Mittwoch, 23. August 2006
reisenotizen, 11. seite.
Dienstag, 20. Juni 06
Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 25 °C
„Avec Surprise, sil vaut plait!“
Ab Nachts Landwind, Papeteriegestank und Regen. Da kann man dann tagsüber mal in aller Ruhe die Gegend erkunden ohne in Auto im eigenen Fett gegart zu werden.
Könnte man, sollte ich sagen, gäbe es in dieser Region viel zu erkunden.
So durchliefen wir einen Pinienwald, trafen dort auf gigantische Mengen von Enten, die in Frankreich erstaunlicherweise sehr viel lauter sind, als ihre deutsche Verwandtschaft, was ich immer ganz pragmatisch auf die Jagdzeit schiebe. Entweder sind diese armen Geschöpfe von der ganzen Ballerei schon fast taub, oder es hat sich für das Überleben als vorteilhaft erwiesen, ein sehr sehr lautes Organ zu entwickeln. So standen wir stumm an diesem Tümpel im Wald und wurden von geschätzten 20 Enten angebrüllt. Des weiteren trafen wir auf eine halbe Trillion Baby-Kröten auf Pilgerreise, was das karmisch einwandfreie Weitergehen arg strapazierte, sahen uns drei umliegende Strände an (sehen alle gleich aus), fuhren für eine Stunde in einen Supermarkt zum Ausgleich der farbe grün und zum austocken der Alkoholvorräte, nur um darauf im Haus, nach ein paar Creme Bruelee in einen sehr tiefen, sehr selbstgerechten Schlaf zu kippen. Zum lesen komm ich so nie.
(einer der zahllosen Strände, "kennste einen, kennste alle", würde mein ur-opa malte jetzt donnern.)
Im Kopf schon so langsam mit dem Finger den Heimweg nachzeichnend. Was nimmt man noch mit, welcher Wein war der beste und wer wollte alles Sand haben?
Nachmittags kam die Sonne raus und wir dann gleich hinterher.
(täglich)
Strand und Atlantik = ein Traum, und hätten wir eben zum Abendessen im Restaurant nicht diesen Liter Tafelfusel bestellt, dann hätte ich jetzt auch noch genaue Vorstellungen, wie das England-Schweden Spiel eigentlich im Detail war. Vor mir auf dem Tisch steht ein kleiner Plastik-Comic-Truthahn mit Hut, und ich erinnere mich vage, dass ich bei dem verdutzten franz-ital. Kellner in der Pizzeria als Nachtisch den „Surprise-Becher-Winnie-the-Pooh“ mit einem flüssigenavec in der Mitte und einem Sil vaut plait am Ende orderte, weil auf der Kinderkarte stand das halt so da. Den wollte ich. Mit Überraschung, biddeschön.
Betrug auf ganzer Linie!
Aber es wird alles seinen Sinn haben, und so muss ich jetzt auch lachen, wenn ich mir diese Federvieh ansehe, wie es von einer fetten, frischgepfützten französischen Nacktschnecke bestiegen wird.
----
Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Tag 10
Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 25 °C
„Avec Surprise, sil vaut plait!“
Ab Nachts Landwind, Papeteriegestank und Regen. Da kann man dann tagsüber mal in aller Ruhe die Gegend erkunden ohne in Auto im eigenen Fett gegart zu werden.
Könnte man, sollte ich sagen, gäbe es in dieser Region viel zu erkunden.
So durchliefen wir einen Pinienwald, trafen dort auf gigantische Mengen von Enten, die in Frankreich erstaunlicherweise sehr viel lauter sind, als ihre deutsche Verwandtschaft, was ich immer ganz pragmatisch auf die Jagdzeit schiebe. Entweder sind diese armen Geschöpfe von der ganzen Ballerei schon fast taub, oder es hat sich für das Überleben als vorteilhaft erwiesen, ein sehr sehr lautes Organ zu entwickeln. So standen wir stumm an diesem Tümpel im Wald und wurden von geschätzten 20 Enten angebrüllt. Des weiteren trafen wir auf eine halbe Trillion Baby-Kröten auf Pilgerreise, was das karmisch einwandfreie Weitergehen arg strapazierte, sahen uns drei umliegende Strände an (sehen alle gleich aus), fuhren für eine Stunde in einen Supermarkt zum Ausgleich der farbe grün und zum austocken der Alkoholvorräte, nur um darauf im Haus, nach ein paar Creme Bruelee in einen sehr tiefen, sehr selbstgerechten Schlaf zu kippen. Zum lesen komm ich so nie.
(einer der zahllosen Strände, "kennste einen, kennste alle", würde mein ur-opa malte jetzt donnern.)
Im Kopf schon so langsam mit dem Finger den Heimweg nachzeichnend. Was nimmt man noch mit, welcher Wein war der beste und wer wollte alles Sand haben?
Nachmittags kam die Sonne raus und wir dann gleich hinterher.
(täglich)
Strand und Atlantik = ein Traum, und hätten wir eben zum Abendessen im Restaurant nicht diesen Liter Tafelfusel bestellt, dann hätte ich jetzt auch noch genaue Vorstellungen, wie das England-Schweden Spiel eigentlich im Detail war. Vor mir auf dem Tisch steht ein kleiner Plastik-Comic-Truthahn mit Hut, und ich erinnere mich vage, dass ich bei dem verdutzten franz-ital. Kellner in der Pizzeria als Nachtisch den „Surprise-Becher-Winnie-the-Pooh“ mit einem flüssigenavec in der Mitte und einem Sil vaut plait am Ende orderte, weil auf der Kinderkarte stand das halt so da. Den wollte ich. Mit Überraschung, biddeschön.
Betrug auf ganzer Linie!
Aber es wird alles seinen Sinn haben, und so muss ich jetzt auch lachen, wenn ich mir diese Federvieh ansehe, wie es von einer fetten, frischgepfützten französischen Nacktschnecke bestiegen wird.
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Montag, 21. August 2006
reisenotizen, 10. seite.
Montag, 19. Juni 06
Mimizan Plage
Bewölkt, 25 °C
„Gebissen und gebeutelt“
Der heutige Tag ist schnell mit kratzendem Bleistift geschrieben:
Scheiß Nacht, weil beide Arme plötzlich das Glühen für sich entdeckten und ich im kargen Schein der Badezimmerfunzel nicht nur eine gigantische Allergiebeule als direkte Antwort auf einen Bremsenbiss an meinem rechten Unterarm entdeckte (was mich dank Verformung desselbigen in ehrfürchtiges Staunen verfallen ließ)-nein, es gab dazu noch eine frisch erweckte Sonnenallergie, netterweise direkt auf beiden Armen, und so quaddelte und schwoll ich in kühler Nachtluft vor mich hin, Ich, die eigentlich Allergiefreie, die dachte, der Alkohol im Restaurant hätte alles restlos wegdesinfiziert.
Überhaupt, der Alkohol. Irgendwie war die letzte Karaffe von letzter Nacht wohl schlecht, und so dümpelte ich tagsüber in mein knallrotes Badehandtuch gewickelt vor mich hin.
Hätte mich eine Superwelle ins Meer gespült, meine Retter hätten nur nach einer tief schlafenden, knallroten Frotteewurst Ausschau halten müssen, das war ich.
Schlafen am Strand bei bewölktem Himmel und Landwind, die Götter zeigen halt auch manchmal Gnade und knipsen die Sonne aus.
Abends magenschonende Nudeln, TV und keinen Alkohol, das erste mal in diesem Urlaub ohne Napf Rotwein ins Bett. Macht aber nix, ich kann ja gleich meine Beule am Unterarm mitnehmen.
PS: Na toll, in den paar Minuten meiner abendlichen Moleskine-Zeit wurden beide Tore geschossen, 71’ und 76’ Minute. Und ich denke noch, was schreien die Spanier um die Ecke so wild durchs Frankreich?
----
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Mimizan Plage
Bewölkt, 25 °C
„Gebissen und gebeutelt“
Der heutige Tag ist schnell mit kratzendem Bleistift geschrieben:
Scheiß Nacht, weil beide Arme plötzlich das Glühen für sich entdeckten und ich im kargen Schein der Badezimmerfunzel nicht nur eine gigantische Allergiebeule als direkte Antwort auf einen Bremsenbiss an meinem rechten Unterarm entdeckte (was mich dank Verformung desselbigen in ehrfürchtiges Staunen verfallen ließ)-nein, es gab dazu noch eine frisch erweckte Sonnenallergie, netterweise direkt auf beiden Armen, und so quaddelte und schwoll ich in kühler Nachtluft vor mich hin, Ich, die eigentlich Allergiefreie, die dachte, der Alkohol im Restaurant hätte alles restlos wegdesinfiziert.
