Samstag, 22. Juli 2006


wem diese tage zu heiss sind, empfehle ich einen besuch in der städtischen metro. ich kenne keinen vergleich schneller herunterzukühlen, als in dem dort angebauten "fleischzimmer". wie ich innerhalb von 30 sekunden laut schnatternd und mit die beine hochkriechender kälte durch die gänge fror, die atemwolke vor dem mund größer als die garderobe, und das alles auf der erfolglosen suche nach einem stück rotem bio-fleisch, das spottet jedem grad, welches mich später draussen empfing und wiederbelebte.

gestern übrigens die köstlichste dusche des jahres 2006 genommen, genau um 23:25 h. das war so nötig und so phantastisch, das ich nicht mehr loskam vom kühlen wasserstrahl, ich hing wie am strom und gluckste sehr zufrieden vor mich hin. werd ich halt keine wein-abhängige sondern duschsüchtig, was sich im winter dann in eine unnötige zwangsstörung wandelt.

und jetzt tu ichs wieder, cross-toxoman mit einem glas wein und mr. mojo, der mir L.A. woman vorsingen wird.

denkt dran: metro, fleischzimmer, mit nase zu!


Mittwoch, 19. Juli 2006


bei 43°C mit dem rad in den feierabend zu fahren ist eh schon eher freitod. aber dann, beim passieren der autowaschanlage, lächelnd darüber nachzudenken, einmal komplett und ohne schaum zu nehmen, das grenzt an sonnendebilität.

(und notiz an mich selbst: an der ampel immer BEIDE füsse auf den boden absetzen, weil du einen ROCK anhast, du NUSS!)


Mittwoch, 19. Juli 2006


37°C aussentemperatur, und das einzige was mich vom strukturierten alltag einer amöbe unterscheidet ist die fähigkeit, meine mittagspause in einem café zu verbringen, eigenständig essen zu bestellen und schorle zu trinken. nebenbei setzte heute das gedächtnis für wörter komplett aus, und erst gegen 19:15 in einem see wieder ein. zischend wie eine heisse pfanne unter kaltem wasser, so stieg ich -luft nach innen saugend- hinab ins nass. fürs protokoll: sich einen teich mit dessen einwohnern zu teilen kann für rasante augenblicke und erstaunliche anblicke wirklich gut sein. rasant, wenn man schwimmend direkt an seiner bauchdecke etwas anderes schwimmendes streift, und erstaunlich, wenn die vor einem dümpelnde herde kanadischer wildgänse komplett gleichzeitig abtaucht und man auf augenhöhe mit vier dutzend wackelnder bürtzel ist.


Montag, 17. Juli 2006


am ende lag ich dann den ganzen tag auf dem kühlen boden des balkons und war semi-glücklich. hätten wir uns an den eiern gerissen, dann hätte ich den ganzen tag die ohren an niederländischen boden gedrückt und den sandflöhen beim husten zugehört, während die nordsee schwappend meinen namen gegrollt hätte. ham wa aba nich. mein schlechter laune-koller mitsamt "hier ist eh alles kacke, ich geh heut nicht raus" hielt fruchtig vor, und so tatan wir dann auch genau das: endlich mal drinnen bleiben, einen ganzen tag. während draussen der teer weich wurde und die umwelt anfing, unter der mittagssonne zu wabern, lag ich auf dem boden des balkons, guckte schwalben in mobile-formation beim kreisen zu und nahm mein drittes nickerchen für diesen vormittag. da wir offiziell nicht da waren, rief keine der mütter mal eben durch, der fernseher staubte an, die fellchen pooften sonnensediert, und durch die heiligen hallen gröhlte die wunderbare piaf. was braucht man mehr (wenn es schon das meer nicht ist) als einen platz am boden, die laute piaf, einen halben liter häagen dazs (cookie&cream) für sich allein, und ein frisches sudoku-rätsel, auch als "killer-sudoku" betitelt? eben.
einmal im jahr gibt spuckt es genau so einen tag raus, und der wär jetzt mit gestern weg.

(noch drei tage, bis ich weiß, ob ich nun mein laptop oder den kaufpreis zurück bekomme. dann ist schluss mit lethargie und feist-fetter freiheit und seelenschaukeln!)


