... newer stories
Montag, 14. Februar 2005
"rude boy", oder lu und der VAJM.
ich sags mal simpel, das putzen war die hölle.
heute, eine nacht zwischen entspannungsbad und zweitagesputzinferno, heute kann ich das sagen, die hand in den schmerzenden rücken gestemmt. und ja, es stimmt was alle um die statistiken munkeln. die meisten unfälle, und die dämlichesten auch (sage ich) passieren im haushalt, da beisst die maus keinen faden ab.
ich persönlich stand zwei mal auf der kippe. einmal wortwörtlich auf der besuchercouch, die genau in dem moment instabil nachgab (das erste mal übrigens, ich wußte gar nicht, dass sie so weit mit dem hinterteil hochkommen kann), als auch ich nachgab, und so hektisch mit dem fensterleder wedelnd halb aussen hing, den schwerpunkt des körpers noch in der wohnung, aber eher gerade noch, während seele und fensterleder gen hauptstrasse tendierten.
ich sags kurz, es ging gut, einen ghostwriter kann ich mir eh nicht leisten.
das zweite mal war der moment, als ich mit zusammengekniffenen augen die tadellos gewischten fenster gegen das orkantief prüfte, regentropfen bei 120 km/h, und dabei durstig hinter mich griff, das regemuster nicht aus den augen lassend. die vermeintliche wasserflasche war aber der glasspiritus, der sich gemütlich in einer evian-flasche suhlte. hätte nicht eine innere stimme "NICHdas!"gerufen, so wäre der nachmittag in der notfall ambulanz geendet, und die bude immer noch nicht frühjahrsfit.
es passiert auch nicht gerade viel, wenn man so ein wochenende zu zweit auf allen vieren kriechend verbringt, ist der grund der doggie-haltung das putzen allein. es werden besonders fette staubmäuse wie jagdtrophäen mit stolz nach vorn geschwellter brust und so lauten wie "hmguckmalgeil" präsentiert, und auch sätze wie "ey, DU hast das sidolin, ganz sicher" gehen nicht in die geschichte der beziehung oder der sprachgewalt ein.
es gab aber zwei vorkomnisse, die unseren nachbarn alles bestätigt, was sie sich jemals zu uns ausgemalt haben.
das erste war der verschwundene kater.
wäscht man zig maschinen mit kissen, überdecken und anderen großen teilen in eiliger folge, und schmeisst alles was weg soll in große mülltüten, und ganz plötzlich ist beim durchzählen eine katze weg, dann kommt zum adrenalinschub auch gleich ein flaues gefühl im magen und hektik auf.
der erste weg führt schnurstracks auf den balkon, dessen tür eben noch offen stand. balkon katzenleer, aber dafür rappelt es unten in der großen mülltonne. kurzer blickwechsel. in meinem stand "du hast doch wohl nicht den katz mit den alten plörren in die tüte gepackt und entsorgt ?", während in seinem blick mehr so "du denkst jetzt nicht wirklich, was ich grad in deinen linsen funkeln sehe, oder?" mitschwang. eine sekunde später rannten wir die paar stufen hinunter, richtung mülltonne. unten kam uns der sohn der nachbarin entgegen, man kennt sich von geburtstags-sektchen und kurzen gesprächen im treppenhaus. draussen schüttete es aus kübeln, m. und ich stolperten kalkweiss um die nasen und auf wollsocken in den hof, warfen uns satzteile wie "hey, wenn der da drin is …" und "...das hat gewackelt, die tonne hat gerappelt, echt." entgegen. wir sahen aus, als wären wir auf einer neuen droge aus süd-amerika, aber da war die tür schon zu, und wir aus seinem staunenden blickfeld.
das fellchen war natürlich nicht in der mülltonne, aber mir dafür speiübel.
zurück in der wohnung, triefnasse wollsocken an den füssen und müllgestank an den händen, da sass der verloren geglaubte katz auf dem stuhl und guckte einfältig.
das zweite war mein erster anruf bei der polizei, passiert gegen mittag.
ich wusch gerade den kühlschrank aus, und wunderte mich gelangweilt über die hartnäckigkeit von marmelade, da sah ich einen „verdächtig aussehenden jungen mann“. das allein ist hier im ghetto ja nichts neues, die wohnen ja alle hier, nur drehte dieser runden um unseren wagen, und das allein machte ihn schon mal unsympathisch. er versuchte hektisch, ob unsere zentralverriegelung mit seinem schlüssel zu öffnen sei, und verschwand wieder. ich fand das alles am hellichten sonntag ziemlich dreist, wollte aber noch nicht auf das zeternde propellerweib hören. also ging ich auf die andere seite der wohnung zum nächsten fenster, und der verdächtige probierte sein fragwürdiges glück an fast jedem auto.