Überhaupt, der Alkohol. Irgendwie war die letzte Karaffe von letzter Nacht wohl schlecht, und so dümpelte ich tagsüber in mein knallrotes Badehandtuch gewickelt vor mich hin.
Hätte mich eine Superwelle ins Meer gespült, meine Retter hätten nur nach einer tief schlafenden, knallroten Frotteewurst Ausschau halten müssen, das war ich.
Schlafen am Strand bei bewölktem Himmel und Landwind, die Götter zeigen halt auch manchmal Gnade und knipsen die Sonne aus.
Abends magenschonende Nudeln, TV und keinen Alkohol, das erste mal in diesem Urlaub ohne Napf Rotwein ins Bett. Macht aber nix, ich kann ja gleich meine Beule am Unterarm mitnehmen.
PS: Na toll, in den paar Minuten meiner abendlichen Moleskine-Zeit wurden beide Tore geschossen, 71’ und 76’ Minute. Und ich denke noch, was schreien die Spanier um die Ecke so wild durchs Frankreich?
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Freitag, 18. August 2006
reisenotizen, 9. seite.
Sonntag, 18. Juni 06
Mimizan Plage
Sonne, 30 °C
„Ich hol uns hier raus!“
Sollte gleich irgend jemand zu mir sagen „Lu, Hey, Du siehst ja aus, als hätte Dich jemand rückwärts durch einen Brombeerstrauch gezogen!“, dann kann ich erhobenen Hauptes antworten „Ja, genau, und ich lag dabei noch gegen Bremsen, Ufergestrüpp, herabhängende Äste und Stromschnellen kämpfend rücklings in einem Kanu und hatte nur einen Bikini an.“
Acht Kilometer in praller Mittagssonne durch ein französisches Flussgebiet gebrasselt, welches durch tolle wie stille Natur etc. besticht. Hatte ich bloß wenig Zeit und Muße zu, mir das alles genau anzusehen, weil ich saß vorne und musste paddeln, und dabei sehr oft nach hinten zu M. „Warte, ich hol uns da raus!“ rufen. „Da raus“ bedeutete in diesem Fall meist die Uferböschung, in die wir, die wir noch nie zusammen gepaddelt sind, ach, was schwurbel ich... ich, die noch nie gepaddelt ist und M., der ganz andere Vorstellungen von Wegen und Richtungen hatte, ganz gerne mal hinein donnerten. Es ist schon ein heisser Moment, wenn man erkennt, dass das böse Ufergebüsch bis an die Zähne mit dünnen, langen Dornen bewaffnet ist, und keine Probleme damit hat, diese Waffen auch einzusetzen. Ich konnte mich nur ergeben ducken, mit meinem Superpaddel gegen hoffentlich nicht atmende Widerstände im Morast drücken und dabei immer gegen die Anstrengung atmen. Nach 20 Minuten sah ich aus wie die deutsche Schwester von Bruce Willis . Die Schwimmweste leger geöffnet weil mir eine XL-Wespe direkt in den Ausschnitt landete, die Oberschenkel nass und blutig zerkratzt und vor Anstrengung rosig leuchtende Wangen, die mit ihrer Signalfarbe immer diese seltsam schwarzen Libellen anlockten. Was für ein unglaublich natürliches Erlebnis!
Aber ich hatte es nicht anders gewollt, ich schrie ja förmlich nach Bewegung und Schweiß.
Was mich etwas verwunderte ist die Tatsache, dass der Kanuverleiher ein grundgutes Vertrauen in seine Kundschaft haben muss, weil bei dem ging das so: Man ruft an, nennt einen Termin, wann man gerne Kanu fahren möchte, er sammelt ein paar Termine und dann fährt man zu ihm in den Wald. Dort werden Kanus wie Menschen an und in den Sprinter gepackt und eine echt lange Zeit durch die Pampa gekarrt. Am Ende weiß keiner mehr, wo man ist. Dann kann man sich noch ein schönes Paddel aussuchen und er lässt einen lächelnd in den Fluss zu Wasser. Die erste Stromschnelle kommt nach gut 20 Metern, man hört ihn noch lachen, wenn man sich gegen den Uhrzeigersinn darin dreht und doof guckt.
Dieser Mann fragt nichts, er lässt einen einfach allein. Was man sich unbedingt merken sollte, ist das Aussehen der Brücke vom Abfahrtsort, weil die muss man nach den acht Kilometern Flussweg sehen und vor allem erkennen UND dort rechts raus, weil um die Ecke kommt der Atlantik, und da will man mit dieser rasanten Nussschale nun wirklich nicht hinein.
Ich machs kurz: Wir haben es geschafft, auch wenn wir ein paar Meter vor Ziel noch eine Ewigkeit auf einer Wurzel festhingen, und es hat einen riesigen Spaß gemacht. Und der Bremsenbiss an meinem linken Innenarm sah noch gar nicht so übel aus. Hach!
Und der Morgen, der ist schnell erzählt: Zwei Stunden Strand, Doppelbrecher an Wellen, nach drei mal kräftig nach unten getunkt werden hatte ich die Nase + die Hose voll. Dafür alten bekannten Lifeguard getroffen und ein wenig Klönschnack gehalten. Ich freu mich ja immer, wenn ich im Urlaub „alte bekannte“ treffe, man fühlt sich dann immer gleich ganz eingeboren und voll integriert.
(Ausblicke; mit Jungs am Strand.)
Warum ich den Morgen nach dem Nachmittag aufschreibe? Weil mein Bremsenbiss gerade mehr Aufsehen macht, als meine im Atlantiksand zur Bremse umfunktionierte Nase, das ist alles.
Und jetzt habe ich keine Zeit mehr, Mo hat ein sehr straffes Programm heute, also duschen und ab ins Restaurant, es ist gleich neun.
(eine Stunde später sah Lu diese Formation, knapp gekocht mit Sauce. Im Hintergrund wurde ein Fass entkorkt.)
PS nach Mitternacht: Ich sehe gerade, dass mein Bremsenbiss mittlerweile nicht nur gigantisch geschwollen und steinhart ist, sondern dass ich auch noch zu lange in der Sonne war. Ich leuchte zart im reinen Weiß der Laken. Außerdem hatte ich ein Literchen zu viel von diesem leckeren Rotwein, das ganze Haus dreht sich um mich herum.
Das zum Thema Eingeborene!
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Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
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Tag 7
Tag 8
Mimizan Plage
Sonne, 30 °C
„Ich hol uns hier raus!“
Sollte gleich irgend jemand zu mir sagen „Lu, Hey, Du siehst ja aus, als hätte Dich jemand rückwärts durch einen Brombeerstrauch gezogen!“, dann kann ich erhobenen Hauptes antworten „Ja, genau, und ich lag dabei noch gegen Bremsen, Ufergestrüpp, herabhängende Äste und Stromschnellen kämpfend rücklings in einem Kanu und hatte nur einen Bikini an.“
Acht Kilometer in praller Mittagssonne durch ein französisches Flussgebiet gebrasselt, welches durch tolle wie stille Natur etc. besticht. Hatte ich bloß wenig Zeit und Muße zu, mir das alles genau anzusehen, weil ich saß vorne und musste paddeln, und dabei sehr oft nach hinten zu M. „Warte, ich hol uns da raus!“ rufen. „Da raus“ bedeutete in diesem Fall meist die Uferböschung, in die wir, die wir noch nie zusammen gepaddelt sind, ach, was schwurbel ich... ich, die noch nie gepaddelt ist und M., der ganz andere Vorstellungen von Wegen und Richtungen hatte, ganz gerne mal hinein donnerten. Es ist schon ein heisser Moment, wenn man erkennt, dass das böse Ufergebüsch bis an die Zähne mit dünnen, langen Dornen bewaffnet ist, und keine Probleme damit hat, diese Waffen auch einzusetzen. Ich konnte mich nur ergeben ducken, mit meinem Superpaddel gegen hoffentlich nicht atmende Widerstände im Morast drücken und dabei immer gegen die Anstrengung atmen. Nach 20 Minuten sah ich aus wie die deutsche Schwester von Bruce Willis . Die Schwimmweste leger geöffnet weil mir eine XL-Wespe direkt in den Ausschnitt landete, die Oberschenkel nass und blutig zerkratzt und vor Anstrengung rosig leuchtende Wangen, die mit ihrer Signalfarbe immer diese seltsam schwarzen Libellen anlockten. Was für ein unglaublich natürliches Erlebnis!
