Dienstag, 22. Juli 2008

peta 2.0

Als ich Sonntag durch den Regen spazierte, stoppte ich unter einer Eisenbahnunterführung plötzlich hinter folgendem Plakat:

20juli08

Erst das kleine peta2 und weitere Mitmachende im unteren Bereich des Plakates ließen mich leise aufatmen, nachdem ich tatsächlich lange die Bilder nach einer Auflösung absuchte.
Dahinter steckt eine auf 2.0 abgestimmte Kampagne, welche sowohl myspace einbindet, wie auch die Netzverknüpfungen dank einfacher Einbindung und schnellen Zugriff auf die wichtigen Dinge, klar auf die jugendliche Zielgruppe geschrieben, aber hey, für Robbenrettung ist man nie zu alt. Deswegen:

www.the-canadians.com
Hier die Petition unterschreiben!
www.peta2.de


(Ich bin ja noch auf dem Level der nackigen Promis, die lieber nackt gehen als Pelz zu tragen. Aber ich hab ja auch im Internetz angefangen, da gab es noch Modem und keine Zahl mit Punkt hinter dem Wort Web.)


notizen ohne ende.

Neuerdings knöpfe ich mir aus Gründen der Schusseligkeit (die große 40?) gerne Mal mein Moleskine vor und blättere mich durch Projektseiten, Textentwürfe, Listen, Zugabfahrtzeiten, Einkaufslisten, Geburtstagswünsche, Tickets und Bons, Briefmarken und Bilder.
Heute Morgen dann verdutztes Innehalten.
Notiz (Datum unbestimmt):

Kaktus, Tourette, Verlassen, Max Raabe und sein Palastorchester, Zorro, Berlin-November

Eventuelle Geschichte:
Ein Kaktus namens Zorro wird im November in Berlin aufgrund seiner Ticks verlassen, alles was sie ihm lässt ist seine Max Raabe Schellackplattensammlung?

Oder:

Zorro lebt jetzt als Max Raabe in Berlin, es ist November. Da er sich nie rasiert und piekt wie ein Kaktus, verläßt ihn seine Freundin, die hübsche Geigerin in einem Palastorchester war, diesen Job aber aufgrund ihres Tourettesyndrom nicht weiter ausführen konnte, und sich gereizt über jede Kleinigkeit aufregt. So auch über Zorro und seine Bartstoppeln.

Nein. Vielleicht aber:

In einer dunklen Küche in Berlin zieht eine stille Frau die Vorhänge auf. Es wird dadurch nicht heller, es ist eher eine eingespielte Bewegung, eine Beschäftigung der Hände, während die Gedanken woanders anpacken.
Sie hört Schritte im Treppenhaus. Seine Schritte. Zorro.

Tourette öffnet die Tür, bevor er den Schlüssel laut klirrend wie immer zuerst aus der Tasche zieht und dann auf die
Holzdielen des Treppenhauses fallen lässt. Sie hasst dieses Geräusch mit einer Intensität, wie sie ihn liebte, einst und früher. Nicht jetzt. Jetzt wäre es die letzte Gelegenheit gewesen, es noch einmal zu hören.
Die letzte Gelegenheit.
Es ist aus, sagt Tourette, kaum das Zorro in der Küche angekommen war.
Ohne Worte gibt sie ihm Kaffee, schwarz, abgestanden.
Scheiß Dunkelheit, drinnen wie draußen! sagt er, als er sich mit beiden Händen über das Gesicht fährt.
Scheiß November, scheiß Frauen, scheiß Wetter für einen Kaktus. Sein Gesicht taucht aus den Händen wieder auf.
Geh jetzt, sagt Tourette. Sie nimmt ihm in einer gelangweilten Geste den Becher aus der Hand, dreht sich
in einer fast heiteren Bewegung zum Fensterbrett, nimmt den Topf mit dem Kaktus und drückt Zorro diesen in die Stelle der Hände, wo eben erst noch der Kaffeebecher ausharrte, dann sein Gesicht lag.
Zorro steht auf, sagt noch einmal
Scheiß Dunkelheit. Scheiß Wetter für einen Kaktus!, und verlässt erst die Küche, lässt dann in der Diele einen Schlüssel auf die Holzdielen fallen, und zieht mit einem lauten Klack die Tür hinter sich und dem Kaktus zu.

