Samstag, 18. Dezember 2004
drei, sie zu knechten.
als ich es nach sekunden des desorientierten herumdenkens schaffte beide augen geichzeitig zu öffnen, starrte ich direkt in die roten ziffern meines radioweckers. 05:08 leuchtete es mir grell mittig in die iris, bevor sich der rest des körpers einschaltete.
draussen finsterste dezembernacht, sturmgeräusche und prasselnder regen, als ich warm und nackten fussen über die laut aufknarzenden holzdielen tapste, ewig versucht, die kreischenden holzgesellen auszulassen, erfolglos.
ich ließ die augen geschlossen, kenne die transitstrecke „rechte betthälfte- toilette“ quasi aus dem ff, und selbst die vier fellchen lagen tonlos in ihren ecken und schliefen den schlaf der domestizierten.
in meinem alter laufen körperliche vorgänge meist ohne unterbrechung und ohne komplikationen, so wurde ich erst aufmerksam, als meine hand im dunkeln ergebnislos die normale vorfindestelle des klopapieres abgriff. leere, nichts als schwarze leere.
also doch die augen aufmachen, dachte ich mürrisch und prompt starrte ich in der dunkelheit in drei augenpaare und auf eine in die luft gehaltene klopapierrolle.
"was zur hölle…???" stammelte ich.
"kein grund zur aufregung, wir sind geschlechtslos." kam es von augenpaar rechts aussen, der auch die klopapierrolle in seiner gewalt hatte.
ich beschloss, ausnahmsweise mal die klappe zu halten, weil die erklärungsnot eindeutig bei den drei eindringlingen lag, deren rest ich in der dunkelheit weder ausmachen konnte, noch wirklich wollte. also raffte ich ein badehandtuch, welches dort hing, wo ich es stunden zuvor nach einer dusche hingehängt hatte, und wickelte es um mich herum, geschlechtslose augenpaare hin, körperlose wasauchimmer her, gucken konnten sie immerhin.
und klopapier in die luft halten auch. und wer hände und augen hat …
„okay … was soll das ? und könnte ich netterweise zwei-drei blatt haben ? danke“.
es raschelte übermäßig laut in der dunkelheit, und plötzlich hatte ich erfragtes auf den beinen liegen.
“umdrehen. alle! wittwitt.“
es wurde kurz rabenschwarz, als sich sechs augen nach unten schauend verdingten, während ich die spülung zog, und das badehandtuch festzurrte.
drei belustigte augenpaare schauten wieder in meine richtung, und das mittige fing an zu sprechen:
“ lu -wir sind die drei geister deines blogs. der geist der vergangenheit, der gegenwart und der zukünftigen einträge. wir sind gekommen, um mit dir zu sprechen. wir haben not.“
„ habt ihr einen location-scout oder richtig billigen humor ? es ist kurz nach fünf in der nacht und ich wollte nur kurz pinkeln gehen.“
„ das tut uns leid, aber die letzten tage hatten wir mehrfach versucht, zu dir kontakt aufzunehmen, aber du hast uns schlichtweg entweder überhört, oder übersehen und sogar überrannt.“
„das tut mir jetzt leid, aber ich hatte stress und viel zu tun.“
„deswegen sind wir hier. du hast das alles nämlich nicht gepostet!“
„ ihr wollt mich verarschen, oder ? das ist ein schlechter scherz oder ein scheiß nerd-traum, oder beides zuammen. oder war der fisch gestern abend um? ich muss mich mal eben kneifen --- AUTSCH! … shit. ihr seid also echt, ja?“
„ – „
„ okay, und nun ? „
„wir möchten, dass du die lücken in deinem blog füllst, dann sind wir auch wieder weg.“
„welche lücken denn, verdammt ?“
„ na, die ganze letzte woche. du warst doch zum beispiel am montag beim friseur … fünf stunden hast du in diesem hardcore-lesben-schuppen gesessen, rumgefeixt, zwei mädchen überredet, sich einen pony schneiden zu lassen, und bist am ende auf lächerliche nur_noch_zwei haarfarben reduziert im dunkeln aus dem laden gestolpert, unterzuckert und mit starkem rotanteil und fibre-gum im haupthaar. da hätte sich doch etwas draus machen lassen.“
„hm.“
„oder der dienstag und deine thermometerdiskussion mit m.“
„da wart ihr hier?“
