Montag, 28. August 2006


Ich frage mich, wie die Menschen, die gestern von den Blitzschlägen teilweise getötet, und von den Sanitätern zurück geholt wurden, wie sie das mit sich abmachen.
Der Gedanke weiter gedacht, an ein stehendes Herz, ich tot auf einem Fest liegend, ein Fremder weiß was zu tun ist, rettet mich, rettet mein Leben, Fremde gucken zu, in meinen intimsten Moment. Alles eine Reihe von unberechenbaren Abfolgen, alles möglich, wenn auch eher nicht. Es kann einem nicht alles passieren, aber ich frage mich, wie es die Menschen mit sich abmachen, tot wie sie waren, lebendig wie sie nun wieder sind.

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Freitag, 25. August 2006

Der Haken an der Sache...

Eins meiner neuesten Alltagsfreuden ist es, meinen iPod automatisch von iTunes füllen zu lassen. Da kann man so einen Button drücken, wo irgendwas mit "Automatisch füllen?" freundlich erfragt wird, und ich denk "klar", warum denn nicht, drücke den und hab später eine akustische Überraschung nach der andere. Wiedergabelisten ade, ich machs jetzt blind!
Als dann allerdings letzte Woche sämtliche Sounds, die ich mir mal für meinen alten Computer runtergeladen hatte, durch die Kopfhörer pfiffen (His braiiin is gone), und ich etwas (Captain, this will destroy the MACHINE!) konfus aus dem Busfenster (From all the Charlie Browns in the world, your are the Charlie Broniest) guckte, da fiel mir dieses Häkchen wieder ein, direkt darunter im iTunes, und als ich es heute wieder tat, dieses blinde auffüllen, da setzte ich dass Häkchen bei der Option, die Songs, die man besonders häufig gehört hätte (=gern), zu bevorzugen. Fand ich gut, hörte sich richtig an, nehm ich.
Spätestens im Bus, draussen prasselte gerade das angekündigte dritte Unwetter vom Himmel, wurde mir klar, dass das jetzt anstrengend werden könnte, weil: ich pack mir das Teil meist zum Joggen/Sport voll, oder wenn ich nichts von aussen mitbekommen will, richtig finstere Laune habe, und Wege zu erledigen habe.
Die restliche Busfahrt wurde ich erschüttert von knackigen Missy Elliot/Daft Punk/Black Eyed Peas/Madonna etc Zeugs (Sport, yezz!) und kellertiefen Type O Negative/Kyuss/NIN/Korn etc Zeugs (und wenn ich tot bin heult ihr alle!).
Bis ich die Pforten meiner Arbeitsstätte öffnete war ich völlig depremiert aber mit gutem Puls und wünschte mir die Charlie Browniest Soundmischung zurück.
Ab morgen wieder ohne Häkchen.


Mittwoch, 23. August 2006

Keine wie die andere.

Die eine ist vermutlich die stummste Physiotherapeutin dieses Planeten, immer rasant verstimmt und froh über so frisch verspannte Frauen wie mich, an denen sie dann so richtig Dampf ablassen kann. Während der Massage spricht sie kaum. Mein in die Aussparung der Liege gedrücktes Gesicht, das am Ende und für knappe 20 Minuten immer einen rot-lila Abdruck behält, ist zwischen entzückt und verknautscht zu jeglicher Mimik bereit, und von ihr kommen nur zwischendurch so aufmunternde Knappheiten wie "Oh nee, ne?!" und "Na ja.", meist kurz bevor sie so richtig ausholt und sich mit ganzem Körpergewicht auf einen meiner armen Wirbel wirft.
Aber ich finde sie toll! Sie findet wirklich jeden meiner aktuell vergnatzt-verspannten Nacken- und Rückenmuskeln, hält ihn fest und würgt ihn durch. Der geschockte Muskel dankt es mit sofortiger Entspannung, kaum merkt er, dass er am Leben bleiben darf. Recht so, gute Taktik.

