Mittwoch, 18. April 2007

elfriede jelineks 'privatroman' online.

Interview in der FAZ.

Frau Jelineks Seite. Der Roman liegt Stückeweise unter 'Prosa' unter 'Neid'.



Eben im Supermarkt, an der Kasse. Der Typ, der schon die ganze Zeit überbordend kontaktfreudig in meinen Einkauf quatschte ('Der Spargel sieht aber komisch aus'; Die Milch ist ja nur noch einen Tag'; 'Hach, hier hat man ja die Qual der Wahl. Oder?') stand natürlich an der Kasse hinter mir. Brennende Blicke im Rücken, bloss keinen Anlass zu weiterem Antexten geben, ausserdem hatte er ein Homer Simpson Shirt an.
Ich wuchte meinen Frischkram und die Flasche Weißwein ('Ist der trocken?') in meinen Sportsack, denke nach über erhitzte Frauen und die fatale Wirkung auf Männer im Supermarkt, gebe der ebenfalls schon genervten Kassierin meine EC-Karte, die zickt kurz, also die Karte, nicht die Kassierin, ich gebe den Pin ein, alles eine Sache von knapp 20 Sekunden, und er so:
'Bargeld lacht.'
Ich ignoriere.
Er: 'Die überwachen einen, vor allem in Kaiserlauthern, da ist der Sitz, die sehen alles, gläserner Mensch und so.'
Ich gucke böse, holte tief Luft, schaue Kassiererin an. Kassierin hat keinen Bock auf Stress, steckt mir mit einem verschwörerischem Blick Kassenzettel zu und zerrt sein Kakaopulver, den Eistee und das Weißbrot über das Band.
Ich: 'Hast du ein Handy?'
Er: 'Nein, ich Medientechniker.' und guckt triumphierend.
Die Kassierin guckt mich fragend an, ich hole noch einmal Luft und:

Möglichkeit 1.

Ich: 'Ja, aber bei dem Scheiss in deiner Tasche nicht mehr lange.'

Möglichkeit 2.

Ich: 'Na und? Was soll mir das jetzt ungemein wichtiges vermitteln?'
Er: 'Na, ich kenn mich da aus, ich lass mich nicht überwachen, ich bin Medientechniker.'
Ich: 'Das hat für mich das gleiche Gewicht, als wenn du Bäckereifachverkäufer bei Kamps wärst. Dummerweise hatte ich sechs Jahre lang beruflich mit Medientechnikern zu tun, und die waren intelligent genug, ihr Mobiles auf den Baustellen an zu haben, weil es zum Job gehörte, das kommunizieren. Wenn man so etwas total ablehnt, was ich überhaupt nicht doof oder zu verurteilen finde, dann ist Medientechniker der falsche Job. Oder?'

Möglichkeit 3.

Ich: 'Na dann ist ja gut.' Ansonsten einfach mal die Klappe halten und auf die Dusche zu Hause freuen, die schönen frisch erkämpften Körperdrogen pflegen, so halt.


Ich entschied mich für Möglichkeit 3. Als ich draussen mit dem Rad an ihm vorbeifuhr hörte ich nach einem gebührenden Sicherheitsabstand, wie er noch einmal ausholte. Um den Satz zu verstehen, hätte ich noch mal umdrehen müssen, was mich Möglichkeit 2. zu nahe gebracht hätte, so dass dieser Satz jetzt auf ewig in der Luft hängt, unbeachtet.

Was meine Liste "Dinge, die Männer ins Aus bringen' wieder um einen Punkt erweitert, die schon Elefantenkopf-Höschen beinhaltet, ins Bett eingebaute Radiowecker inkl. Wetterstationen und Jennifer Rush Platten. Homer-Shirts.



"Superlativen. Danach kommen doch eh nur noch die Exzessiven.
Wenn ich denen einen Körper geben würde, hätten die Superlativen einen runden, weiblichen, wären mit zu großem Schmuck überhangen, viel Parfüm, viele französische Einwürfe. Die Exzessiven eher Männer, Männer in schwarz, Augenringe, souverän aber schwitzig, in s/w-Filmen der 50er am besten anzusehen."

