Freitag, 1. September 2006


Vor Mitternacht zeitgleich mit der warmen Strömung aus dem Süden nach Hause kommen. Die Jacke joblos über der Schulter liegen haben, und an den Herbst denken, der in ein paar Minuten zumindest meteorologisch beginnt. Im Bett ist die Decke zu warm, der Wein zu schlafraubend, die Nacht hat nur vier Stunden.
Auf dem Balkon die köstlichste Luft atmen, die das Viertel hergibt, nur um diese Zeit. Es ist 5h00, es dämmert, die Fellchen essen Spinnenweben, die Spinnen entschwinden sauer die Wände hoch. Ich weiß, ich knicke energielos weg, irgendwann am Mittag, aber um diese Zeit mit diesem warmen Wind auf der Haut bemitleidet man sich für jeden Morgen, an dem man all das verschläft.


retro.



(Und nach all den Jahren immer noch textsicher.)


Donnerstag, 31. August 2006

razor.

Das neue Mobile glüht mich mit blauem Licht und glucksenden Tönen an. Eine SMS, und ich liege unter drei braunen Decken im Fango. Es lächelt wenn es glimmt, dachte ich, und das um 9h40.
Ungwohntes Anfassen, alte Muster sind ungefragt und lösen ungewollte Reaktionen aus. Nummern sind weg, weggeglaubte plötzlich da, altes Leben, ein Abklatsch auf der SIM-Card. Ich lösche, ich erkenne nicht wieder, alles auf der Busfahrt zurück. An den Buchstaben, die der Toten, bleibe ich hängen. A. lösche ich nach einigem Zögern, er ist jetzt schon zwei Jahre weg. Das weibliche A. gucke ich zwischen zwei Haltestellen lange und intensiv an. Die Nummer kommt mir gar nicht mehr bekannt vor, und während ich "Löschen" drücke, schicke ich einen Gruß durchs Busfenster durch den Gerresheimer Wald. ("Das ist ein Eeeelch, Sieee Idioooot!" Sie weiß was damit anzufangen.) Nur bei D bleibe ich nicht hängen, das lösche ich nie, Dad mobil wird wohl immer auf meiner SIM bleiben, ich kann die Nummer nicht löschen.

Zu Hause packe ich mein altes in seine Verpackung zurück, alle Bilder sind gelöscht, das Chipkartenherz schlägt jetzt in dem mit dem Gesicht. Ich fühle mich wieder wie ein Verräter, ich kann viel gebrauchte Technik nicht gut weglegen und aussortieren.
Meine alte Laptop-Schnappe weg, mein altes Mobile weg, Papa weg, dicke Haut weg.
(In jeder Maschine wohnt ein Buddha, in jedem Stein eine Welt.)

PS: Was ich eigentlich sagen wollte, war: Ich nehme jetzt auch Klingeltöne entgegen.


reisenotizen, 16. seite.

Sonntag, 25. Juni 06

Paris - Düsseldorf

Sintflut, 17°C Paris (29° in Dedorf)


„Von Ghetto zu Ghetto.“

Es gibt Städte, in denen wache ich absolut gerne auf, und Paris liegt da komischerweise weit vorn. Diese Stadt, die genau genommen nur an einem langen Strang mit Nebengassen so richtig schön ist, der Rest Schmuddel und Moloch, sich ausweitend wie eine Flechte. Aber trotzdem! (sowieso eine absolut tolle Antwort auf vieles, „Trotzdem“.)
Heute morgen also auf Tantchens Couch mit einem satten Grinsen wach geworden, und da gestern Abend ein schlauer Mensch einen Riegel vor Sightseeing geschoben hatte, und wir statt dessen ein wenig per Pedes durch Bagnolet und seine neuen, künstlichen Parkanlagen liefen, die entfernte Gewitterfront anhimmelnd, schoben wir also heute früh los und einen weiteren Riegel zwischen Eiffelturm und frühe Abfahrt. Wir wollten nicht weg.