Tourette öffnet die Fenster und geht mit einem leichten Gefühl, fast wie im Mai, zu ihrem Plattenspieler.
Sie drückt auf ON, ein leises elektrisches Geräusch erfüllt den Raum, dann knistern, dann Max Raabe. Er singt(nicht über Kakteen):




Auch eine Möglichkeit, aber ich denke eher nicht.


Montag, 21. Juli 2008

die große vierzig.

Eben bei der 2Monats-Planung über den Tischkalender erfahren, dass ich in 2,5 Wochen vierzige, und ich hab noch-
also Moment, langsam.
Keine Panik vor Nullen, die hatte ich in der Pubertät nicht, die blieb stoisch aus, als ich 30 wurde, und alle gleichaltrigen Kolleginnen kollektiv Koller schoben (was eine 3er-Kombi, meine Herren!) Drogen warfen und sich in zu enge Kleider steckten, und auch jetzt kann ich keine Tendenzen von Seltsamkeiten entdecken, außer das mir ab und an der Musikgeschmack nach hinten abgleitet, aber damit kann ich wahnsinnig gut leben.

Trotzdem bleibt dieses dringende Gefühl mir endlich einen Mops zu suchen diesem Fest eine Krone aufzusetzen, mit etwas neuem ins nächste Zeitalter, vielleicht ein neues Parfüm, ein neuer Ring, so etwas in der Art. Jetzt mit diesem Wissen habe ich noch 2,5 Wochen Zeit, mir einen Meilenstein auszusuchen.
Vielleicht der Tiger auf dem Po, der Tätowierer arbeitet schließlich direkt ums Eck.

Bukowski, das las ich letzte Woche, hatte zur eigenen Endlichkeit auch einen schicken Gedanken, und der ging so:

Kaum war ich auf der Straße, da rief jemand nach mir. Es war der alte Herr von nebenan. Ich stieg die Stufen zu seiner Haustüre hoch. Er trug eine Schlafanzughose und ein altes graues Sweatshirt. Ich gab ihm die Hand. "Wer sind sie?"fragte er.
"Ich bin ihr Nachbar. Ich wohne schon zehn Jahre hier."
"Ich bin sechsundneunzig", sagte er.
"Ich weiß, Charley."
"Der liebe Gott will mich nicht, weil er Angst hat, ich nehm ihm den Job weg."
"Das könnten Sie, ja."
"Dem Teufel seinen könnt ich auch."
"Jederzeit."
"Wie alt sind Sie?"
"Einundsiebzig."
"Einundsiebzig?"
"Ja."
"Das ist auch alt."
"Wem sagen Sie das, Charley."

Wir schüttelten uns die Hand, ich ging seine Treppe wieder runter, zurück auf die abschüssige Straße, vorbei an den matten Häusern und müden Pflanzen.
Auf dem Weg zur Tankstelle.
Wieder einen Tag vertan.

(Auszug aus "Den Göttern kommt das große Kotzen", Charles Bukowski, 2. Oktober 91.)


Sonntag, 20. Juli 2008

reisenotizen./ in a. oder 'gottes humor und frankreichs beitrag'

Ich dachte gerade, als ich dem Tee beim kalt werden zustarrte, dass man an einem Sonntag Morgen in dieser Früh' auch gut Mal was über Gott schreiben könnte. Über Gott und über Frankreich, und über den Humor.

Den hat in diesem Fall Gott, Frankreich sicher auch, aber das spür ich grad nicht, also schreib ich es auch nicht.

Jetzt läuft mir dieses 'Wie Gott in Frankreich' empört hinterher, Momentchen.