Lu 2007 | © Lu um 10:10h | keine meldung | meldung machen?


"Eigentlich malte Edvard seinen Schrei ein Jahrhundert und ein Dutzend Jahre zu früh. Hätte er etwas Geduld gehabt, hätte er mich super als Vorlage haben können."

Lu 2007 | © Lu um 09:40h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 17. April 2007


Ich wurde wach von einem Schiffstuten aus angenehmer Ferne. Der ganze Raum war satt mit Wasseraroma, es ging ein Wind rum, das Tuten wiederholte sich.
Vor den Jalousien, die nur zur Hälfte zum Boden gelassen waren, sass einer dieser schwarzen Vögel, welche ich immer Wassergeier nenne. Er spielte Donnervogel, hielt seine Flügel seitlich in die aufgehende Morgensonne, tonlos.
Als ich die Füsse auf die Dielen setzte, kam etwas Schwung ins Haus. Der Boden bewegte sich, ein Schatten des Schiffes, welches diesellastig vorbeifuhr, der Raum lag kurz in Schatten. Die Wellen liefen aus, als ich die Jalousien ganz hochzog, der Donnervogel hüpfte ein paar Meter zurück und machte sich unsichtbar vor der dunklen Wäsche, die auf der Leine hing.
Kaffeeduft und Fellchenfutter, das Leaderfellchen reibt seine Lefzen an meiner blanken Wade, die anderen maunzen hinterrücks, Morgenstund hat noch nichts im Mund.

Während die Fellchen die Köpfe in die Näpfe senken, bewegt sich das Laken plötzlich und verwirrt. Die Möpse sind aus dem Mopsschlaf erwacht, kein Hund schläft so tief wie ein satter Mops, es wird gegähnt, umständlich gestreckt, einer bellt, tatsächlich.
Ich öffne alle Türen, gehe mit dem Kaffeebecher nach draussen, die Planken sind noch kalt von der Nacht, der Rosmarin flutet im Wettstreit mit dem Lavendel aromatisch und schwer die Luft, alle Blumen sind noch zu, schlafen länger als die Möpse. Ich höre unseren Wagen kommen, jedes Auto hat einen eigenen Klang, überall.
M. steigt aus, sehr zufriedenen im Gesicht, drei gefischte im Sack. Männer machen so was, früh raus, fangen und töten, und dann zurück kommen und stolz sein. Frauen braten ein wenig später und müssen loben. Dazu Salat.

Wir sitzen mit Kaffee an der Spitze, alles riecht köstlich,



-aufstehen!
Was?
Hier ist Dein Kaffee, sonst kommst Du ja gar nicht aus den Federn heute.

M. verläßt das Schlafzimmer, es ist nach 7, das Leaderfellchen tunkt begeistert seine Pfote in meinen Milchschaum.
Kein Wasser, keine im Wind wehende Wäsche, keine Möpse, Fisch nur in Dosen. Guten Morgen.


Montag, 16. April 2007

29 °C

ich brauche dringend

.die sommerversion

der havenversion.


brodje und salz.