Wie viele Küßchen zum Abschied nun gewechselt wurden, ich weiß es nicht mehr, in Paris knutscht man ja vier mal zu jedem Anlass, also zwei mal pro Seite pro Person, und selbst wenn man nur mal etwas länger auf Toilette war, kann es einem Blühen, dass man der sehr herzlichen, wenn auch sehr feuchten und vor allem Zeitaufwendigen Prozedur direkt noch mal unterzogen wird, zur Sicherheit. Da kommt keiner unterknutscht raus, aus der Stadt, so auch wir nicht. Noch die Wangen trocken rubbelnd fielen wir in den nächsten Supermarkt ein, der, wie die anderen hier auch, Sonntags geöffnet hat und von bewaffneter schwarzer Security geschützt wurde. Komisches Gefühl, so am Sonntag Morgen in einem Supermarkt mit Knarre im Augenwinkel. Der nette Wachmann schenkte mir am Ende noch ein Schokoladenbonbon, und die von Tantes Nachbarin in einer Garage eingesperrte Katze wurde auch noch flugs befreit, himmel, sind die allte nett da! Die Nachbarn sind übrigens Jugoslawen, schon seit ewig in Paris lebend, mit einer Katze namens „Tina“. Kann mir das bitte mal wer erklären? All das sind Kleinigkeiten, die den Tag mit Andenken füllten, und nun diese Seite hier.
Kurz darauf mit M. wieder im Pariser Stadtverkehr. Der muss mal als Franzose gelebt haben, so einheimisch wie der die Innenstadt befährt. Ich kenne selbst Franzosen, die in Paris jede Fortbewegung mit dem Auto meiden wie der Teufel das Weihwasser, nicht so M., der mit runtergekurbelten Fenstern fröhlich mitmischt, schimpft und Taxifahrer abhängt. Ich, ganz die gelassene Beifahrerin, kralle mich am Gurt fest und schreie wild gestikulierend wie einhändig Fussgänger an, welche bei rot gehen und uns anmaulen, weil wir bei grün fahren. Herrlich, wenn jeder seine Rolle kann. Die spinnen, die Pariser.

Und so dehnten wir den Vormittag und unsere kaum noch aufschiebbare Rückfahrt Teil 3 um ein weiteres mal Eiffelturm gucken bei strömenden Regen, laut bemeckernd, dass die tatsächlich neue Strassen einmal um den Turm rumgeteert haben, auf das die Amis nur noch aus ihren Reisebussen fallen und ein paar Meter zum Aufzug gehen müssten.
Das es Sinn macht, auf der grünen Meile, auf hellem Kies auf dieses Bauwerk zuzulaufen, darauf kommen die scheinbar nicht mehr.


(Ein Stück Pariser Himmel. Es regnet, deswegen auch ein Stück Schirm.)

Noch einen Café Crema in St.Germain, mit warmer Tarte und einem Eimer voll Viertelflair, und das alles für lasche wie knappe 20 Euro, das ist halt auch Paris.
Die nächsten 500 km bei übelstem Platzregen inklusive einer anfänglichen Ehrenrunde – wie immer ohne Stadtplan – auf der inneren wie äußeren Peripherique vom klitschnassen Paris, die uns eine Extrarunde von 40 Minuten immer links rum einbrachte, all das lasse ich im Detail weg. Am Ende kamen wir in Düsseldorf an, es war drückend, und das Gewitter brachten wir gleich aus Belgien mit.

In der Wohnung Ameisen, mein Balkondschungel halb tot und eine Unlust auf Düsseldorf, die sich in Frankreich aber mal kräftig gewaschen hat. Katzenjammer und Fellchenfreude!
Das sehr dünn wirkende Leaderfellchen freut sich halb blöd, alles schnurrt und wir schweigen entzückt, gucken später zerknittert Fussball, essen trotzig labbriges Baguette, welches die Reise überlebt hat.
Morgen arbeiten, kein Laptop und eine fühlbare Wende vor der Tür, das wird heiter.

-fin-

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Mittwoch, 30. August 2006

reisenotizen, 15. seite.