Gott und sein Humor also. Ich fasse zusammen:
Mittwoch aus dem (sicherlich sehr humorvollen!) Frankreich zurück, gegen Abend. Seit Morgens schon ichsagsmalso strikte Magenprobleme. Tagsüber in Frankreich, in Belgien und dem ganzen Rest eine Form von Reiseschonkost, also Baguette, Cola und nichts, was man nicht kennt. Im Düsseldorf ein Teller Nudeln mit Pesto und ein Glas Rotwein, und den nächsten Tag gekrümmt wie ein Shrimp im Bette verbracht, falsch, Toilette war das Wort.
Magenschmerzen wie seit (ich hatte ausreichend Zeit zum Nachrechnen) 20 Jahren nicht mehr, den Rest lass ich weg.
Ich dachte, eine Muschel wärs gewesen, aber die war zu lange her. Von daher eine Mischung aus allem.
Merke: Wenn Dein Magen Weh und Ach ruft, lass in Ruhen und kippe nicht noch Fritten aus einer Spelunke in Bologne oben drauf und lösche mit Bier.
Etcetera.
Jedenfalls, um zu Gottes Humor zurück zu kommen, jedenfalls lag ich dann seit Mittwoch Abend, quasi. Und lag und sah fern, und lag und las, und lag und schlief.
Und seit gestern, heureka, kann ich den anderen Göttern danken, ich konnte mit nur einem Magenkrampf sagen: es scheint überlebt zu sein. Ich danke auch allen, die an mich geglaubt haben und den beiden Göttern Iberogast und Perenterol.
Noch in Schonlage und beim zweiten Film angekommen merkte ich, dass mir das kleinste Fellchen, tief auf meinem Bauch schlafend (natürliche Wärmflasche, immer gut temperiert, kuschelig, tolle Erfindung), langsam zu schwer wurde, ich in keiner Position mehr gut lag und überhaupt, seit wann -
habe ich eigentlich Rückenschmerzen?
Gottes Pointe: Kaum ist die eine Sache in Schach, gibts einen Tritt gegen das Knie und ich konnte die letzte Nacht kaum liegen, noch schlafen, weil mir mein unterer Rücken in wirklich jeder Position kaum erträglich war.
Werde den heutigen Tag durchgehend in Yoga-Stellungen verweilen und darüber nachdenken, wie ich das damals eigentlich ausgehalten habe, ohne Sport und dafür mit viel Rückenschmerzen.

So, Frankreich.
Füsse noch braun, Seelchen noch erheitert, wir waren einmal wieder an dem geheimen Ort zu Gast.
Bin zwischen Frankreich und England geschwommen, habe lange geschlafen, ein Buch gelesen und Trödelmarkt in Frankreich mitgemacht. Ein paar Pullis und Shirts werden nun von Fischerfrauen und Nachkommen getragen, und diesen Gedanken finde ich wiederum sehr erträglich. Sind meine Pullis schon einmal eher am Meer als ich.
'Ich komm nach' dachte ich neulich noch, kurz bevor wir uns ein Haus von innen angesehen haben, was von aussen noch Zeit zum träumen ließ.
Kaum war die Tür auf machte es 'pöff' und der Abspann kam kurz und knackig.
To be continued.

Impressionen und tatsächlich alles weitere gibt es hier,
im Album, bitte treten Sie näher.



Mittwoch, 16. Juli 2008

order # 11.08

Jonathan?

Oui, Madame?

Jonathan schnell, ... mein Plümmo, eine Wärmflasche, drüsche Pasta und ein Glas Rotwein!

Die üblichen Frankreich-Bauchdings, Madame?

Genau. Die Rache der Muschel, oder so.


Donnerstag, 10. Juli 2008

order # 10.08

Jonathan?

Maam?

Jonathan, bist Du so gut und sagst jedem der auf der Miagolare anruft, ich sei in Frankreich, für eine kurze aber dolle Zeit?

Sicher, Maam.

Und Jonathan?

Oui, Madame?