Als Auto 'Ügo' Samstag Früh unternehmungslustig den Motor aufatmen läßt, habe ich vier Nächte in Folge schlecht geschlafen.
In den Niederlanden ebenfalls Sommer. Und so voll mit dem Rheinland, aber das weiß man ja. Die lautesten Familien aus dem Ruhrgebiet treffen Frittjes mampfend auf die von Natur aus noch lauteren Familien aus den Niederlanden und hauen sich in kleinen Hüpfburgen, die immer gekoppelt an Snack-Points stehen kräftig auf die Mütze. Ich nenne so etwas frischluftgespeiste Fussballvorbereitung, für später, und bestelle das zweite Brodje Maatjes mit Zwiebeln.
Unser Hotel hatte bessere zeiten, ganz sicher, aber wenn das komplette Rheinland über Nacht auch dort ist, nimmt man, was man bekommen kann, und nach dem letzten vor drei Wochen kann eh nicht mehr viel angenehmeres kommen. Immerhin, es ist sauber, die Bettwäsche duftet frisch und die Klobrille ist -da wollte ich noch den Grund erfragen- im Stacheldrahtlook, wo alles andere mehr so Ostzonencharme aufbringt, mit viel aufgedrucktem laub auf Stoff, bestimmt für die gute Stimmung. Im Eingangsbereich ein mit Bier randvoller XL-Kühlschrank, Öffner liegt leger oben auf, keine Preisliste. Vor unserem Fenster komische Geräusche. Ich drücke die 12 Meter mit Laub bedruckte Gardine zur Seite und stehe Aug in Aug mit einer renitenten Gruppe Hühner und dem dazu gehörenden Hähnchen, welcher direkt angriffslustig in den Strauch vor mir springt und mächtig wackelt. Bekomme Appetit auf ein Grillhähnchen und schäme mich.
Tagsüber alles gemacht, was mit Sand und Wasser zu tun hat, also in beiden Elementen gelegen, wenn im Wasser auch nur mit den Füssen und sehr kurz.
Abends im seit Jahren beäugten Restaurant direkt am Meer gegessen. Neben uns spielen 3 Generationen die Reise nach Jerusalem. Oma sitzt ganz aussen und will nichts essen, auch als die vierte Vorspeise eines der Kinder entrissen wird, nagt sie nur kurz am Käse und niest statt dessen eine Runde. Nach zehn Minuten weiß ich, warum Oma nur ihre Kleenex-Box will, sie niest nämlich in Intervallen durchgehen und hat einen dementsprechenden Verbrauch. Und hat Oma eine kurze Ruhephase, nutzt die restliche Familie diese, um geballt aufs Klo zu gehen. Warum gerade Sohn 1 von 2 und der Vater ganz hinten sitzen müssen, wo sie doch so oft müssen, bleibt mir bis zum Ende ein Rätsel. Oma niest und schnäuzt derweil unbeeindruckt und guckt rüber zu Opa. Die Mutter hat ein eingefrorenes Dienstleistungslächeln im Gesicht, Sohn 2 isst den rest der Vorspeisen und seine Freundin will lieber Pommes, Oma hat den nächsten Anfall, mittlerweile gucken alle und ich frage die Kellnerin ganz leise, ob wir nicht diesen kleinen Tisch am Fenster - und sie ganz laut, nej, der wäre besetzt, ganz gleich, und jetzt wissen alle, das wir es versucht haben, die Flucht vor der Familie, die alles was akutes mit ihren Schleimhäuten haben. War dann auch Wurscht, der Wein kam und prompt ging die Sonne uner. Ich zücke gerade meine Kamera, ein Tanker schiebt sich ins Bild, die Kellnerin macht die restlichen Jalousien hoch, damit alle was davon haben, und schon steht ein Herr mit großer Kamera direkt in meiner Schusslinie. Ich seufze, ich trinke einen großen Schluck, und ich knipse den Herrn einfach mit, so geht Pragmatismus.
Das Essen ist lange nicht so phantastisch wie immer ausgemalt, aber wir sind ja auch in einem Touristenrestaurant in NL und nicht in einem Geheimtipp in F. dafür ist es mehr wie reihhaltig und ich gehe schon knappe drei Stunden später mit frischem Hüftgold aus der Tür. Ein 'Grand Dessert' nach 23 Uhr, auf dem drei Stücke Kuchen, ein Biser, Eis, Schokolade, Fruchtmousse und ein riesiger Klacks Sahne sind, das tuppert die Leber erst mal weg, falls mal wieder Krieg ist, die Gene erinnern sich an schlechte Zeiten. Beim Boxkampf den Kühlschrank geplündert und noch vor der ersten Runde und der ersten Flasche in Morpheus Armen einfach so übers Meer weggesegelt.
Das Hähnchen weckte ab 6:31 a.m. bis 8:55 einschl.
Es krähte im 30 sekunden-Takt, was mich vermuten läßt, dass so ein Gockel lange Luft holen muss, um dieses Kikerikii erschallen zu lassen. Am Ende wurden die Intervalle etwas ausgedehnt, er hielt aber den Ton. Und: Ab dem ersten Hahnenschrei hielten die 300 Frösche, welche die ganze Nacht lauthals durchgequakten, mit sofortiger Wirkung den Rand, das scheint alles genau geregelt, da am Deich.
Beim Frühstück verliere ich genau das, was mir vor zwei Wochen ohne Betäubung und sehr teuer eingesetzt wurde. Ich gucke erstaunt aus der Wäsche und schlucke das Korpus Delikti Göttin sei Dank nicht runter. Den restlichen Tag versucht, alles was kalt oder warm ist, nur mit der rechten Wangenseite zu bearbeiten und möglichst gleichmäßig braun zu werden. Ging gut, da kam sich nichts in den Weg.
Die Rückfahrt unter drei Stunden, die Fellchen im Tiefschlaf, der ganze zurück gebrachte Körper roch köstlich nach Sonne, Meer und Salz und an dieser Stelle möchte ich mich von der schönen Aprilseite verabschieden, und nun dem Ernst der nächsten Wochen in die 8 Augen schauen. Das wars mit Seelchen an die Luft hängen, ab jetzt werden Kisten gepackt, Fliesen gelegt, Köpfe eingeschlagen und umgezogen.

