Dienstag, 1. Februar 2005

umleitung. ( lesepflicht)

(...) Mit dem Fahrstuhl fahre ich in den vierten Stock, laufe viele Kilometer durch riesige Flure die an Terrry Gilliams „Brazil“ erinnern und stehe schließlich in den Kulissen von Edel & Starck. Ich gehe durch die Kanzlei, lande in Sandras Privatwohnung und dort steht das Team. Ich zähle kurz durch. 22 Menschen starren mich an. Der Regisseur erklärt ich sei der Foodstylist und jetzt käme die Hühnerszene. Ein Brathuhn, zerfallene Kartoffelklöße und grobes Rotkraut. Mein Einsatz! Aus dem Auto hole ich eine Poularde und ein Fläschchen Spezial-Spray, den ich bereits in Hamburg angerührt und in einen Apotheker-Flacon gefüllt habe. Im Abstand von fünf Minuten besprühe ich das rohe Huhn mit einem Nebel aus roter Lebensmittelfarbe, Sojasauce, Zuckercouleur, Paprikaöl und Spülmittel. Das Spülmittel schlüsselt die Haut des Huhns auf, die Farbe dringt ein und nach dreißig Minuten ist das Grillhähnchen fertig. Das Huhn sieht jetzt ca. 2 Tage aus wie frisch gegrillt. Es darf nur nicht mit Wasser oder Wasserdampf in Berührung kommen. Für die Kartoffelklöße koche ich einen Brei in dem ich rohe Kartoffelklöße versenke, das Rotkraut schneide ich in dicke Spalten und gieße lediglich mit heißem Wasser auf. Alles wird auf dem Esstisch angerichtet, Kerzen werden entzündet, die Kamera geht in Position. „Paulsen, das Huhn ist nicht zu sehen!“ ruft der Kameramann. Tatsächlich. Der Bräter ist viel zu hoch. Mit Bauklötzchen bocke ich das bemalte Geflügel auf, der Kameramann ist zufrieden.

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