Aber ich hatte es nicht anders gewollt, ich schrie ja förmlich nach Bewegung und Schweiß.
Was mich etwas verwunderte ist die Tatsache, dass der Kanuverleiher ein grundgutes Vertrauen in seine Kundschaft haben muss, weil bei dem ging das so: Man ruft an, nennt einen Termin, wann man gerne Kanu fahren möchte, er sammelt ein paar Termine und dann fährt man zu ihm in den Wald. Dort werden Kanus wie Menschen an und in den Sprinter gepackt und eine echt lange Zeit durch die Pampa gekarrt. Am Ende weiß keiner mehr, wo man ist. Dann kann man sich noch ein schönes Paddel aussuchen und er lässt einen lächelnd in den Fluss zu Wasser. Die erste Stromschnelle kommt nach gut 20 Metern, man hört ihn noch lachen, wenn man sich gegen den Uhrzeigersinn darin dreht und doof guckt.
Dieser Mann fragt nichts, er lässt einen einfach allein. Was man sich unbedingt merken sollte, ist das Aussehen der Brücke vom Abfahrtsort, weil die muss man nach den acht Kilometern Flussweg sehen und vor allem erkennen UND dort rechts raus, weil um die Ecke kommt der Atlantik, und da will man mit dieser rasanten Nussschale nun wirklich nicht hinein.
Ich machs kurz: Wir haben es geschafft, auch wenn wir ein paar Meter vor Ziel noch eine Ewigkeit auf einer Wurzel festhingen, und es hat einen riesigen Spaß gemacht. Und der Bremsenbiss an meinem linken Innenarm sah noch gar nicht so übel aus. Hach!
Und der Morgen, der ist schnell erzählt: Zwei Stunden Strand, Doppelbrecher an Wellen, nach drei mal kräftig nach unten getunkt werden hatte ich die Nase + die Hose voll. Dafür alten bekannten Lifeguard getroffen und ein wenig Klönschnack gehalten. Ich freu mich ja immer, wenn ich im Urlaub „alte bekannte“ treffe, man fühlt sich dann immer gleich ganz eingeboren und voll integriert.
(Ausblicke; mit Jungs am Strand.)
Warum ich den Morgen nach dem Nachmittag aufschreibe? Weil mein Bremsenbiss gerade mehr Aufsehen macht, als meine im Atlantiksand zur Bremse umfunktionierte Nase, das ist alles.
Und jetzt habe ich keine Zeit mehr, Mo hat ein sehr straffes Programm heute, also duschen und ab ins Restaurant, es ist gleich neun.
(eine Stunde später sah Lu diese Formation, knapp gekocht mit Sauce. Im Hintergrund wurde ein Fass entkorkt.)
PS nach Mitternacht: Ich sehe gerade, dass mein Bremsenbiss mittlerweile nicht nur gigantisch geschwollen und steinhart ist, sondern dass ich auch noch zu lange in der Sonne war. Ich leuchte zart im reinen Weiß der Laken. Außerdem hatte ich ein Literchen zu viel von diesem leckeren Rotwein, das ganze Haus dreht sich um mich herum.
Das zum Thema Eingeborene!
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Tag 8
Donnerstag, 17. August 2006
reisenotizen, 8. seite.
Samstag, 17. Juni 06
Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 30 °C
„Suff, Freundschaft und Maggiekraut“
Eine ganze Nacht randvoll mit Gewittern, welche hier am Atlantik, der Wetterküche des restlichen westlichen Europas, immer sehr ergiebig und vor allem sehr laut ausfallen. Mag man gar nicht meinen, dass das Meer so einen Resonanzkörper hergibt, vielleicht hallt es aber auch in den sehr spärlich möblierten Urlaubskaschemmen nach, außer bei uns. Ich habe noch nie so ein überdekoriertes Haus gemietet, aber das erwähnte ich ja schon. Zurück zum Gewitter und der Nacht:
Ich schlief wie ein Stein, und das will bei mir was heißen.
Am Morgen gabs den letzten „guten“ Kaffee, zwei Stunden Strand und die ersten, sehr akuten Verblödungswarlosungsszenerien, Nachtigall, ick hör dir latschen!
Vergessene PIN-Nummern im Supermarkt, sinnfreie Dialoge, welche ich hier ganz sicher nicht wiedergeben möchte, und, (und genau hier kommen wir zum Punkt Freundschaft): Das erste Wiedersehen mit meiner lieben, alten hippiesken Freundin, die direkt emsig ihre Bier- wie Weinvorräte aus dem Kühlschrank zerrte und mit Käse auf den Gartentisch wuchtete, Prosit.
Es war gerade mal knapp halb zwölf am Mittag.
So können Tage dann auch prima ins Land ziehen, ohne dass man mehr bewegt als den Arm, der das Glas hält. Unser Tag also zog unter Mo’s großem Sonnenschirm irgendwo ins Land, mit Mo’s Bieren, Mo’s Weinen und vor allem mit Mo’s wegwerfenden Handbewegungen, verlangte man doch mal nach Wasser oder Kaffee.
(Gelageplatz ganz in grün, man vermutet nichts.)
Abends im Haus, also eben, dann direkt weiter gemacht. Tür auf, Wein auf, Markise schon mal vorsorglich weggetuppert und TV an, Fussball gucken. Tschechei gegen Ghana, 0:2, und gleich Italien gegen die USA.
(Markise, ein Stück weit.)
Was ich unbedingt noch loswerden muss, so lange ich nicht auch schriftlich lalle, da war heute der Claude bei Mo, und Claude ist 40 und hat seit 20 Jahren keine eigene Bleibe mehr, schlägt sich mit gärtnern durch und ist neulich noch den Jakobsweg Camino Francés gepilgert, da kam er grad von zurück, saß hier so in einer Kneipe und trifft natürlich, wen wohl, Mo, und da er auch brennender Fan von Verschwörungstheorien ist und fleißig im Garten, da hat Mo ihn direkt eingepackt, war ja Markttag, und mitgenommen. Er will noch nicht mal auf die Couch, liegt lieber in der Garage und sollte hier direkt mal erwähnt werden, wie ich finde, der Claude.
(Wer, wenn nicht Claude.)
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Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 30 °C
„Suff, Freundschaft und Maggiekraut“
Eine ganze Nacht randvoll mit Gewittern, welche hier am Atlantik, der Wetterküche des restlichen westlichen Europas, immer sehr ergiebig und vor allem sehr laut ausfallen. Mag man gar nicht meinen, dass das Meer so einen Resonanzkörper hergibt, vielleicht hallt es aber auch in den sehr spärlich möblierten Urlaubskaschemmen nach, außer bei uns. Ich habe noch nie so ein überdekoriertes Haus gemietet, aber das erwähnte ich ja schon. Zurück zum Gewitter und der Nacht:
Ich schlief wie ein Stein, und das will bei mir was heißen.
Am Morgen gabs den letzten „guten“ Kaffee, zwei Stunden Strand und die ersten, sehr akuten Ver
Vergessene PIN-Nummern im Supermarkt, sinnfreie Dialoge, welche ich hier ganz sicher nicht wiedergeben möchte, und, (und genau hier kommen wir zum Punkt Freundschaft): Das erste Wiedersehen mit meiner lieben, alten hippiesken Freundin, die direkt emsig ihre Bier- wie Weinvorräte aus dem Kühlschrank zerrte und mit Käse auf den Gartentisch wuchtete, Prosit.
Es war gerade mal knapp halb zwölf am Mittag.
So können Tage dann auch prima ins Land ziehen, ohne dass man mehr bewegt als den Arm, der das Glas hält. Unser Tag also zog unter Mo’s großem Sonnenschirm irgendwo ins Land, mit Mo’s Bieren, Mo’s Weinen und vor allem mit Mo’s wegwerfenden Handbewegungen, verlangte man doch mal nach Wasser oder Kaffee.
(Gelageplatz ganz in grün, man vermutet nichts.)
Abends im Haus, also eben, dann direkt weiter gemacht. Tür auf, Wein auf, Markise schon mal vorsorglich weggetuppert und TV an, Fussball gucken. Tschechei gegen Ghana, 0:2, und gleich Italien gegen die USA.
(Markise, ein Stück weit.)
