Freitag, 17. Juli 2009

#98

Meteorologen scheinen zur Zeit ja genau so schlau rumzustehen wie der Papst. Seit Tagen wird der Nordrheinwestfälische Mensch an sich mit Sturmwarnungen, Unwetterfahnen und generell mit vielen dunklen Wolken auf den Wetterkarten auf den heutigen Tag vorbereitet. Ich also ganz besorgte Mutter, geb dem Mann noch eine Stulle mit auf den Weg, natürlich nur für den auf jeden Fall eintreffenden Notfall, dass er plötzlich mit Auto 'Ügo in einem reissenden Fluss statt der gewohnten Landstrasse steht, und dann ein Hüngerchen aussitzen muss. Ich kette die Fellchen an, setze ihnen Sturmhauben auf, immer mit dem besorgten Blick aus dem Fenster um die Ecke, wo das Bergische beginnt. Da sammelt sich das Wetter immer zuerst und gern. Alle Fenster zu, die Gartenbewohner seit Tagen nicht gegossen, weil heute ist ja Unwetter, da können die saufen bis zum Umkippen.
Stichwort: Umkippen.
Habe mich dann heute im herrlichen Morgengepläster (recht unmotiviert noch, aber war ja noch nicht Unwetter!) im Garten betätigt, also Schüsseln an strategisch günstigen Stellen platziert und die Regentonne sperrangelweit geöffnet, auf das wir alle was vom Unwetter profitieren können, und den Rest des Jahres keinen Wasserhahn mehr öffnen müssen.
Dann in einem festen Pullover neben meinem Tomatenwald auf Wachposition gestellt, weil ich die mittlerweile mannshohen Gewächse immer noch nicht in Zellophan (Reife-und Schutzhauben) einwickeln konnte, da sie immer noch täglich Blüten machen, und die Bienen da ran müssen.
Kurz den Kürbissen und mexikanischen Zwerggurken zugewunken und gerufen, dass sie ja wohl alleine mit dem Umwetter zurecht kämen, immerhin hätten sie Schlingdinger, und die könnten sie jetzt auch mal zu ordentlichen Zwecken einsetzen, statt immer nur ihre Nachbarn zu erdrosseln. Die Blumen kümmern sich eh nur um sich und ihr Sexleben, da muss ich nicht auch noch mit rumfuhrwerken, wenn es ans Baden und Befruchten geht.
Und die Ameisenprinzessinnen, die sind gestern gegen 15:45 auch alle plötzlich und noch mit feuchten Haaren los. Alle drei Staaten in meinem Aussengebiet gaben sich plötzlich die Klinke in die Hand und hoben ab wie nix. Nach zwanzig Minuten war das ganze Spektakel rum, und ich rief allen noch hinterher, sie sollen bis morgen alles in trockenen Tüchern haben, weil es gibt ja Untwetter!

Tja, liebe Meteorologen. Da sitz ich nun, mittlerweile mit LSF 30 und einem lockeren Sommerfummel eingehüllt in meiner Aussenanlage und bekomme eine flotte Sylt-Bräune. Neben mir frisst eine Ameisenprinzessin (Spätaufsteherin) an meinem Nachmittagskeks und schiebt noch ein wenig auf.
Ist aber auch toll, dieser Wind und diese dicken Wolken.
Und dem Mann hat die Stulle auch so geschmeckt, draussen, in der Sonne.