Als Auto 'Ügo' Sonntag spät in der Einfahrt in die Nacht ging, hatte er Salzgeruch auf dem Lack und einen frischen Möwenschiss dort, wo andere Stadtautos nur Taubenkacke haben.



(Bei sanftem klicken des Bildes folgen weitere töfte Impressionen inklusive des Mannes, der vor der Abenstimmung stand.)


Freitag, 13. April 2007

wochenende.

Dem dringenden Meerbedürfnis kampflos nachgegeben.
Fernweh ist meine Frühjahrsallergie. Wo andere niessen, muss ich einfach weg.



(Ein Zimmer mit Aussicht konnte man mir nicht versprechen.
Da steht immer der Deich vor. Walcheren-Besucher müssten es kennen.)


Donnerstag, 12. April 2007

taschengedanken.

Zufriedenes Gesicht beim Radfahren zur Arbeit immer zur Sonne gehalten. Plötzlich ein Ruck, mitten im Lied. Die Tasche plumpst mir wie ein nasser Sack vom Rücken und liegt käferlängs auf der Strasse, einfach so mitten im Industriegebiet. Absteigen und ratlos gucken, für satte 90 Sekunden, bis das Gehirn lautlos eine Lösung gedacht hat. Tasche neu verhakt, macht direkt ganz neues Design. Leider nicht genug Mühe gegeben, weil ein Song weiter fällt sie schon wieder ab. Ich bremse, steige ab, fährt seitlich ein Auto aus der Mäckes Ausfahrt und guckt natürlich nicht, und ich mach den Mund zum böse werden auf, fliegt mir ein Insekt rein und uriniert mir gleich vor Schreck auf die Zunge. Mach ich vor Schreck Mund wieder zu, Insekt durch den Ösophagusweg weg, und ich zitronigen Geschmack im Mund, brennend. Keine Lust mehr, den starren Autofahrer anzumaulen, ausserdem satt.
Restlicher Arbeitsweg ohne Komplikationen, Tasche hat sich dem Schicksal ergeben und blieb dem Rücken treu. Dafür ausschweifend Gedanken gemacht, wie viele Frauen wohl schon zu Portishead flachgelegt wurden. Könnte doch so eine Klassikerplatte sein, wie damals die Schieber vom Peter Kraus, zu Mutterns Zeiten. Erst mal Portishead und Prosecco, und dann den Arm drum legen. Und die Frau denkt 'Nicht schon wieder Portishead'. Dann war der Arbeitsweg zu Ende, und der Gedanke somit auch.