Donnerstag, 13. Juli 2006


es hieß, es gäbe jetzt einen abendtarif, und zwei mal die woche könne man bis 21 uhr. so standen wir dann da, gestern abend. während uns kleine menschentrauben wie paare entgegenkamen, die ihre persönliche bestrahlungszeit längst überschritten hatten, ebenso wie das alter für hello kitty twin-sets, da fing ich an zu fremdeln. ich wollte mich nicht dazwischen legen und auf traubenstiele und zigarrettenkippen geparkt in froop-becher schauen.
da sah ich in kleiner ferne den see glitzern. sämtliche restbestände meines wasserhaushaltes wollten zur quelle, nach hause, rein ins nass, zurück ins wasser. ich blähte zwei verkümmerte kiemen und sagte zu m., man könne ja mal sehen, wie voll es jetzt, am frühen abend denn überhaupt noch sein kann, die familien müssen doch nach hause, weiter froops essen und explosiv gucken.
nach 30 metern über heissen teer und weiteren paarungen, die allesamt schirme auf kühltaschen drapiert hatten, das alles auf rädern mit biervorräten und terriern im schlepptau, standen wir an der kasse. hinter der absperrung konnte man es sich schön reden, und so sagte ich so was wie "geht ja noch" und schon waren wir drin. die kassiererin wünschte mechanisch viel spass, zeitlich genau abgestimmt auf unser verschwinden im drehkreuz.

links "normal", rechts FKK, wobei auffällt, das die umliegenden ihre köpfe wie badelandschaften nach rechts ausgerichtet haben. ich sehe eine wild hüpfende glockenlandschaft ins wasser rennen und drehe mich abrupt nach links, zu den trauerweiden.
aber dann, alles ausblenden und rein in die brühe, die morgens noch klar war, das weiß ich von früher. morgens ist der see köstlich klar und kühl, abends ist er trübe und warm gepullert hinein ins köstliche nass, und m. sagt noch, er schluckt nicht, irgendwie wäre ihm das suspekt. damit beendete er unsere schlechten stadtgedanken und die nächste viertelstunde taten wir das, was die seebewohner den ganzen tag machen: runterkühlen, schwimmen, auf fliegende bälle achten und bloss nicht schlucken.

später auf dem handtuch fehlt die steife meeresbrise und die tageshitze um die badesachen möglichst schnell wieder in einen trockenen zustand zu bekommen. ich sitze instinktiv mit leicht gegrätschten beinen um möglichst viel windstille an meine bikinihose zu bekommen, als dieser bengel direkt vor uns ein kleines plastikfernglas aus seiner tigger-tasche zieht und genau auf mein höschen zielt. der vater, peinlich berührt, versucht die situation zu retten und ruft "der sieht eh nix", was mich zu wilden ophtalmologischen spekulationen trieb.
währenddessen wurde m. von dem weiblichen part unseres nachbarpärchens angestarrt. durchgehend. sie lag mit dem kopf auf dem rumpf ihres mannes und starrte die 60 cm zu uns rüber. ich, die sich die letzten drei tage eh schon im mitmenschen angiften verdingte, hielt aufgrund der abendlichen idylle und des gerade frisch erschwommenen erholungseffektes ausnahmsweise mal den rand und überließ m. der jagenden im xl-einteiler mit busenverstärker, man kennt die männlichen grenzen, man weiß, wo man träge abschalten kann.

nach einer genauen filmlänge verließen wir das gelände, nicht ohne zu bemerken, dass man das jetzt ruhig öfter mal machen kann. zu hause beim duschen fand ich übrigens noch einen strunk algen in meinen haaren. da soll noch mal wer sagen, die natur fände man in der stadt gar nicht mehr.


Sonntag, 9. Juli 2006


deutschland (also wir) ist gefühlt weltmeister.
ich bin so was von randvoll sämtlicher sympathien, derer ich fähig bin, und ich kann angela merkel verstehen, die (uns aller) klinsmann vor der ehrung erst einmal die nase in den hals gestuppt hat.
stuttgart im ausnahmezustand, und ich muss zugeben, seit ca. 15 uhr eine einsfuffzich-italia-fahne aus dem schlafzimmerfenster hängen zu haben (schwarz-rot-gold schaff ich noch nicht), wenn schon nicht deutschland, so denn wenigstens meine alltimefavs (forza!)
und weil ich schon dabei bin: an der antenne von auto flappert eine lütte frankreich-fahne (der mann hat auch ein fussballrecht) im fahrtwind (wessen baguette ich ess, dessen lied ich sing), das der vollständigkeit halber.
(schade trotzdem)

54, 74, 90, 2010!


