Donnerstag, 7. September 2006

„Unrecht Gut gedeiht nicht.“ (Zitat Natscha K.)

Die nächsten Tage werden sämtliche Sender die junge Frau in lila zeigen. Sie schließt die Augen beim reden, scheint direkten Blickkontakt nicht gewohnt zu sein, spricht druckreif und gewählt. Ich habe nur kurz in DAS Interview hineingeschaltet, fand es befremdlich, sie anzusehen. Ich habe enormen Respekt vor der Erfahrung, die diese 18-jährige junge Frau gemacht hat, leider auch ihre einzige, wenn man es genau nimmt. Ihr fehlt die ganze Masse an Dingen, die man zwischen 10 und 18 erlebt, sie wirkt sehr erwachsen.

Trotzdem, sie scheint mir zum Spektakel gemacht, alles stürzt sich auf Natascha Kampusch, der selbst die innige Freude der Familie zu eng ist, gestört wie sie nun erst einmal ist. Ich mag sie nicht angucken, würde das Interview lieber in Ruhe auf Papier lesen, will nicht das aufmunternde Nicken ihres Psychiaters (der sich nicht zu schade war, im weißen Kittel im Fernsehstudio zu sitzen, wenn das mal nicht Medienwirksam in Szene gesetzt ist!) neben dem Interviewer sehen, nicht die Nahaufnahmen ihrer Hände, ihrer angeknabberten Finger, und erst recht nicht danach die Auswertung. Lügt Natascha? Hat bei Frage irgendwas nicht die Körpersprache etwas ganz anderes gesagt, als ihre Worte Herr Kollege?

Wir haben den Jahrmarkt wieder, nur das die Frau ohne Unterleib heute ein Entführungsopfer ist. Das Volk, also achteinhalb Million davon guckt zu. Und die Schar der Psychologen erklären auch das, so wie sie grad alles wegerklären, was ihnen so auf den Tisch kommt.

Der jungen Frau wünsche ich alles, Ruhe, phantastische Menschen, ein schönes Leben. Allein der Gedanke an acht Jahre Gefangenschaft drücken mir die Luft weg. Ich denke, sie hat alles verdient, vor allem respektvollen Umgang mit ihrer Person.

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Ja, ich ab mich auch bei den Nachrichtenbericht sehr befremdlich gefühlt. Man erwischt sich bei dem Gedanken: "Die wirkt irgendwie zu abgeklärt, für das was geschehen ist. Darf die das?". Natürlich wünscht man ihr, dass sie das alles verarbeitet und überwindet. Man sieht ihr die Freude im Gesicht stehen, dass sich plötzlich andere Leute für ihre Person interessieren als ein gestörter Entführer. Geldsorgen wird sie wohl in näher Zukunft nicht haben, da sich die Film und Buchrechte gut verkaufen werden. Aber sie wird noch lange das eingesperrte Mädchen bleiben... in den Medien.

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Mir kam es so vor, als seien die in den hiesigen Nachrichten gezeigten Ausschnitte nicht repräsentativ für das gesamte Interview. Aber, ich hatte auch ein ganz, ganz ungutes Gefühl, was die Authentizität angeht - ein bisschen erschien es mir wie ein gigantischer und sehr gut gemacher Medien-Fake...
Bin verwirrt.

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eben, ich auch.

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