Samstag, 9. Juli 2005

freie wildbahn, sonne und leistungsverzeichnisse.

ein komisches gefühl, das morgens neben einem im bett liegt und beim aufwachen sagt . hey, du willste ne 8 kaufen hast heute frei. und morgen auch. aber mach erst mal heute fertig, denn sonntag folgt bekanntlich erst auf einen samstag.
gut, dachte ich mir, schüttete also gegen 6:12 bestes premium-knabberzeugs in die vier hungrigen rosa schlünder meiner frühaufsteher mit pelz und versuchte, mit augenzu-taktik die grelle sonne auszublenden, und mich gegen die gewohnheit, direkt kaffee zu machen, zu wehren und schlaftrunken zurück zu m. ins plümo zu sinken. alle türkischen nachbarskinder waren zumindest akustisch schon putzmunter, die buslinien streikten offenbar auch nicht, sondern fuhren laut scheppernd durch die kellertiefen schlaglöcher vor unserem schlafzimmerfenster, aber mir wars wurscht. ich schlief noch einmal mit dem sandmann, und hatte das erste mal seit wochen zwei stunden plus.

um 8:50 wachte ich mehr wie halbtot auf. selbst schuld, zweimal aufwachen gehört nicht zu meinen besten disziplinen, so trat ich erst mal grobmotorisch meinem besten beim strecken in den hintern und fiel beim aufstehen mit einem köpper über den wäscheständer. ich fühlte mich wie der wieder auferstandene hund bei "friedhof der kuscheltiere", irgendwie optisch zwar da, aber motorisch komplett woanders.
egal, weiterleben.

bei ALDI dann in der highnoon-zeit den letzten wagen erkämpft, sowie die letzten rostbratwürstchen für m.morgen, den letzten käse, die letzten bio-tomaten, es ist krieg im supermarkt, aber wer samstags einkaufen geht hat es wohl kaum anders verdient.

nachmittags träges couchleben von einer kompletten stunde. ohne störung. nur ich und die delle.
vor lauter glück so träge geworden, dass ich nichts tun konnte, ausser die fernbedienung in einem komplizierten winkel halten und debil grinsend TV gucken. danach direkt beflügelt die alte nina hagen kassette aus dem karton geholt und "ich glotz TV" gehört.

nach-nachmittags beflügelt das erste mal seit zwei monaten im fitness-studio eingelaufen. die uBahn-fahrt dorthin fühlte sich an wie ein kleid des letzten sommers. arbeitsstrecke für fast sechs jahre, und alles vertraut und doch so anders. das buch in der tasche gelassen, statt dessen lieber aus dem fenster geguckt, die 35 minuten. hier ein neues starbucks, dort ein neuer italiener, oberkassel rüstet italienisch auf.

im gym selber dann der völlige schwitz-exzess. wie herrlich das gefühl sein kann, wenn einem die brühe im rücken runterläuft, während man sich auf dem nordic-walker mit dem nachbarn, der ebenfalls aussieht wie ein stinktier mit streifen auf dem rücken, über leistungsverzeichnisse und neue, den user geisselnde software unterhält, dass kann nur verstehen, wer sich und seinen körper ebenfalls gern in solche situationen bringt. ich wußte gar nicht, wo ich anfangen sollte, also ackerte ich das ganze programm wie gehabt durch , und sah hinterher aus wie ein frischgepopptes karnickel, mit knallroten wangen, verschwitzten haaren und verrutschten zöpfen. egal, das seelchen lallte von waldmeister-iso-getränken besoffen vor sich hin, ich dampfte draussen vor der tür noch unterhaltend aus und konnte gar nicht glauben, wie phantastisch das sein kann, etwas einzig und allein für sich zu tun, ohne zeitdruck. das hatte ich seit sechs wochen nicht mehr.

abends dann, der freitzeittaumel nahm gar kein ende mehr. völlig erledigt und glücklich kam ich nach hause, drehte die musik auf und fing an, zig dinge für den ausflug morgen vorzubereiten. gnocchi-salat, kleine bratwürste, leckerstes bäckerbrot in großen batzen, kirschen, käse, wein ... und wenn wir morgen an der möhnetalsperre nach alter tradition vom weg abkommen, gehen wir zumindest mit vollem magen ins nirvana ein. man lernt ja dazu.

und hätte ich eben vor lauter ausgelassenheit nicht vergessen, den abwasserschlauch der waschmaschine IN das waschbecken zu legen, statt lässig darunter baumeln zu lassen, dann hätte der abend einen extrem entspannten ausklang gefunden. statt dessen geh ich dann mal auf die knie, die frische überflutung im heimischen badezimmer wegwischen, my private talsperre sozusagen, und lasse ein papierschiffchen am klo vorbeischwimmen, ahoi!