Samstag, 24. Juni 06

Couhé – Amboise – Blois- Paris

Gewitter & Sonne, 33 °C


„Von Sightseeing und Flüssigwerdung“

Das morgendliche Aufwachen wird immer besser. Heute morgen ging das so:
Erst ein ohrenzerberstender Donner, so einer von der peitschenden Sorte, und dann im direkten Anschluss ein „Huch“ (ich) und ein „ACHDUSCHEISSE!“ (M.), alles aus einem Zelt, es war zehn vor sieben.
Vor dem Zelt Totenstille (die Kröten, welche mich und meinem Zeltkoller die ganze Nacht wachhielten mit ihrem herzigen Werbungsgegröhle, die hielten eingeschüchtert vom bevorstehenden Weltuntergang endlich mal den Rand!) und netterweise ein paar Angler auf der anderen Uferseite, also so drei Meter Luftlinie entfernt, die mein „ach, morgen früh strull ich einfach ins Dickicht“ direkt im Keim erstickten und zur Toilettenhauswanderung nötigten.
Was macht man zuerst, wenn die Welt untergeht? Genau. Ich rannte mit einer Zahnbürste und einem Handtuch bewaffnet Richtung Klo-und Waschhaus, und M. machte uns noch flott einen Instantkaffee, während er anfing, die Zelte abzubrechen (sorry, der musste sein!). Als ich nach knapp zwei Minuten (mal wieder persönliche Bestzeit geschafft) zurück rannte, konnte ich an den verdutzten Gesichtern aller englischen Camper locker ablesen, dass die mich für völlig verrückt hielten, immerhin rannte ich mit einer Zahnbürste Richtung Wildnis.
Und erst auf dem Rückweg sah ich die ganze bedrohliche Front über uns, und die war mächtig schwarz. Als gute Bloggerin dachte ich natürlich, noch schnell ein Photo, so viel Zeit muss sein, aber das bekam man nicht auf einen Chip, das musste man gesehen haben.


(Leider konnte auch Photoshop die unermessliche Dramatik des Himmels nicht erretten, man muss sich diese denken.)

Der Rest war eher so „Spiele ohne Grenzen“. Blitz wie Donner gaben sich quasi die Klinke in die Hand, wir stopften Auto bis es aus allen Ecken quoll, die Mimose Claude bekam noch eine Dusche ab und wurde als letztes, mit den Body-Boards ins Heck gewuchtet, und mit ein paar nassen Dingen waren wir um Punkt 7h20 fertig.
Abreise erst ab 8h00. Na ja.
Während wir im Waschhaus nasse Zeltböden mit Zewa trocken rubbelten, kam Betriebsamkeit auf. Es wurde gespült, verdaut, gelacht und geduscht. Ich dachte, ein bißchen Stil muss sein, auch auf einem Campingplatz, und holte meine Wimperntusche aus den unendlichen Weiten von Auto. Und während ich so im Rückspiegel gelassen vor mich hintuschte, hörte ich in der einen Sekunde noch direkt neben mir ein fröhliches „Good morning“ und gleich darauf ein lautes, dumpfes Glucksen, und zwar genau so eins, wie es ein Chemie-Klo macht, wenn es hurtig entleert wird. Direkt neben mir! Es folgte ein Marsch von Engländern mit Waschzeug, die noch eben schnell das Chemie-Klo unterm Arm hatten, gefolgt von einer Madame in einem Bademantel auf dem in Kursiv „Hot Dog“ stand. Die Kamera war leider unerreichbar, dafür hatte ich jetzt getunte Wimpern, die Nacht mit Zeltkoller sah man mir heute erst mal nicht mehr an.

Für den heutigen Rückreisetag nahmen wir uns die Schnellstrassen und die Loire vor. HERRLICH, sag ich da. Mit ein paar Tagen mehr Zeit sollte man da durch und in jede Höhle mit Tür sollte man da rein, Wein probieren der dort allerorts gepriesen wird. Bei einer Strassenanzeige von 41°kann man sich selber phantastisch in jeder dieser Höhlen vorstellen, an edlen Tropfen nippend und „Hmmmm, c’est bon!“ jubilierend.
Es sah so verdammt toll aus, und wir hatten keine Zeit mehr übrig. Na ja, dran vorbei ist besser als nie gesehen, gerechtigkeitshalber besichtigten wir dann gegen Mittag Amboise, assen wie mindestens ein ganzer Trupp Götter in einem oberschnuckelsuperhinterhof (tschulldigung) köstlichste Kreationen in vier Gängen, und eierten danach in Roségeneigter Haltung durch die schmalen wie heissen Gassen an den Herrensitzen vorbei. In einem Schloss war ich auf einer öffentlichen Toilette und dachte, dass die hier in Amboise entweder eine Menge Stil oder zu wenig Platz haben.


