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Freitag, 13. Juni 2008
reisenotizen/ bad sobernheim, oder ‚im namen der traube’
Die Bahnstrecke kannte ich ja schon. Köln, Bonn, Loreley, Weinberge, und ein EC der an Lautstärke und Zug im Zug kaum zu Überbieten war. Als ich nach zwei Stunden Fahrt dann doch einmal den Gedanken an die Toilette nicht mehr völlig abwehren konnte, stand ich entschlossenen Blickes eine Minute später in einem Großraumklo mit Behindertenaufkleber und starrte in das Loch den Abgrund der Toilette. Ich meine hey – in anderen Zugtoiletten wird wenigstens noch vorgetäuscht, es ginge irgendwo hin.
Hier aber stand ich erst einmal eine weitere volle Minute und guckte erstaunt auf die unter dem Klositz vorbeirasenden Gleise.
"Wat mutt dat mutt!" sagte mein Ur-Opa Malte in solchen Situationen immer geschwätzig, und so lebe ich nun in absoluter Gewissheit, dass ich kurz nach der Loreley grob über den Daumen gepeilt 300 Meter Bahnstrecke Richtung Zürich markiert habe. Einen Knopf zum Abziehen gab es dort übrigens auch nicht.
Sei’s drum.
Im Hotel angekommen Auf dem Anwesen von Menschels Vitalresort angekommen werde ich zu meinem Zimmer gebracht.
Das Zimmer läge ruhig und hübsch frohlockt die Angestellte auf dem langen Weg zum Sonnenhaus. Nur für Damen, zwinkert sie mir noch zu, ich schließe hinter ihr die Tür, reiße in alter Angewohnheit (in Hotels, bei Wohnungsbesichtigungen etc) erst einmal Vorhang und Balkontüre auf, trete hinaus, blicke beschwingt in ganz viel grün, auf fluffige Hügel, und: auf ein kleines Rudel nackiger Omas, welche wohlig wie Katzen in der Mittagssonne schlafen.
Vor lauter Schreck rufe ich M. an, und damit mich keiner hört, hocke ich mit dem Mobiltelefon in der Dusche.
'Ich weiß nicht, wo ich hier gelandet bin, aber hier liegen ein Bademantel und ein Apfel für mich parat' albere ich durch die Leitung.
Auf Gongschlag werden die Liegen plötzlich frei und ich kann ein moralisch einwandfreies Bild von meinem Zimmerausblick knipsen.
( Links im Bild auf neun Uhr die Lehmbadkuhlen, rechts der Luftbadebereich. Zwei der vier Elemente der Medizin nach Pastor Emanuel Felke, der die 'Felkekur' mit den vier Elementen Erde, Wasser, Licht und Luft arbeitete.)
Ich passe mich ja flott an Umstände an, und so flogen dann auch meine Anziehdinge über den Stuhl, ich mit einem Satz in mein ökologisch einwandfreies Bett und schon war ich fest in Morpheus Armen für süße zwanzig Minuten.
Und trug einen frischen Virus in meiner Blutbahn, der Dank der Ruhe Zeit für seine Strategiebildung fand, mich, seit knapp zwei Jahren Virenfrei, in die Knie zu zwingen.
Eine Stunde später fand ich mich mit gefühlter Schieflage und einer glucksenden Körpermitte in einem Seminarraum wieder.
Der zweite Teil des Sommelier-Kurses begann mit einem wirklich spannenden Thema: Richtlinien im Bio-Wein-Anbau. Der Umweltbeauftragte der Delinat, Daniel Wyss, gab eine Einführung in Grundsätze, Anbaurichtlinien, Verarbeitungs- und Sozialrichtlinien, was in meinen Ohren wirkliche Musik ist. Was gibt es besseres, als sich für die Umwelt zu engagieren und als Belohnung ein wirklich gutes Glas Wein geschenkt zu bekommen?
Ich, welche die kleinste Weinanbaufläche im Düsseldorf besitzt (Trullo, zwei Rebstöcke), konnte noch dazu herausfinden, welche Gäste meine Blätter bevölkern und das ich dringend umziehen muss, weil es hier zu feucht ist für eine gesunde Ernte.
Schönstes Wort des Mittags: Jahrgangsstress.
Beim Pausenkaffee Glutenfreie Cracker, Kaffee und Schweißausbrüche für mich. Ich denke ein erstauntes 'wtf?' und widme mich ergeben zwei sehr feinen Themen:
Wein und Gesundheit + Eigenheilung mit einem komplett ausgetrunkenen Glas Degustationswein.