Die andere ist frisch aus dem Norden importiert und ein paar ihrer Astralkörper scheinen noch in Kiel zu weilen. Bereitwillig meckert sie mit mir auf die scheiss Stadtluft, auf die hinreissende Ehrlichkeit einer Eckernförder Bucht und freut sich, eine liegende wie positiv bejahende Patientin für 40 Minuten ihr Eigen nennen zu dürfen. Und da ist der Ausgleich des Lebens wieder: bei ihr gibts lustige Geschichten und einen netten Plausch, und auch der Abdruck im Gesicht ist nicht ganz so arg, am Ende, aber die Massage ist eher so Kurklinik-Level, bloss nicht zu feste und ständige Wiederholungen. Und meine Wirbel lassen sie auch kalt.

Heute hatte ich wieder die Stumme, und das gab ein großes Hallo, weil heute waren wir launentechnisch auf Augenhöhe. Wir sagten noch artig "Tach", sie versuchte halbherzig einen Witz, ich tat so, als wär der nicht übel, und schon lag ich und wir schwiegen eisern. Einen Vorhang weiter gut belauschbare esoterische Gespräche über Wunderheiler in der Schweiz, begnadete Apotheker im Emsland und über Aufgüsse gegen Depressionen und Mieselaunigkeit. Ich wartete förmlich darauf, dass meine durch den Vorhang hindurch mal eben zwei Tässchen für uns ordert, aber sie schnaubte nur kurz und sagte zu meinem Rücken "Jetzt aber!".

Noch 3 mal.

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Sonntag, 13. August 2006


Das Positive zuerst, weil muss ja: Ich dufte immer noch nach Sonne!

Aus der Reihe (die sich hoffentlich nicht einnistet), "was am Wochenende mal wieder mächtig in die Binsen ging" dann heute das:

Ich (9h10) beim Frühstück: Hach, ich bin dermassen Unternehmungslustig, das liegt sicher an mehr als sechs Stunden Schlaf.
Er: Wir können später in die Niederlande fahren, in das Naturschutzgebiet und ...
Ich: ... und mal wieder so richtig lange am Stück laufen, klasse!
Er: Aber erst die Arbeit, dann der Spass. Gegen Mittag?
Ich: Gegen Mittag!

Gegen Mittag dann:

Er (13h55): SCHEISSE!
Ich: wasnlos?
Auto: *Brems*

Ich sags mal so: Wir sind gerade drauf, auf die Autobahn, herrliches Wetter, und die letzte Ausfahrt ein paar Meter hinter uns im Rücken, da schließen wir auf ein Stauende auf.
Die nächsten 2,5 Stunden wurden eine Geduldsprobe für ihn, für mich, für sämtliche Blasen, Nerven, Eltern von kreischenden Kleinkindern, das alles auf der 5spurigen Autobahn (also 5 spurig weil von Oberärschen mitgenutzter Standstreifen) in der prallen Mittagssonne. Hat man es bis zum Ende durchgehalten ohne zu verdunsten oder die Leber seines Partners im Stresskrach zu grillen, dann sah man auch, warum es etwas länger gedauert hat. Diese fünf Spuren wurden wegen einer Umleitung wegen einer Brückensprengung auf eine 1spurige Ausfahrt geleitet, das gab vielleicht ein großes Hallo.

Statt grüne wie saftige Natur mit literweiser entspannender frischer Waldluft gab es Studien zu Gruppen-wie Einzelverhalten in Stressmomenten, das Einteilen einer Flasche Wasser, Abgase und Hitzewallungen in Auto.
Endlich draussen aus dem Blechwurm, sind wir finster schweigend und bissigster Laune zurück in die Stadt, die für einen Sonntag herrlichst leer wirkte, mitten rein in ein erfrischendes Unwetter ohne Krach.
Heute Nacht bei einem freien Gott mal eben meinen aktuellen karmischen Kontostand ausdrucken lassen, irgendwas stimmt da nicht, irgendwas stimmt da so überhaupt nicht!

(Und Wahnsinn, nächste Woche ist wieder ein Sonntag!)


