Montag, 11. Februar 2008

aufgeschnappt.

Gestern, Trödelmarkt.
Drei Männer, also genauer, alle drei meine Begleiter, blättern in einem Heft aus den 70ern, in denen nackte Frauen abgebildet sind. Einer so: "Super, guckt mal. Da waren die Frauen noch nicht so dürr." Die restlichen zwei brummten unisono und alle blätterten einhellig um.

Eben, Lorettostraße.
Zwei junge Frauen treffen sich, eine mit Kinderwagen und glucksendem Inhalt. Sagt die eine "Neee, dat glaub ich ja nicht. DU und ein Baby?"
Die andere nickt stolz und sagt "Mein zweites. Hätteste nicht gedacht, ne?"
"Und? Wat isset?"
"Mädchen"
"Un wie heisst se?"
"Brigitte"
(genau an diesem Punkt begann ich mir den Dialog zu merken und mein Rad langsamer abzuschließen)
"Brigitte?"
"Brigitte! Der Name sollte zu meinem Jungen passen."
"Un wie heisst der dann?"
"Kevin-Jules"
"..."

(in die nächste Toreinfahrt gegangen und losgelacht)


Samstag, 9. Februar 2008

rückenkratzers einsatz, oder 'wie ich gegen sixtus verlor'

Schreibtischtristesse, während draußen der rheinische Vorfrühling in die Vollen geht. Alles flattert, alles tiriliert, und ich?
Kratze erst mich, und dann die lüstern auf den Rückenkratzer schielende Diven-Katz. Zweistimmiges Schnurren, ihres weitaus besser und lauter.
Neben uns ein großes Glas mit Zitronenwasser, drei Katzencracker und ein Krug Bio-Grüntee. Fastenzeit seit Mittwoch, wobei das Fasten dieses Jahr nicht auf die Nahrung bezogen ist, also nicht rein, sondern eher der Verzicht auf die Reizstoffe, welche mir die letzten Monate Winter&Brass erträglicher machten. Koffein & Alkohol, in meinen Fällen meine geliebten Milchkaffes (2-5 täglich) und mein Rotwein zum Abendessen (1-3 Gläser, fast täglich).
Genussmenschen wie mich macht so ein Verzicht gleich zu einem halbheiligen Asketen..-

SCHNITT!

DA, schon wieder verzettelt, also textlich. Eigentlich wollte ich das Thema Fastenzeit ja nur am Rande erwähnen, und prompt lasse ich mich hinreißen und erkläre und Fakten und.
Schluss da.
Kurz gesagt: auf lange Sicht nur einen Milchkaffee am Morgen, und kein Rotwein zum Abend, basta.
Reicht doch. Weiß doch jetzt jeder, was los ist. Und ich setze das 'Verzetteln' direkt mit auf die schwarze Liste der Fastengüter.

Kaffee
Wein
-NEU-Verzetteln-NEU-

Lieber was so im Blogsingsang, so wie das hier:

Gestern vor Mitternacht dank kaputtem Handy-Display immer bei MC Winkel angerufen, statt bei 'Mann'. Fängt ja beides mit M an. Da keiner dran gegangen ist, dachte ich, der Mann sei in der heimischen Badewanne eingeschlafen und folglich abgegluckert und weggestorben, während ich mit dem elektrischen Reporter vor Ort duellierte. Gewählte Waffen:
Er Zigaretten, ich frischen Minztee. Beide über Stunden wie wild am duften. Als sich dann aber gegen elf die ganze Kneipe solidarisch mit Herrn Sixtus zeigte und kollektiv im Akkord rauchte, verlor ich mannshoch.
War dann jedenfalls sehr erfreut, als ich sowohl einen lebenden Mann wie eine nette Mail vom MC zu Hause vorfand. Beide so "war was?"

