Montag, 18. Dezember 2006

wünsche.

Ich komme zu nix, seufze ich meerestief in meinen Milchkaffee. Der Schaum stirbt sofort, und ich kippe herzlos den letzten Schluck Leben darunter quer über meine Zunge.
Noch nicht mal zu meiner Dezemberdepression, und die steht mir quasi zu.
Du wirst doch wenigstens mal eine halbe Stunde haben, oder? kommt die Frage ungebremst über den schweren Holztisch geschlingert, macht einen Salto über das Gebäck und fällt hart in meine nun leere Kaffeetasse.

Eine halbe Stunde hätt' ich schon, sogar mal eine ganze, aber was bringt das dann? Zu einer Dezemberdepression gehört mehr als nur eine Stunde stur die Küchendecke anzustarren. Man muss ausreichend Planungszeit einbauen, damit man nicht am Ende von brachial guter Laune eiskalt von Hinten erwischt wird. Auch muss der Kühlschrank einen Wandel erleben, raus mit grün und Bio, rein mit Pudding, Alkohol und Fertigmampf. Dann muss Zeit zum Verwahrlosen da sein, ein gut gepflegter Körper gibt nicht mal eben so rasch nach und geht in die Knie, das braucht ein, zwei Wochen, locker. Die Hüfte muss ein kleines bißchen aus der Form fallen, die Haare stumpf, der Blick zart rosa und auch die Haut sollte sich mehr so ins Wohnungsblass abwandeln. Und dann inFreizeitplünnen zum Supermarkt, am besten der, wo man einen kennt. Die sehen das sofort, fragen, ob man einen Pips hatte und es wäre ja auch mal schön, in gemütlich einkaufen zu gehen, das alles mit ernstem Blick auf die Sporthose.
Man könnte dann ein wenig unschlüssig zwischen dem Frischgemüse und den Milchprodukten herumstehene, die Verkäuferinnen zu lange sinnlos anstarren und dann langsam mit leerem Korb zur Kasse schleichen. Schleichen ist wichtig, nur nicht im Stechschritt wie sonst, busy und zeitlos. Ganz soft entschwebt man zur Kasse, schüttelt nur traurig den Kopf und läßt den Korb zu den anderen Körben hinunterfallen.
Klonk.
Dann ist man raus und geht entweder in die Spielhölle gegenüber, die mit der Jackpotanzeige im Fenster und läßt sich vom Dunkel zur Mittagszeit verschlucken, oder man sucht den nächsten Videotempel auf und lädt sich sämtliche Staffeln von Seinfeld und Rosanne auf, vielleicht noch was modernes. Chips und Bier gibt es dort auch an der Kasse, super, das wird die Sause des Jahres.

Die Sachen kann man gleich anbehalten, die sind ja jetzt erst richtig gut gelüftet, endlich mal.
Vetrauensvoll läßt man sich in seine persönliche Couchdelle sinken, fühlt sich umarmt und gehalten und heult schon bei der Titelmusik der ersten Staffel los. Dazwischen trostloses Masturbieren, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Selbst das klappt nicht mehr. Irgendwann schläft man zu Questico ein.

Jessus, Du hast ja Nerven.
Ich? Nein, ich sag doch nur, das man noch nicht mal mehr Zeit für eine angemessene Dezemberdepression hat. Ich muss jetzt auch los, diese Scheiss Kekse backen sich leider nicht von allein.

Machs gut, und schöne Weihnachten.

Ja, Dir auch. Frohes Fest, frohes Fest.


Sonntag, 17. Dezember 2006

~

"So langsam komme ich hinter diese Sache mit Jude Law."


burton zum sonntag.



try harder, Lu.

"Gewinnen Sie einen Traumurlaub, 2 Wochen Mauritius all inclusive"

(Headline von cirka 68 eMails, Buzzwords und Gewinne austauschbar.)