(Amboise. Was aß und strullte ich fürstlich in Dir!)

Nach einer kleinen Ewigkeit an Loire flatterten wir lecker schwitzig und auf Abenteuer eingestellt in die Pariser Peripherique ein. Und mir bleibt nur eins zu sagen: Wie wir das immer schaffen, Tante tatsächlich zu finden, ohne Stadtplan, nur mit dem ausgestrecktem Finger im Wind, das bleibt mir ein ewiges Rätsel, aber Glück scheint auch da eine gewichtige Rolle zu spielen.

Jetzt sitze ich wieder in dieser kleinen Strasse in diesem urbanen Viertel, auf der kleinen Treppe, wie schon vor etwas über zwei Wochen und kritzel Seite für Seite des Moleskine voll. Gleich soll es weiter gehen, rein ins Paris, St. Germain, vielleicht noch ein Friedhof oben drauf, gibts ja genug hier, und ich fühle mich bleiern. Aber warum aufhören, wenn man morgen schon wieder im doofen wie gewohnten Umfeld sitzt?
Die Fellchen, auf die freu ich mich, der Rest ließe sich mitnehmen, woanders lieb haben oder einladen.

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seefahrt | © Lu um 11:43h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 29. August 2006

reisenotizen, 14. seite.

Freitag, 23. Juni 06

Aureilhan - Couhé

Sonne, 37 °C


„Adieu.“

Wacht man morgens auf, weil einem ein weiblicher Nashornkäfer quer über das Gesicht tapert und in unmittelbarer Nähe eine Horde Pferde laut schnaubend gallopieren, das alles noch in der feuchten Morgendämmerung, spätestens dann weiß realisiert man wieder, wo man die letzte Nacht verbacht hat: mitten auf dem Land.
Während ich Claude um seinen Kaffee brachte, und geschlagene 20 Minuten unter der Dusche brauchte, bis ich diesen Kater von gestern weggeduscht hatte, schlief M. unglaublicherweise bis elf am Vormittag. Ich ging zwischendurch jede halbe Stunde in unserem Zimmer mit einem kleinen Spiegel in die Knie (er musste auf dem Boden schlafen) an die Matratze, und sah nach, ob er wirklich noch atmete. (Bei dem Atem mit Restalkohol war der Spiegel hinterher blitzeblank, ganz ohne Chlor, aber das nur am Rande.) Landluft und Waldesruh, das haut jeden Städter aus den Socken. Hätte ich nicht wieder meine Antipathie gegen Federbetten schwer wie Wasserleichen entdeckt und dadurch bei der erstbesten Gelegenheit Bettflucht betrieben, inklusive Nashornkäferweibe, ich wäre auch bis Mittags in Tinkerbells Armen geblieben.

Und jetzt? Die Säckle sind wieder verschnürt, im Gepäck befinden sich noch zwei frisch erstandene und gar nicht so frisch miefende Stücke Ziegenkäse und ein von Claude frisch gehobener Mimosenbaum in XS-Format. Ist ja nicht so, als müssten wir die nächsten Stationen mit unkomplizierten Handgepäck reisen, nein. Wir nehmen lieber verderbliche, jetzt schon starken Geruch abgebende Lebsnmittel mit, zerbrechliche Flaschen mit gutem Wein UND eine Mimose, die den Namen nicht umsonst trägt. Claude, wie ich die Mimose nannte, guckt jetzt schon ganz sickig und hat alle Blätter pikiert eingerollt. Na gut.
Wir wir das alles durch drei Tage Hitze (heute 37°, man wird gegrillt, kaum setzt man einen Fuss in die Sonne) bekommen sollen, das erzähl ich dann nächste Woche, fürs erste bin ich jetzt mal gespannt, wo wir die kommende Nacht landen und schlafen werden.
Mo und der Menschen-Claude winken, bis wir die 500 Meter Einfahrt hinter uns gelassen haben, ich habe plötzlich was im Auge und schniefe ein ganzes Tempo voll.