Dienstag, 8. August 2006


Plötzlich bremste er mitten im Schritt ab. Er ging, nein, er lief fast in den Fahrstuhl, dieses in sich gekehrte, die Hast, und dann ein Ruck und er stand. Kurzes wackeln, der Körper gab sich den nächsten Ruck und er kam zurück zu mir, nahm meinen erstaunten Blick auf und hielt mir ungeduldig seine beiden Hände hin. Ich hielt ihm meine hin, weil ich nicht wußte, was ich sonst entgegnen könnte, und dann griff er zu, ganz vorsichtig, lachte mich verhalten an und schüttelte unsere vier Hände durch, und ging, nein, lief zurück in den Fahrstuhl.
Ein paar Sekunden darauf kam seine Mutter zu mir. Sie sagte, ihr Sohn sei jetzt 42 Jahre alt, und Autist, ich hätte es ja gemerkt. Sie sagte, er hätte seit Anfang des Jahres keinen fremden Menschen mehr freiwillig berührt, ohne zu hauen.


Montag, 7. August 2006

mein 38.ster und warum ich früher ging:

Wir müssen einer kurzfristigen wie geistigen Umnachtung zum Opfer gefallen sein, genau in der Minute, als wir zeitgleich zueinander „Ja, klar, fahren wir doch DA hin.“ sagten.
Aber ich fang mal direkt in der Mitte an, und die ist in einem Haus aus Beton, welches aber aussehen soll wie eine typisch kanadische Holzfällerhütte, über dessen Eingang in groß „Toiletten“ steht. Ich muss darüber was schreiben, dachte ich in der meterlangen Schlange, hier soll keiner umsonst hinfahren um für dasselbe Elend Geld zu bezahlen, vor dem wir in den nächsten Minuten noch flüchten werden, sollte ich jemals an die Reihe kommen.

Die kurzfristige geistige Umnachtung kam genau in dem Moment, als wir Plan C für meinen gestrigen Geburtstag aus der Spaßkiste fischten. Wenn schon nicht Hamburg, und auch nicht das Meer, dann doch wenigstens etwas lose Themenverwandtes, also nach Sea-Life. Nur noch mal eben im Internetz nach der Wegbeschreibung gucken, dabei etwas resigniert den Hinweis lesen, dass ein Erwachsener ohne Kind da in einer guten Stunde durch ist und dann war da noch ein weiterführender Link zu ZOOM, und zack, ist das Geburtstagsdesaster gebacken. Plötzlich sollte es ZOOM sein, ZOOM mit seinen Erlebniswelten. Das hörte sich nach einem Tagesritt an, nach Afrika und Safari, nach Alaska und Rustikal, nach ein wenig infantilem Spaß mit Softeis. Mit der beruhigenden Info im Hinterkopf, dass Greenpeace an diesem Tierpark mitgebaut hat, setzten wir Auto in Bewegung und fuhren rein ins Ungewisse, ab nach Gelsenkirchen.

Ein Unfall an Parkplatz 3 mit Autoschlangen gefühlt bis nach Bottrop, eine nächste Schlange, genauer sechs davon, an den Kassen von ZOOM, inklusive fast aller Dialekte, die unser Ruhrpott so hergibt, viel Ey und wat und sehr oft Schantall.
Es war so eine ganz schräge Art von „das ziehen wir jetzt durch“, obwohl von Anfang an alles nicht nach dem aussah, was man persönlich mag. Spätestens an den Kassenschlangen hätten wir uns auf dem Absatz umdrehen müssen, aber wir hatten keinen Plan D zur Hand, und ich doch Prinzessinnentag, also Augen zu und durch, schließlich ist jede Schlange mal zu Ende. Wir hatten ja keine Ahnung, was uns nur ein paar Meter weiter dann wirklich erwartete.