„ na klar. wir haben alles mitbekommen. du hast ihm das thermometer gegeben und gemault, weil er seine temperatur unter der achsel messen wollte. da hast du die arzthelferin raushängen lassen und gesagt, dass alle typen anal-verkrampft wären, sobald sie ein fieberthermometer sähen. dann habt ihr kurz das pro und kontra ausgefochten und wir haben ganz genau gesehen, wie du in der küche gelacht hast, als du gesehen hast, wie er sich das thermometer trotzig in den mund steckte. und wir wissen genau, dass du daran gedacht hast, dass das dein thermometer ist, und das du nur „richtig“ misst, und das du zwar immer alles mit alkohol sauber machst aber trotzdem… es war dir ein innerer vorbeimarsch, das musst du zugeben. und wir haben uns bes_tens amüsiert. aber deine leser nicht, weil du die sache nämlich ebenfalls einfach ausgelassen hast. kein satz, nix.“
„ähm, ja-stimmt, aber … „
„oder der mittwoch, als ihr DSL bekommen habt. die ganze konfiguration, der kabel-gau, die fehlermeldungen, dein erstes mal wireless … keine phantasie ? du hättest es ja aufsexen können, zur not. aber es wäre auf jeden fall eine information wert gewesen, unserer meinung nach.“
„....“
„ganz zu schweigen von dem traum den du hattest. der war mal richtig gut, aber nein, bloss keine informationen an die spektakel-fraktion da draussen, madame postet lieber ihre prag-bilder, das ist ja einfacher und geht schnell.“
„ genau – da liegt nämlich der hase tief im pfeffer. ich hatte keine zeit. das war mal wieder eine woche der prioritäten, und irgendwann muss ich ja auch mal an die luft, und nur weil ich jetzt DSL und so habe, ich meine, das ist doch keine lösung. oder so. „
„deswegen sind wir hier. wir haben geduldig aufgepasst und gesehen, dass du soweit fertig bist und heute eine lücke hättest, so zwischen 16 und 18 uhr dreißig. da könntest du doch dein blog updaten und alles wäre gut.
der geist an meiner linken seite, der der vergangenheit hätte wieder was zu tun beim archivieren, ich hätte aktuell den kurzfristigen spass am gegenwärtigen, und der geist zu meiner rechten könnte mit seinem trübsal blasen aufhören und sähe wieder einen sinn in seinem dasein der zukunft.“
„okay.“
„einfach so?“
„einfach so. und ich setz vielleicht noch einen drauf und verspreche euch ein neues outfit, unter umständen ein kleiner ausflug und nabelschau galore noch vor 2005. wär das was ?“
„perfekt.“
„und ich kann jetzt einfach so wieder ins bett und ihr zieht leine ? ich muss nichts unterschreiben und kann einfach so weiterschlafen?“
„natürlich. Wir sind die drei geister deines blogs … ohne dich wären wir überflüssig.
Schlafe dich aus und aktualisiere morgen, dann geben wir ruhe. Ade.“
„tschüß.“
drei augenpaare verschwanden im nichts meiner badezimmerkacheln, und das weiche geräusch der zu boden gefallenen klopapierrolle riss mich aus den gedanken.
als ich mich sekunden später zurück ins warme plümo sinken ließ, dachte ich an charles dickens und das mir das eh keiner glauben wird.
draussen finsterste dezembernacht, sturmgeräusche und prasselnder regen, als ich warm und nackten fussen über die laut aufknarzenden holzdielen tapste, ewig versucht, die kreischenden holzgesellen auszulassen, erfolglos.
ich ließ die augen geschlossen, kenne die transitstrecke „rechte betthälfte- toilette“ quasi aus dem ff, und selbst die vier fellchen lagen tonlos in ihren ecken und schliefen den schlaf der domestizierten.
in meinem alter laufen körperliche vorgänge meist ohne unterbrechung und ohne komplikationen, so wurde ich erst aufmerksam, als meine hand im dunkeln ergebnislos die normale vorfindestelle des klopapieres abgriff. leere, nichts als schwarze leere.
also doch die augen aufmachen, dachte ich mürrisch und prompt starrte ich in der dunkelheit in drei augenpaare und auf eine in die luft gehaltene klopapierrolle.
