Freitag, 30. März 2007

feierabend.

Und dann kam er im Treppenhaus auf mich zu, wie eine Kanonenkugel, zumindest in meinem Universum von heute, 29.März Anno 2oo7, Sternenzeit genau nach Neun, nach genau 14 Stunden gefühltem durcharbeitens mit zwei Tellern Nudeln zum Mittag.
'Ja was denn nu eigentlich. Butter oder Bratfett? Und dann dieses Kokosfett oder die Stangen?'
Und ich dachte Butter und ich sagte so was wie 'Hrnch.' und guckte leer in seinen riesigen Bart der seinen riesigen Bauch umrahmte und bedeckte, und dann riss ich mich noch einmal zusammen und sagte 'Olivenöl, bitte!' wobei das 'Bitte' schon mehr kläglich hinter dem 'Olivenöl hinterherschlingerte, und dann holte er noch mal so richtig aus, quasi zum k.o., er wußte, dass ich nichts mehr in den Handschuhen hatte, heute war ich die am Boden, heute nur geahntes Oberwasser. Er holte tief Luft und sagte
'Das mit dem Vitamin A, dem E und in Verbindung mit B12 ... ich bin unfruchtbar seit 15 Jahren, meinen Sie, das geht jetzt weg, wenn ich diese Kombination in höheren Dosen nehme?'
Mein Hirn ging auf Ausflug, der Rest meldete Unterzucker, Unterzucker macht Frauen gewaltbereit, ich wollte nach Hause, hin zur Butter, weg von Unfruchtbarkeit und Kokosfett in Stangen.
'Lieber Herr (Name)', sagte ich butterweich. 'Unfruchtbarkeit ist bei einem Mann in ihrem gestandenen Alter von 60 kein Thema mehr, sondern eine nützliche Gottesgabe. Sie können laut gackern, und der Stall muss keine Eier mehr legen, ist doch prima, oder?'
1:1, ein 'Schönen Abend noch, tschüss.' hallte im Treppenhaus nach, als ich draussen in diese unglaublich würzige Regenluft kam, dem Donnerstag ein böses Gesicht machte und auf den weißen Schimmel stieg.

Rapunzel hält heute Abend die Zöpfe oben.





lasst hormone statt worte sprechen.

Meine Tugend würde ich übrigens seit 6:45 a.m. geben, bekäme ich dafür eine frisch frittierte Krokette in weichem NL-Brodje.

Mit Senf. Viel Senf.



"Nur ein Streifen von Bonnies Gesicht war sichtbar, dort, wo die Augen waren, und im silbernen Licht füllten sie sich mit Tränen. Unten im Dunkeln, wo ihr Mund war, stieß Joe Hill mit der Flasche zu. Ihre feuchten Augen weiteten sich. Ihre Wangen füllten sich. "Nicht runterschlucken", befahl Lux. Und dann goss Joe Hill Conley den Inhalt seines Mundes in den Bonnies. Er sahgte, sie habe während des ganzen Kusses die Zähne zusammengebissen und gegrinst wie ein Totenschädel. Der Pfirsichlikör wanderte zwischen seinem Mund und ihrem hin und her, aber dann spürte er, wie sie schluckte und sich entspannte.
Jahre später brüstete sich Joe Hill Conley damit, dass er die seelische Einstellung einer Frau am Geschmack ihres Mundes analysieren könne, und behauptete, diese Erkenntnis habe er ganz zufällig an jenem Abend mit Bonnie unter der Zuschauertribüne gewonnen. Er habe ihr ganzes Wesen in dem Kuss spüren können, sagte er, als sei ihre Seele durch ihre Lippen entflohen, wie in der Renaissance.

Zuerst schmeckte er das fett ihres Lippenstifts, dann das traurige Rosenkohlaroma ihrer letzten Mahlzeit und darunter den Staub verlorener Nachmittage und das Salz ihrer Tränendrüsen. Der Pfirsichlikör verlor an Geschmack, während er von den Säften ihrer inneren Organe kostete, die alle vom Kummer leicht sauer schmeckten. Manchmal wurden ihre Lippen sonderbar kalt, und wenn er dann linste, sah er, dass sie beim Küssen ihre verschreckten Augen weit aufgerissen hatte."

(Jeffrey Eugenides, 'The Virgin Suicides')

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