Als erstes guckten wir zwei genervt zur Wand gedrehten Luchsen auf die Hinterseite, und nebenbei einem Vater zu, der seinem Sohn links und rechts eine scheuerte. Das Kind rannte weg, ich sag noch, das hätt ich jetzt auch gemacht, und schon wurde man weiter geschoben, rein in eine dunkle Hütte, in der ich unwissend zwei versteckte Gucklöcher für die Tierwelt vermutete, statt dessen aber irritiert vor einem ungemachtem Bett und einem Glas Bohnen stand.
Als sich meine Augen komplett an die Dunkelheit gewöhnt hatten, klammerte sich ein fremdes Kleinkind an meine Waden (falsche Herde, meine Liebe) und mein Hirn stelle nüchtern fest, dass wir in einer nachgestellten Trapperhütte standen. Ach so.
Es ging weiter zu depremierten Elchen und eingepferchten Schnee-Eulen. In der Sonne. Ohne Ast. Die saßen einfach nur in nachgestellte Felshöhlen gekrallt und guckten, was sollten sie auch anderes machen.
Nach zehn Minuten war klar, dass die einzigen Tiere, die hier noch ansatzweise natürlich und froh agieren, die zahlreichen Wespen waren. Höchst angestachelt (haha) rauschten sie von ihrer Basis-Mülltonne auf ihr Zielobjekt (Mensch mit Eis/Stulle/Süßgetränk, bzw. Menschenkind mit allen drei Dingen in den Händen) und machten ordentlich Wind.
Gefühlt war der Park übrigens schon doppelt überbelegt. Der Mensch an sich, vor allem diese Art von Großfamilienmensch (SCHANTALL, ECHT EY! Nimm ma die Fingers von der Marie weg da!) der gestern so was wie ein Artentreffen in Gelsenkirchen hatte, zeichnet sich durch ein paar Dinge besonders deutlich ab:
Keine Distanztoleranz was fremde Körper mit Menschen drin angeht. Egal wo man sich gerade bewegte, man hatte immer mit mindestens einer fremden Person Vollkontakt.
Dann die Fähigkeit, in allen Lagen zu essen. Es war wie ein riesiges Tupper-Happening. Überall wurden Tupper-Dosen aus Taschenöffnungen gezaubert (Guck mal, Kevin, en Bär, hier, Stulle, iss!) und vor allem vor den depremiert auf dem Boden liegenden Tieren macht Picknicken ja erst richtig Spass. Wie Fernsehen, essen und glotzen.
Und dann die digitale Wahrnehmung. Die Deutschen haben die Japaner doch längst abgehängt, was die digitale Wahrnehmung angeht. Wollte man wirklich noch wissen, wo das nächste Tier seinen Lebensmittelpunkt hat, so musste man nur den in der Sonne reflektierenden Wänden von ausgefahrenen Objektiven und Mobiltelefonen folgen, irgendwo dahinter musste sich ein kleines Lebewesen aufhalten.
Statt „Guck mal, der arme Bär da unten, der kann sich ja nirgendwo verstecken.“ oder wenigstens „SCHANTALL, en Bär, guckens da.“ hört man nur „Hier, dat sind über 3 Mio Pixel.“ oder „Ochnee,ne? Dat Speicherteil is voll.“
Aber ist doch schön, so können sie den lieben und den Nachbarn zu Hause dann zeigen, was sie für einen echt super Tag mit der Familie verbracht haben. Hinter ihrer Linse.

Den Plan, den man anfangs vom Park bekommt, den brauchten wir genau einmal, und zwar um zu gucken, wo wir so schnell wie möglich wieder rauskommen. Seitenausgänge sind im Spaßprogramm nicht vorgesehen, also gegen den Strom zurück zum Eingang und nichts wie raus.

Sollte ich jemals einen Hauch von Kinderwunsch gehegt haben, so ist dieser zarte Keim nach gestern für die nächsten drei Leben geplättet, und als wir im Auto nach dem Prospekt griffen, begriffen wir dann auch viel zu spät, dass Greenpeace bei Sea-Life mit von der Partie war, und nicht bei ZOOM.
Muss nicht unbedingt was bedeuten, aber ich bin mir fast sicher, dass die Seepferdchen dort Rückzugsmöglichkeiten besitzen, wenn die keinen Bock auf Seepferdchenshow haben. Bei ZOOM haben die Tiere das nicht, dort ist der Besucher König. Möglichst viele Tiere auf möglichst wenig Raum bedeutet am Ende nur, dass der König auf jeden Fall Tiere vor die Kamera bekommt, egal wie voll, laut, stressig und heiß es ist.