Lass noch etwas von den Weinvorräten übrig, keine über 90% lockeren Frauen nach Mitternacht und mach die Musik nur zu jeder vollen Stunde etwas leiser, die Nachbarn sollen schließlich mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden.

Christina Aguilera, Maam?

Wenn es sein muss, mein Bester, dann auch das Äußerste, ja.

Gute Erholung am Meer, Maam.

Danke, Jonathan. Lass es krachen.


Mittwoch, 9. Juli 2008

reisenotizen/ hopfen am see, oder 'im namen der traube'

Auftakt / 830 Meter über dem Meeresspiegel.

Hauptbahnhof am frühen Sonntagmorgen ist geprägt von Starbucksduft und den blutigen Pinkelpfützen am Ausgang Bertha-von-Suttnerplatz. Sieben Uhr in der Frühe, und die aktuelle Besetzung des Bahnhofs besteht aus Japanern mit komplizierten Gepäckpaketen, Gewerbliche mit Gucci-Imitaten und müden Augen und einer Taube ohne Flügel, tot auf den Gleisen vor dem Regionalexpress Dortmund.

Im Zug herrliche Ruhe und Leere. Ich belebe den Platz 91 und zwischen Köln bis Bonn gehe ich den Wagen Richtung Bord-WC ab und schlage alle Zeitungen 'mobil' Ausgabe Nr. 7 2008 auf, genau zwischen Seite 26 und 27, damit der Fahrgast gar nicht erst die ganze Zeitung durchblättern muss, um auf die -wie ich finde- relevante Information zu kommen.

Lieber Leser daheim, ich greife einmal kurz dem Textablauf vor und sage:
Solltest Du bis Ende des Monats eine Zeitung 'mobil' Nr. 7 2008 in die Hand bekommen, schlage die Zwischenseite mittig von Seite 26 und 27 auf, und Du hast ein hübsches Bild davon, mit wem ich die letzten Nächte in einem Doppelbett verbracht habe. Fängt auch mit M an, war aber nicht M.

Bis Augsburg lese ich ein Buch gefüllt mit Abschiedsbriefen von Männern ('Das war's dann wohl'- Abschiedsbriefe von Männern; Dva) und es rasen Kilometer von regenschiefen Feldern an mir vorbei.

An Bahnhöfen wird mir ein neuer Trend farbenprächtig und am lebenden Objekt vor Augen geführt.
Trugen noch vor einiger Zeit meist Frauen Shirts mit Aufdrucken wie ZICKE!, Flittchen, 'blond&will ich' etc, hat sich der Trend jetzt auf das unbescholtene Haustier verlagert. Hunde werden nichts ahnend in Halfter gesteckt auf denen 'Azubi' steht, Blondenhund und Egoist. Als ich aus dem Bahnhof Augsburg rolle, entfernt sich das Bild eines kleinen Terriers aus meinem Sichtfeld, auf dessen Geschirr 'Führer' steht. In braun.

Am Horizont plötzlich die Berge.
Ich meine- Berge!
Ich hätte nicht gedacht, dass diese mich so aufgeregt werden lassen, und ich klebe an der Bummelzugscheibe und fotografiere das, was sich auf den Bildern leider nicht widergeben lässt. Meine Aufregung und deren Präsenz.
Hey, ich bin Flachlandautorin, ich will mich nicht so einfach durch ein paar riesige Steine bezirzen lassen!

6juli08

Und: Die ganze Fahrt über freue mich auf den dritten Teil des Seminares. Man gewöhnt sich an die anderen Teilnehmer, die von mal zu Mal eine Schicht mehr bekommen, durch jede Anekdote und jedes Tun. Die Interessierte, die Ruhige, die eine in laut und fröhlich, und andere in ewig gelangweilt.

