Dienstag, 15. November 2005


und dann stand da dieser junge. weite hosen, zu viele ohrringe beidseits und zu viel zeit auf der sonnenbank gelegen. und er rappte vor meinem teil-chef los , und das waren die peinlichsten drei strophen drei minuten des kompletten novembers.

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mittags bei der merci-werbung eine träne an ein kleenex verloren. flatterseelchen.

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Well do you
Do you
Do you want to


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ich dachte, er würde mir vielleicht sympathischer werden, nach dem interview. ich würde einen einblick bekommen, respekt, er würde mich erstaunen, dinge wie das.
aber es war wie immer. dieses kindergesicht macht mich latent aggressiv, es passt nicht ganz auf die worte, die er über sich spricht. er wirkt grobmotorisch, zeigt seine bilder wie ein kind seine spielzeuge, tritt man das erste mal in sein reich.

er hat immer spucke in den mundwinkeln, wenn er spricht.
als er die geschichte erzählt, wie er sich von einer 60jährigen hure für 40 dollar einen blasen ließ, lachte ich auf, seine videos
machen mich optisch wach, er wirkt jung und sehr reflektiert.
trotzdem. adam greene funktioniert bei mir nicht, aber ich bin mächtig gespannt, was er in zehn, fünfzehn jahren macht. er wirkt nicht labil, er könnte das alles hinbekommen, ohne an einem pilz zu ersticken.


eine order, ein herpes labialis und eine versteckte andeutung auf mein mittagessen.

einleitung.

JOOONATHAAAN!

maam?

... ?

eh, was haben wir denn da ? würden sie bitte ihren kopf etwas gegen das tageslicht neigen ? danke.

… ??

ein formvollendeter lippenherpes, maam. ich werde unverzüglich unseren apotheker kontaktieren und ihnen eine salbe besorgen.

…..

mittelstück.

und das war so. ich, die niemals in ihrem leben auch nur eine pockenvariante überstehen musste, immer quietschfidel sämtliche punkte-und fiebrigen ziegenpeterkrankheiten mit gladiatorenhartem immunsystem einfach so abwatschte, meine mutter mich auch nie zum anstecken irgendwo zum spielen schickte, ich, die gesunde, die immer lachte, wenn andere schon aufschrieen „aaah, da krieg ich plack“, ich dachte sonntag abend, das sich mein rechter mundwinkel echt komisch anfühlt.
als ich ins bett ging, prangte eine glänzende schicht heilsalbe an der bösen stelle, dachte ich da noch an einen in belgien verletzten mundwinkel, ob des bösen lästerns oder der scharfen frittjes-sauce. an alles dachte ich, nur nich an das, was mich passend zum montag morgen im spiegel anlachte.
HERPES! mein erster.

besorgt und mit einem handspiegel bewaffnet setzte ich mich auf die couch, und statt meinen montagsberg zu anfang zu bewältigen, guckte ich den kleinen virenbläschen beim vermehren zu, und las mir die gesamte wikipedia zur bekämpfung derselben durch. bei bläschen 5 nahm ich heisses wasser, worauf bläschen 6 folgte, auf das ich dann honig schmierte, inkl. seiner ganzen sippschaft. so sass ich nach honig schmeckend und ansonsten recht miesgrämig auf der couch, den spiegel in griffnähe, und harrte der dinge, die da kommen wollten.
das, was als nächstes kam war die busfahrt zur arbeit, inkl. dem gefühl, das jeder, JEDER auf meinen rechten mundwinkel starrt. das dem nicht so sein kann, das muss ich nicht näher erläutern, aber gefühlte und echte wahrnehmung waren schon immer zwei miese schwestern, und so rutschte ich stück für stück tiefer in meinen parka, und den herpes nahm ich gleich mit.
dann die ankunft auf der arbeit. mein chef schnappte sich sofort meinen ganzen kopf, fixierte diesen wie in einem schraubstock und sagte : oha!
nicht mehr, nur oha!
drei minuten später schmierte ich mir salbe mit dem ziel „virentod“ auf die rote, arg juckende stelle, und der nachmittag nahm seinen lauf.

ich weiß jetzt, dass mein umfeld anteil an meinem leben nimmt. und ich weiß auch, was man zu fragen hat, wenn man jemanden mit einer klaffenden gesichtwunde begegnet.

- oh, da muss zovirax drauf!
- haben sie sich erschreckt ?
- na, da hat sich aber jemand ganz schön geekelt, hm?
- das hatte mein schwager/kind/mann/onkel auch mal, und dann … bla… als dann die gürtelrose.. bla
- stress gehabt ?
- na, wen haben sie denn geküsst ?
- da müssen sie zahnpasta/honig/zinkpulver/eine paste aus …

das ende.

propellerweib: jetzt schau sich mal einer unsere menschin an. die arme.
schwefelkerl: die hat sich die ganze nacht nur rumgewälzt, und das pflaster in ihrem gesicht hat mich zu tode erschreckt.
propellerweib: du denkst mal wieder nur an dich. das scheint weh zu tun, und das jucken ist auch nicht ohne.
schwefelkerl: da gibt’s doch ein lied, von und mit thomas d. *singt* heeerpeees, ich weiß genau, ich vereeerb eeeeees!
propellerweib: ja, genau …*singt* zovirax sucks zoviraxsucks zovirax sucks!

ps.

jonathan ?

maam ?

danke für den nassen waschlappen und den strohhalm im kaffee.

gern. kann ich sonst noch etwas gegen sie tun ?

ja. bitte die fernbedienung, den stecker vom telefon ziehen und gegen mittag mindestens eine dreiviertel packung spaghetti mit pesto rosso.
und einen leeren bus, wenn ich danach zur arbeit muss. und eben flugs den staubsauger, und die fellchen bürsten,
und da vorne …*stimme wird leiser, wir gehen aus dem geschehen*