Mein Wunsch, sollte ich mal dran kommen: Einen Zoo der Stille. Der Besucher bekommt Geruchsneutrale Kleidung an, und irgend etwas aufgesetzt, was all seine Geräusche absorbiert. Er geht durch einen Zoo, in dem die Tiere nicht gestört werden, riecht und hört die Geräusche der Tiere und kein digital erzeugtes ritsch-ratsch der neuen Cybershot von Sony Ericsson, damit Vatti auch weiß, dass er ein Bild geknipst hat. Es herrscht Ess-/Rauch-/Haue-und Fotografierverbot, Kindern werden die Tiere erklärt und nicht die Kameras, und es gibt keine Bratwurst-Oasen.
Wenn ich mal König bin.
Gestern war ich Prinzessin, das reichte nur für die Flucht nach vorn und drüber schreiben.


Samstag, 29. Juli 2006


Meine zwei absoluten Highlights dieses Samstag Vormittags:

1.aHdV) der Moment, als Outlook tatsächlich die .pst Datei aus der geöffneten Hand der externen Platte futtert, und eine Minute später 2,5 Jahre Post, Kalender und alle eMail-Adressen wieder da sind.

(abgelegt unter: super technik die auch noch funktioniert)

2.aHdV) der Moment, als M. mir auf folgenden Referrer

1 Search request: wir gehen runter und ficken sie alle

erst "ach, kenn ich." antwortet, und das dann mit einem Witz belegt, der so anfängt:

"Steht Vater Stier mit Sohn Stier auf einem Hügel..."

(abgelegt unter: Witze, die nur Männer so erzählen können)

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Dienstag, 25. Juli 2006


Es heißt, das Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht.
Kann ich bestätigen, denn geplant war, dass ich seit Stunden mit im Mundwinkel eingeklemmter Zungenspitze auf dem Boden hocke und mein frisch geliefertes Notebook zu meinem zurecht zimmere, alles frisch einrichte und als krönenden Abschluss mein höchstpersönliches Hintergrundbild aufhänge.
Von wegen. Wirklich passiert ist: Ich liege seit heute Morgen 7:30 völlig debil auf der Couch, warte darauf, dass es endlich an der Tür läutet und ich über das ganze Gesicht strahlend dem Boten die Scheine vor die Füsse zähle und gegen das Paket tausche. Passiert aber nicht, zumindest bis jetzt. Von halb acht bis jetzt sind es ziemlich genau sieben Stunden, das ist hart erkämpfte Urlaubszeit und ich habe sowohl 2 Liter Wasser wie drei Milchkaffee und eine Tüte Colorado inkl. einer kompletten Staffel einer amerikanischen Serie durch, sehe mittlerweile dank der Aussentemperaturen nicht mehr ansatzweise so frisch und fröhlich aus wie heute Morgen und liege bald durch! Ist ja klar, dass das mal wieder nur mir passiert. Das Paket ist geladen, mit diesen Scheiss Nummern kann man ja heute verfolgen, welche Arbeitsgänge die Post schon so durch hat, und jetzt? Es ist geladen, toll, und wo bleibt der Wagen? Ich wette, genau bei meinem Paket dachte sich der Fahrer, dass es eigentlich zu heiss ist, um weiter Pakete zu liefern, und nun sitzt er am Fluss, hat ein gigantisches 5 Euro-Eis in der Hand und guckt Ausschnitte und Stringabdrücke. Und mein Paket steht als letztes hinten rechts im Auto und setzt Staub an.
Das Leben ist das, was passiert, während andere ihre Pläne umsetzen, so.


