Freitag, 11. April 2008

reisenotizen. /amrum

Tag 2
Amrum
Sonne 10°

Eigentlich habe ich gar nicht geschlafen, als um vier Uhr in aller Frühe sämtliche Wecker ...nein, Moment, das war ja gestern.
Heute wäre das hier passender:

Eigentlich habe ich gar nicht geschlafen, als um zwei Uhr,um vier Uhr und um sechs in aller Früh' dieses Fasanen-Hähnchen losbrüllte. Ich weiß nicht, ob jetzt auf der Insel Brunftzeit ist, aber ich ahne, dass es sich eher um einen Fasan mit Schlafstörungen wie den meinen handelt. Lieblich klingt das nicht, eher wie ein Getriebeschaden bei einem Geländewagen, aber da kann der ja nichts für. Sollte sich kein weibliches Gegenstück zu ihm finden, werde ich ihn heiraten und auf seinem Hügel hinter dem Haus mit ihm den Rest der Tage verbringen. Immerhin haben wir die gleichen Schlaf-und Wachphasen, das verbindet.

Später mit einem Ding namens "Rad" bis aufs Blut gekämpft. Inselerkundung, Inselumrundung, und an der Spitze der Insel dieses wirklich herrliche Vogelparadies. Eigentlich ist die ganze Insel ein einziges Nest mit Sand und Menschen drunter, und kurz vor der morgendlichen Abfahrt tat sich seltsames an unserer Badezimmerakustik:



Noch so eine Sache, die ich mir für die dunklen Tage im Leben merken werde ist, die Nähe einer Lachmöwe aufzusuchen. Ich stand irgendwann und sehr plötzlich an einer Düne unter einem Schwarm Möwen, Lachmöwen, Dohlen und Co, und bekam einen sehr albernen Anfall, der bis zu einem Lachkrampf ausuferte (dieses Sprachspiel musste jetzt sein, wenn man sich schon an Ufern aufhält). Kaum hatte ich mich beruhigt, gackerte von oben wieder so ein weißer Brummer los, und ich konnte dann auch nicht anders. Beispiel:



(Den hab ich leider nicht in die Mitte bekommen, das macht die Friesenluft.)

Um die Stimmungswaage zu halten, bin ich am Nachmittag direkt auf den Friedhof in Nebel. Dort gibt es die berühmten 'sprechenden Grabsteine', wie ich eben brav nachgelesen habe. Als ich dort war, wusste ich nichts, nur, dass dort (natürlich) auch Kapitäne und Seefahrer liegen, und da geh ich ja generell gerne einmal auf Besuch. Die Wikipedia hat ein paar Bilder zum Friedhof im Archiv, und ich habe selbst geknipst. Dieser hat es mir als erstes angetan, und vor diesem stand ich ein paar Minuten und las und grübelte über den Namen, bis mir einfiel, dass ich vor dem Erbauer unseres Feriendomizils, dem Haus "Kapitänshaus Klar Kimming" stand. Ich sagte artig 'Moin', las mir erneut den ganzen Stein durch, streichelte die sandige Katze sauber, welche sich vor mir am Grabstein rieb und ging weiter, um mir den Rest des Friedhofes durchzulesen. Kirchenbegeheung folgt.

Den Rest des Tages verbrachte ich lesend im Strandkorb im Garten und arbeitete an gesunder Gesichtsfarbe. In kleinen Zeitintervallen fragte mich M. immer, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er in unserer Küche einmal ein ganzes Schwein zerlegen würde. Oder ob ich noch Kontakt zu meinem Sandkastenfreund Pidda hätte, der jetzt eine gut gehende Metzgerei führt. Oder ob ich meine Orangen gern karamellisiert hätte.
Mein Rat unter Frauen/Partnern:
Immer mal einen Blick auf die Urlaubslektüre des Partners werfen, am besten vor Abreise, dann versteht man auch die aktuelle Welt, in der sich der andere aufhält. Meiner liest gerade das hier, und ich schätze, er wird mich noch 2008 verlassen, um eine Küchenschinder-Ausbildung in Italien zu machen.
Aber erst einmal Amrum, dann sehen wir weiter. Und solange er mir nicht meinen Verlobten, den Fasan, auf karamellisirten Orangen auf den Tisch stellt-

Morgen Leuchtturm, Sauna und Porren mit Zitrone.