"was zur hölle…???" stammelte ich.
"kein grund zur aufregung, wir sind geschlechtslos." kam es von augenpaar rechts aussen, der auch die klopapierrolle in seiner gewalt hatte.
ich beschloss, ausnahmsweise mal die klappe zu halten, weil die erklärungsnot eindeutig bei den drei eindringlingen lag, deren rest ich in der dunkelheit weder ausmachen konnte, noch wirklich wollte. also raffte ich ein badehandtuch, welches dort hing, wo ich es stunden zuvor nach einer dusche hingehängt hatte, und wickelte es um mich herum, geschlechtslose augenpaare hin, körperlose wasauchimmer her, gucken konnten sie immerhin.
und klopapier in die luft halten auch. und wer hände und augen hat …
„okay … was soll das ? und könnte ich netterweise zwei-drei blatt haben ? danke“.
es raschelte übermäßig laut in der dunkelheit, und plötzlich hatte ich erfragtes auf den beinen liegen.
“umdrehen. alle! wittwitt.“
es wurde kurz rabenschwarz, als sich sechs augen nach unten schauend verdingten, während ich die spülung zog, und das badehandtuch festzurrte.
drei belustigte augenpaare schauten wieder in meine richtung, und das mittige fing an zu sprechen:
“ lu -wir sind die drei geister deines blogs. der geist der vergangenheit, der gegenwart und der zukünftigen einträge. wir sind gekommen, um mit dir zu sprechen. wir haben not.“
„ habt ihr einen location-scout oder richtig billigen humor ? es ist kurz nach fünf in der nacht und ich wollte nur kurz pinkeln gehen.“
„ das tut uns leid, aber die letzten tage hatten wir mehrfach versucht, zu dir kontakt aufzunehmen, aber du hast uns schlichtweg entweder überhört, oder übersehen und sogar überrannt.“
„das tut mir jetzt leid, aber ich hatte stress und viel zu tun.“
„deswegen sind wir hier. du hast das alles nämlich nicht gepostet!“
„ ihr wollt mich verarschen, oder ? das ist ein schlechter scherz oder ein scheiß nerd-traum, oder beides zuammen. oder war der fisch gestern abend um? ich muss mich mal eben kneifen --- AUTSCH! … shit. ihr seid also echt, ja?“
„ – „
„ okay, und nun ? „
„wir möchten, dass du die lücken in deinem blog füllst, dann sind wir auch wieder weg.“
„welche lücken denn, verdammt ?“
„ na, die ganze letzte woche. du warst doch zum beispiel am montag beim friseur … fünf stunden hast du in diesem hardcore-lesben-schuppen gesessen, rumgefeixt, zwei mädchen überredet, sich einen pony schneiden zu lassen, und bist am ende auf lächerliche nur_noch_zwei haarfarben reduziert im dunkeln aus dem laden gestolpert, unterzuckert und mit starkem rotanteil und fibre-gum im haupthaar. da hätte sich doch etwas draus machen lassen.“
„hm.“
„oder der dienstag und deine thermometerdiskussion mit m.“
„da wart ihr hier?“
„ na klar. wir haben alles mitbekommen. du hast ihm das thermometer gegeben und gemault, weil er seine temperatur unter der achsel messen wollte. da hast du die arzthelferin raushängen lassen und gesagt, dass alle typen anal-verkrampft wären, sobald sie ein fieberthermometer sähen. dann habt ihr kurz das pro und kontra ausgefochten und wir haben ganz genau gesehen, wie du in der küche gelacht hast, als du gesehen hast, wie er sich das thermometer trotzig in den mund steckte. und wir wissen genau, dass du daran gedacht hast, dass das dein thermometer ist, und das du nur „richtig“ misst, und das du zwar immer alles mit alkohol sauber machst aber trotzdem… es war dir ein innerer vorbeimarsch, das musst du zugeben. und wir haben uns bes_tens amüsiert. aber deine leser nicht, weil du die sache nämlich ebenfalls einfach ausgelassen hast. kein satz, nix.“