Ich würde gerne in Ruhe untergehen, könnten also einfach einmal alle kurz inne halten, sich ein Butterbrot zur Hand nehmen und sich damit setzen?
Ich gewinne doch eh nie etwas, was meinen sehr überbordenen Ausbruch vor zwei Jahren zur Folge hatte. Ich bekam drei Lose, die jemand fremdes für mich ausgewählt hatte. Natürlich nicht für mich persönlich, nur nicht zu viel vom Leben erwarten. Diese kleinen 3er-Stapel lagen schon vorsortiert und ich bekam einen davon. Das Papier war gelb, die Strassen schmutig weiß, mir flogen nasse Flocken ins Gesicht, und auch der männliche Engel vor mir drohte zu erfrieren. Ich riss also schnell das gelbe Papier auf und bekam zwei NIETE und ein GEWINN KAT. 5
Der erfrierende Engel drehte sich um, blätterte mit kalten Händen in einer Liste, und griff dann in einen Korb hinter sich. Ich bekam eine Badeperle in Form eines Delphins mit glitschigem Inhalt.
Ich lächelte, ganze zwei Minuten lang, und das kann ich sonst nie, vor einer Douglas-Filiale.

Letzte Woche dann.
Hier, wir haben was zu verlosen, greif mal in die Box rein. Vor mir eine Flut von zusammengefalteten rosa Zettelchen, selbst gebastelt.
Ach was, ich gewinne ja eh nie was, sagte ich und drehte mich schon zu meinem Mantel um.
Hierbei kannst Du kaum verlieren, die haben wir selber gemacht, es gibt voll viel zu gewinnen, echt! Komm, nimm schon.

Ich griff mit neuer Zuversicht in den Karton. Ich war unter netten Menschen, die machen keine Spässe mit Leuten wir mir, mit chronischen NIETE-ziehern.
Hineinfassen, auswählen, fast esoterisch, dieses Gefühl.
Ich klappte den Zettel auseinander und las
NIETE.

Die Arbeit im Laden ging weiter, und ich sagte Siehste?
Sie guckte betreten, und gab mir aus einer anderen Kiste einen kleinen Weihnachtsmann aus Schokolade.
Danke, sagte ich. Und lächelte drei volle Minuten, diesmal.


Freitag, 15. Dezember 2006

stadtdinge.

Sie schieben alle gegeneinander. Auf meiner Seite der Prachtallee, also rechts in Laufrichtung, nah bei den Auslagen hinter Hochglanzscheiben vor denen Security steht, dort läuft die Elite von morgen brav an Mutters Hand. Teenager mit auf brav geföhnter Doherty-Frisur tragen Taschen von hochkarätigen Designern, Italien baumelt an der Kordel neben Skandinavien, alle lächeln. An der Ampel liebevoller wegstrich durch Muters Hand gegen Goldlocke. Ihm ist es nicht peinlich, er scheint alles gewohnt zu sein.

Direkt daneben eine Jungfamilie mit Sonnenbank im Heim. Der Vater läuft breitbeinig, Mama auf zu hohen Heels, das Baby liegt unter Decken, unsichtbar. Vor jeder Auslage mit Schmuck zieht sie ihn wortlos und ruppig am Arm bis er neben ihr zum stehen kommt. Falsche Fingernägel auf blankem Glas, tippen hier und dort, sondieren innherhalb Bruchteilen einer Sekunde was schlecht und was ins Töpfchen.
Als ich an ihnen vorbei gehe, versuche ich einen Blick in die Tiefe des Kinderwagens. Ob Baby auch schon dunkelbraun ist? Ich kann nichts sehen, aber höre das Geräusch falscher Nägel mit Strass auf Glas.