ich kann nicht sagen, was mir in den nächsten sekunden so durch den kopf ging, aber da war ich auch schon mitten drin, hatte einen freund und helfer am telefon, und der wollte wissen, was er denn tun könnte. ich umriss die geschichte, sagte noch, dass ich mir grad vorkäme wie der letzte denunziant, hätte am liebsten noch hinzugefügt, dass ich ja früher gern auf demos war und so, und das "die polizei anrufen" nun gar nichts mehr mit punkrock zu tun hätte, aber das liess ich dann doch, und beschrieb statt dessen den verdächtig aussehenden jungen mann.
vier minuten später hatten wir zwei herren in grün in der frisch geputzten küche. und während ich ihnen noch einmal kleidung und gesinnung des verdächtigen erklärte, wunderte ich mich sehr über m., der komisch lächelnd, irgendwie über-jovial guckend beide arme hinter dem rücken hielt und einen hektischen fleck unterhalb des rechten auges entwickelte. als sich die polizisten dann mit einem "danke schön" auf verbrecherjagd machten, liess m. die luft aus den lungen, den fleck in die freiheit und stellte das auf den tisch, was er die ganzen minuten während des intermezzos hinter dem rücken versteckt hielt : einen bong mit aufgemaltem canabis-blatt und der aufschrift Rude Boy.
dieseshässliche ding wohnt als geschenk in unserem küchenregal und ist so sauber wie eine jungfrau. ich gehe sogar so weit zu behaupten, das der lütte winz-bong das einzige in dieser wohnung ist, was keinen wischer gebraucht hätte, aber mich fragt ja keiner.
m. hält also unsere rauhe vergangenheit bedeckt, die polizei hat jetzt meine nummer, die fellchen suhlen sich auf frisch gewaschenen couchbezügen und seit neuestem finde ich kochsendungen extrem beruhigend.
( was wird das jetzt ? willkommen in einem neuen abschnitt ? ich meine, ist das jetzt immer so ? was kommt als nächstes ? wildlederpumps in beige und club-urlaube in spanien ? )
heute, eine nacht zwischen entspannungsbad und zweitagesputzinferno, heute kann ich das sagen, die hand in den schmerzenden rücken gestemmt. und ja, es stimmt was alle um die statistiken munkeln. die meisten unfälle, und die dämlichesten auch (sage ich) passieren im haushalt, da beisst die maus keinen faden ab.
ich persönlich stand zwei mal auf der kippe. einmal wortwörtlich auf der besuchercouch, die genau in dem moment instabil nachgab (das erste mal übrigens, ich wußte gar nicht, dass sie so weit mit dem hinterteil hochkommen kann), als auch ich nachgab, und so hektisch mit dem fensterleder wedelnd halb aussen hing, den schwerpunkt des körpers noch in der wohnung, aber eher gerade noch, während seele und fensterleder gen hauptstrasse tendierten.
ich sags kurz, es ging gut, einen ghostwriter kann ich mir eh nicht leisten.
das zweite mal war der moment, als ich mit zusammengekniffenen augen die tadellos gewischten fenster gegen das orkantief prüfte, regentropfen bei 120 km/h, und dabei durstig hinter mich griff, das regemuster nicht aus den augen lassend. die vermeintliche wasserflasche war aber der glasspiritus, der sich gemütlich in einer evian-flasche suhlte. hätte nicht eine innere stimme "NICHdas!"gerufen, so wäre der nachmittag in der notfall ambulanz geendet, und die bude immer noch nicht frühjahrsfit.
es passiert auch nicht gerade viel, wenn man so ein wochenende zu zweit auf allen vieren kriechend verbringt, ist der grund der doggie-haltung das putzen allein. es werden besonders fette staubmäuse wie jagdtrophäen mit stolz nach vorn geschwellter brust und so lauten wie "hmguckmalgeil" präsentiert, und auch sätze wie "ey, DU hast das sidolin, ganz sicher" gehen nicht in die geschichte der beziehung oder der sprachgewalt ein.
