Dienstag, 30. Juni 2009

#88

Ich habe fliegende Ameisen in meinem Kompost.
Und Wächter an den Eingängen.

Ich habe keine Ahung, was IN meinem Schnellkomposter seit Wochen gemacht und geplant wird, aber:
Ich habe fliegende Ameisen in meinem Kompost.
Und Wächter an den Eingängen.


#87

Randvoll mit Nessun Dorma, jeden Tag, die Luciano Version.
Schon gewaltig, wenn man mit so Dingen erwacht, statt ein Manamana, oder ein kleines Lied, plätschernd und ohne Titel.

Dann mit dem doppelstöckigen Kaffee in den Garten.
Garten. Urwald wäre das treffendere Wort, und schon in aller früh ein lebhaftes Treiben,Brummen, Wälzen und Hinwegschaffen. Der Garten macht mich fühlen, als wäre ich die letzte, die noch fehlte. Ich steh dann mal hier, mal dort, lüpfe die Himbeere, esse vom Strauch, werde vom Altkatz gerempelt, der seit Tagen diesen Frosch sucht ...

Heute morgen dann fiel es mir auf. Hier zu wohnen ist ein wenig so wie Campingplatz. Die Nachbarschaft herrlich unkompliziert, ein Apple kann nur ein Appel sein, und warum sich was dringendes Überziehen, wenn Unterhemd und Turnhose grad eh schon am Mann sind.
Flatternde Fussballfahnen. Die Nachbarin schenkt mir Regenwasser aus der Tonne, sie hat ja jetzt diesen Sprenkler von QVC gekauft. Wir stehen in der drückenden Morgenschwüle, und sie sagt, Momentchen, ich dreh den mal eben an. Verschwindet, ich höre etwas quietschen, und dann plötzlich Gerresheimer Wasserspiele, die Bronzeausgabe.
Der ganze Nachbarsgarten schillert in winzigen Tröpfchen, die in 8er-Bahnen aus der Vorrichtung geschleudert werden, ich peile über den Daumen so um die 100 km/h Beschleunigungsdings.
Toll! rufe ich, und sie lacht und beide staunen wir über diesen Regenbogen. Das Wasser findet seine Ausflucht auch in meinen Garten, die Tomaten räkeln sich ob der frühen Dusche, die Meisen kommen herbei, der Altkatz niest und schüttelt sich.
Toll! sage ich noch mal, und versuche aus dem frisch entstandenen See zu meinen Füssen einen Ausweg zu finden, während ich ihr aufs neue erkläre, dass wir keine Stubenhocker sondern Homeofficler sind, was schon ein Unterschied ausmacht, zumindest in meiner Welt. Den Moment Schweigen darauf, den kenne ich schon von meiner Mutter, also schwenke das Thema zurück auf ihren Rasensprenger und ob die Müllabfuhr schon da gewesen sei. Im Inneren holt Pavarotti aufs neue Luft, und singt sein fünftes Nessun Dorma des Tages Dienstag.
Ich lasse mich in meinen Gartenstuhl fallen, blaffe eine Mücke an und denke eine halbe Stunde Arbeit zu Ende.
Habe ich schon erwähnt, wie sich der Umzug gelohnt hat?
Nicht?

#88

(Text)

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