Mittwoch, 5. Juli 2006


hätte mir jemand vor jahren gesagt, dass ich morgens bei tropischer hitze innerlich sehr laut mitsummend und mit einem lächeln auf den lippen zu taylor dayne alle vier extremitäten über eine stufe wuppe, dabei ein klitschnasses top leger unter einen dämlichen snoopy-bh klemme, um mehr flugwind abzubekommen, ich darüber auch noch an einem fremd-apple für eigentlich fremd-leute schreibe, und das, wo ich am vorabend mit einem fussballer namens ballack eine bittere träne verdrückt habe, während aus meinem schlafzimmerfenster zwei blau-weiße socken mit "italia"-stickerei im nachtwind baumelten...
"nee, klar"hätte ich geantwortet.


Dienstag, 4. Juli 2006

heiße luft.

man könnte auch sagen, in deutschland brennt die luft, und haut damit zwei fliegen mit einer klappe maustot.
kein wölkchen am himmel und heute abend das spiel. DAS spiel. es loht sich aus eben beiden gründen, früh das bett zu verlassen, weil a) ist es gerade knapp über 20 grad um kurz vor sieben, und b) bekommt man alle interviews der spieler wie trainer wie fachkundigen wie ex-spieler und generell aller noch im halbdusel mit, was die sache herrlich entspannend macht. eben noch flog mein kopf einmal um die 180 grad herum richtung des einen fernsehers (aktuell laufen zwei, man will ja morgens nix verpassen ) herum, weil ich dachte "holla". aber dann wars nur der lippi, der da ins mikro motzte, und wenn die es heute abend nicht wie immer hinbekommen, dann kann er immer noch bei einer hotline arbeiten.
sowieso, heute abend. ich hab schon alle chips weg, bier ist auch nur noch eins im haus und generell würde ich gern mal das experiment wagen, das spiel unter vielen anderen, fremden, zu gucken. ausgerechnet.
ausgerechnet jetzt macht mein magen seltsame dinge (hitze? fisch-virus aus dem urlaub mitgebracht? zu viel chips und bier auf entwöhnten magen? AUFREGUNG???), hängt so ein bißchen eirig in den ecken rum, ich nestle an meinen italia-socken am fenster und denke, ach, die deutschen sind dieses mal richtig gut und sympathisch und drückenswert, und die italiener? scheißen frings an. ich werde trotzdem noch keine deutschlandsocke unter die beiden blauen mischen, nich nicht, aber wie sähe das heute abend aus, würde ich meine ambivalenz unter vielen fremden menschen ausleben? ich, mit kamille-tee und blähbauch brülle 22 männer an, und juble bei jedem tor? geht nicht. dann lieber mit einem heimlichen schlückchen grolsch (ist das einzige, was noch im kühlschrank steht) inkl. protestbäucherchen auf der heimischen couch, der hitze draussen angepasst in schlüpper und tank-top bikini und laut jedem zujubelnd, der da des weges rennt.
jedenfalls brennt die luft, auch hier im viertel. es werden t-shirts wie politische gesinnungen getragen, man grinst sich verschworen zu oder guckt pikiert weg, auch wenns der nachbar ist, zB der den man seit jahren grüßt, dessen klowand ziegel an mauer mit der eigenen schüssel steht. egal. das hier ist WM, das ist deutschland und hier im viertel hats noch viele bunte fähnchen.
ich geh jetzt die socken ausschütteln, man hat ja schließlich ein revier zu markieren.

logbuch | © Lu um 10:47h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 6. Juni 2006

meine apothekerin, telefonisch.

sie: "Brauchst Du sonst noch was, oder nur den Tee für den Kater?"
ich: "Hm, ich überlege gerade, auf welchem Stand die Urlaubsapotheke ist. Iberogast ist fast alle, aber sonst..."
sie: "...brauchst Du ja eh nix, bei Deiner Roßnatur."
ich: "...aber ich reise mit Mann."
sie: "Ok, ich stell Dir mal was zusammen. Pflaster, Durchfall-,Mücken-,allergie-,Bauch-und Gliederschmerzenmittel, Pflaster in allen Größen MIT lustigen Motiven, Zeckenzange, Fiebertabletten, Desinfektionsmittel und Kondome."
ich: *gacker*
sie: bis später dann.


Sonntag, 4. Juni 2006

lektionen in demut.