Btw. weiß ich immer noch nicht, wen ich ständig kontaktiert habe, als ich zu Hause angerufen habe. Unter "H" stehen auch welche, aber ich kanns ja grad nicht sehen. Ich befürchte, ich habe meine Hairdresserin H. bei ihrem Schäferstündchen gestört, auf das sie seit zwei Wochen hinarbeitet. Freud und Leid einer Fernbeziehung, und dann ich mit kaputtem Display vor einer Düsseldorfer Lokalität andauernd durchklingelnd.

Zwei Sätze von heute im Moleskine.
Satz 1:
"Manhattan wäre das Einzige, was meiner Laune heute entsprechen würde. Ein Spaziergang durch Manhattan mit Sonne und Kaffee im Papppott."

(Habe ich aufgeschrieben, weil ich eine Luftaufnahme von New York sah und mir dabei das Wort Papppott einfiel. So Wörter muss man direkt loswerden, sonst klammern sie sich im Hirnarchiv fest und verursachen zu ungünstigen Zeiten irreparable Schäden.)

Satz 2:
Bist Du mit Hitler verwand?
(Bester SPAM-Titel heute, Danke Patricia.)

Mögliche Antwort:

Nein.


Freitag, 8. Februar 2008

die wildnis vor dem innenstadtfenster, oder "machs gut mein hühnchen nr.1"

Ich möchte Hühner haben. Schon immer. Und irgendwann werde ich auch Hühner haben, und alle mit französischen und deutschen Namen versehen. Die Ida neben Claudette, so als Beispiel.
Jetzt sind die Umstände leider so, dass in unserer tollen Altbauwohnung Citylage Hühner mehr so gar nicht gehen, also suchte ich mir Ersatz. Vor unserem Schlafzimmer ist ein Schlafplatz für mittlerweile vier Tauben. Jeden Tag zur Dämmerung kommen sie reingeflogen, kuscheln sich unter das Dach, machen noch ein paar nette Geräusche und fallen dann in einen geplusterten Schlaf. Ziehe ich des nächtens die Vorhänge zu, tue ich dies nie ohne "Schlaft gut, Mädels" zu rufen. Und morgens bei ihrem Aufwach-und Reckritualen sind sie Taubenkino für die Fellchen, die keine Bewegung unkommentiert lassen.

Heute Nacht dachte ich noch, dass bei meinen Ersatzhühnern der Frühling ausbricht. Zwischendurch immer wieder Gegurre, heute Morgen kurze Hektik und eben beim Kaffeetrinken wunderte ich mich noch über die hektischen Kopfbewegungen, man kennt sein Federvieh ja mittlerweile ganz gut.
Als ich ans Fenster ging und in den Hof sah, wurde mir klar, warum der Rest so aufgeregt ist. Eine von ihnen wurde ein paar Meter weiter unten fachmännisch von einem Raubvogel zerlegt. Ich vermute, es ist derselbe, der letzte Woche plötzlich Aug in Aug mit mir am Schlafzimmerfenster verharrte, ich weiß nicht, wer sich mehr gewundert hat.

Jetzt fehlt eins meiner Hühner, und ich denke, so fühlt es sich an, wenn man auf dem Land grad noch den Fuchs von hinten sieht. Ich habe es leise gefilmt, ich wollte nicht stören.
Natur ist auch mitten in der Stadt, wie man sieht.





(Anmerkung: Nein, ich füttere keine Tauben, ich wünsche ihnen nur eine gute Nacht oder verteidige sie gegen tretende Kinder und ihre Väter.)


Mittwoch, 6. Februar 2008

order # 2.08

Jonathan?

Maam?

Jonathan, habe ich irgendwas übersehehen? Steht in einer stillen Ecke ein guter Tropfen Rotwein, der noch unvernichtet ist?

Mitnichten, Maam. Sie waren -mit Verlaub- enorm gründlich in ihrer "Säubern & Trinken"-Aktion. Und nun?

Kann die Fastenzeit beginnen, Jonathan.

Dünne Suppen und trocken Brot, Maam?