Was ich unbedingt noch loswerden muss, so lange ich nicht auch schriftlich lalle, da war heute der Claude bei Mo, und Claude ist 40 und hat seit 20 Jahren keine eigene Bleibe mehr, schlägt sich mit gärtnern durch und ist neulich noch den Jakobsweg Camino Francés gepilgert, da kam er grad von zurück, saß hier so in einer Kneipe und trifft natürlich, wen wohl, Mo, und da er auch brennender Fan von Verschwörungstheorien ist und fleißig im Garten, da hat Mo ihn direkt eingepackt, war ja Markttag, und mitgenommen. Er will noch nicht mal auf die Couch, liegt lieber in der Garage und sollte hier direkt mal erwähnt werden, wie ich finde, der Claude.
(Wer, wenn nicht Claude.)
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Tag 2
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Tag 5
Tag 6
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Mittwoch, 16. August 2006
reisenotizen, 7. seite.
Freitag, 16. Juni 06
Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 32 °C
„Gewitter an Austern“
Ein Haus zu haben bedeutet gleichsam, Verantwortung zu tragen, was mich letzte Nacht (genau, die erste in einem richtigen Bett, gefühlt seit Wochen, Vorfreude, Jubel und himmlischer Chor beim hinlegen!) Punkt drei Uhr im Schlüpfer Markisen elektrisch einfahren und Wäscheständer per Hand und Pedes eiligst reinschleppen ließ, als ein erstes Gewitter den Ort und unsere Terrasse komplett flutete.
M. bekam, ganz Mann, davon nichts mit und schlief währenddessen den Schlaf der Gerechten. Ich hingegen im Halbschlaf gerannt wie bei den Jugendfestspielen, immer die Dekowahnsinnigen Besitzer und Punkt 12) Markise von der Hausgebrauchsanleitung im Hinterkopf.
Urlaub zu haben steht ja auch irgendwie für Hirn aus und ausruhen, und klappt dieses jahr mehr so weniger. Bis auf den komplett vergessenen Handy-PIN (hab ich ja erst seit 10 Jahren, und nie mal geändert auf einen, den ich auch im Koma nie vergessen würde, lieber immer schön bei der kryptischen ab-Werk-Nummer bleiben, is klar.) weiß ich noch alles und kann mich in ganzen wie langen wie verschachtelten Sätzen ausdrücken, gern auch 3-sprachig. Dafür wird der Inhalt eher Privatfernsehen, das nenn ich mal ausgleichende Gerechtigkeit. Heute am Strand liege ich eine Weile so vor mich hin und denke tatsächlich darüber nach, wie ich die Innenseiten des Körpers ebenfalls angebräunt bekomme, Wäsche wechsel ich noch täglich, aber eben habe ich Gedankenlos das Bided zweckentfremdet (Punkt 87)Bidet-Nutzung) und darin meine Wäsche schön in REI eingelegt. Ausserdem kann man sich darin super die Beine rasieren. So komme ich nie in einen Himmel, ich muss aufpassen!
(Wellen hoch wie Gartenlauben)
Unsere kulinarischen Exzesse nehmen Ausmaße an. Habe seit einer Woche keine Lust mehr auf Eier, der ganze Fisch deckt also meinen Eiweißbedarf mehr wie ab. Allerdings, und das finde ich auch langsam bedenklich, habe ich gleich viel Photos von prallvollen Tellern auf der Speicherkarte als von Franzosen und deren Landschaft.
(Beweisbild, Abendessen)
Freue mich schon auf die Erklärungen zu Hause, wenn die Lieben die Galerie einer Speisekarte sehen und statt Meer und Sand die toten Insassen in Olivenöl mit Knoblauch und Brot.
Man hangelt sich auch von Flut zu Ebbe, von Mahlzeit zu Verdauungsspaziergang (der Abends dank Wein meist sehr beschwingt und mit leichter Schräglage passiert), bis man wie ich gerade völlig erschlagen im herrlichen Bett (Hurra!) liegt, und das noch vor Mitternacht. Draußen über dem Atlantik geht die Welt in grellen, langen Blitzen unter und alles versinkt in lautem Regenprasseln. Abkühlung, endlich.
Übrigens eine praktische Einrichtung, hier in Mimizan, dass tagsüber die Sonne scheint und es über Nacht runtergewittert, wenn, ja wenn man die Markise drin hat.
Ich muss noch mal weg …
(Zimmer mit Aussicht, über dem Meer kam der Weltuntergang daher.)
----
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Mimizan Plage
Sonne & Gewitter, 32 °C
„Gewitter an Austern“
Ein Haus zu haben bedeutet gleichsam, Verantwortung zu tragen, was mich letzte Nacht (genau, die erste in einem richtigen Bett, gefühlt seit Wochen, Vorfreude, Jubel und himmlischer Chor beim hinlegen!) Punkt drei Uhr im Schlüpfer Markisen elektrisch einfahren und Wäscheständer per Hand und Pedes eiligst reinschleppen ließ, als ein erstes Gewitter den Ort und unsere Terrasse komplett flutete.
M. bekam, ganz Mann, davon nichts mit und schlief währenddessen den Schlaf der Gerechten. Ich hingegen im Halbschlaf gerannt wie bei den Jugendfestspielen, immer die Dekowahnsinnigen Besitzer und Punkt 12) Markise von der Hausgebrauchsanleitung im Hinterkopf.
Urlaub zu haben steht ja auch irgendwie für Hirn aus und ausruhen, und klappt dieses jahr mehr so weniger. Bis auf den komplett vergessenen Handy-PIN (hab ich ja erst seit 10 Jahren, und nie mal geändert auf einen, den ich auch im Koma nie vergessen würde, lieber immer schön bei der kryptischen ab-Werk-Nummer bleiben, is klar.) weiß ich noch alles und kann mich in ganzen wie langen wie verschachtelten Sätzen ausdrücken, gern auch 3-sprachig. Dafür wird der Inhalt eher Privatfernsehen, das nenn ich mal ausgleichende Gerechtigkeit. Heute am Strand liege ich eine Weile so vor mich hin und denke tatsächlich darüber nach, wie ich die Innenseiten des Körpers ebenfalls angebräunt bekomme, Wäsche wechsel ich noch täglich, aber eben habe ich Gedankenlos das Bided zweckentfremdet (Punkt 87)Bidet-Nutzung) und darin meine Wäsche schön in REI eingelegt. Ausserdem kann man sich darin super die Beine rasieren. So komme ich nie in einen Himmel, ich muss aufpassen!
(Wellen hoch wie Gartenlauben)
Unsere kulinarischen Exzesse nehmen Ausmaße an. Habe seit einer Woche keine Lust mehr auf Eier, der ganze Fisch deckt also meinen Eiweißbedarf mehr wie ab. Allerdings, und das finde ich auch langsam bedenklich, habe ich gleich viel Photos von prallvollen Tellern auf der Speicherkarte als von Franzosen und deren Landschaft.
(Beweisbild, Abendessen)
Freue mich schon auf die Erklärungen zu Hause, wenn die Lieben die Galerie einer Speisekarte sehen und statt Meer und Sand die toten Insassen in Olivenöl mit Knoblauch und Brot.
Man hangelt sich auch von Flut zu Ebbe, von Mahlzeit zu Verdauungsspaziergang (der Abends dank Wein meist sehr beschwingt und mit leichter Schräglage passiert), bis man wie ich gerade völlig erschlagen im herrlichen Bett (Hurra!) liegt, und das noch vor Mitternacht. Draußen über dem Atlantik geht die Welt in grellen, langen Blitzen unter und alles versinkt in lautem Regenprasseln. Abkühlung, endlich.
Übrigens eine praktische Einrichtung, hier in Mimizan, dass tagsüber die Sonne scheint und es über Nacht runtergewittert, wenn, ja wenn man die Markise drin hat.
Ich muss noch mal weg …
(Zimmer mit Aussicht, über dem Meer kam der Weltuntergang daher.)