Dann sind da die Niederlande. Alle hier, stöhnt der gemeine Düsseldorfer, und ich halte mich da raus. Ich zeige Wege zum Taxistand, bestaune die großen Zähne unserer nahen Nachbarn, helfe einer knarrigen Alten bei Starbucks ihren Kaffee zu finden, sowohl auf der Tafel, wie kurz darauf an der Ausgabe. Und denke, dass als Ausgleich der ganze Umkreis in den Niederlanden ist, zum einkaufen. Das alljährliche Feindbild im Weihnachtsstress ist immer der böse Holländer, der laute Nachbar. Fällt im Dorf ein Sack Reis um, dann war es in der Weihnachtszeit ganz sicher der Holländer. Selbst Mutter klagt, dabei war sie noch nicht mal in der Stadt. Wegen der Holländer.

Ich laufe seit geraumer Zeit mit einer Serviette in der Hand, geknüllt und gebraucht, ich wurde am Stand mit dem Flammkuchen schwach, und konnte noch nicht einmal etwas dafür.
Die Weihnachtsmärkte, die früher nur mal einer waren, sind nun überall, flächendeckend und um den Stadtbegeher drum herum gebaut. Die ganze Stadt eine einzige Fressbude mit der Möglichkeit auf gravierte Tassen mit Namen, die sich in den nächsten Jahren auch gravierend ändern werden. Man kommt dann mit Max, Paul und Marie und Lena aus, fertig.
Wie, sie heissen Susanne? Ham wa nich'.

Der nächste Laden den ich aufsuchen muss, liegt genau zwischen drei Weihnachtsmärkten. Ich stehe im Stau an einem Laden mit Handarbeit und komme mit der Frau ins Gespräch. Wie denn der Flammkuchen sei, und wo es den gibt. Mit meinem neu gewonnenen Düsseldorf-Patriotismus kaufe ich ihr einen Button ab. "Don't mess with De-dorf" steht auf der kleinen Fläche, daneben ein Revolver.
Passt zu meiner Stimmung und ich finde nach umrunden einer Eisbahn, die bei 13° leicht suppt, den Flammkuchenstand und meinen Laden. Ich wurde dazu durch einen Schlauch von auf fröhlich gestalteten Holzbuden geführt, alternative Wege waren durch Metallbarrieren gesperrt.

Anstehen, Flammkuchen misstrauisch beäugen, dann aber doch essen, weil Wartezeit und Geldaufwand zu hoch waren.
Mit der Flammkuchenserviette die Kö zurück, natürlich liegt die Grünstrasse wieder ganz hinten, ich reihe mich in den Fluss der Fussgänger ein. Die Serviette werde ich an keiner der wenigen Tonnen los, weil in jeder ein bedürftiger Körper kopfüber drin steckt und in diesen maßlosen Tagen massig hervor befördert. Halbe Pizzen, noch warm, Brötchen mit Krakauerflavour und Senfspuren, Starbucksbecher in XL, noch halbvoll, da komm ich doch nicht mit meiner fettigen Serviette ohne was drin und frag, ob mal eben wer rücken kann. Das hier ist Weihnachtsgeschäft auf allen Ebenen, und ich stopfe meine Serviette in das Müllfach meiner Tasche, finde dort Kleingeld, was ich dem nächsten Obdachlosen mit Hund in die Schale werfe.

Überdosiert mache ich mich nach meinem Einkauf auf den Rückweg, beschließe, zur Arbeit zu laufen. Eine gute halbe Stunde, wenn man nicht trödelt. Die nächste Hauptstrasse -natürlich- komplett verbarrikadiert mit fröhlichen Holzbuden mit genervten Menschen im Innern. Ich laufe Slalom bis mir schwindelig wird, kaufe mir einen Brownie für die Nerven und stöpsel mich an die Musik. Französische Chansons mit Plattenknistern, so geht es Kilometer um Kilometer. Bei einem bestimmten Lied schlage ich einen Haken in einen Hinterhof, die Stadt ist so laut, dass ich das Lied kaum höre.
Wat ham wa denn? fragt mich ein knurriger Mann im Blaumann.
Nichts, ich wollte nur kurz hier sitzen und was notieren, sage ich übertrieben freundlich. Nur nicht verjagen, nur zwei Minuten.