Nein. Aber morgens nur noch ein Kaffe, nicht mehr vier bis Mittags, und noch mal zwei am Nachmittag. Und kein Alkohol.
Täglich Tomatensaft um die Innereien zu triggern, Umstellung auf die nächste Jahreszeit, Du kennst das doch, Du bist ja nicht das erste Jahr in der Burg.

Jawollja. Melde mich ab zur Askese, Maam.

Schlaf gut, Jonathan. Und nimm Dir den Rest vom Merlot mit, das ist der letzte für eine lange Zeit.

Santé, Madame.

Stößchen, Jojo.

jonathan unter deck | © Lu um 22:50h | keine meldung | meldung machen?

haare und entgangene anrufe.

Eigentlich, dachte ich, als ich heute morgen gefühlt kopfüber das Bett verließ, eigentlich wollte ich ja an dieser Stelle schon längst ausführlich über das Ding Sport schreiben. Eigentlich schon letzte Woche, doch dann kam dieser kleine Lymphgau mit einer echten Blutgrätsche dazwischen, und wie jeder weiß: Krankheiten müssen geschrieben werden, wie sie fallen, zu flüchtige Gesellen sind das, diese kleinen Alltagsgebrechen. Und, um hier auch mal wieder massentaugliche Tipps anzubiedern, kaum hat man sie aufgetippt, schon sind sie, verschreckt und beleidigt, wieder weg.

Heute krankhafte Affinität zum Schachtelsatz.
Deswegen kein Text über Sport, Blutergebnisse gibt es auch erst Morgen Früh, arbeiten kann ich heute (nach gestern, nach Merlot, nach nächtlichem Einschlafen auf kleiner Arbeitszimmer-Couch) eh erst gegen Nachmittag, wenn Kopf und Rücken wieder gerade und in Bestform sind.
Und was macht eine krumme, übernächtigte Frau mit noch ohne Blutergebnissen und Scheindiagnosen am Horizont?

Zum Frisör gehen. Zu ihrer Hairstylistin fahren, und danach den festen Vorsatz pflegen, in der Stadt einen neuen Mobilsprechapparat zu finden. Es ist so anstrengend ohne funktionierendes Display. Nach dem Freiflug auf der heimischen Treppe letzte Woche (auch Mobiltelefone feiern Altweiber im Rheinland) lebe ich mit einem knappen Drittel oberhalb, der Rest liegt im Ungewissen, ich sehe immer nur, das etwas passiert ist (Sie haben ... / Anruf von ... / Hey, ich wollte nur kurz schreiben, das...), aber das Ende bleibt immer offen.

Ich halte es jetzt wie mein Display, und lasse hier die unteren Zweidrittel einfach offen. Ein fahrlässiger Anfang, kein Ende.


Montag, 4. Februar 2008

i ♥ sarah silverman, cause:

she's f***in' matt damon.



Es gibt ja 120 Wege, um zu sagen 'Schnuffi, Deine Socken hängen ab jetzt allein auf der Leine!', aber dieses Video zeigt den ehrlichsten Weg in der Moderne 2008.

(via franziskript)


Freitag, 1. Februar 2008

leaderfellchens letzter platz.

01-02-08 1045

Um die ganze Entstehung zu sehen,
bitte hier sachte pressen.


i ♥ lymphdrainage.

So, und jetzt legen sie sich mal schön hier hin, machen die Augen zu und Entspannen, meinte der Physiotherapeut gut gelaunt zu mir und meinem geschwollenen Gesicht.
Das IST ja das Problem, mich bekommt grad niemand und nichts entspannt!, sprachs, legte mich auf diesen warmen Knubbel auf der Liege, schaffte grad noch ein genüssliches Geräusch ob der Wärme welche den Rücken in Empfang nahm, und dann war ich hin.
Eine halbe Stunde lang strich und drückte, zog und ruckelte der Masseur meinen Kopf bis in den Nacken, und nach nicht mal zehn Minuten war ich so Grundentspannt und Maulfaul, dass ich ihn erzählen ließ (Hunde, Kunden, Ernährung und Spanien), und es grad noch schaffte, in wohl dosierten Abständen ein Geräusch zu machen, was Zustimmung oder Najagehtso vermitteln sollte.