Montag, 24. Juli 2006


Er hing versteckt auf einer randvollen Stange mit italienischem Designerfummel, ganz hinten, zwischen zwei blassen kurzen. Ich stöberte lustlos, das alles trotz Klimaanlage und überbemühtem Personal, welches bei geringstem Zucken der Wimpern schon mit flattenden Händen bei Fuss stand. Er sah komplett anders aus, satte Farben, gewagtes Design, Strick und bunt und löchrig. Bevor eine andere zuschnappen konnte, hatte ich den Bügel schon in der Hand und zischte zu M. in die Kabine, er solle Platz machen, ich müsse da eben reinschlüpfen. Als wenn es andere Erklärungen überflüssig machen würde, hielt ich mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck den Rock in die Luft, M. pfiff kurz und räumte Platz und Kabine.
Es gibt Dinge wie Hosen, Wohnungen oder Laufschuhe, da kommt man nach Hause wenn man sie anhat oder betritt. Ich war in dem Rock zu Hause, es gab kein Zögern, kaum an und schon raus aus der Kabine, trotz proppevollem Laden. Es gibt nämlich auch Dinge wie Röcke oder Bikinis, da weiß man nicht so recht und eine Kabine ohne Spiegel und ein voller Laden mit nur einer Spiegelwand können da schon zu einer Mutprobe werden.
Gestern aber, da war ich mir sicher, hüpfte barfuss hinaus, machte Tadaaa und dachte, jetzt fällt er um und bezahlt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.
Von wegen. Er sagte mit ernstem Gesicht "Wow" und dann "Dreh Dich bitte noch mal eben um". Ich drehte mich also, und das sogar zweifach und nachdem ich wieder Augenkontakt hatte, meinte er, "Nein, doch nicht. Der macht einen komischen Hintern.", sprachs, und wandte sich wieder den Jungssachen zu.
Ich verrenkte mir vor der Spiegelwand fast den Hals bis zur unteren Bandscheibe um den komischen Hintern ebenfalls zu sehen, aber es gelang mir nur dürftig. Mein bei Fuss stehender Koreaner in italienischem Edelfummel lächelte beseelt, während mir noch das Echo im Kopf nachhallte ... "einen komischen Hintern".

Ich ließ ihn hängen, meinen fast neuen Lieblingsrock, denn eine Zukunft die nur frontal zu gestalten wäre, sah mir zu mühselig aus, und immer die Sonntagsausgabe der ZEIT für alle Eventualitäten zu Hand zu haben, quasi als blickdichtes Schutzschild für den komischen Hintern, erschien mir auch nicht eine wirkliche gute Lösung zu sein.

Ich brauchte im übrigen ein komplett unorganisches Würstchen in Brötchen, mit Ketchup, Senf UND Majonaise, um den Argwohn wegzutrösten, dass es wirklich am Rock und nicht an meinem Hintern lag.

Eben dann in meinem schlammfarbenen Kleid, unzählige Jahre alt und damals für knappe zwanzig Mark erstanden, eine Rolle vor dem Schlafzimmerspiegel gemacht. Da spannte es vielleicht ein bißchen am Bauch ( das unorganische Würstchen inkl. aller Saucen?, aber der Hintern, der war noch nicht mal ansatzweise komisch.


Sonntag, 23. Juli 2006


mein heutiger, natürlich viel zu spät (nachsicht, ich bemühe mich seit gestern mit einer tasche voll geld um ein neues noteboook um dann auch wieder 1:1 mit der zeit und überhaupt mir selbst zu sein) getippter tipp gegen die stadthitze:

man nehme ein auto, zwei alte hip-hop CDs und ein haus der innenstadt mit mind. 9 stockwerken inkl. parkhaus, fahre dort hinauf und höre zuerst thomas d.'s Solo-pladde (greetz an nilz-hase ;-), und dann ein bißchen Disco-Fever und hänge sich mitten rein in ein paar böen, die von fernen gewittern zeugen.
hier regnets ja nicht.
überall.
nur nicht hier.

habe eben übrigens die hummer-barriere gebrochen, und so ein viech kalt auf schnittchen probiert, am häuslichen abendbrottisch. die fellchen hats kalt gelassen und ich fand den wein spannender.
und auch jetzt: kein wölkchen am himmel. befindlichkeitsbloggen jetzt nur noch mit wettereinlage. klamme haut an heißem gemüt. im hintergrund mc hammer, ganz schlimm mit can't touch this. alte bilder kommen hoch, mit ruhrpöttlichen death-metal-bands in die dedorfer baghwan disco, exotic pur leben mit cocktailschirmchen, mc hammer läuft im loop, alle bedrückt bis albern, sehr viel bier im umlauf, am ende tanzt ein langhaariger und offiziell sehr depressiver,, dessen prominenten namen ich hier nicht nennen sollte, quasi nackt auf einem marmor-podest und schreit, er wär disco und zum ficken bereit. alle irritiert, bis hin zum türsteher.

m. wechselt den background, plastic man und jan jelinek verscheuchen nackte metaller und ich geh jetzt mit dem fuss wippen.

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