Abends dann, nach einem Essen und einem weiteren Glas roter Medizin galt es dann "Zahn um Zahn und Fuß vor Fuß, alle Mann im Höschen durch den Fluss". Ein Barfußweg sollte der Gruppenstärkung halber beschritten werden. 3,5 Kilometer Selbsterfahrung auf blanken Sohlen und auf Teilstrecken mit gelüfteten Kleidungsstücken.
Im Hinterkopf hatte ich wie einen Ticker das anstehende Spiel Italien gegen die Niederlande und mein heißer Kopf wollte auch lieber in ein ökologisch einwandfreies Kissen, also setze ich sachte mit 'Och, schade, ich hab gar keinen Bikini eingesteckt.' an. Badehose war quasi Pflicht, wenn man
auf dem Weg durch die Nahe waten wollte, ein Highlight des Weges, so wurde gemunkelt.
'Ich hab zwei mit, ich geb Dir eine ab.' kam es als Antwort von meiner rechten Seite, und nein, die Götter ließen ihrem Humor wieder freien Lauf, es kam nicht von einer Geschlechtsgenossin gleicher Statur sondern von einem sportlichen Mann der –und da bin ich mir mittlerweile ganz sicher- schadenfroh grinste.
Ich mach’s kurz: Ich lief in einer Puma-Jungshose durch Lehm, ich lief durch Wasser, hoppelte über nach hinten schwingende Balken, stolperte über nach vorne ausschlagende Stöcke, raste wie ein Hamster auf einer Tonne (mit Festhalten) und wirklich krönend war tatsächlich der Marsch durch die wilde Nahe und
(und das war die einzige Stelle, wo ich wirklich einmal fotografiert werden wollte, von mir aus auch in Jungshose und mit Lehm beschmiert)
das Durchhangeln über eine sehr schmale Hängebrücke über die Nahe.
Da werden Menschen zu Äffchen in H&M-Klamotten.
(Eins der komplett verwackelten Bilderserie mit dem Arbeitstitel "Schwankfotografie". Die Natur der Dinge auf einer Hängebrücke.)
Als wir alle auf der anderen Seite angekommen waren, lasen wir das Schild mit Ausrufezeichen und hatten tatsächlich alles bis auf einen Punkt falsch gemacht
(Nicht wackeln und ausschlagen / höchstens 25 Personen / nicht im Dunkeln etc.).
Wir waren nur 24.
Zurück im Zimmer. Ich, die Großstadtentnervte, freue mich die ganze Zeit auf diese unglaubliche Stille in der Nacht in dieser herrlichen Anlage. Weit weg von der Marder-Abwehr (gemeine Geräusche), und knietief in der Dunkelheit werde ich kurz vorher darauf aufmerksam gemacht, dass in meiner Gegend ein seltener Vogel Junge hätte, und die würden ab und an mal durch die Nacht rufen.
Nach einer halben Stunde ‚MAMA!’ Konzert bin ich kurz auf den Balkon und habe das Mobiltelefon Richtung Nest gehalten, um euch den Ruf der seltenen Waldohreule mitzubringen.
( Ja, der hat die ganze Nacht die Taktung gehalten. Ich schlief trotzdem tief und -)
Tag zwei fängt mit Hunsrücker Sommer in aller Frühe an. Ich träumte, die ganze Gruppe wäre über Stunden in einem riesigen Schwimmbad gewesen, und wir schwammen und schwammen und über allem lag der laute Schrei der jugendlichen Waldohreule. Das zur Gruppenstärkung mit Wassereinlage und ihre Wirkung auf die Freud’sche Traumregie.
Noch vor elf Uhr am Morgen tranken wir uns durch Trendgetränke mit Wein, und ich muss sagen: (…).
Nahtlos kamen dann PiWi-Weine ins Glas, was bedeutet, dass es ein Wein aus pilzwiderstandsfähigen Trauben ist.
Nahtlos bekam ich wieder einen heißen Kopf und Magen, was aber egal war, weil ich beim Thema 'Ökologie' äußerlich still sitzend doch innerlich wieder feste feierte. Ich notiere –nur falls mich das Fieber vor Seminarende hinrafft-
auf meinen Block:
unbedingt Bio-Winzerin werden. Hühner und 8 Möpse als Wachhunde sind dann inklusive, Wein wird Mopsbrut genannt, und möpselt nicht nach.
(Körpertemperatur ca. 37,7°C)
Am Ende blieb die Freude auf den nächsten Monat, wo Teil drei auf dem Papier steht, und Italien / Spanien.
Ich beende fiebrig diesen Eintrag mit dem Ruf der Waldohreule, den ich jetzt perfekt beherrsche, und lege mich zurück.