köln-west

Gestern Abend Köln. Mit Franzi und TomTom genau 40,5 km von Haus aus. Viele Groupies, die besten Sätze kamen nach der Lesung. Beschließe, niemals dicke Tücher über vier Lagen Hemdchen zu tragen, das verwirrt das Auge. Roses Texte blogtypisch und unterhaltend. Trotzdem ganz kurz dazu hinreissen lassen, über die Tatsache eines Blogstipendiums zu reden. Dr. Sno bleibt mir nicht hängen, in der Zeit genötigt auf die Herrentoilette. Als ich rein bin wars leer. Zwanzig Sekunden später mit Hand als Sichtschutz links an allen vorbei. Kein 'tschulldigung' gesagt. Nilzenburger entwickelt sich seit jetzt zur Rampensau. Am Ende der Woche wird Winkel seine Kabel tragen müssen. Roman sollte immer heiser lesen und enge Jeans tragen. Winkel ist Winkel. Nachts auf der Autobahn keine Lampe mehr an. Haben Angst vor niedlichen Rehen auf der Strecke. Im Bett dann:
M: 'Wasn das?'
Ich: 'Chanel vom Winkel.'



'Die hohe Kunst der Beiläufigkeit.'

das eigene ich kapern. | © Lu um 14:12h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 10. April 2007

morgen heute in köln



21.00 im Westpol


hamburg. zwischen fastenbruch und osterfeuern.