Und so zücke ich meinen Stift, in diesem Hinterhof, wische mir die Browniekrümel aus dem Schal und schreibe auf, dass ich in einem Hinterhof sitzen muss, um ein Lied hören zu können -


Donnerstag, 14. Dezember 2006

wir alle -



- lesen burns. bitte pressen sie das bild!

(falls sie dabei die hände zu frei haben: ich habe dabei super sugo gekocht, wein ausgetrunken und eine katze sogar mehrfach auf den kopf geküsst.)


fünf sekunden vorwärts.

In den Schächten der Untergrundbahnen geht die Zeit, passt man nicht auf, um ein paar Sekunden vor. Heute war ich wieder Teil einer kleinen Verschiebung die zu meinen Ungunsten ausfiel, war ich am blass und still.

Ich wurde kontrolliert, als die Schulklasse in den hinteren Wagen stieg, in dem auch ich gerade mit dem Kontrolleur Phrasen tauschte. Die Kinder setzten sich, trugen Namen wie Nele, Marie, Max und Paul. Kein Kevin, keine Charlotte, und alle durch die Reihen hinweg hübsch, sauber, vielversprechend. Ich legte mein Buch auf die Knie ab und besah mir jedes einzelnze Geischt aufmerksam, sie waren so rein, stupsmasig und man sah die Eltern, Erbgut, Laufbahnen. Die Mädchen trugen alt-rosa, die Jungs Braun, alle hatten aufgeregt rote Wangen.

Den Blick wieder ins Buch versenkt, sprangen plötzlich zwei der drei Kinder um mich herum auf und schrieen Frau Korsmeier, Frau Korsmeier und hämmerten an die Scheiben. Im Untergrund von Düsseldorf gibt es Parallelbahnen, wo die U-Bahnen streckenweise nebeneinander her fahren. Für die Kinder war es ein Rennen, mir gefror im ersten Moment das Blut. Zwei, drei Sekunden der Erkenntnis, des Wiedererkennens, dann konnte ich weiterlesen. Natürlich, die Parallelstrecken, alles normal, bitte atmen sie weiter.
An der nächsten Haltestelle stieg eine hochschwangere Frau ein, mit ihr ein alter Mann mit adeliger Nase und betagtem Jagdhund. Alle suchten sich Platz, die Kinder kratzen mit den Schuhen an den Sitzen, die Bahn fuhr wieder an.

Der erste schrie auf. Da, DAAA! und plötzlich viele, kleine Beine in alt-rosa Strumpfhosen um mich herum, und ein Junge schrie immer lauter die Namen von denen, die er erneut in der Parallelbahn erkannte. Es ging von neuem los, der Wettlauf der U-Bahnen, der Hund legte sich mit großen Augen in eine Ecke.

Alles war wie immer, und doch konnte ich mich nicht mehr auf mein Buch konzentrieren. Die Kinderstimmen zu laut, die Bahnen zu nah, wohin ist plötzlich die ganze Luft entwichen? Ich zog den Reissverschluss meiner Jacke auf, mir wurde heiss.
Neben mir rutsche ein Kind ab, fiel hin und stieß sich das Becken an den Kanten der Sitze. Erst war es still, nur einen kleinen Moment, dann schrie es los und die Zeit nahm ihren Lauf.
Die Parallel-Bahn zu nah, die Kinder zu laut, die Schwangere fächelte sich Luft zu und plötzlich, mit ein paar Atemzügen war ich der Realität voraus.
Die Züge prallen zusammen, Kinder schreien, der alte Mann läßt die Leine des Hundes los, als es die Luft zerreisst. Und nur einen Moment weiter ist da das Blut, überall Blut, der Hund liegt in der Ecke und seine Luftröhre wirft Blasen, während er versucht zu Atem zu kommen und einen Laut zu geben. Sein Herrchen liegt bewußtlos zwischen alt-rosa Kinderbeinen, die Schreie sind erst verstummt, nur um dann doppelt so laut und schrill anzuschwellen. Nicht alle, nur ein paar. Die schwangere Frau ist bewußtlos, nur ihr Bauch bewegt sich, und dann die Gerüche. Verschmortes Kabel, heisses Metall, Blut, überall dieser Geruch nach Blut, es ist ein grauenvolles Szenario.