* Bei Interesse an mehr:
PDF zu Richtlinien im Bio-Weinanbau hier
Sämtliche Bilder zum Umfeld gibt es hier.
Bio-Weine gibt es genau hier.
Und residiert wurde dieses Mal in Menschels Vitalresort.
(Link hakte bei Einstellung)
Die vier Elemente vereint zur Kur nach Emanuel Felke.
*fin.
Hier aber stand ich erst einmal eine weitere volle Minute und guckte erstaunt auf die unter dem Klositz vorbeirasenden Gleise.
"Wat mutt dat mutt!" sagte mein Ur-Opa Malte in solchen Situationen immer geschwätzig, und so lebe ich nun in absoluter Gewissheit, dass ich kurz nach der Loreley grob über den Daumen gepeilt 300 Meter Bahnstrecke Richtung Zürich markiert habe. Einen Knopf zum Abziehen gab es dort übrigens auch nicht.
Sei’s drum.
Das Zimmer läge ruhig und hübsch frohlockt die Angestellte auf dem langen Weg zum Sonnenhaus. Nur für Damen, zwinkert sie mir noch zu, ich schließe hinter ihr die Tür, reiße in alter Angewohnheit (in Hotels, bei Wohnungsbesichtigungen etc) erst einmal Vorhang und Balkontüre auf, trete hinaus, blicke beschwingt in ganz viel grün, auf fluffige Hügel, und: auf ein kleines Rudel nackiger Omas, welche wohlig wie Katzen in der Mittagssonne schlafen.
Vor lauter Schreck rufe ich M. an, und damit mich keiner hört, hocke ich mit dem Mobiltelefon in der Dusche.
'Ich weiß nicht, wo ich hier gelandet bin, aber hier liegen ein Bademantel und ein Apfel für mich parat' albere ich durch die Leitung.
Auf Gongschlag werden die Liegen plötzlich frei und ich kann ein moralisch einwandfreies Bild von meinem Zimmerausblick knipsen.
( Links im Bild auf neun Uhr die Lehmbadkuhlen, rechts der Luftbadebereich. Zwei der vier Elemente der Medizin nach Pastor Emanuel Felke, der die 'Felkekur' mit den vier Elementen Erde, Wasser, Licht und Luft arbeitete.)
Ich passe mich ja flott an Umstände an, und so flogen dann auch meine Anziehdinge über den Stuhl, ich mit einem Satz in mein ökologisch einwandfreies Bett und schon war ich fest in Morpheus Armen für süße zwanzig Minuten.
Und trug einen frischen Virus in meiner Blutbahn, der Dank der Ruhe Zeit für seine Strategiebildung fand, mich, seit knapp zwei Jahren Virenfrei, in die Knie zu zwingen.
Eine Stunde später fand ich mich mit gefühlter Schieflage und einer glucksenden Körpermitte in einem Seminarraum wieder.
Der zweite Teil des Sommelier-Kurses begann mit einem wirklich spannenden Thema: Richtlinien im Bio-Wein-Anbau. Der Umweltbeauftragte der Delinat, Daniel Wyss, gab eine Einführung in Grundsätze, Anbaurichtlinien, Verarbeitungs- und Sozialrichtlinien, was in meinen Ohren wirkliche Musik ist. Was gibt es besseres, als sich für die Umwelt zu engagieren und als Belohnung ein wirklich gutes Glas Wein geschenkt zu bekommen?
Ich, welche die kleinste Weinanbaufläche im Düsseldorf besitzt (Trullo, zwei Rebstöcke), konnte noch dazu herausfinden, welche Gäste meine Blätter bevölkern und das ich dringend umziehen muss, weil es hier zu feucht ist für eine gesunde Ernte.
Schönstes Wort des Mittags: Jahrgangsstress.
Beim Pausenkaffee Glutenfreie Cracker, Kaffee und Schweißausbrüche für mich. Ich denke ein erstauntes 'wtf?' und widme mich ergeben zwei sehr feinen Themen:
Wein und Gesundheit + Eigenheilung mit einem komplett ausgetrunkenen Glas Degustationswein.
Abends dann, nach einem Essen und einem weiteren Glas roter Medizin galt es dann "Zahn um Zahn und Fuß vor Fuß, alle Mann im Höschen durch den Fluss". Ein Barfußweg sollte der Gruppenstärkung halber beschritten werden. 3,5 Kilometer Selbsterfahrung auf blanken Sohlen und auf Teilstrecken mit gelüfteten Kleidungsstücken.
