Montag, 24. Juli 2006


Er hing versteckt auf einer randvollen Stange mit italienischem Designerfummel, ganz hinten, zwischen zwei blassen kurzen. Ich stöberte lustlos, das alles trotz Klimaanlage und überbemühtem Personal, welches bei geringstem Zucken der Wimpern schon mit flattenden Händen bei Fuss stand. Er sah komplett anders aus, satte Farben, gewagtes Design, Strick und bunt und löchrig. Bevor eine andere zuschnappen konnte, hatte ich den Bügel schon in der Hand und zischte zu M. in die Kabine, er solle Platz machen, ich müsse da eben reinschlüpfen. Als wenn es andere Erklärungen überflüssig machen würde, hielt ich mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck den Rock in die Luft, M. pfiff kurz und räumte Platz und Kabine.
Es gibt Dinge wie Hosen, Wohnungen oder Laufschuhe, da kommt man nach Hause wenn man sie anhat oder betritt. Ich war in dem Rock zu Hause, es gab kein Zögern, kaum an und schon raus aus der Kabine, trotz proppevollem Laden. Es gibt nämlich auch Dinge wie Röcke oder Bikinis, da weiß man nicht so recht und eine Kabine ohne Spiegel und ein voller Laden mit nur einer Spiegelwand können da schon zu einer Mutprobe werden.
Gestern aber, da war ich mir sicher, hüpfte barfuss hinaus, machte Tadaaa und dachte, jetzt fällt er um und bezahlt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.
Von wegen. Er sagte mit ernstem Gesicht "Wow" und dann "Dreh Dich bitte noch mal eben um". Ich drehte mich also, und das sogar zweifach und nachdem ich wieder Augenkontakt hatte, meinte er, "Nein, doch nicht. Der macht einen komischen Hintern.", sprachs, und wandte sich wieder den Jungssachen zu.
Ich verrenkte mir vor der Spiegelwand fast den Hals bis zur unteren Bandscheibe um den komischen Hintern ebenfalls zu sehen, aber es gelang mir nur dürftig. Mein bei Fuss stehender Koreaner in italienischem Edelfummel lächelte beseelt, während mir noch das Echo im Kopf nachhallte ... "einen komischen Hintern".

Ich ließ ihn hängen, meinen fast neuen Lieblingsrock, denn eine Zukunft die nur frontal zu gestalten wäre, sah mir zu mühselig aus, und immer die Sonntagsausgabe der ZEIT für alle Eventualitäten zu Hand zu haben, quasi als blickdichtes Schutzschild für den komischen Hintern, erschien mir auch nicht eine wirkliche gute Lösung zu sein.

Ich brauchte im übrigen ein komplett unorganisches Würstchen in Brötchen, mit Ketchup, Senf UND Majonaise, um den Argwohn wegzutrösten, dass es wirklich am Rock und nicht an meinem Hintern lag.

Eben dann in meinem schlammfarbenen Kleid, unzählige Jahre alt und damals für knappe zwanzig Mark erstanden, eine Rolle vor dem Schlafzimmerspiegel gemacht. Da spannte es vielleicht ein bißchen am Bauch ( das unorganische Würstchen inkl. aller Saucen?, aber der Hintern, der war noch nicht mal ansatzweise komisch.



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(yezzz!)

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