es gab aber zwei vorkomnisse, die unseren nachbarn alles bestätigt, was sie sich jemals zu uns ausgemalt haben.
das erste war der verschwundene kater.
wäscht man zig maschinen mit kissen, überdecken und anderen großen teilen in eiliger folge, und schmeisst alles was weg soll in große mülltüten, und ganz plötzlich ist beim durchzählen eine katze weg, dann kommt zum adrenalinschub auch gleich ein flaues gefühl im magen und hektik auf.
der erste weg führt schnurstracks auf den balkon, dessen tür eben noch offen stand. balkon katzenleer, aber dafür rappelt es unten in der großen mülltonne. kurzer blickwechsel. in meinem stand "du hast doch wohl nicht den katz mit den alten plörren in die tüte gepackt und entsorgt ?", während in seinem blick mehr so "du denkst jetzt nicht wirklich, was ich grad in deinen linsen funkeln sehe, oder?" mitschwang. eine sekunde später rannten wir die paar stufen hinunter, richtung mülltonne. unten kam uns der sohn der nachbarin entgegen, man kennt sich von geburtstags-sektchen und kurzen gesprächen im treppenhaus. draussen schüttete es aus kübeln, m. und ich stolperten kalkweiss um die nasen und auf wollsocken in den hof, warfen uns satzteile wie "hey, wenn der da drin is …" und "...das hat gewackelt, die tonne hat gerappelt, echt." entgegen. wir sahen aus, als wären wir auf einer neuen droge aus süd-amerika, aber da war die tür schon zu, und wir aus seinem staunenden blickfeld.
das fellchen war natürlich nicht in der mülltonne, aber mir dafür speiübel.
zurück in der wohnung, triefnasse wollsocken an den füssen und müllgestank an den händen, da sass der verloren geglaubte katz auf dem stuhl und guckte einfältig.
das zweite war mein erster anruf bei der polizei, passiert gegen mittag.
ich wusch gerade den kühlschrank aus, und wunderte mich gelangweilt über die hartnäckigkeit von marmelade, da sah ich einen „verdächtig aussehenden jungen mann“. das allein ist hier im ghetto ja nichts neues, die wohnen ja alle hier, nur drehte dieser runden um unseren wagen, und das allein machte ihn schon mal unsympathisch. er versuchte hektisch, ob unsere zentralverriegelung mit seinem schlüssel zu öffnen sei, und verschwand wieder. ich fand das alles am hellichten sonntag ziemlich dreist, wollte aber noch nicht auf das zeternde propellerweib hören. also ging ich auf die andere seite der wohnung zum nächsten fenster, und der verdächtige probierte sein fragwürdiges glück an fast jedem auto.
ich kann nicht sagen, was mir in den nächsten sekunden so durch den kopf ging, aber da war ich auch schon mitten drin, hatte einen freund und helfer am telefon, und der wollte wissen, was er denn tun könnte. ich umriss die geschichte, sagte noch, dass ich mir grad vorkäme wie der letzte denunziant, hätte am liebsten noch hinzugefügt, dass ich ja früher gern auf demos war und so, und das "die polizei anrufen" nun gar nichts mehr mit punkrock zu tun hätte, aber das liess ich dann doch, und beschrieb statt dessen den verdächtig aussehenden jungen mann.
vier minuten später hatten wir zwei herren in grün in der frisch geputzten küche. und während ich ihnen noch einmal kleidung und gesinnung des verdächtigen erklärte, wunderte ich mich sehr über m., der komisch lächelnd, irgendwie über-jovial guckend beide arme hinter dem rücken hielt und einen hektischen fleck unterhalb des rechten auges entwickelte. als sich die polizisten dann mit einem "danke schön" auf verbrecherjagd machten, liess m. die luft aus den lungen, den fleck in die freiheit und stellte das auf den tisch, was er die ganzen minuten während des intermezzos hinter dem rücken versteckt hielt : einen bong mit aufgemaltem canabis-blatt und der aufschrift Rude Boy.
dieses
m. hält also unsere rauhe vergangenheit bedeckt, die polizei hat jetzt meine nummer, die fellchen suhlen sich auf frisch gewaschenen couchbezügen und seit neuestem finde ich kochsendungen extrem beruhigend.
( was wird das jetzt ? willkommen in einem neuen abschnitt ? ich meine, ist das jetzt immer so ? was kommt als nächstes ? wildlederpumps in beige und club-urlaube in spanien ? )
... older stories