Ich lese verschwommen die Schilder der Haltestelle -
Heinrich-Heine-Allee. Meine Knöchel sind weiß, als ich meine um die Stange geschlossene Hand ansehe, wieder wahrnehme. Raus, nur raus aus dieser Bahn, diesem Einblick, gleich geht die Tür auf.

Der Hund des alten Mannes hat den Schwanz eingeklemmt, als sie nach mir aussteigen, und ich wundere mich nicht.

Welten verrutscht, wieder einmal.



"Bio-Möhren aus antifaschistischem Anbau."

(Harald Schmidt, Sendung vom 13.12.2oo6)


Mittwoch, 13. Dezember 2006

# oder -oder oder M oder m?

An der Vielfalt der Moleskine zerschellen.

"Ich brauche nur eins!"

(Lu, 2005)

"Also das blank ist auf jeden Fall für unterwegs, das Diary brauch ich für alle Tage, aber das ist ja blöd, weil man jedes Jahr den Adressteil übernehmen muss, im neuen, so das dieses kleine Adressteil sicher nicht ganz unpraktisch wäre, wenn ... "

(lange, lange Fortsetzung, Ende ungewiss, Mann verließ schon das Zimmer, nur zwei Felle blieben bislang zurück, die Überlegungen gehen weiter.)

(Lu, Ende 2006)


Lu lernt Französisch, die letzte.

"Uh, ah- da ist eine die verlorene kleinöh Lamm, a oui?!"
"Schaf, Madame Marie, man sagt Schaf im Rheinland, Guten Morgen, Salut und einen absoluten Bon jour."
Ich war spät, ich war die letzten drei Mal Dank Arbeit und prallem Leben gar nicht, und promt hat sich Herr Blume auf meinen Platz gestohlen. Mittig zwischen MEINER Olga und Helga sass er leis und bräsig, vor ihm sein Jutebeutel und -ich konnte es kaum fassen- ein XL-Becher Kafffee, wie ich immer. Der wollte sich wohl aromatisch einschleimen bei meinen beiden Mädels, aber da hatte er den Kaffee ohne mich gezuckert.
"Husch husch, ab ins Körbchen!" lächelte ich ihn glasierend an, wuchtete meinen eigenen XL-Becher Kaffee neben seinen und Olga rettete mich mit einem "ENDLICH- wir wieder komplette Reihe!", und zwar so laut und so hart russisch, dass auch Helga und Tis-Ta-Ro aus ihrem 8Uhr-Schlaf erwachten.
Ich musste drei mal einzeln meine Fehlzeiten erklären und sofort zischte mir der Exil-Italiener seine neuesten Verschwörungstheorien der Lernanstalt durch Helga hindurch und alles war schön.

Draussen prasselte der Dezemberregen, hell würde es heute auch nicht mehr werden, da kann man auch gleich die letzte Etappe Französisch komplett unvorbereitet angehen, was solls.
Aber mitnichten wurde gelernt, heute war Erzählstunde, es fehlte nur noch die brennende Kerze, und ich fühlte mich wie damals in der Schule, als man den letzten Schultag mit kleinen, roten Kerzen auf kleinen, vom Baum abgezweigten Ästen mit kleinen, verzweigten Geschichten bestritt. Da wurde es auch nicht mehr hell, damals.