Aus Augsburg bringe ich ein kräftiges Gewitter mit. Die Taxifahrerin erklärt mir derweil das hohe Japaneraufkommen in Füssen mit den Schlößern um die Ecke am Hang. Natürlich, haue ich mir mit beiden Händen vor die Stirn. Franz, Sissy, Ludwig und die ganzen Berge und Seen drumherum. Nehme mir vor, gleich nach einem Kaffee alle Berge zu erklimmen und Geschichte nachzuholen.
Im Zimmer angekommen schlafe ich - Dank Bergluft- mit dem Gewitter ein. Letzer Gedanke wie meist, die Landesnotiz für das Hirn:
Bayern duftet also lecker nach Regen, Kuhmist und Bergen.

Später dann.
Mit dem Abendessen vor atemberaubender Kulisse bekam ich eine Zimmernachbarin, die wie ich erstaunt war.
Schullandheimerinnerungen kommen hoch, und ich bestelle mir darauf noch einen Viertel Rotwein für tiefen Schlaf.
Dem Mann zu Hause tippe ich 'Habe eine Vorbildfrau in meiner Gewalt, wir teilen Zimmer und Napf und ich kann alles fragen!'

Entwicklung / Die Kartoffel ist das Fleisch.

Dieses ewige Erschrecken vor den Bergen. Man denkt nichts großes, und plötzlich wendet man den Kopf und da sind sie wieder, diese riesigen Steine die einfach so vor einem stehen. Ich sass gestern noch eine Weile vor ihnen und mit dem ratlosen angucken kamen die Doors dazu und sangen in meinem Kopf ‚The End’ auf Repeat.
Alles wäre anders, gingen diese Bergketten einmal um mich herum. So sind sie einfach ein schönes Panorama, welches alle paar Minuten anders aussieht, je nach Licht und Wolke. Denke viel an Hobbits, weniger an Franz und Sissy.

7juli08

Tagsüber Seminar. Ich sauge auf was geht, und spucke aus wenn es muss. Theorie und Praxis in fröhlicher Umarmung, dazu gibt es am Ende viele rote Wangen, glasige Blicke und ich jubele über zwei Kopien von Aromarädern. Ich könnte noch Stunden über die Themen Weinbereitung und
alles über Spanien hören, mein Magen aber leider nicht, zum Abendessen eine halbe Flasche die noch übrig war, man opfert sich natürlich gern.

7juli08

Freizeit. Da kein Barfußweg in der Nähe war und auch sonst irgendwie alles zu oder weg war, ging eine kleine Gruppe von sieben Hobbits Geißlein Teilnehmern beherzt und per Pedes los, um die Dämmerung am Seerand zu erleben. Einmal rum um den Hopfensee heißt 6,8 Kilometer Fußmarsch, so bei 3,5 gibt’s den Wiesbauer, und da kann man sich aufhalten.
Als die kleine Gruppe dann um 22uhr15 eintraf hatte dieser grad die guten Stuben sauber und dunkel gelegt, und konnte nur mit einer Mischung aus Augenaufschlag (Angst im Dunkeln) und männlichem Druck (Nur n Bier!) zur Türöffnung bewegt werden.
Aber dann!
Ausgestopftes, Angezapftes und Geschichten (G’schichtn!) von ekligen Seegründen die keine messbare Tiefe besitzen, so tief sind die, Hitlers Schätzen und Ludwigs Todesgründe. Alles vom Chef persönlich erzählt.

7juli08

Mein Highlight, auch bebildert: der Wolpertinger!

7juli08

Ein bayrisches Fabelwesen, welches es natürlich genau in diesem Wald geben soll, durch den wir zurück müssen, in stockfinsterer Nacht. Ich gebe mich unbeeindruckt wenn auch ein wenig verliebt und erzähle ganz rheinländisch in Stimmung von unserem Kuno, den Dackel fressenden Wels aus 2001.
Keiner will mir glauben, und ich zische dem Wolpertinger zu, dass die alle schon sehen werden, Kuno hat bestimmt Verwandschaft im See zu Hopfen.