(Couhé. Auf der Suche nach dem Campingplatz sagte die Frau, wir sollten ihrem Wagen folgen. Es war so einsam dort, das ich dachte, ich mache ein letztes Beweisphoto, wo die Profiler am Ende was zu knobeln haben, wenn sie unsere ausgekochten, angenagten Knochen und die Speicherkarte aus der sterilen Plastiktüte holen.)

Jetzt ist „heute Abend“. Ich sitze auf einem Stück Wiese, man könnte auch „Landzunge“ dazu sagen, neben mir zwei Arme stehendes Gewässer, es ist 21h00 und immer noch brütend warm.



Neben mir, im Wasser, zieht eine kleine Schlange ihre Kreise, ein Nutria beisst krachend in Algen und über Auto schweben seit Ankunft ungezählte aber grob geschätzte 500 Fliegen, schwarz und augemergelt. Das könnte eine lustige Nacht werden, denke ich da nur an die Kombination stehendes Gewässer und Stechfliegen. Oh, Kröten hats hier auch, irgendwer stimmt gerade die Meute aufs Konzert ein, und da, im Unterholz direkt hinter mir, da knackt und kracht es sehr laut, ich dreh mich aber jetzt nicht um, ICH NICHT.

Ich weiß nicht warum, aber wir haben uns nach schweisstreibender Fahrt tagsüber endlich auf diesem Campingplatz hier eingefunden, es ist relativ leer, und wir sind an die allerletzte Ecke gefahren, wo uns weder wer sieht, noch hört. Hielt ich vor einer Stunde noch für gemütlich UND logisch, jetzt frage ich mich, wo M. so verdammt lange bleibt, das Toilettenhäuschen ist doch nur knapp einen Kilometer entfernt, und was knackt da hinter mir eigentlich so Gänsehautprodizierend? Das Nudelwasser bröppelt auf dem Campinkocher, und ich denke an die Geschichten zurück, die jeder schon mal gehört hat. Deutsche auf französischen Campingplätzen bedroht, behauen, beschimpft, mit Teer und Würstchen überschüttet etc. und die Gegend durch die wir fuhren war geschichtlich arg belastet, was das angeht.

Egal, ich tue das, was eine Frau tun muss, ich mach jetzt eine phantastische Sauce und hoffe darauf, das M. tatsächlich den Weg in unsere Einöde wieder findet, ich will hier nicht für immer bleiben, ich leide doch unter Zeltkoller.



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Montag, 28. August 2006

chiffre.

"Suche zum Aufbau einer Hofkäserei mit Schafen und mehr nette, normale, nicht so große Frau +40. Käseerfahrung und gute Ideen wären gut. Schafe und kleiner Hof auf der schwäbischen Alb vorhanden. Bitte mit Bild."

( Seite 93, Schrot & Korn 9/2006 )

boots-gelage | © Lu um 22:47h | keine meldung | meldung machen?


Ich frage mich, wie die Menschen, die gestern von den Blitzschlägen teilweise getötet, und von den Sanitätern zurück geholt wurden, wie sie das mit sich abmachen.
Der Gedanke weiter gedacht, an ein stehendes Herz, ich tot auf einem Fest liegend, ein Fremder weiß was zu tun ist, rettet mich, rettet mein Leben, Fremde gucken zu, in meinen intimsten Moment. Alles eine Reihe von unberechenbaren Abfolgen, alles möglich, wenn auch eher nicht. Es kann einem nicht alles passieren, aber ich frage mich, wie es die Menschen mit sich abmachen, tot wie sie waren, lebendig wie sie nun wieder sind.

logbuch | © Lu um 14:38h | keine meldung | meldung machen?


Wow, ich bin in einen Amazon-Regen gekommen.
Erst ein Paket mit gleich drei satten Wünschen, dann eben noch mal eins mit zweien, was soll ich nur sagen ...
Ein ♥liches Danke!

(So, und jetzt Zeit vom Himmel, bitte, ich habe die nächsten Wochen zu lesen/hören/sehen tun.)

boots-gelage | © Lu um 13:19h | keine meldung | meldung machen?

reisenotizen, 13. seite.