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Dienstag, 15. August 2006
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Donnerstag, 15. Juni 06
Soulac sur Mer – Mimizan Plage
Sonne , 32 °C
„Einmal durch Medoc und nicht zurück“
(die Küste hinab)
Nach genau keiner Minute Schlaf letzte Nacht mehr so fluchtartig den Campingplatz verlassen. Um Maut zu sparen und weil man im Urlaub unbedingt Entschleunigen sollte, haben wir die Landstrasse genommen. In Frankreich gibt es meist drei Möglichkeiten, eine Strasse zu wählen. Die erste ist die Autobahn, Gebührenpflichtig, gepflegt und man findet sie immer Dank bester Beschilderung. Direkt daneben führen die Bundesstrassen ihr Dasein, nicht immer ganz so einfach zu finden, weil man soll ja Geld im Land lassen. Auf den Autobahnen ist 130 das Limit bei Geschwindigkeit, auf den Bundesstrassen 110. Die Strassen sind ebenfalls meist in einem sehr guten Zustand und direkt neben den Autobahnen, also von der Strecke her kaum nennenswert länger. Und als letzte Alternative gibt es noch die Landstrassen, und genau als solche sind diese auch zu verstehen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Geschwindigkeitsbegrenzung dort bei 90, oft ist die Strasse relativ schmal, so das man gern eine Schlange von Karossen hinter einem Traktor tuckeln sieht, während alle auf die Überholpfeile auf der Strasse warten. Geht alles, wenn man Zeit und Nerven dabei hat.
Jedenfalls sind wir heute Bundes- und Landstrassen gefahren, was sich lohnt, denn das Medoc-Gebiet hat optisch wie kulinarisch einiges zu bieten.
(nämlich Wein, überall.)
Man passiert ein Weingut nach dem anderen, und falls wer mal so richtig Bedarf nach gutem Rotwein, Antiquitäten und gigantischen Hallen gefüllt mit Gartenmöbeln hat, der sollte dorthin fahren. Viel mehr würde ich dort allerdings nicht erwarten.
(Ganz Medoc in Technicolor)
Wenn man meint, man hätte Zeit, man könnte die Landstrasse nehmen, dann kann es einem schnell passieren, dass man in sengender Mittagshitze die schnurgeraden Landstrassen der Cote D’Argent entlang geführt wird, sich wie in den Staaten fühlt, weil links und rechts der Strasse nichts als in der Mittagssonne flirrendes Getreide, Mais und Gemüse wachsen, und riesige Greifvögel mit zappelnden Schlangen im Schnabel fliegen auf Augenhöhe an Auto vorbei. Tach zusammen.
Ich hatte die Hände permanent an der Wasserflasche und den Blick hitzig auf die Benzinanzeige geheftet, welche bedrohlich im roten Bereich vor sich hindümpelte, und zwar bis Mimizan. Dort angekommen Dramen der Schlafplatzsuche und Pommes geschmeckt in Alt-Öl gebacken. Um 18h00 waren wir am Ende (so oder so) verschwitzte, unterzuckerte und mächtig stolze Schlüsselbesitzer eines Hauses für eine ganze Woche.
(Von aussen dunkel und die harte Witterung abwehrende Festung, von innen hell und weich, so war Haus.)
Zwei Schlafzimmer, Holzböden, zwei Etagen, herrliche Betten, Omo-weiße Bettwäsche, ein riesiger Grill, Terrasse, Balkon, TV, al_les! Und das alles um genau ein Haar nicht, hätte ich eine halbe Stunde zuvor auf dem Campingplatz nicht eine kurze aber knackige Krise wegen maue Ausstattung vs. enorme Preise bekommen.
Das Office de Tourisme vort Ort hatte keine Häuser von Donnerstag bis Donnerstag, da wird nur Samstags besetzt, das Interchalet hatte enorm viel Verständnis und zwei beziehbare Häuser, aber auf der noch falsch eingeschätzten Nordhälfte, wir wollten die ruhige Südhälfte. Auf dem Campingplatz, die Zeit wurde langsam knapp, wollten sie uns erst die Trailer nicht zeigen, nach sehr strenger Entrüstung ging es plötzlich doch und ich schwöre, in dem ersten Trailer lagen die toten Stubenfliegen Centimeterdick vor der Eingangstüre. Im zweiten dann nicht, aber dafür lagen mir imaginäre Stubenfliegen sehr Tot auf der Seele, der Platz fühlte sich nicht richtig an, ich wollte dort keine Woche bleiben. Zurück zu Interchalet, wir hatten noch 15 Minuten bis Feierabend, das erste Haus besichtigt und direkt den Schlüssel in der fest geschlossenen Hand behalten, weil wuow...
Luxus, Haarpackung, eine randvolle Schüssel voll mit Spaghetti und ENDLICH WM gucken können, das wäre mir jede Krise wert gewesen.
(Das Bett, ein Segen nach einer Woche Trailerliegen und Schlafsackknistern, und einer Nacht ohne Schlaf.)
Heute Nacht also endlich ein richtiges Bett unter mir und ein richtig frisches Laken über mir, und der Atlantik laut tosend um die Ecke. Wenn nur die Nordseite ruhig bleibt, es ist kurz nach 21h00, die Surfer-Discos haben noch nicht geöffnet.
Ein PS aus der Bettwolke heraus: Auch wenn das Haus Deko-Wahnsinnigen gehört, die scheinbar frei nach dem Leitsatz „Ein freier Centimeter ohne Boot/Leuchtturm/Fisch-Attrappe darauf ist ein verlorener Centimeter“ agieren, ich kann die Schwaben verstehen: Es ist schön, in einem Haus zu sein!
(Sie sammelten ein Leben lang in Deko-Geschäften und schufen dies, einen eigenen Dekoladen. Verwackelt weil Ehrfürchitg.)
----
Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Soulac sur Mer – Mimizan Plage
Sonne , 32 °C
„Einmal durch Medoc und nicht zurück“
(die Küste hinab)
Nach genau keiner Minute Schlaf letzte Nacht mehr so fluchtartig den Campingplatz verlassen. Um Maut zu sparen und weil man im Urlaub unbedingt Entschleunigen sollte, haben wir die Landstrasse genommen. In Frankreich gibt es meist drei Möglichkeiten, eine Strasse zu wählen. Die erste ist die Autobahn, Gebührenpflichtig, gepflegt und man findet sie immer Dank bester Beschilderung. Direkt daneben führen die Bundesstrassen ihr Dasein, nicht immer ganz so einfach zu finden, weil man soll ja Geld im Land lassen. Auf den Autobahnen ist 130 das Limit bei Geschwindigkeit, auf den Bundesstrassen 110. Die Strassen sind ebenfalls meist in einem sehr guten Zustand und direkt neben den Autobahnen, also von der Strecke her kaum nennenswert länger. Und als letzte Alternative gibt es noch die Landstrassen, und genau als solche sind diese auch zu verstehen. Wenn ich mich richtig erinnere, ist die Geschwindigkeitsbegrenzung dort bei 90, oft ist die Strasse relativ schmal, so das man gern eine Schlange von Karossen hinter einem Traktor tuckeln sieht, während alle auf die Überholpfeile auf der Strasse warten. Geht alles, wenn man Zeit und Nerven dabei hat.
Jedenfalls sind wir heute Bundes- und Landstrassen gefahren, was sich lohnt, denn das Medoc-Gebiet hat optisch wie kulinarisch einiges zu bieten.
(nämlich Wein, überall.)
Man passiert ein Weingut nach dem anderen, und falls wer mal so richtig Bedarf nach gutem Rotwein, Antiquitäten und gigantischen Hallen gefüllt mit Gartenmöbeln hat, der sollte dorthin fahren. Viel mehr würde ich dort allerdings nicht erwarten.
(Ganz Medoc in Technicolor)
Wenn man meint, man hätte Zeit, man könnte die Landstrasse nehmen, dann kann es einem schnell passieren, dass man in sengender Mittagshitze die schnurgeraden Landstrassen der Cote D’Argent entlang geführt wird, sich wie in den Staaten fühlt, weil links und rechts der Strasse nichts als in der Mittagssonne flirrendes Getreide, Mais und Gemüse wachsen, und riesige Greifvögel mit zappelnden Schlangen im Schnabel fliegen auf Augenhöhe an Auto vorbei. Tach zusammen.
Ich hatte die Hände permanent an der Wasserflasche und den Blick hitzig auf die Benzinanzeige geheftet, welche bedrohlich im roten Bereich vor sich hindümpelte, und zwar bis Mimizan. Dort angekommen Dramen der Schlafplatzsuche und Pommes geschmeckt in Alt-Öl gebacken. Um 18h00 waren wir am Ende (so oder so) verschwitzte, unterzuckerte und mächtig stolze Schlüsselbesitzer eines Hauses für eine ganze Woche.
(Von aussen dunkel und die harte Witterung abwehrende Festung, von innen hell und weich, so war Haus.)
Zwei Schlafzimmer, Holzböden, zwei Etagen, herrliche Betten, Omo-weiße Bettwäsche, ein riesiger Grill, Terrasse, Balkon, TV, al_les! Und das alles um genau ein Haar nicht, hätte ich eine halbe Stunde zuvor auf dem Campingplatz nicht eine kurze aber knackige Krise wegen maue Ausstattung vs. enorme Preise bekommen.
