Donnerstag, 10. November 2005


es fehlt mir, wenn ich wie jetzt im dunkeln vor mich hinliege, mir die punkte vornehme, die ich alle zu tun habe, tun sollte, und dann scheitere ich an mir selbst und dann fehlen mir dinge.

das geräusch des schneller werdenden atems, die satte herbstluft nach totem laub, die stelle am see, seemodder, wo ich unwillkürlich und doch extra viel langsamer laufe, die schritte einstelle, die luft, den ganzen see mitsamt moosbedeckten karpfen und grellblauen libellen bis in die untersten lungenspitzen ziehe. die momente, wo die schweinehündin abdreht, wo es schwer fällt, wo ich an warme wannen und dicke decken denke, versinken will in wohligen schlaf, in freie gedanken, in sicherheit. der moment, wo es nicht mehr aufhören soll, wo die beine von alleine laufen, ich mich einzig und nur um mich drehe, die gedanken wegfallen, hinter mir liegen bleiben, einfach weg sind.

statt dessen dunkelheit, morgens wie abends. stadtdunkelheit. ich gehe in aller frühe nicht mehr als erstes raus, auf den balkon, wie ich es im frühling und im sommer tue. bettwarm, verschlafen und wenn die nachbarn glück haben, in albernen snoopy-pantys, das leaderfellchen über der ganzen schulter. als erstes der blick in den himmel, jeden morgen, wenn ich das wasser für den kaffee reinhole. jetzt nicht mehr. schnell, auf einem bein balancierend, der oberkörper draussen mit einem arm, der rest in der küche, so wird mit klammen händen nach den wasservorräten geangelt, schnell die tür mit einem brrr geschlossen, und die fellchen gucken nur für sekunden raus, holen sich ein welkes blatt und schreien nach der warmen milch, die ich für den kaffee aufschäume.
abends dann busschlachten, das rad hat eine pause, weil mein licht an einer kreuzung mit zu hohem bordstein erst flog, und dann den job abgab. dunkel wie am morgen, in der stadt sieht man die feinen unterschiede nicht, nur die energien ändern sich. bewegungslos eine ewigkeit durch die ganze stadt fahren, streng riechende hemden und laufende kindernasen. herbst in öffentlichen verkehrsmitteln zur rush-hour wird zur optischen wie akustischen als auch zur nasalen toleranzprüfung. ich bestehe nicht, schotte mich mit musik und buch ab, mache den eindruck einer musikhörenden lesenden, und schweife doch kilometerweit ab. schaue durch die tropfen, die sich in der fenstermitte als rinnsal treffen, über die strasse. dort, am bahnhof die junkie-frau, die auf einen jungen mann, nein, auf ein halbes kind einredet, wild gestikuliert, einen verzerrten kussmund hinbekommt, und dann losschreit, als er geht, sie einfach so stehen läßt. ihr lippenstift ist unsauber, prangt auf den großen schneidezähnen und zieht sich in die hohlen mundfalten zu kleinen roten strichen hoch. ihre augen hektisch, fiebrig, leer. seltsame mischung, nicht alltagstauglich. wenn sie seine erste erfahrung geworden wäre, dachte ich, und kam nicht weiter. irgendwer schreit scheiss kanacken, alles guckt betreten, schockschwerenotstarre. nichts passiert, so was holt keinen hund mehr unter der bank hervor, und so geht diese busfahrt wie immer mit weltekel einher, ich wünsche mich weg, weg aus der stadt, weg aus diesem licht, weg aus dieser verwirrung, die sich immer mehr wie weicher schimmel über die menschen legt. menschenrechte.
sie alle werden heute abend noch dinge sehen, die sie wütend machen. arbeiten bis 67, in frankreich brennen existenzen weg, dummheit und langeweile kennt keine toleranzen, keine richtigen entscheidungen, kein denken vor den taten.
ärzte demonstrierten gestern, griechisches flugpersonal heute, was kommt morgen ? jeden abend etwas, das wütet. im gleichen atemzug denke ich über das nach, was einen am abend erfreut, und komme mit einer hand und seinen abzählmöglichkeiten aus. simples, wie jeden abend.
und doch zu wenig. ich nehme die andere hand und zähle ab was fehlt.

laufen. um den see, um die wette, um das leben, den schlaf, den see, die liebe, den seelenfrieden, den keks, whatever.

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strassen. bahn.
Strassenbahnen bahnen Strassen.
Straß straft Strassenkinder lügen.
Auch Modder moderiert den Abend, wie in geringen Maßen auch die Massen.
Finger zählen. Finger. zählen.
Weicher Schimmel, weiche, himmel!
Grüne Energien. energisch grün am Platz der Existenzen, WP genannt. Willfährige Probionten.
Grellblaue Libellen - die perfekte Tarnung der Blaumiesen.

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ach die aufzählung schwankt mit der tageszeit mit dem wochentag mit dem monat auch mit dem gegenüber das einen anschaut oder anlächelt. es kann ein schluck kaffee sein, ein schnurrendes wesen das sich über deine beachtung redlich freut. ein wort ein satz ein gedanke ein neues ziel ein alter plan. ein lächeln ein lachen ja sogar ein weinen - ein einzelner sonnenstrahl eine ameise die neugierig über meinen finger krabbelt das duftende gras am see in das man sich bei brütender wärme hineinlegt. die familie die freunde der spaß beim sport. die marienkäferchen die sich auf meinem fahrad tummeln. musik. ruhe kraft talente die sich entfalten es müssen nicht immer die eigenen sein. ein neues buch vielleicht sogar ein eigenes. eine prise weltverbesserung und duftender mittelalter goudakäse von lidl das kilo unter fünf euro. neue farbe auf den wänden ein neues regal aus altem holz ein rezept das schon immer mal gekocht werden wollte. ein spieleabend ohne spiele bei denen spaghetti und wein vermindert werden. die hoffnung schon bald vernünftiger zu sein. ein neues stück eine neue bühne und was das stück soll werde ich erst auf der bühne erraten. und ich mitten drin. das vertraute darin und das was überrascht. die stimme von x die stimme von y.

stelle fest, dass die Liste schon lang ist und freu mich sie vielfach verlängern zu können. vielleicht ist es schön, dass manches aus dieser liste wieder heraus purzeln wird oder muss um der schönen dinge die dann dafür platz haben werden.

schreibe mir gerade auf: Liste lebendig machen! hex hex. viel geht schon mit wenig mühe. manches muss man sich erarbeiten manches fällt einem zu. vorfreude.

Moin, Moin!

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immer wieder eine positive Überraschung deine Texte zu lesen
hoffe das mir Gott im nächsten Leben neben gutem Aussehen (,-) auch etwas Kreativität zukommen lässt

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