Donnerstag, 22. Juni 06

Mimizan Plage - Aureilhan

Regen + Sonne, 29 °C


„Fahren, oder nicht fahren … das ist die Frage.“

Heute waren wir vor allem mal eins : Touristen. Erst putzten wir Haus ab sieben Uhr am Morgen, sehr deutsch das alles, propre!, wie der Franzose da immer wieder gerne schwärmt. Als wir gegen Eins dann die Schlüsselübergabe hatten, bekam ich auch wieder normal Luft. Ich falle alle Jahre wieder auf diese Chlor-Reiniger rein, die in Deutschland seit Ewigkeiten aus Gesundheitsgründen für Mensch wie Umwelt längst entschärft oder einfach ganz aus dem Verkehr gezogen wurden. Als ich das Bad damit eingeweicht hatte, konnte ich nur noch die Flucht nach Rückwärts antreten, und den Rest einzig in Etappen mit angehaltenem Atem und sehr gereizten Augen flott wegspülen. Aber das Bad am Ende: wie neu.
Danach, quasi wieder auf der Strasse, kauften wir erst einmal drei Postkarten, einen Schal und vier angeblich handgedrehte, selbstgezimmerte Hartwürste auf dem Markt, wo der sehr französische Wurstmacher zum Abschluss noch einmal Werbeunterstützend jede einzelne Wurst an seiner Nase vorbeizurrte, mit Schnurrivollkontakt, und ihr phantastisches Aroma pries.
Mit Schal, Wurst und keinerlei Heimweh ausgestattet sassen wir dann noch ein bißchen in einem Strandcafé mit dem wirklich hammer-supi Namen „Le Fun“, tranken Au lait und aßen Sanchwiches und fühlten und sehr komisch bei all dem. Da sassen welche, die machen so Sachen jeden Tag, jeden Urlaub, inklusive der Bildzeitung vom Vortag, die es hier an einem Kiosk zu kaufen gibt. Diese ganzen paar Stunden Touritums ließen wir mit Altglas wegbringen enden, inklusive aus Versehen mit Auto die falsche Ausfahrt der gut versteckten Glastonne nehmen und gemütlich auf dem Fahrradweg Richtung Wald fahrend. Erst als der Weg extrem schmal wurde, und eine Frau sich das Kissen auf die Balkonbrüstung warf zum bequemen mitgucken, da ahnten wir, da stimmt was nicht. Schwamm drüber, als Tourist darf man so was, dafür lassen wir keinen Müll liegen.

Jetzt, Stunden später, sitze ich in vollgeblümter Bettwäsche in Mo’s Gästezimmer, in der Küche brodelt Nudelsauce Marke „Allerlei da, alles da drin“, sämtliche Alkoholvorräte werden laut bejubelnd entkorkt und wenn alles seinen normalen Gang geht, dann fallen wir erst heute Nacht ins Bett, von innen desinfiziert wie das Bad heute Morgen.

Für morgen steht die 3-tägige Rückreise an, und ich denk mir grad mal ganz bei mir: mal sehen, ob wir hier tatsächlich wegkommen. Von Wollen kann da eh keine Rede sein.
(Aber die Fellchen, die Fellchen …)


(Abschiedsmoment. Alles nass.)

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seefahrt | © Lu um 11:42h | keine meldung | meldung machen?


Tiefdruckvollversammlung.

(ARD-Wortschöpfungen)

latrinen-talk | © Lu um 11:09h | keine meldung | meldung machen?

Freitag, 25. August 2006

so fucking lost in music

Wolfmother, Bitte laut, sehr laut!

Die Erklärung, die Band:



Die drei kleinen Dinge, die mich bei Led Zeppelin nervten, wenn auch nur im Ansatz, sind hier einfach nicht vorhanden. Ich danke Wolfmother for using their guitars so dermassen durchgehend.

"White Unicorn"



"Woman" (live)



Wolfmother bei Myspace.

Und als AOL-Session hier.