Für unser Überleben auf dem Rückweg (und das von ungezählten Kröten, die nachtaktiv eine rauhe Party feierten in einer kühlen Sommernacht) gab uns der nette Wirt noch drei Fackeln mit, und so sah der Wald kurz darauf das:
Sieben leicht hysterisch kichernde Menschen (erwachsen, 4 w. / 3 m.) mit drei Fackeln, die bei jeder Pfütze, vermeindlichen Schlange oder ‚irgendetwas im Walddunkel’ stoppten, kicherten oder die nächste Gänsehautgeschichte aus dem Pool der Gänsehautgeschichten erzählten.
Um Mitternacht waren alle dann sicher im Hotel und verstauten sich in die jeweiligen Doppelbetten, bevor sie sich in Wolpertinger verwandeln konnten.
Amen.

7juli08

Abgang / Wenn das Fackerl brodelt.

Morgens um sieben sehen meine müden Augen zwei erfreuliche Dinge:
Eine frische Oenologin (Doppelbetthälfte links) und ein Reh (Fensteraussicht, auf 11 Uhr).
Straffer Zeitplan = schnelles Frühstück. Ich schaffe Dank Nachtwanderung geschätzt ein Pfund Rührei, 1 Glas Buttermilch mit Fruchtmolke und eine große Schüssel Bircher Müsli.
Mit vollen Backen schwöre ich dem Löffel und dem Koch, der mich nicht hören kann, dass ich in dem Zeug begraben werden möchte, so lecker ist es.
Danach zum zweiten Tag des Seminares, heute ist Italien dran.
Wacker prosten wir uns noch vor zehn am Morgen zu, und Dank einiger Spuckschwächen bekommt das Bircher Müsli Gesellschaft von ein paar kleinen Schlückchen Venezien, Sizilien, Toskana und etc.

8juli08

Meine Lieblings-Oenologin (mobil, Ausgabe Nr. 7, 2008 zwischen den Seiten 26 und 27, der Leser erinnert sich) übersetzt Etiketten-Latein und behält auch die Fassung, als wir das dann tun. Dazu Lektionen in Maschinentrends (Weinernte) und am Objekt selbst (Rebe, lebendig).

8juli08

Gegen Mittag wird als letzte Tat etwas anderes probiert: Olivenöl.
Vier verschiedene Sorten, mit Luft und Speichel durch den Gaumen gezwirbelt, gesellen sich als Dritter Spieler im Bunde zu Bircher Müsli und Rotwein.

Taxi wartet, Tschö sagen bis August, dem Taxifahrer entschuldigend die Fahne erklären, die er nicht riechen kann, da er selber welchen zur Brotzeit hatte.
Bayern, stimmt ja.
Der Regionalexpress (wobei das Wort „Express“ für diese Bummelversion eine totale Fehlbenennung ist) soll um 13uhr06 fahren.
Um 13uhr06 sagt ein Lautsprecher in Füssen, dass dieser Zug ausfällt. Dafür würde ein Bus fahren. Ich fahre also nicht mit dem Zug nach Augsburg, sondern in einem Bus mit einem Grantler als Fahrer nach Marktoberdorf.

Notiz für mich selbst: Wenn das nächste Mal ein aufgeregter Teenager neben mir Platz nimmt und mich fragt, ob ich eigentlich auch den Zug hätte nehmen wollen und müssen, dann bin ich jetzt vorbereitet.Vorbereitet, das ich unter Umständen unter einem Redeschwall nicht unter zwei Stunden über das gesamte weibliche Teenagerdasein (Ausbildung zur kaufm. Angestellten, Freundeskreis der sich ausdünnt, AlkoPops und Schlösser von außen, und der Unterschied der Franken zu den Bayern) hinweg durch Bayern gekarrt werde. Ausgeliefert an eine gewisse Art hormoneller Aufruhr und den Regionalbahnen Bayerns.

