Donnerstag, 1. April 2004

im bett mit dem d.lama

und da ist seit wochen dieser gedanke, sage ich zu mir selber, und starre die 9. minute das bild des dalai lama an, eins von vielen in dieser hochglanz-zeitschrift.
der dalai beim gähnen, beim meditieren, der dalai beim brille putzen und beim hände falten, die gefalteten hände allein in großaufnahme und er noch mal ganz und klein, als kind in mutters armen, als diese noch nicht wußte, die 14. inkarnation geboren zu haben.

dieser gedanke, dieser tiefe wunsch nach irgend etwas, was genau zu definieren weitaus schwieriger ist, als den dalai lama auf hochglanz anzuhimmeln.
ein paar wenige wochen ist es her, da schwor ich mir aus dem nichts heraus, endlich mal einen altar zu bauen. irgendwo in der wohnung, nein, noch lieber
auf dem balkon, weil götter bekannterweise ja frische luft mögen.
ein altar, auf dem ich alles ansammeln und horten kann, was mir irgendwie heilig ist, und das ist nicht viel.
und ein bild des dalai, das kommt auch drauf, nehme ich mir vor, und blättere zurück, ob das brillenputzbild am ende nicht doch zu albern, und statt dessen der meditierende dalai ... so als anreiz und ruhepol ?

ich könnte ins kloster, ab jetzt und für vier wochen, werfe ich m. auf die andere bettseite rüber.
ruhe, zeit und andere wertschätzungen, andere prioritäten, ruhe, zeit ...
so stelle ich mir das gerade vor, und merke im selben moment, dass ich die essenz auch in einer netten hütte am meer haben könnte, weil es mir eh nur auf die ruhe und die zeit ankommt, nicht auf maulfaule mönche und nächtliches aufstehen, mit darauffolgendem tagesmeditieren.
in dem hochglanzbericht steht, dass der dalai schon morgens 4-6 stunden meditiert, und ihm das eigentlich ein bißchen zu wenig ist.
ich kann mir im gleichen moment noch nicht einmal vorstellen, eine stunde lang ruhig auf der couch zu sitzen, und ein buch zu lesen. also eine stunde am stück. so sehr bin ich mittlerweile ablenkungen gewöhnt, merke ich völlig zerrissene tätigkeiten nicht mehr.
meer ginge auch, sage ich also knapp und völlig abgeklärt zu m., der dieser variante schon eher etwas abgewinnen kann, wenn ich dem brummen nach ein urteil formen kann.
die wunschvorstellung bekam also ein paar flügel und einen deckel, indem ich das bild ausmalte, weich auf dem kopfkissen liegend, die hochglanzzeitung auf dem gesicht liegend.
haus am atlanktik, kein schwein drumherum. brandungsrauschen ganztägig, täglich ein stück weiter vom stress runterkommen, bis die tatsache, den ganzen tag nichts als in die luft starren gemacht zu haben, kein ungutes gefühl im seelchen erzeugt. den ganzen tag mit nichtstun verbringen können, ohne direkt in eine depression zu stolpern, den ganzen tag dinge tun, die ich gerade völlig daneben mit "nichtstun" umschreibe, die aber so gar nicht "nichts" sind, s.h. im sand liegen, wolken formen und weiterschicken, regenwürmer retten, kaffee trinken, lesen, ins meer starren usfw usf.
und da das meine persönliche phantasie ist, packe ich noch ein schickes notebook ( sony vaio oder acer travel mate, hach, diese irdischen probleme, wählches läpptop hättens denn gährn ) mit ein, meine lieblings-shirts, TV, DVD, die fellchen derer vier, meine komplette amazon-wunschliste und natürlich m., der das alles tragen muss.

aber ich schweife ab. die sinnsuche, diese spirituelle leere, die mich mal wieder eingeholt hat, das war mein gedankenpfad.
ich überlegte, wie ich das sonst umgangen bin, und wunschlos keinen altar brauchte.
täglich in der natur, fiel mir als erstes ein. jeden tag, und wenn es nur eine halbe stunde war, war ich im grünen unterwegs, hab mich an fremden bäumen geschubbert und war den guten dingen ein stück näher als auf der couch, nahe dem PC und den TV. und das war einfach, das tägliche grün, weil ich es direkt vor der nase hatte.
im neuen viertel, tja, da tun sich sogar die pflanzen ein wenig schwer mit dem wachsen und der gottesnähe, und der nächste park ist ein ziemliches stück entfernt, der fluss noch ferner, die dönerbuden um so näher.ausserdem lädt der düsseldorfer winter auch nicht immer direkt dazu ein, sich in den vier elementen zu suhlen, was dem nach spirit rufendem seelchen aber doch so gut tut.

mit dem festen vorhaben, wieder täglich ins grüne zu kommen, ein gutes buch über buddhismus ( tipps ? ) zu lesen, einen altar auf dem balkon zu bauen und schnellstmöglich wieder ans meer zu fahren, schlief ich unter dem dalai lama ein, während er meditierend und auf hochglanz auf meiner linken wange lag.


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