*

Matisyahu. Den fand ich im Bugwasser von Wolfmother bei den AOL-Seassions, dachte engstirnig wie angesäuselt, mal gucken, welch religiöses Gesinge der Gute da von sich gibt, und fand mich zwei Minuten später mit dem Hintern wackelnd vor dem Laptop wieder. Der Grund hier:



Und hier die AOL-Session (also eher so ein paar centmimeter runter nach links und dann anklicken, bei mir funzt das gerade so überhaupt nicht mit dem richtigen permalink). Phantastisch!

Dazu empfiehlt die Miagolare-Crew selbst gebrannten Wein aus sieben Fässern, den liebe Menschen aus dem Urlaub mitgebracht haben, nur als Beispiel aus Kroatien.

Prost, und dreht eure Boxen auf ein hohes Volume.


...

Eingeschweißte Bücher drücken. Den letzten Milchschaum mit dem Finger aus dem Pappbecher streifen und ablecken. Wintermomente, wenn die Stiefel langsam Körperwärme erreichen. Schweissnass sein. Der erste Schluck herber Rotwein, vor dem Essen. Bettwäsche, die nach frischer Luft duftet. Eiskalte Feigen. Meereskiesel. Wörter. Plastikfolie, die mit den eingeschweißten Luftnoppen. Meloneneis. Einen Mops durchrubbeln. Einregnen lassen. Flintsteine.


digitaler incoming zettel:

Lord of Darkness: Hi. Alles klar bei Dir? Ich steh auf Natursekt.

das ist einer der gründe, warum ich das nicht abschalte, das mit den unfreiwilligen chat-anfragen. manchmal nervt es, das zigte mal angemault zu werden, weil man irgendeinem Kiffer77 oder pornoglück_pinneberg nicht bereitwillig antwortet, aber wenn mir so ein zettel entgegengeflogen kommt, lache ich mindestens 1 minute, und das ist mir der spass wert.


Freitag, 25. August 2006

Der Haken an der Sache...

Eins meiner neuesten Alltagsfreuden ist es, meinen iPod automatisch von iTunes füllen zu lassen. Da kann man so einen Button drücken, wo irgendwas mit "Automatisch füllen?" freundlich erfragt wird, und ich denk "klar", warum denn nicht, drücke den und hab später eine akustische Überraschung nach der andere. Wiedergabelisten ade, ich machs jetzt blind!
Als dann allerdings letzte Woche sämtliche Sounds, die ich mir mal für meinen alten Computer runtergeladen hatte, durch die Kopfhörer pfiffen (His braiiin is gone), und ich etwas (Captain, this will destroy the MACHINE!) konfus aus dem Busfenster (From all the Charlie Browns in the world, your are the Charlie Broniest) guckte, da fiel mir dieses Häkchen wieder ein, direkt darunter im iTunes, und als ich es heute wieder tat, dieses blinde auffüllen, da setzte ich dass Häkchen bei der Option, die Songs, die man besonders häufig gehört hätte (=gern), zu bevorzugen. Fand ich gut, hörte sich richtig an, nehm ich.
Spätestens im Bus, draussen prasselte gerade das angekündigte dritte Unwetter vom Himmel, wurde mir klar, dass das jetzt anstrengend werden könnte, weil: ich pack mir das Teil meist zum Joggen/Sport voll, oder wenn ich nichts von aussen mitbekommen will, richtig finstere Laune habe, und Wege zu erledigen habe.
Die restliche Busfahrt wurde ich erschüttert von knackigen Missy Elliot/Daft Punk/Black Eyed Peas/Madonna etc Zeugs (Sport, yezz!) und kellertiefen Type O Negative/Kyuss/NIN/Korn etc Zeugs (und wenn ich tot bin heult ihr alle!).
Bis ich die Pforten meiner Arbeitsstätte öffnete war ich völlig depremiert aber mit gutem Puls und wünschte mir die Charlie Browniest Soundmischung zurück.
Ab morgen wieder ohne Häkchen.


hamburgs eimer 7.



reisenotizen, 12. seite.