Das Office de Tourisme vort Ort hatte keine Häuser von Donnerstag bis Donnerstag, da wird nur Samstags besetzt, das Interchalet hatte enorm viel Verständnis und zwei beziehbare Häuser, aber auf der noch falsch eingeschätzten Nordhälfte, wir wollten die ruhige Südhälfte. Auf dem Campingplatz, die Zeit wurde langsam knapp, wollten sie uns erst die Trailer nicht zeigen, nach sehr strenger Entrüstung ging es plötzlich doch und ich schwöre, in dem ersten Trailer lagen die toten Stubenfliegen Centimeterdick vor der Eingangstüre. Im zweiten dann nicht, aber dafür lagen mir imaginäre Stubenfliegen sehr Tot auf der Seele, der Platz fühlte sich nicht richtig an, ich wollte dort keine Woche bleiben. Zurück zu Interchalet, wir hatten noch 15 Minuten bis Feierabend, das erste Haus besichtigt und direkt den Schlüssel in der fest geschlossenen Hand behalten, weil wuow...
Luxus, Haarpackung, eine randvolle Schüssel voll mit Spaghetti und ENDLICH WM gucken können, das wäre mir jede Krise wert gewesen.
(Das Bett, ein Segen nach einer Woche Trailerliegen und Schlafsackknistern, und einer Nacht ohne Schlaf.)
Heute Nacht also endlich ein richtiges Bett unter mir und ein richtig frisches Laken über mir, und der Atlantik laut tosend um die Ecke. Wenn nur die Nordseite ruhig bleibt, es ist kurz nach 21h00, die Surfer-Discos haben noch nicht geöffnet.
Ein PS aus der Bettwolke heraus: Auch wenn das Haus Deko-Wahnsinnigen gehört, die scheinbar frei nach dem Leitsatz „Ein freier Centimeter ohne Boot/Leuchtturm/Fisch-Attrappe darauf ist ein verlorener Centimeter“ agieren, ich kann die Schwaben verstehen: Es ist schön, in einem Haus zu sein!
(Sie sammelten ein Leben lang in Deko-Geschäften und schufen dies, einen eigenen Dekoladen. Verwackelt weil Ehrfürchitg.)
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Du weißt nich, was hier los ist, und warum Du mitten in Frankreich liest? Hier gehts zum Anfang:
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Dienstag, 8. August 2006
reisenotizen, 6. seite.
Mittwoch, 14. Juni 06
Soulac sur Mer
Sonne , 33 °C
„Deutschland gegen Polen, wir gegen einen Reisebus“
( Atlantik im eigenen Glanze, im Hintergrund große Fische, ganz sicher.)
(Mann und Meer, beide unentschieden.)
Manchmal sind Mobiltelefone ja auch eher blöd für die daheim gebliebenen.
Wenn man im Urlaub ist, zum Beispiel, denn dann sitzt man abends so auf der lauschigen Terrasse, gedenkt zwischen zwei kräftigen Schluck Wein derer, die zeitgleich in Deutschland sitzen und schickt dann nett und in Gedanken eine SMS mit den aktuellen Befindlichkeiten (Hier ALLES toll!), den Wetterdaten (super Meerwetter, nur Sonne!) und den letzten drei Mahlzeiten (Fisch, Fisch, Fisch). Normalerweise, also damals, als es noch keine Mobiltelefone für Sterbliche gab, bzw. der Verwendungszweck fehlte, damals sagte man dann: „Du, (Name), Du wir müssen morgen mal Postkarten kaufen.“ Das tat man dann auch, beim auswählen überlegte man dann schon, ob diese Karte sich optisch einwandfrei zu den anderen Karten in der Diele von X macht, oder ob die besonders Große noch Platz am Schlafzimmerspiegel von Y hat. Diese Postkarte beschrieb man dann in 6-Punkt mit den oben beschriebenen Befindlichkeiten, also Ortung, Wetterdaten und Mahlzeiten und warf sie in einen fragwürdigen Schlitz, dessen Überschrift man nur selten verstand, aber prima erahnen konnte. Diese Postkarten kamen meist dann an, wenn man selber längst wieder zurück und Ortung, Wetterdaten und Mahlzeiten ausführlich am Telefon besprochen und gepriesen wurden. Die Postkarte indes, die hatte man längst vergessen, bis dann Anfang Herbst ein Anruf mit „Hey, wir haben eure Karte bekommen. Habt ihr die falsch eingeworfen?“ den Glauben in die Post erschütterte.
Und heute? 160 Zeichen, dafür unter Umständen öfter und zeitgleich mit dem Gedanken an den Adressaten.
(Fast ein Zyklus.)
20h00: Gerade als ich auf dem Grill die Dorade wendete und mir dabei überlegte, wie man das Problem mit den rausplöppenden Augen das nächste mal umgehen könnte, machte am anderen Ende des Campingplatzes ein Reisebus seine Pforten auf und entließ eine Horde von ca. 40 knapp unter 20jährigen, davon ¾ Asiaten. Sie zogen Trollis, Grillgut, Multimedia-Equipment und eine Menge Alkohol hinter sich her. Alle sehen extrem Paarungsbereit aus, und ziehen genau bei uns um die Ecke ein.
23h15: Super Neuville, 1:0 gegen Polen!
0h15: ein randvoller Asiate stolpert in unseren Trailer und fragt, ob er mal eben aufs Klo könnte. M. reisst laut hörbar ein Geduldsfaden. Draußen so viel Palaver, dass wir die Nachtstunde zum packen nutzen.
1h10: alles gepackt, draußen schlechte Musik und Trinkgelage. Man kann hier Nachts nicht abreisen. Eine der Campingschnappen aus der Rezeption steht mitten drin im Gelage. Statt an die Hausordnung des Platzes zu erinnern (ab 22:00 ist Schicht und RUHE), scheint sie alles daran zu geben, endlich selber mal flachgelegt zu werden.
4h30: Ich hasse alle Teenager! Und Campingplätze! Und Abreisvorschriften die besser eingehalten werden als alle anderen. Noch 3,5 Stunden.
Soulac sur Mer
Sonne , 33 °C
„Deutschland gegen Polen, wir gegen einen Reisebus“
( Atlantik im eigenen Glanze, im Hintergrund große Fische, ganz sicher.)
(Mann und Meer, beide unentschieden.)
Manchmal sind Mobiltelefone ja auch eher blöd für die daheim gebliebenen.
Wenn man im Urlaub ist, zum Beispiel, denn dann sitzt man abends so auf der lauschigen Terrasse, gedenkt zwischen zwei kräftigen Schluck Wein derer, die zeitgleich in Deutschland sitzen und schickt dann nett und in Gedanken eine SMS mit den aktuellen Befindlichkeiten (Hier ALLES toll!), den Wetterdaten (super Meerwetter, nur Sonne!) und den letzten drei Mahlzeiten (Fisch, Fisch, Fisch). Normalerweise, also damals, als es noch keine Mobiltelefone für Sterbliche gab, bzw. der Verwendungszweck fehlte, damals sagte man dann: „Du, (Name), Du wir müssen morgen mal Postkarten kaufen.“ Das tat man dann auch, beim auswählen überlegte man dann schon, ob diese Karte sich optisch einwandfrei zu den anderen Karten in der Diele von X macht, oder ob die besonders Große noch Platz am Schlafzimmerspiegel von Y hat. Diese Postkarte beschrieb man dann in 6-Punkt mit den oben beschriebenen Befindlichkeiten, also Ortung, Wetterdaten und Mahlzeiten und warf sie in einen fragwürdigen Schlitz, dessen Überschrift man nur selten verstand, aber prima erahnen konnte. Diese Postkarten kamen meist dann an, wenn man selber längst wieder zurück und Ortung, Wetterdaten und Mahlzeiten ausführlich am Telefon besprochen und gepriesen wurden. Die Postkarte indes, die hatte man längst vergessen, bis dann Anfang Herbst ein Anruf mit „Hey, wir haben eure Karte bekommen. Habt ihr die falsch eingeworfen?“ den Glauben in die Post erschütterte.
Und heute? 160 Zeichen, dafür unter Umständen öfter und zeitgleich mit dem Gedanken an den Adressaten.
(Fast ein Zyklus.)
