Mittwoch, 12. Mai 2004

von kindern und küken

heute morgen in der überfüllten uBahn sass mir ein kleines mädchen gegenüber, so um die fünf vielleicht. ich, die wie immer gegen 1000 störfaktoren anlas, wunderte mich schon ein wenig, wie still dieses kind war. kein mucks kam von ihr, nur eine ab und an mal hochgezogene nase.
so ein kind hätte ich auch gerne, driftete ich von meinem buch ab. nein, ich driftete nicht nur ab, ich sponn einen meterdicken faden. wie müßte mein kind sein ?

ich gehe ja immer davon aus, dass kinder schon irgendwie nach ihren eltern kommen. würde man also m.'s und meine grundnaturelle zusammenschütten, dann hätten wir ein eindeutig hyperaktives kind, welches zu früh koffein-abhängig wird, zwanghaft würmer rettet, permanent schlüssel vergisst und sich über schlechte typographien ärgert. so oder ähnlich.
ich aber, so im morgendlichen trubel versunken, ich denke da an ein kind, welches ohne probleme sanft geboren werden kann ( s.h. es spannt sich nicht ein paar stunden vor der niederkunft im geburtskanal auf wie ein regenschirm ), gerne und viel schläft, früh abgestillt werden möchte, in öffentlichen verkehrsmitteln lieber ein pixie-buch blättert statt tobsuchtsanfälle wegen eines heruntergefallenen mürbchens vor zwei tagen zu bekommen, sich selber im waldorf-kindergarten bewirbt, in allen streber-fächern ohne prügel glänzt, trotzdem sex mit seinen mitschülern-querstrich-Innen hat, gute musik hört und seine eltern nicht als alt-radikale beschimpft, früh auszieht und uns liebenden nesthütern auch seinen neuen wohnort bekannt gibt, uns nie nie nie in seinen späteren selbsterfahrungs-trips bei irgendwelchen wald-und wiesen-gurus verreisst, und niemals anruft, wenn es um unappetitliche skrotum-geschichten geht, so in etwa.
da darf es auch ruhig mal einen nächtlichen anruf seitens der polizei geben, dass der spross in der nächsten zweigstelle abgeholt werden kann, weil er politisch irgendwie aktiv war, und das auch noch auf der richtigen seite.
und während ich so und so ähnlich den ein oder anderen spross zusammenstrickte ( es gab da noch die nerd-variante, die kino-besitzerin, und den underground-regisseur ), sah ich den grund für das ruhige, kleine mädchen : sie war eingeschlafen. und zog sich im traum den rotz in der nase hoch.
ich legte ihr ein tempo auf die knie, bedachte die desinteressierte kinds-mutter mit einem des-interessierten blick, und hüpfte gut gelaunt aus der bahn, plötzlich vollends im ur-mütterlichen ur-bewußtsein, dass ich einen haufen von 1a kindern in der warteschleife habe, und diese nie ohne taschentuch aus dem haus gehen sollten. jawohl.

zehn minuten später.

ich gehe über die strasse richtung office und an der gegenüberliegenden häusermauer sehe ich eine enten-mutter, die panischen blickes versucht, ihre 8 lütten enten-küken durchs industriebegiet richtung rhein zu bugsieren, und aller glanz der kommenden und frisch durchorganisierten generationen war dahin.
ich musste nur den stress in den augen der ente sehen, und meine eierstöcke mitsamt allen 1a prä-follikeln machten einen 1a seemanns-knoten um sich selbst.
und das alles vor acht uhr an einem mittwoch morgen.
und wo bitte war eigentlich der erpel ?

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ganz und gar
wunderherrlich beobachtet. ein mehrfaches "dito" oder so ähnlich von dieser seite.

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Ich wage mich wahrscheinlich auf sehr dünnes Eis...
...aber ich kann es mir einfach nicht verkneifen: hören wir da zwischen den Zeilen (und gar nicht mal soooo zwischen den Zeilen) etwas ticken? ;-)

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So ein Entenerlebnis hatte ich mal mitten in München, vor dem Lokal "Faun" im schicken Glockenbachviertel. Eine Frau trat an uns draußen sitzende Müßiggänger heran und bat darum, ein paar Minuten lang laute Geräusche und heftige Bewegungen zu vermeiden: Sie und ein paar andere versuchten gerade, eine Ente mit Küken in den nächstgelegenen Bach zu geleiten. Wir folgten brav, verräumten auch einen Hund nach drinnen, und mitten auf der schmalen Altstadtstraße (von zwei Passanten vor Autos gesichert) watschelte Mama Ente gefolgt von Küken heran. Die zweite rechts bog sie ab.

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@buck : sehr dünnes eis, und nix zwischen den zeilen.
wollt ihr etwa das schwangerschafts-blog ? *g* ich befürchte fast. schonungslose einblicke in die 3monatsübelkeit, in schwangerschaftskurse, hormon-gau meets sodbrennen etc ?

@kaltmamsell : ähnliches hatte ich auch vor zwei jahren, hier im schicken oberkassel. auf der drei-spurigen strasse. ein junger typ hat mit mir netterweise geholfen, sont wäre ich nebst den drei völlig orientierungslosen küken sicherlich unter einen audi TT gekommen. alle dann in den biergarten getrieben, die feuerwehr UND die polizei kam noch dazu, und dann gab es familienzusammenführung. muttern nebst anderen drei küken war eine strasse weiter.
mich macht diese zeit ganz verrückt, wenn alle vogelviecher hormonell wie angeschossen mitten auf den strassen rumstehen. uffz.

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Du fragst nach dem Erpel ...............
............. *schluck* hast Du mal auf der Strasse nachgeschaut?
Die verdrücken sich nicht immer!
Und das mit dem von selbst Glänzen in den Streberfächern - schön wär`s! :-)

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Ach, der arme Erpel ...
... warum wollte er auch unbedingt mit dieser riesigen, brummenden, rauchenden Blechente fremdgehen, während seine Frau ihre liebe Not mit der achtköpfigen Kinderschar hatte?

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der erpel
lag nicht platt auf der strasse. da führte mein blick natürlich zuerst hin.
letzte woche noch an anderer stelle einen erpel im strassengraben liegen sehen, den es erwischt hatte. unglaublich, wie TOT die aussehen. :/

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Seien Sie beruhigt: Gestern abend flog er an meinem Augsburger Terassenbalkon, 5. Stock vorbei (wenn es ein Stockerpel war). Sieht im Flug original aus wie ein klingonischer Bird of Prey.

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ich muss immer lachen, wenn eine ente über mich hinwegsaust. die haben ja ein tempo drauf, als hätte sie jemand am anderen ende der stadt mit einer flitsche losgeschossen. und quaken tun sie auch immer dabei.
niemals süß - sauer. nur anschauen.

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... einundvierzig, zweiundvierzig, dreiundvierzig ... nanu? Fehlt da nicht eine? Hat der Koch des nahegelegenen Chinarestaurants im Park ganz zufällig sein Hackebeilchen sausen lassen? "Quaaaaack!" Aha, vierundvierzig, alle Enten sind noch vollständig beisammen.

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