Ihr Gesicht wird den Rest des Tages schlank und abgeschwollen bleiben, und bitte keinen Kaffee trinken. Bleiben sie ruhig noch etwas liegen und stehen sie langsam auf, sagte er nach der Behandlung.
Ich sah grad noch, wie er die Quarzlampe eine Stufe runterdimmte, dann schlief ich ein, auf diesem warmen Schlamm unter zwei großen Handtüchern.


Donnerstag, 31. Januar 2008

kontrastprogramm.

Ich dachte, ich gehe mal zu meiner Ärztin, weil zwei Tage dick geschwollene Augen, also das Land darunter, das ist auch bei Schlafstörungen nicht normal.

Auf dem Weg dorthin traf ich eine 80-jährige Biene Maja, 16 Teufelinnen, ganze Schulklassen mit minderjährigen Prostituierten und überall strategisch in Position gestellt: Männer & Jungs. Alle mit Bierflaschen und diesem Indiana Jones-Gesichtsausdruck.
Hochsaison der Herpesviren.

In der Praxis kommt mir mein Gynäkologe laut singend entgegen. 'Ich hab drei Haare auffa Brust, ich bin än Bäär!' johlt er glücklich seinen Helferinnen entgegen, drückt mich kurz an den Kittel und entschwindet in seiner einsamen Polonaise ins Labor, zur Kaffeemaschine. Ich freue mich, dass ich bei seiner Gattin einen Termin habe und keinen rheinischen Frohsinn verbreiten muss, von einer Rheinländerin wird das in der 5. Jahreszeit unter Gewalt abverlangt, und ich flüchte, wo ich kann.

Dann im Sprechzimmer.
Haut?
Stress!
Schlafstörung?
Stress!
Und dies? Stress?
Stress!

Meine geschwollenen Unterlider machen ihr und mir zu schaffen. Also komplettes Programm.
Blutabnahme: 5 Röhrchen. (Hatte gehofft, dass danach die Schwellungen Dank Blutleere im Körper weg sind, aber nun gut.)
EKG: Super. (Hurra!)
Sauerstoffsättigung im Blut: 99% (100 ist der Bestwert, also setzen, 1)
Lungenfunktionstest: meine Kurve verlässt den Messbereich. (setze langsam blasierten Gesichtsausdruck auf und gebe vor der Arzthelferin mit meinen tollen Werten an. Sie erinnert mich an meine geschwollenen Augen, und ich höre sofort auf.)
Pipi: o.B.
Blutdruck, Herztöne, alle abgeklopften Organe, Reflexe: normal.

Ergebnisse sämtlicher Hormon-,Schilddrüsen-,Leber-und etc.-Werte nächste Woche. Zur Feier des Tages wurde ich dann in eine Art Ballon bugsiert, nackig und mit Plümmo, und konnte die nächsten 20 Minuten diesem Monstrum dabei zusehen, wie es sich alle 30 Sekunden aufblies und mich dabei kräftig quetschte, und dann wieder von mir abließ.
Drainage, nannte das die Frau Doktor.
Ich werde von einem Ballon geatmet, dachte ich dabei.

Wir machen weiter mit Alltag.
Der Nachbar hört Wu-Tang-Clan, die Bäckereifachverkäuferinnen um die Ecke sind alle als Kätzchen verkleidet und gröhlen mit 50-jährigen Raucherlungen frivoles Liedgut auf Berliner und männliche Kunden.

Ich schleiche mich gleich nach Unterbilk und hole Leaderfellchens letzte Ruhestätte ab, die Urne ist gebrannt, und ich kann es kaum erwarten, mein Werk zu sehen.

Bilder, Musik und Tinnef werden nachgereicht.
Bützke gibts nicht.