Mittwoch, 21. Juni 06

Mimizan Plage

Sonne, 28 °C


„Sommersonnenwende, oder Der längste Tag der Welt!“

Teil 1, 18h50: Wenn man den Morgen schon mit einem kellertiefen Seufzen beginnt, trotz Sonne, trotz Brandung als Geräuschkulisse, trotz Urlaub, hoppadi, da merkt man schnell, dass man manche Dinge wohl ungebeten mit in den Urlaub nimmt, als Seelenbeschwerer. Hoppada. So wie Taucher, die gehen ja auch mit Gewichten ins Meer, um besser unterzugehen.
So in etwa.
Der Tag blieb dann so. Völlig Energielos durch den Supermarkt, Bordeauxflaschen schleppend, mit hinterher schleifenden Flügeln, später in Mo’sGarten mit innerlichem Flunsch alles platt gegrübelt, und zu guter letzt noch am Strand den Atlantik zum Rückzug gezwungen, mannmann, war der am Ende weit weg. Nur ich Miesmuschel saß noch da und guckte den Wellen hinterher, mit innerer Brandung und Seegang.
Irgendwann raffte ich mich und mein Frottehandtuch dann doch auf und schleppte alles direkt in die Küche. Ich finde Küchenerleuchtungen persönlich ja viel besser als Kloerleuchtungen, und so kann ich jetzt, eine Stunde später der Welt verkünden: Es ist quasi der letzte Tag hier, also der letzte richtige Urlaubstag, gefühlt. Morgen ist Hausübergabe, morgen wird geschrubbt, morgen ist vieles das letzte Mal, so zum Beispiel das wundertolle Aufwachen hier, mit Brandung und lecker Seeluft. Und danach geht’s wieder rückwärts, drei Tage nehmen wir uns Zeit für die Rückfahrt. Was soll ich sagen? Keine Lust auf Deutschland, nur die Fellchen fehlen mir zu meinem Glück. Wir überlegen, ob wir nächstes Jahr eine ganze Saison hier verbringen sollen, aber es fehlen entscheidende Dinge, es ist am Ende doch nur ein Urlaubsort, und kein Fischerdorf, in dem ich uns sehe, mit Möwen, mürrischen Alten und einer drallen Bäckerin.
Wein! Ich mache jetzt einen Wein auf. Es ist 19h00, der Fisch zieht, der Salat trocknet, die Dusche gurgelt, heute ist Midsommer, einer meiner Lieblingstage im Jahr und ich gebe hier die Miesmuschel in Person. Pöh!

Teil 2, 23h50: Die Vollendung eines schrägen Tages ist ja wohl ein Abend mit einem Anruf, der klassischerweise direkt als Nachtisch zu einem phantastischen letzten Abendmahl kommt. Das Leaderfellchen, 1210 km entfernt, verweigert die Nahrungsaufnahme, sähe aus wie ausgekotzt und hat wohl genau das ausgiebig getan. Er würde in sämtlichen Seilen hängen, kommt es leicht hysterisch aus meinem Mobilen, die Katzensitterin ist aufgeregt. So stehe ich in einer Ecke außerhalb des Hauses, wo ich noch Ansatzweise Empfang habe, beruhige sie, es könne an sich nichts arges sein, wir hätten kein Gift im Haus und nach so einer Umkehrung von Innen nach Außen würde sie auch erst mal nichts aus der Dose wollen. Aufgelegt, losgeheult.
1210 km, und ich ging mit M. sämtliche B-Pläne durch, von Nachts losfahren, sollte er in drei Stunden immer noch nicht fressen, bis hin zu geeigneten Tierarztbegleitern, die uns diese Aufgabe aus der Ferne abnehmen könnten.
Der Spaziergang zum Sonnenuntergang war angespannt, ich innerlich mit meinem Leaderfell verbunden, konzentriert, gut zuredend.
Dann der Anruf, alles wär okay, er hätte den ganzen Napf leer gemacht und verlange gerade lautstark Nachschlag. Entwarnung, und wir fahren also nicht über Nacht zurück nach Deutschland. Vor lauter Freude hab ich direkt eins der Bäder komplett sauber geschrubbt, bis M. mich mit Gewalt von Chlorreiniger und Feudel trennte und mit dem Kopf Richtung Bett
deutete. Letzte Nacht in Haus, Happy Midsommer.


(alte Kirche um die Ecke, Freudenhaus für um die 20 Katzen)





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