Im Hinterkopf hatte ich wie einen Ticker das anstehende Spiel Italien gegen die Niederlande und mein heißer Kopf wollte auch lieber in ein ökologisch einwandfreies Kissen, also setze ich sachte mit 'Och, schade, ich hab gar keinen Bikini eingesteckt.' an. Badehose war quasi Pflicht, wenn man
auf dem Weg durch die Nahe waten wollte, ein Highlight des Weges, so wurde gemunkelt.
'Ich hab zwei mit, ich geb Dir eine ab.' kam es als Antwort von meiner rechten Seite, und nein, die Götter ließen ihrem Humor wieder freien Lauf, es kam nicht von einer Geschlechtsgenossin gleicher Statur sondern von einem sportlichen Mann der –und da bin ich mir mittlerweile ganz sicher- schadenfroh grinste.
Ich mach’s kurz: Ich lief in einer Puma-Jungshose durch Lehm, ich lief durch Wasser, hoppelte über nach hinten schwingende Balken, stolperte über nach vorne ausschlagende Stöcke, raste wie ein Hamster auf einer Tonne (mit Festhalten) und wirklich krönend war tatsächlich der Marsch durch die wilde Nahe und
(und das war die einzige Stelle, wo ich wirklich einmal fotografiert werden wollte, von mir aus auch in Jungshose und mit Lehm beschmiert)
das Durchhangeln über eine sehr schmale Hängebrücke über die Nahe.
Da werden Menschen zu Äffchen in H&M-Klamotten.
(Eins der komplett verwackelten Bilderserie mit dem Arbeitstitel "Schwankfotografie". Die Natur der Dinge auf einer Hängebrücke.)
Als wir alle auf der anderen Seite angekommen waren, lasen wir das Schild mit Ausrufezeichen und hatten tatsächlich alles bis auf einen Punkt falsch gemacht
(Nicht wackeln und ausschlagen / höchstens 25 Personen / nicht im Dunkeln etc.).
Wir waren nur 24.
Zurück im Zimmer. Ich, die Großstadtentnervte, freue mich die ganze Zeit auf diese unglaubliche Stille in der Nacht in dieser herrlichen Anlage. Weit weg von der Marder-Abwehr (gemeine Geräusche), und knietief in der Dunkelheit werde ich kurz vorher darauf aufmerksam gemacht, dass in meiner Gegend ein seltener Vogel Junge hätte, und die würden ab und an mal durch die Nacht rufen.
Nach einer halben Stunde ‚MAMA!’ Konzert bin ich kurz auf den Balkon und habe das Mobiltelefon Richtung Nest gehalten, um euch den Ruf der seltenen Waldohreule mitzubringen.
( Ja, der hat die ganze Nacht die Taktung gehalten. Ich schlief trotzdem tief und -)
Tag zwei fängt mit Hunsrücker Sommer in aller Frühe an. Ich träumte, die ganze Gruppe wäre über Stunden in einem riesigen Schwimmbad gewesen, und wir schwammen und schwammen und über allem lag der laute Schrei der jugendlichen Waldohreule. Das zur Gruppenstärkung mit Wassereinlage und ihre Wirkung auf die Freud’sche Traumregie.
Noch vor elf Uhr am Morgen tranken wir uns durch Trendgetränke mit Wein, und ich muss sagen: (…).
Nahtlos kamen dann PiWi-Weine ins Glas, was bedeutet, dass es ein Wein aus pilzwiderstandsfähigen Trauben ist.
Nahtlos bekam ich wieder einen heißen Kopf und Magen, was aber egal war, weil ich beim Thema 'Ökologie' äußerlich still sitzend doch innerlich wieder feste feierte. Ich notiere –nur falls mich das Fieber vor Seminarende hinrafft-
auf meinen Block:
unbedingt Bio-Winzerin werden. Hühner und 8 Möpse als Wachhunde sind dann inklusive, Wein wird Mopsbrut genannt, und möpselt nicht nach.
(Körpertemperatur ca. 37,7°C)
Am Ende blieb die Freude auf den nächsten Monat, wo Teil drei auf dem Papier steht, und Italien / Spanien.
Ich beende fiebrig diesen Eintrag mit dem Ruf der Waldohreule, den ich jetzt perfekt beherrsche, und lege mich zurück.
* Bei Interesse an mehr:
PDF zu Richtlinien im Bio-Weinanbau hier
Sämtliche Bilder zum Umfeld gibt es hier.
Bio-Weine gibt es genau hier.
Und residiert wurde dieses Mal in Menschels Vitalresort.
(Link hakte bei Einstellung)
Die vier Elemente vereint zur Kur nach Emanuel Felke.
*fin.
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