Mittwoch. Der netteste Taxifahrer von ganz Düsseldorf bringt mich und Koffer zum Bahnhof. In 12 Minuten reissen wir alle relevanten Themen runter, und ich versprach mit Seemannsehrenwort, Altona und Teufelsbrück tränenreich zu grüßen. So ist das also, wenn man aus Hamburg wegzieht.
Am Bahnhof hört sich der Ansager an wie MC Winkel, ich starre irritiert auf die Lautsprecher. Im Zug selber die üblichen Staus und Stauverursacher. In der Regel um die 60 mit Platzkarten, aber ohne das Vermögen, die Informationen auf dem Ticket richtig umzusetzen. Ich half also einem Ehepaar aus Husum aus dem Gang, bevor sie von den übrigen Fahrgästen mit Platzreservierung noch bei Bewußtsein erwürgt werden. Ihre Plätze waren im Wagen 2, wir befanden uns im Wagen 10, so groß scheint Husum nicht zu sein, sie sagen was von 'Unübersichtlich'.
Im Zug die Osterwelle Richtung Westerland, weswegen ich die ganze Fahrt über das Wort 'Westerwelle' nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Nervt beim lesen. Beim hochwuchten von Koffer erschlage ich fast meine Sitznachbarin, die eigentlich bis nach Münster muss, geschäftlich, wie sie beim gemeinsamen Stullenverzehr immer bei jedem dritten abbeissen betonte.
Hinter uns zwei in grellen Farben alternde Lesben, die sich über eine dritte kränkelnde streiten, vor uns Großfamilie aus Essen auf dem Weg nach Sylt. Die Kinder finden ab Münster alles furchtbar, noch keine Möwe am Himmel und die zum Trost rausgerückten 40 Frikadellen sind im Nu weg. Ich beschließe, niemals eine Großfamilie zu bekommen, allein wegen der Aussicht, nur noch Berge von Frikadellen zu braten und ab Münster immer alles doof zu finden.
Trotz mentalen Trainings nicht die ganzen 3:38 ausgehalten, musste zwei Mal aufs 'Boardklo'. Beim boarden durchgehend selbst die Schulter geklopft, dass ich regelmäßig im Gym bin. Trotz durchschütteln und Tunneldunkelheit auf beiden Beinen geblieben, ohne absetzen, und am Ende des Boardklos Rache: kein Papier. Genervtes Eigenbild in Blechamatur, beim rausgehen feuchte Händeabdrücke auf Jeans, Handpapier war nämlich auch aus.
In Hamburg Sonnenschein, und fast erschlagene Hälfte von Großfamilie. Hätte der Papa der Horde mir mal beim Koffer geholfen, wäre das nicht passiert, aber der braucht seine Kräfte wohl noch für den Urlaub auf Sylt und Familie vergrößern. Von nüscht kommt nüscht.
Hamburg. Erste Station Finkenwerder-Fähre. Bei eiskaltem Wind bin ich nach kurzer Touriphase allein an der Spitze der Fähre. Sonnenbrille nicht wegen der Sonne sondern wegen des schneidenden Windes an, Schal 5fach um alles was nackt aus dem Mantel guckte gewickelt, Titanic-Grinsen im Gesicht. Bei Gegenverkehr Elbgischt. Schmeckt genau so wie 06 und 05.
Abends Viertelhopping nach Einkaufszielen. Bio-Läden, volle Tüten, das letzte Brot. In der Urlaubsresidenz fleissige Stille, der Kinofreund hat Schreibschicht bis Mitternacht. Mache mich über die DVD-Sammlung her. Zuerst der Film zum im Zug beendeten Buch 'The Virgin Suicides'. Buch toll, Film blutleer und langweilig. Ärgere mich kurz, hole Nachschub aus dem Kühlschrank und die erste Staffel 'Six Feet Under'. 23 Uhr, langsam totmüde. Kinofreund schreibt SMS aus der Redaktion. 'Lu, wachbleiben. Brauch Deine Hilfe.' Gucke noch zwei Folgen und bemerke zu spät, dass ich den kompletten Abend nur Leuten beim sterben zugeguckt habe. Beschließe, trotzdem alle Staffeln zu gucken, nur nicht mehr in dieser Nacht.
01:00, Kinofreund kommt von der Schicht, und braucht ein Ende. Beschließe, die Welt am nächsten Tag zu retten, wenn nicht alle am Ende eines schnellen Todes sterben sollen.

Donnerstag. Keine Jalousien, ich bin mit der ersten Möwe wach. Draussen Rudel von wilden Eichhörnchen mit weißen Bäuchen, drinnen eine Espressomaschine, die ich nicht bedienen kann. Winterhude-Probleme.
Ich mahle eine Menge Kaffeebohnen, bis Kinofreund aus dem Bett fällt.
Endlich, Kaffee. Danach Welt gerettet, bzw. geheimen Artikel für gewaltig bekanntes Online-Magazin zurecht gerückt. Beschließe, beruflich umzuswitchen, unter falscher Flagge. Brauche ja immer noch Geld.
Dann endlich mal wieder mit wöchentlicher Telefonfreundin in echt gepüngelt. Klein Flottbek zu Fuss, die Elbe zu Fuss, Kapitänshaus zu verkaufen. Kein Streit, wer zuerst die 1 Million Euro zusammen hat. Griechisches Essen, ein gekaufter Handtuchhalter in Ankerform, über den DOM zum St. Pauli Fan-Shop. Danach sehr zufrieden und sehr müde zur U-Bahn, Finkenwerder musste heute ohne meinen Besuch weiterleben, und M. brauchte 20 Minuten, bis er einen Parkplatz fand.

Freitag. Alsterschippern, Mülltonnen photographieren, Kuchen und Kaffee und Nachmittagsnickerchen. Stromberg gucken. Abends dann Karfreitagsnudeln bei berühmten Hamburger Poeten. Knutsche berühmten Poeten erst einmal ganz italienisch zur Begrüßung ab, danach dufte auch ich nach einem Kilo roher Zwiebeln. Rotwein aus zig Flaschen. Viele liebe Leute, alle zu lange nicht mehr gesehen. Esse drei Teller Nudeln mit improvisierten Würsten, finde alles toll. Nachts um drei mit anderen tollen Frauen arg geschwächelt, Taxifahrer wußte Eckdaten von Harry Belafonte während ich Musik nachbrummte. Mit dem Gesicht zuerst ins Bett gefallen, draussen schliefen alle Möwen und Eichhörnchen.

