Samstag, 7. Mai 2005

kk.4



"Er hat ein Bett und hat auch Feuer im Kamin,
und manchmal reitet hin und her auf seinen Knien
die reizende Marie. Von wegen jener Glut
sind beide splitternackt; wozu auch nicht?!
Der süße Wein, der Hetzhund, jagt ihr Blut
zum letzten Schwung. Sie tuns bei Licht,
und fragen nicht, was morgen wird geschehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Auch der Villon hat sich noch nie ein Bein
aus seinem Leib gerenkt, ein Christ zu sein,
viel weniger um einen Bissen Brot
die Hände sich beschmutzt; ich danke sehr!
Es kommt die schwarze Pest und Hungersnot
auch ungerufen zu den Menschen her.
Ich frage nicht, woher, wohin die Winde gehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Da lieg ich mit dem Bauch so tief im Blaubeerkraut
wo sich der Fink sein Hochzeitslager baut,
auf daß vom Baum nicht weit der Apfel fällt.
Und in dem Apfel wohnen schon die Würmer drin,
damit er nicht zu lange sich am Stengel hält,
und dabei kommt der Spruch mir wieder in den Sinn:
Mensch, frag nicht lang, was morgen wird geschehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn.

Es geht auf dieser grauen Erdenwelt
wohl gar nichts ohne Sorgen um das Geld.
Vom trocknen Brot bekommt man Wind im Darm.
Doch wenn man Wildpret frißt und sich mit Wein
die Schläuche füllt und hinterher noch ein
vergnügtes Weibchen hält im Arm,
dann kann die Welt getrost zugrunde gehn.
Nur wer im Heute lebt, dem wird es wohl ergehn."

( villon. und kinski sprichts. )