Montag, 14. April 2008

reisenotizen. /amrum

Tag 5
Amrum
Sonne, 9°

Karmakonto: -68 + 1 gerettetes Insekt = GPS -66

Heute dachte ich mir zwei Dinge.
Zum einen, dass man sich auf Amrum gar nicht mal so oft wie auf einer Insel fühlt. Das könnte daran liegen, dass man ziemlich viel Zeit damit verbringt, durch einen Wad zu fahren um irgendwo anzukommen. Zwischendrin geht plötzlich am Horizont Föhr auf (oder unter) und man denkt 'Huch, stimmt ja!' und hat seine interne Ordnung Ortung wieder zurückerlangt.
Ist man dann an einem Strand, ist in der Regel das Meer mal eben weg. Ebbe. Sollte man vorher wissen, bei Flut trifft man am besten aufeinander.
Heute begingen wir gefühlt den Camino Amrum, trafen auf kleine, grüne Gänseküken, auf ein Rudel Hähne und generell auf Federvieh im Stress. Die Inselbewohner mit Federn haben Brutzeit und leben mit Raubvögeln in einem Veddel, da ist eine Menge Arbeit angesagt, die kleine, moosgrüne Brut zu schützen. Auch Kamine und Dächer sind hier stark begehrt und werden lauthals geschützt. Auf dem Nachbarhaus wohnt zum Beispiel ein Austernfischerpaar, haben ihren eigenen Kamin, und wenn sich ein Taubenpaar zum verschnaufen auf die andere Ecke des Giebels setzt, geht das Gezeter los. Kann man ja verstehen, ist ein schicker, moderner Kamin, den gibt man nicht sang-und klanglos her an Luftpiraten.
Jedenfalls gingen wir den Camino, vorbei an 2500 Vögeln, vorbei an ein paar Rentieren, vorbei an unerkannten Hünengräbern und versandeten Grundmauern (v.Chr.), gefühlt durch eine kleine Wüste, bis hin zum Meer. Das war mal eben wieder weg. Endziel Quermarkenfeuer, dort ungemein schlimm knurrender Bauch.
Nächstes Ziel: Café Schult in Norddorf.
Da müsse man hin, sagte jeder, der schon einmal dort war.
Nehmt die Friesentorte. Nein, nehmt Lübecker Nuss. Etcetera.
Ich nahm zuerst einen Ofenkäse und ein Bier, M. eine Suppe.
Wer je einen Ofenkäse hatte, wird sich jetzt denken, die wird doch nicht.
Doch, sie tat. Ich bestellte danach noch die Friesentorte und verstarb auf der Stelle, und schaffte in etwa vier mal mit der Gabel reinstochern. Den Rest schob ich M. rüber, der nach dem Johannisbeergau mit Sahne tatsächlich noch Platz zu vermelden hatte.

Danach dieses Gefühl, nichts als Zucker und Fett in der Blutbahn zu haben. Trotzdem auf der Rückfahrt mit dem Rad optimistisch in die Zukunft gesehen und leere Häuser angeschaut. Es gibt ein Leben nach Café Schult, so viel ist sicher.
Im Kapitänshaus lustige Post im digitalen Kasten, die lieben Gastgeber bloggen ebenfalls und ich denke noch, dass die Leute auf dem Photo hoffentlich alle wegen dem leckeren Wein im Weinfriesen lächeln, und nicht, weil wir eine Etage darüber das Haus mit Fischaroma fluten und Pavarotti beseelt über die Insel singt.

Ein Ahoi zurück an dieser sonnigen Stelle!

Nachmittags Sauna, die zweite. Herrlich! Ich wollte gar nicht mehr raus, aus dem Brüter, auch wenn die Sanduhr schon längst versandet vor sich hinschwieg, und M. gegen das Fenster klopfte. Selten sieht man so erholt aus, wie nach einem Tag in den Dünen und zwei Stunden Saunieren. Neuer Bauplan für Haus: Sauna im Keller.

Als letzten Gedanken nehme ich den Fasanenkerl mit ins Gebet. Der war heute zu busy, rannte mich einmal fast über den Haufen, und ließ sich beim zweiten mal nicht ordentlich photographieren. So kann ich ihn nie zu Hause an die Wand hängen, wenn der nie still hält.

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die flut hat ein www. mitgebracht, dass dem kaptänshausblog nicht gut tut - das geht da sozusagen unter bei.
bring bitte ein wenig erholung und seeluft mit zurück ins dorf!

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wird natürlich geliefert. bring ich alles mit. luft, wetter, und zeug.

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