"Lu, saug doch mal Deine Tastatur ab, vielleicht geht dann ja wieder alles."

Dieser Satz hatte bei mir nur eine Chance, weil ich eh kurz vor dem Gau stehe, da singt man auch bei Vollmond an einer kuscheligen Friedhofsmauer weibliche Kröten an oder die Beatles an Pfingsten rückwärts.

Seit letzter Woche erarbeite ich mir jede Mail und jeden Text mit erheblicher Mühe, weil mir 5 Tasten mit insgesamt zwölf Zeichen fehlen, und würde ich hier nicht mit C&P arbeiten, dann sähe es mehr so so aus:
ch wär ds schön, hätt ich nur die und ds usrufezeichen zurück, und ds psilon, ds brucht mn uch öfter ls mn denkt, und wenn mn ml so richtig mit Stzzeichen uf die Kcke huen will, dnn fehlt ds usrufezeichen gnz rg, von den spitzen Klmmern in HTML ml gnz zu schweigen ... etc.
Wo war ich? Staubsaugen, stimmt.
Jedenfalls hätte das alles keine Wirkung auf mich, wäre da nicht mein schlechtes Gewissen, weil ich mit Laptop UND Fellchen lebe, und eins von beiden haart grad vierfach, weil der Sommer unter Umständen kommt, und da muss man als Fellchen nun mal kräftig fellen, sonst bringt das ja alles nichts.
Und vorhin dann, als der Mitbewohner gerade mit hängenden Schultern und extrem komplizierten Männerzahnschmerzen Richtung Notzahnarztpraxis fuhr, und ich so ganz weiblich bei mir dachte "nutz ich die Zeit, räum ich flugs auf", da kam mir oben zitierter Satz wieder in den Sinn. Gedacht, getan, und so zielte ich kurz darauf mit 2000 Watt Saugstärke auf die Tastatur, und freute ich mich noch, als Familienpackungsgroße Katzenhaarformationen ins Saugerall flogen, in meinen Ohren leise schreiend, bis ... ja, bis die N-Taste erst mit einem leisen "klack" den Halt verlor, um dann mit einem besonders lauten Schrei (nämlich meinem) in die tiefe Schwärze des Staubsaugerrohrs zu entschwinden.
Minuten später sass ich, zu allem bereit, mit einem zerlegten Staubsauger und Werkzeug operationsbereit auf dem Fussboden.
Zuallererst den Staubsaugerbeutel durchkämmen, wobei das wörtlich zu nehmen ist. Negativ.
Schwester, den Kreuzdreher bitte.

Nachdem ich mit zwischen den Zähnen eingeklemmter Zungenspitze und Eastwood-Blick sämtliche Schrauben aus ihren Fassungen gedreht, zig Drahtschlingen durchs Rohr und um die 800 saftigen Flüche hinterhergejagt hatte, hatte ich Husten, eine neue Weihe nötig und Durst, nur die N-Taste, die hatte ich nicht ( und das neulich weggesaugte etwas aus meiner Schmuckschachtel im Bad, das blieb ebenfalls verschwunden ).
Noch mal zurück in die Mülltonne, in die ich den kompletten Haar-Staub-Berg mittlerweile entsorgt hatte, und nun wurde es richtig lecker, gab es gestern doch gegrillte Calmar- und Lachssteaks mit Salat, und blieben da doch viele gedotzte Knoblauchecken, Zwiebelschalen und Fischreste übrig, die nun eine streng riechende Ehe mit dem Haarstaub von heute Morgen eingingen. Mir wars egal, ich wollte nicht noch einen Buchstaben verlieren, alle Mann an Bord, jetzt wird gekämpft.

Gerade als M. betäubt und heldenhaft mit getöteter Wurzel vom Notarzt kommend die Wohnung betrat, wurde ich, streng riechend und stumm-eisern kopfüber im Müll grabend fündig, und hielt stolz eine stinkende N-Taste mit Lachsgräten vereint zwischen den klebrigen Fingern.
War der Schlingel also doch in einer Fellknolle versteckt.
Egal, für die Zukunft weiß ich nun, dass der Staubsauger insgesamt in 24 Einzelteile zerlegbar ist, und das die Tasten beim absaugen bitte vorher anzuschnallen sind. 2000 Watt halt.
Das N funktioniert wieder super, die anderen immer noch nicht, aber es ist ein gutes Gefühl, auch mal hinter den Regalen und dem Z durchgesaugt zu haben.