20h00: Gerade als ich auf dem Grill die Dorade wendete und mir dabei überlegte, wie man das Problem mit den rausplöppenden Augen das nächste mal umgehen könnte, machte am anderen Ende des Campingplatzes ein Reisebus seine Pforten auf und entließ eine Horde von ca. 40 knapp unter 20jährigen, davon ¾ Asiaten. Sie zogen Trollis, Grillgut, Multimedia-Equipment und eine Menge Alkohol hinter sich her. Alle sehen extrem Paarungsbereit aus, und ziehen genau bei uns um die Ecke ein.
23h15: Super Neuville, 1:0 gegen Polen!
0h15: ein randvoller Asiate stolpert in unseren Trailer und fragt, ob er mal eben aufs Klo könnte. M. reisst laut hörbar ein Geduldsfaden. Draußen so viel Palaver, dass wir die Nachtstunde zum packen nutzen.
1h10: alles gepackt, draußen schlechte Musik und Trinkgelage. Man kann hier Nachts nicht abreisen. Eine der Campingschnappen aus der Rezeption steht mitten drin im Gelage. Statt an die Hausordnung des Platzes zu erinnern (ab 22:00 ist Schicht und RUHE), scheint sie alles daran zu geben, endlich selber mal flachgelegt zu werden.
4h30: Ich hasse alle Teenager! Und Campingplätze! Und Abreisvorschriften die besser eingehalten werden als alle anderen. Noch 3,5 Stunden.
Freitag, 4. August 2006
reisenotizen, 5. seite.
Dienstag, 13. Juni 06
Ile d’Oleron - (Royan) - Soulac sur Mer
Sonne , 34 °C
„Meine erste Auster, die aß ich in Royan“
Dialoge, die in Beziehungsgesachichten eingehen könnten, gehen auf Campingplätzen z.B so:
Er: „Ich war nur Pipi.“
Sie: „Echt? Riecht aber wie A-ah!“
Heute frisch gehört, auf so Allgemeinplätzen wie Nasszellen oder Gemeinschaftstoiletten bleibt einem ja nix verborgen.
100 Schwämme und einen kräftigen Schwung Sagrotan drüber.
Dafür heute mal Infos für Austernliebhaber, Unentschlossene und Salzgourmets:
Besucht diese Insel, es lohnt sich.
Und dann:
Wir haben es dann tatsächlich geschafft, eben diese zu verlassen. Und wenn einer auf Reisen geht, dann erlebt er in der Regel auch etwas. Ich erlebte heute meine ersten Austern, Auto bei 34°, die Fährenüberfahrt von Royan nach Soulac sur Mer und den Unterschied zwischen Mobil-Homes in Sachen Interieur und Preis. Die am Morgen verlassene Gurke kostete 45/Nacht und hatte weder Wasserdruck, noch heißes Wasser, eine maue Ausstattung und DDR-Charme. Jetzt sind wir einen Küstenzipfel weiter und ich sitze mit dem Atlantik im Rücken, einer 1a-Dusche und gehobener Ausstattung (selbst die Salatschleuder schleudert wie wild) auf der Terrasse für 37/Nacht. Wir haben für zwei Nächte gebucht, dass sollte für die Umgebung reichen.
Ich nahm von der Insel mit: 29 Mückenstiche und Salz.
(royan im rücken, soulac sur mer vor der brust.)
Frischeste Erfahrung: an eine Wanderdüne der Cote d’Argent zu strullen. Ich denke, ich werde M. nach unserem Urlaub erschießen müssen, der stand nämlich direkt daneben und hat durchgehend gelacht. Wie soll Frau sich verstecken, bzw. wo? An dieser geraden Küste gibts weder Baum noch Kuhle, und bei dem ganzen Meeresgerausche, Wein und kalten Füssen, da kann ein Bedürfnis schon mal zur dringenden Plage werden.
Um das nicht als letztes hier stehen zu haben, noch etwas über die Menschen von Royan und Umgebung, die legen so offensichtlich auf zwei Dinge besonders viel Wert, dass man es locker aus jedem Autofenster heraus entdecken kann:
Immer genügend Crevetten und Austern im Haus zu haben, und einen Wahnwitz an blühenden Pflanzen im Garten.
Kurve bekommen, alle 29 Mückenstiche mit einem Anti-Juck+Quaddel-Gel betupft und nun ab ins sarggroße Schlafzimmer. Immerhin ein Doppelgrab mit Meeresrauschen!
(trailerblick. scharf dran vorbei gehts zum meer.)
Ile d’Oleron - (Royan) - Soulac sur Mer
Sonne , 34 °C
„Meine erste Auster, die aß ich in Royan“
Dialoge, die in Beziehungsgesachichten eingehen könnten, gehen auf Campingplätzen z.B so:
Er: „Ich war nur Pipi.“
Sie: „Echt? Riecht aber wie A-ah!“
Heute frisch gehört, auf so Allgemeinplätzen wie Nasszellen oder Gemeinschaftstoiletten bleibt einem ja nix verborgen.
100 Schwämme und einen kräftigen Schwung Sagrotan drüber.
Dafür heute mal Infos für Austernliebhaber, Unentschlossene und Salzgourmets:
Besucht diese Insel, es lohnt sich.
Und dann:
Wir haben es dann tatsächlich geschafft, eben diese zu verlassen. Und wenn einer auf Reisen geht, dann erlebt er in der Regel auch etwas. Ich erlebte heute meine ersten Austern, Auto bei 34°, die Fährenüberfahrt von Royan nach Soulac sur Mer und den Unterschied zwischen Mobil-Homes in Sachen Interieur und Preis. Die am Morgen verlassene Gurke kostete 45/Nacht und hatte weder Wasserdruck, noch heißes Wasser, eine maue Ausstattung und DDR-Charme. Jetzt sind wir einen Küstenzipfel weiter und ich sitze mit dem Atlantik im Rücken, einer 1a-Dusche und gehobener Ausstattung (selbst die Salatschleuder schleudert wie wild) auf der Terrasse für 37/Nacht. Wir haben für zwei Nächte gebucht, dass sollte für die Umgebung reichen.
Ich nahm von der Insel mit: 29 Mückenstiche und Salz.
(royan im rücken, soulac sur mer vor der brust.)
Frischeste Erfahrung: an eine Wanderdüne der Cote d’Argent zu strullen. Ich denke, ich werde M. nach unserem Urlaub erschießen müssen, der stand nämlich direkt daneben und hat durchgehend gelacht. Wie soll Frau sich verstecken, bzw. wo? An dieser geraden Küste gibts weder Baum noch Kuhle, und bei dem ganzen Meeresgerausche, Wein und kalten Füssen, da kann ein Bedürfnis schon mal zur dringenden Plage werden.
Um das nicht als letztes hier stehen zu haben, noch etwas über die Menschen von Royan und Umgebung, die legen so offensichtlich auf zwei Dinge besonders viel Wert, dass man es locker aus jedem Autofenster heraus entdecken kann:
Immer genügend Crevetten und Austern im Haus zu haben, und einen Wahnwitz an blühenden Pflanzen im Garten.
Kurve bekommen, alle 29 Mückenstiche mit einem Anti-Juck+Quaddel-Gel betupft und nun ab ins sarggroße Schlafzimmer. Immerhin ein Doppelgrab mit Meeresrauschen!
(trailerblick. scharf dran vorbei gehts zum meer.)
Donnerstag, 3. August 2006
reisenotizen, 4. seite.
Montag, 12. Juni 06
Ile d’Oleron
Sonne, 28 °C
„Gegrilltes Mensch in Salzkruste!“
Die Tatsache, dass wir uns auf der Terrasse unseres Trailers sitzend (zerstochen, völlig zerstochen, aber das nur nebenbei) warmes Baguette einverleiben und dabei köstliche frischer Seewind vom Meer nebenan wieder Luft zum atmen bringt, entschuldigt für diese lähmende Hitze gestern. Wie gesagt, wir befinden uns einen weiteren Tag in der Verlängerung, fahren gleich zum Surfstrand, verbringen dort den Vormittag, gehen Fisch kaufen, heute Abend spielt Italien … einlullende Gleichmäßigkeiten, Seelchen baumelt im wild im Nordwind, der Bikini beisst sich farblich mit meinem Strandlaken. Herrlich, so könnte ich jeden Tag in Düsseldorf.
Nur nicht dran denken.
Dafür Tagesmantra, so lang und oft wie geht:
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Ich kann ihn mir vorstellen, diesen Moment, wo ihn irgendwer das erste mal laut und beseelt aus sich herausrief!