Marie glänzte in einem knallrot, das sich super von der grünen Tafel abhob. Sie wirkte fast depressiv, dass sie uns, ihre "kleinöh Lämmer" jetzt in die große, weite Welt entlassen sollte, aber keiner konnte sich aufraffen, den Folgekurs zu buchen, nur Tis-Ta-Ro versprach es heilig und leider sehr einsam.
Ich persönlich bedauer es jetzt schon, aber vor Mitte 2007 kann ich keinen Kurs mehr unterbringen, in dem bißchen Leben was so bleibt.

"Soso, und nun stellen wir uns allöh noch einmal vor, sagöhn, wo'er wir kommöhn und wo'in wir gehöhn und was wir uns so wünschen für die Rest, a oui? Madame Lu, sie machen die Onfang, für die Rest, als kleinö Straf' für die Lücke, a oui?"

"Oui, Madame. Je m'appelle Lu. Je suis allemande, j'habite à Düsseldorf. Ihr werdet mir alle fehlen.
Frohe Weihnachten!"

Still wars, als alle gingen. Komisch wars. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben. Wie das auf Französisch heißt, weiß ich jetzt leider nicht.

Heute gelernt: Olga kann auch auf Stiefeln leise einen Raum verlassen, wenn ihr danach ist.


webloggen.

Ich liebe dieses Bild, übrigens. Nur dachte ich dann eben und gänzlich unvorbereitet, dass das ja auch Sascha Lobo mit Möpsen sein könnte.
Könnte, nicht ist. Statt Oberweite hat der jetzt ein neues Sprachrohr,
und zwar im fast neuen Klog.

Genug verlinkt für einen Mittwoch, jetzt fehlt nur noch das niedliche Katzenbild.
Achtung-



Dienstag, 12. Dezember 2006

wir lagen vor madagaskar.

Wir haben Magen-Darm im Haus, der Mann verweigert Nahrung und die Arbeit am Computer, deswegen muss es ernst sein.
Ich koche, ich tätschel, ich nehme Infusionspflaster ab.
Im Hintergrund ein Berg Arbeit und französische Chansons auf seichter Lautstärke.

Heute morgen kam die Sonne raus, endlich.


Montag, 11. Dezember 2006

auszug.

(...)"Ich hab immer Musik hören können, und wenn ich sage Musik hören, dann meine ich, daß die Wände ein wenig wackeln unf man richtig mit ihr in Berührung kommt. Ich wählte eine ziemlich fetzige Passage aus La Bohème. Danach düste ich in die Küche und schloß die Tür hinter mir ab.
Das tat wahrlich gut, endlich allein zu sein und den Schlüßel in der geballten Faust zu spüren, ich hatte sie bltzschnell alle auf einmal reingelegt. Ich machte das Licht aus, um nur noch die Reflexe des Mondes um mich zu haben, um diesen eigenartigen Moment auskosten zu können, aber lange brauchten sie nicht, dann rückten sie ran.

-He, mach auf, was machst du denn da drinnen...?
-Laßt mich in Ruhe.
-He, du hast dich ja EINGESCHLOSSEN!! Spinnst Du oder was...?
-Ich bin hier bei mir zu Hause, sagte ich.
-Komm, mach schon auf, Scheiße, was soll das, dich da einzuschließen??!!

Sie machten noch 'ne Zeit lang in dem Stil weiter, aber so weit, gegen die Tür zu hämmern, gingen sie nicht. Ich setzte mich auf einen Stuhl, ohne an etwas bestimmtes zu denken, außer wieviele wir waren auf dieser weiten Welt, wieviel Typen sich wohl in ihrer Küche verbarrikadierten und den Möwen zuzwinkerten, um ein Haar hätte ich mich wieder an meinen Roman gesetzt. Man sollte stets alles aus sich herausholen und nichts davon verschenken."

Philippe Djian, "Erogene Zone"