Samstag. Begrabt meinen Körper einfach am Kanal.
...
Winterhuder Markt direkt vor der Haustür. Irgendwie fünfzig Euro in Abendessen angelegt. Beschließe noch einmal, künftig für bekannte Zeitungen zu schreiben, weil ich diese italienische Fenchelsalami ab heute immer brauche. Abendessen: köstlich und Lebensgeister weckend. Mit allen Lebensgeistern bei Dämmerung zu den Elbwiesen, Osterfeuern. Die Verabredungen leider immer nur am Mobilen gehabt, da an einem Restaurant böser Menschenstau als wenn es nur ein Feuer gäbe. Nachthimmel von Hamburg eingesaugt und schwelend nach Osterrauch duftend gen Bett.

Sonntag. Ostern. Kinofreund kommt mit Osterhasen im Shirt zum Kaffeemachen. Essen alle Eier mit IKEA-Senf, ich rieche immer noch wie komplettes Osterfeuer, fällt aber nicht auf. Überall schönstes Wetter, nur in Hamburg kühl und bedeckt. Meine Mutter sagt am Telefon, sie säße schon in der warmen Sonne, das war um kurz nach zehn. Beschließen, früh zu fahren, wollen Ostern auch in warmer Sonne sitzen.
Ganze Fahrt dann toll und zügig, 40 km vor Heimat dann Unfall. Nach uns wurde die Autobahn gesperrt, wir sassen für 1h15 in schönster Sonne, anders als angedacht.
19 Uhr, endlich zu Hause. Die vier Fellchen machen Kunststücke, wir verhungern. Zurück ins Auto, ab ins Restaurant. Ein Ouzo aufs Haus, ein sarkastischer Kellner, und der Abend ist ein griechischer Freund. Zu Hause bäuchlängs ins eigene Bett, und noch bevor im Bericht über Singularität Hirn und PC zusammen kamen, fest und sehr orthodox ins Plümmo gewickelt weggeschlafen.

Quasi fast alle Bilder zum Text.


(Bitte sanft das Bild drücken)


Montag, 9. April 2007

ostermontags, zwischen pappe und buntwäsche.

Schon drei Maschinen Wäsche (40° allerlei, 30 °schwarz, einmal komplett rot inkl. Bettwäsche) in die Maschine gestopft und wieder heraus gezerrt, weggewaschen kann man ja heute nicht mehr sagen, ist ja alles modern, macht ja die Maschine.
Zwischen dem stopfen und ziehen insgesamt fünf Umzugskartons gestopftfüllt, beschriftet, bestaunt, weil wirklich leerer ist das Bücherregal noch nicht geworden. Dabei zig Mal das tolle Sonnenwetter lauthals gepriesen, dabei die Jogginghose abgeklopft, dass es nur so staubte und immer wenn ein Fellchen vorbei kam, kurz vom Boden hochgehoben und nass geknutscht.
Das alles nach einem komatösen Schlaf von gestern 23:14 (Mitten im Bericht über Singularität eingepennt, so was passiert auch nur mir!) bis heute früh 9:20. Seit diesem Zeitpunkt Ohrwurm 'Die kleine Kneipe' im Hirn, gesungen und vorgetragen von Stromberg (Leiter Schadenregulierung M-Z).

Morgen Buntes und Bewegtes über die Zuckersüße von Hamburg, und wie man das Fasten beenden kann.
Jetzt Stulle und See. Man hat schließlich nur einmal frei.

logbuch | © Lu um 16:52h | keine meldung | meldung machen?