rausgehen, rauslaufen, eine knospe bilden, ganz oben am kopf, direkt bei den rosinen.

(himmelhilf.)

seemannsgarn | © Lu um 13:56h | keine meldung | meldung machen?

Samstag, 15. Januar 2005

<sunset>



21.



</sunset>


lesebefehl

(...)"Frauen, die kein Tiramisu nehmen, ficken nicht - so einfach, banal und gnadenlos ist das Leben, und so dumm und lächerlich gehst du durch die diesige Luft, und zitierst Tucholsky.

Dass wir uns nicht besassen!
So aalglatt war mein Kinn.
Jetzt irr ich durch die Strassen, Malwine,
Und weine vor mich hin


---------

(älter, ich weiß. ein alter hut ? sicher nicht. lesen, es lohnt.
ich muss zurück an den herd, sonst brennt die nachspeise .)

netz-welt | © Lu um 18:51h | keine meldung | meldung machen?

my pleasure.

Toxic Suicidal Squirrel
You're a Toxic Suicidal Squirrel.

Which Toxic Squirrel Are You?
brought to you by Quizilla

netz-welt | © Lu um 14:23h | keine meldung | meldung machen?

spaziergang

tage mit sollbruchstellen, und das licht ist zu dunkel.
will nicht sprechen, will nicht machen, will nur sehen, egal, ob augen offen oder zugedrückt.
ich gehe die strasse hinunter und denke plötzlich an gustav, der sich damals um diese jahreszeit immer von der arbeit als abwesend meldete und dabei so seltsam lächelte. seine abwesenheit verbrachte er in spanischen hügeln bei einer hexe maja, er sagte, das sei seine jährliche kur, voll eigenfinanziert, das übernimmt keine kasse. kam er dann ende februar zurück, gebräunt, gefastet und generell auffallend aufgeräumt, dann machte gustav ein bißchen arbeit und seine saison-bilder. jedes jahr im märz konnte ich es kaum ertragen abzuwarten, was er als thema aus den hügeln mitgebracht hatte, was seine bilder als roten faden trugen.
eine saison lang malte er nur schrotgewehre, jedes bild eins, und er sagte keinem warum. ein gewehr ums andere zierten die atelier-wände, und gustav schwieg sie an, während ich ein fragezeichen losschickte.
ob gustav in diesem moment in irgendwelchen spanischen hügeln eine neue saison erfastet, das weiß ich nicht, während unter meinen schuhen der winter knirscht. es liegt kein schnee, knirschen tut es trotzdem. meine atemwolke streift die einer alten türkin, und ich sehe in zwei glasklare augen in einem ur-alten gesicht. sie lacht mich an, macht ein paar laute gurr-geräusche, aber sie erreicht mich nicht.
ich hatte auf „diskret“ gestellt. ich mochte sie, die paar sekunden.
den schal noch einmal um den kopf geschlungen treffe ich ein paar alte pappeln, sie fühlen sich an wie freunde, und es sieht aus, als wenn sich alle zu mir hinunterbeugen. das kann sein, die kennen mich schon seit meiner eigenen spriesszeit. sie beugen sich zu mir herunter, wie das tanten tun, wenn die kinder klein und klar sind. auge in auge, denke ich, rubbel ein paar stämme und gehe hindurch, während ich „weiß nicht? „sage. sie wissen es auch nicht, aber ja, bis bald.
wie schützt man sich vor einflüssen, wenn man die regeln nicht schreibt ?
wie nehmen einen andere wahr, die sagen, ich kenne dich, du bist so und so ?
automatismen des lebens, alles schon gesehen, alles schon gehört. unlust denken.
der papa bekommt immer das größte stück fleisch, so bin ich aufgewachsen. ich bin erzogen, den menschen die ich gern habe, immer die großen stücke zu geben, und für mich das kleine zu behalten, satt wird man an der freude der anderen. es kann vorkommen, dass man da hungrig wird. es kann vorkommen, dass andere zu oft nachschlag nehmen, einfach so. köche und esser, licht und dunkel. kannibalen am eigenen tisch.
die ampel, fast wäre ich bei rot gegangen, fast wäre der bus, gott wär das ein scheiß ende. vom bus erfasst, sie war grad in gedanken. nein danke, ich laufe weiter, ich gehe gern zu fuss. lebendig.
da, die sonne kommt heraus und direkt wird es warm überall. die atmenwolken sehen aus wie schornsteinrauch, und ich denke, stimmt ja auch, jeder ist doch sein eigenes haus, und man hat gäste und man muss eine hypothek an die eltern, und fassade pflegen sowieso.
mein haus mit garten, mit teich und einem zaun, aber den sieht manch einer nicht.
im garten wachsen die rosinen, im teich schwimmt die katz, und überhaupt ist das mein haus und das kann ich überall mit hinnehmen, das steht nicht wirklich fest.
und während ich eine tüte obst kaufe, steht die ur-alte frau wieder neben mir, wackelt mit zwei auberginen und schnalzt die zunge.
bei der wackelt das dachstübchen, sagt der mann an der kasse.
nein, sage ich, sie hat nur ihre zauntür auf. man könnte sie besuchen, wenn man wollte.


Freitag, 14. Januar 2005

r.i.p.

rudolph moshammer. tot. unglaublich. schade.



ich fand ihn toll !