Dort steht ein Zug auf den Schienen, der ab dort nach Buchloe fährt. Sagt die Frau am Kiosk, die wohl durch irgendwelche unsicheren Gründe auch zur DB gehört.
Der Zug selbst ist Ur-alt, dreckig und – er fährt nicht.
Nach 30 Minuten drin herumsitzen (was will man sonst in der Pampa auch tun?) und ohne einen Hauch von Bahnbediensteten fuhr dieser dann los. Einfach so.
Wildes Gefühl von Abenteuer mitten in Bayern. Selbst das Teenagermädchen holt kurz erstaunt Luft, und führt dann weiter aus.
In Buchloe dann kurzes herumsitzen und problemloses umsteigen, dann tatsächlich noch vor errechneter Zeit Augsburg erreicht, unschlüssig am Bahnhof herumgelaufen, einen Schauer angeguckt, und dann in den ICE gen Rheinland. Bei Stuttgart eingeschlafen. In den Sitzen des ICEs versunken träumte mir, ich ginge durch meinen tunnelartigen Keller, strich sanft über meine brandneuen Tonerde-Eier und erklärte der Presse den Leuten, dass ich tatsächlich den besten Bio-Weißwein des Sommers geschafft hätte, unwissend und mit meiner Balkontraube, die sich jetzt in freier Natur mal so richtig verausgabt hätte. Es gäbe aber leider nur eine Kiste davon, Tiffanys sei schon informiert.
Tja.

Man sieht sich immer zwei Mal im Leben, das werde ich Bayern in knapp sechs Wochen beweisen, wenn der letzte Teil des Sommelier-Kurses von Delinat ansteht.

8juli08

Pfüati.

* Bei Interesse an mehr:

Sämtliche Bilder zum Umfeld gibt es hier.

Alle auf dem Tisch stehende biolog. Weine gibt es genau hier.

Und residiert wurde dieses Mal im Eggensberger Bio-Hotel Hopfen am See.

Den Chef vom Wiesbauer und seinen Wolpertinger kann man hier besuchen.


Samstag, 5. Juli 2008

ballast ablegen.

Was ich, während ich meine Tasche für das/den Allgäu ab Morgen packe, so wohlwollend erst akustisch wahrnehme, dann aus einem Augenwinkel beobachte, um es am Ende dann wegzuwischen, ist:
Woher weiß ein Fellchen, daß es genug Haare im Magen gesammelt hat, um diese dann sehr theatralisch aber meist gezielt wieder loszuwerden? Ist es eine Ahnung, ein genaues Wissen, ein katzenesker Zeitplan oder funktioniert es nach der wat mutt dat mutt-Regel, raus & gut ist?
Jedenfalls wird sich vorab erst einmal gründlich der Bauch geputzt (Rumoren), dann mehrfach mit der Zunge über die Lefzen geleckt (Übelkeitssabbern) und dann geht das Schauspiel in Phase zwei: Zeitung, Shirt oder ein Stück guten Teppich suchen, dann wie beim Exorzisten rückwärts gehen mit stark gewölbten Rücken, dazu Geräusche ausstoßen wie ein sterbender Alien (Espressomaschine ist gleichwertig), dann mit einem Geräusch, was jeder Fellbesitzer kennt, in einem Rutsch die Fellwurst (Gewöll) auf Zeitung/Shirt/Teppich, noch einmal verdutzt den Mensch angeguckt (Haha!) und dann wieder der vorab betriebenen Tätigkeit nachgehen (schlafen).
Und während ich überlege, ob Rock oder Hose, welcher Pulli, welches Buch für die Zugfahrt und wie viele Stullen und bloß die Seminarunterlagen nicht vergessen, da finde ich so ein Fellchen schon ziemlich gut, so oder so. Und ich werde sie alle, wie immer (und den Mann dazu, auch wenn er das mit der Gewöll-Show nicht drauf hat) (dafür anderes) die nächsten drei Tage vermissen.

Dafür bringe ich Bilder von Bergen mit, und von vollen Weingläsern, dann von geleerten, von Gelehrten (der musste sein, der lag da so) und von einem See. Und so.

Ein Lied zur Pause. Denn von allen Gedanken schätz' ich doch am meisten-



- die Interessanten.

Bis später.