Donnerstag, 10. November 2005




kerstin & ich, prall und selig lächelnd wie 32 russen nachts zwischen dem 29.sten und dem 30.sten 10.ten '05.
rote momente, spass und glückskekse.
und jetzt, an dieser stelle, ein lieber gruß durch die nacht, wegen des prallen lebens, und weil viele gingen dieses jahr.



dinge, um die man nicht bitten muss, die einfach so da sind, das sind die besten. das wort dinge kann man austauschen, wenn man möchte.
es wird immer passen.



es fehlt mir, wenn ich wie jetzt im dunkeln vor mich hinliege, mir die punkte vornehme, die ich alle zu tun habe, tun sollte, und dann scheitere ich an mir selbst und dann fehlen mir dinge.

das geräusch des schneller werdenden atems, die satte herbstluft nach totem laub, die stelle am see, seemodder, wo ich unwillkürlich und doch extra viel langsamer laufe, die schritte einstelle, die luft, den ganzen see mitsamt moosbedeckten karpfen und grellblauen libellen bis in die untersten lungenspitzen ziehe. die momente, wo die schweinehündin abdreht, wo es schwer fällt, wo ich an warme wannen und dicke decken denke, versinken will in wohligen schlaf, in freie gedanken, in sicherheit. der moment, wo es nicht mehr aufhören soll, wo die beine von alleine laufen, ich mich einzig und nur um mich drehe, die gedanken wegfallen, hinter mir liegen bleiben, einfach weg sind.

statt dessen dunkelheit, morgens wie abends. stadtdunkelheit. ich gehe in aller frühe nicht mehr als erstes raus, auf den balkon, wie ich es im frühling und im sommer tue. bettwarm, verschlafen und wenn die nachbarn glück haben, in albernen snoopy-pantys, das leaderfellchen über der ganzen schulter. als erstes der blick in den himmel, jeden morgen, wenn ich das wasser für den kaffee reinhole. jetzt nicht mehr. schnell, auf einem bein balancierend, der oberkörper draussen mit einem arm, der rest in der küche, so wird mit klammen händen nach den wasservorräten geangelt, schnell die tür mit einem brrr geschlossen, und die fellchen gucken nur für sekunden raus, holen sich ein welkes blatt und schreien nach der warmen milch, die ich für den kaffee aufschäume.
abends dann busschlachten, das rad hat eine pause, weil mein licht an einer kreuzung mit zu hohem bordstein erst flog, und dann den job abgab. dunkel wie am morgen, in der stadt sieht man die feinen unterschiede nicht, nur die energien ändern sich. bewegungslos eine ewigkeit durch die ganze stadt fahren, streng riechende hemden und laufende kindernasen. herbst in öffentlichen verkehrsmitteln zur rush-hour wird zur optischen wie akustischen als auch zur nasalen toleranzprüfung. ich bestehe nicht, schotte mich mit musik und buch ab, mache den eindruck einer musikhörenden lesenden, und schweife doch kilometerweit ab. schaue durch die tropfen, die sich in der fenstermitte als rinnsal treffen, über die strasse. dort, am bahnhof die junkie-frau, die auf einen jungen mann, nein, auf ein halbes kind einredet, wild gestikuliert, einen verzerrten kussmund hinbekommt, und dann losschreit, als er geht, sie einfach so stehen läßt. ihr lippenstift ist unsauber, prangt auf den großen schneidezähnen und zieht sich in die hohlen mundfalten zu kleinen roten strichen hoch. ihre augen hektisch, fiebrig, leer. seltsame mischung, nicht alltagstauglich. wenn sie seine erste erfahrung geworden wäre, dachte ich, und kam nicht weiter. irgendwer schreit scheiss kanacken, alles guckt betreten, schockschwerenotstarre. nichts passiert, so was holt keinen hund mehr unter der bank hervor, und so geht diese busfahrt wie immer mit weltekel einher, ich wünsche mich weg, weg aus der stadt, weg aus diesem licht, weg aus dieser verwirrung, die sich immer mehr wie weicher schimmel über die menschen legt. menschenrechte.
sie alle werden heute abend noch dinge sehen, die sie wütend machen. arbeiten bis 67, in frankreich brennen existenzen weg, dummheit und langeweile kennt keine toleranzen, keine richtigen entscheidungen, kein denken vor den taten.
ärzte demonstrierten gestern, griechisches flugpersonal heute, was kommt morgen ? jeden abend etwas, das wütet. im gleichen atemzug denke ich über das nach, was einen am abend erfreut, und komme mit einer hand und seinen abzählmöglichkeiten aus. simples, wie jeden abend.
und doch zu wenig. ich nehme die andere hand und zähle ab was fehlt.

laufen. um den see, um die wette, um das leben, den schlaf, den see, die liebe, den seelenfrieden, den keks, whatever.