-
Gefühlte 400 Wellen, eine ¾ Flasche Bordeaux Superieur und 700 Gramm Fisch später versuchen wir angestrengt, uns von unserem Trailer und diesem sehr friedlichen Platz loszueisen.
Morgen also wieder alles rein in Auto, und weiter geht’s?! Tatsächlich?! Sollte ich es dieses Leben vielleicht doch noch mal schaffen, spanischen Boden zu erreichen und zu betreten?
Übrigens, für alle lieben daheim: Sollte ich morgen unversehens absaufen, untergehen oder von einem Riesenmoskito vertilgt werden, hier einer für die Nachwelt, der mir jetzt Ansatzweise glühend peinlich ist:
M. und ich haben heute voreinander im Atlantik stehend gepinkelt!
Wir trugen dabei zwar noch jeweils unsere Badesachen, aber ich würde trotzdem behaupten, ich bin erfolgreich ausgewildert, auch wenn es aus einer Notlage heraus entstand. („Ich muss mal. – „Ich auch.“- „Komm, wir gehn ins Wasser.“)
Das nur fürs Protokoll und ohne Photo.
21h50, Sonnenuntergang. Die Seite im Moleskine ist voll, und pro Tag ist nun mal nur eine Seite vorgesehen, passiere was da will. Basta. Die Mücken kommen, ich gehe. Gute Nacht Insel, die letzte Nacht.
( eine Teilstrecke der "La Route des Huitres", die Austernstrasse. Quasi der Strich der Austernknacker, man fährt mit dem Auto vor und bezahlt für orales Vergnügen bar.)
Ile d’Oleron
Sonne, 28 °C
„Gegrilltes Mensch in Salzkruste!“
Die Tatsache, dass wir uns auf der Terrasse unseres Trailers sitzend (zerstochen, völlig zerstochen, aber das nur nebenbei) warmes Baguette einverleiben und dabei köstliche frischer Seewind vom Meer nebenan wieder Luft zum atmen bringt, entschuldigt für diese lähmende Hitze gestern. Wie gesagt, wir befinden uns einen weiteren Tag in der Verlängerung, fahren gleich zum Surfstrand, verbringen dort den Vormittag, gehen Fisch kaufen, heute Abend spielt Italien … einlullende Gleichmäßigkeiten, Seelchen baumelt im wild im Nordwind, der Bikini beisst sich farblich mit meinem Strandlaken. Herrlich, so könnte ich jeden Tag in Düsseldorf.
Nur nicht dran denken.
Dafür Tagesmantra, so lang und oft wie geht:
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Wie Gott in Frankreich.
Ich kann ihn mir vorstellen, diesen Moment, wo ihn irgendwer das erste mal laut und beseelt aus sich herausrief!
-
Gefühlte 400 Wellen, eine ¾ Flasche Bordeaux Superieur und 700 Gramm Fisch später versuchen wir angestrengt, uns von unserem Trailer und diesem sehr friedlichen Platz loszueisen.
Morgen also wieder alles rein in Auto, und weiter geht’s?! Tatsächlich?! Sollte ich es dieses Leben vielleicht doch noch mal schaffen, spanischen Boden zu erreichen und zu betreten?
Übrigens, für alle lieben daheim: Sollte ich morgen unversehens absaufen, untergehen oder von einem Riesenmoskito vertilgt werden, hier einer für die Nachwelt, der mir jetzt Ansatzweise glühend peinlich ist:
M. und ich haben heute voreinander im Atlantik stehend gepinkelt!
Wir trugen dabei zwar noch jeweils unsere Badesachen, aber ich würde trotzdem behaupten, ich bin erfolgreich ausgewildert, auch wenn es aus einer Notlage heraus entstand. („Ich muss mal. – „Ich auch.“- „Komm, wir gehn ins Wasser.“)
Das nur fürs Protokoll und ohne Photo.
21h50, Sonnenuntergang. Die Seite im Moleskine ist voll, und pro Tag ist nun mal nur eine Seite vorgesehen, passiere was da will. Basta. Die Mücken kommen, ich gehe. Gute Nacht Insel, die letzte Nacht.
( eine Teilstrecke der "La Route des Huitres", die Austernstrasse. Quasi der Strich der Austernknacker, man fährt mit dem Auto vor und bezahlt für orales Vergnügen bar.)
Mittwoch, 2. August 2006
reisenotizen, 3. seite.
Sonntag, 11. Juni 06
Ile d’Oleron
Sonne, 36 °C
„Begrabt meine Gebeine an der Biegung der Saline!“
Wenn mal wer nicht weiß, ob er lieber in die Bretagne oder an die Atlantiküste, nach Holland oder doch lieber nach Spanien reisen möchte, dem lege ich diese Insel als Urlaubsziel nahe, dort hat man alles!
Steine und Tiede, Wellen und Sand, Fritten und Austern, Campingplätze und Stockrosen, überall Stockrosen. Praktischer Ort.
Heute Sightseeing. Salinen gucken, Austern gucken, Phare gucken. Schwimmen. ChiChi erfahren. Ansonsten gibt es zu 36° im Schatten nicht viel zu sagen.
Doch, ein Satz, ein Auszug aus einer SMS in die deutsche Heimat:
„Diese Insel hier sieht aus wie die Bretagne, wenn sie Los Wochos hätte.“
Ein anderer war:
„Brüllende Hitze, Tintenfisch-u. Austernpreise geradezu lächerlich (da steckt sicher wieder CHINA dahinter!) , und wir leben wie Eminem mit seiner Mutter in einem Trailer! Heftige Grüße, Wir.“
( eingelegter calmar-schredder. olivenoil, knoblauch, zitrone, frische kräuter. auch der ewig süppelnde wasserhahn in voller aktion.)
Jetzt ist es 22h15, immer noch hell, und ich werde dermassen geschäftig von drei Dutzend Mücken attackiert, dass ich nur noch hüpfend, pustend und laut drohend schreiben kann, also gar nicht. Unsere Belgischen Nachbarn, die mit dem nie brüllenden Kind (ob das an Belgien und seinen Skandalen liegt, dass selbst die Kleinkinder da schon vorsichtig werden?), die gucken so pädagogenhaft schmusig rüber, die denken sicher, ich wär ein Touretti mit Bleistift.
(glühende trailer-romantik. unsere nachbarn.)
Um Morgen verlängert. Wir können nicht fahren, so lange der Supermarkt diese Fischpreise hat!
(vollmond auf der bretonischen seite.)
Ile d’Oleron
Sonne, 36 °C
„Begrabt meine Gebeine an der Biegung der Saline!“
Wenn mal wer nicht weiß, ob er lieber in die Bretagne oder an die Atlantiküste, nach Holland oder doch lieber nach Spanien reisen möchte, dem lege ich diese Insel als Urlaubsziel nahe, dort hat man alles!
Steine und Tiede, Wellen und Sand, Fritten und Austern, Campingplätze und Stockrosen, überall Stockrosen. Praktischer Ort.
Heute Sightseeing. Salinen gucken, Austern gucken, Phare gucken. Schwimmen. ChiChi erfahren. Ansonsten gibt es zu 36° im Schatten nicht viel zu sagen.
Doch, ein Satz, ein Auszug aus einer SMS in die deutsche Heimat:
„Diese Insel hier sieht aus wie die Bretagne, wenn sie Los Wochos hätte.“
Ein anderer war:
„Brüllende Hitze, Tintenfisch-u. Austernpreise geradezu lächerlich (da steckt sicher wieder CHINA dahinter!) , und wir leben wie Eminem mit seiner Mutter in einem Trailer! Heftige Grüße, Wir.“
( eingelegter calmar-schredder. olivenoil, knoblauch, zitrone, frische kräuter. auch der ewig süppelnde wasserhahn in voller aktion.)
Jetzt ist es 22h15, immer noch hell, und ich werde dermassen geschäftig von drei Dutzend Mücken attackiert, dass ich nur noch hüpfend, pustend und laut drohend schreiben kann, also gar nicht. Unsere Belgischen Nachbarn, die mit dem nie brüllenden Kind (ob das an Belgien und seinen Skandalen liegt, dass selbst die Kleinkinder da schon vorsichtig werden?), die gucken so pädagogenhaft schmusig rüber, die denken sicher, ich wär ein Touretti mit Bleistift.
(glühende trailer-romantik. unsere nachbarn.)
Um Morgen verlängert. Wir können nicht fahren, so lange der Supermarkt diese Fischpreise hat!
(vollmond auf der bretonischen seite.)
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