„ähm, ja-stimmt, aber … „
„oder der mittwoch, als ihr DSL bekommen habt. die ganze konfiguration, der kabel-gau, die fehlermeldungen, dein erstes mal wireless … keine phantasie ? du hättest es ja aufsexen können, zur not. aber es wäre auf jeden fall eine information wert gewesen, unserer meinung nach.“
„....“
„ganz zu schweigen von dem traum den du hattest. der war mal richtig gut, aber nein, bloss keine informationen an die spektakel-fraktion da draussen, madame postet lieber ihre prag-bilder, das ist ja einfacher und geht schnell.“
„ genau – da liegt nämlich der hase tief im pfeffer. ich hatte keine zeit. das war mal wieder eine woche der prioritäten, und irgendwann muss ich ja auch mal an die luft, und nur weil ich jetzt DSL und so habe, ich meine, das ist doch keine lösung. oder so. „
„deswegen sind wir hier. wir haben geduldig aufgepasst und gesehen, dass du soweit fertig bist und heute eine lücke hättest, so zwischen 16 und 18 uhr dreißig. da könntest du doch dein blog updaten und alles wäre gut.
der geist an meiner linken seite, der der vergangenheit hätte wieder was zu tun beim archivieren, ich hätte aktuell den kurzfristigen spass am gegenwärtigen, und der geist zu meiner rechten könnte mit seinem trübsal blasen aufhören und sähe wieder einen sinn in seinem dasein der zukunft.“
„okay.“
„einfach so?“
„einfach so. und ich setz vielleicht noch einen drauf und verspreche euch ein neues outfit, unter umständen ein kleiner ausflug und nabelschau galore noch vor 2005. wär das was ?“
„perfekt.“
„und ich kann jetzt einfach so wieder ins bett und ihr zieht leine ? ich muss nichts unterschreiben und kann einfach so weiterschlafen?“
„natürlich. Wir sind die drei geister deines blogs … ohne dich wären wir überflüssig.
Schlafe dich aus und aktualisiere morgen, dann geben wir ruhe. Ade.“
„tschüß.“
drei augenpaare verschwanden im nichts meiner badezimmerkacheln, und das weiche geräusch der zu boden gefallenen klopapierrolle riss mich aus den gedanken.
als ich mich sekunden später zurück ins warme plümo sinken ließ, dachte ich an charles dickens und das mir das eh keiner glauben wird.
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pathologe,
Samstag, 18. Dezember 2004, 20:00
Ich hab' sie nicht geschickt, aber bei mir sind die auch manchmal...
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malcolm,
Samstag, 18. Dezember 2004, 22:07
Einfach göttlich!
Ich lache immernoch!
Ich lache immernoch!
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madmaharaja,
Sonntag, 19. Dezember 2004, 22:00
Geil geschrieben!
Coole Idee deine gesamten Wocheneindrücke so abzubloggen...
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mcwinkel,
Montag, 20. Dezember 2004, 11:03
Herrlich! "Weniger" ist mal wieder mehr...
Kann mich meinem Vorkommentatoren nur anschließen!
Kann mich meinem Vorkommentatoren nur anschließen!
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beautiful_freak,
Dienstag, 21. Dezember 2004, 20:52
ich muss gestehen,
dass ich die drei augenpaare im dunkel zunächst spontan dem propellerweib, dem schwefelkerl und der schweinehündin zugeordnet hatte. aber die drei so friedlich-still und klopapierhaltend nebeneinanderstehen zu sehen hätte mich auch irgendwie sehr verwundert.
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Lu,
Dienstag, 21. Dezember 2004, 21:55
stimmt. so dezent sind die drei nur, wenn sie tief und fest schlafen.
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