Donnerstag, 4. Oktober 2007

feiertag.

Morgens um Punkt sechs von klammer Existenzangst geweckt worden. Bettflucht als Chance.
In der Küche die zwei ineinander verkeilten Weibfellchen auseinander gefummelt. Die eine knurrte ohne Luft zu holen, die andere hing mit blutiger Nase im Vorhang verheddert und fauchte heiser wie eine italienische Hafenkatze.

Nach vier mit Schimpfe & Liebe gefüllten Näpfen war Ruhe im vorderen Trakt, und ich zog mich mit meinen frischen Plagen zurück in den hinteren Teil, rollte mich an den tief schlafenden Mann und wurde leider nicht von bleiernder Müdigkeit, sondern von nervösem Juckreiz befallen.

Krankenkasse, Konzepte, Armut und Käserinden rangen in meinem Kopf um die besten Plätze mit voller Bauch, bezahlte Prophylaxetermine und glücklich scharrende Hühner im eigenen Haus.
Da will man einmal nach Wochen ausschlafen.

Nach einer halben Stunde Mater das Aufstehen als einzige Chance. Noch vor sieben sass ich somit am Rechner, bewältigte offene Fragen, las mich durch Foren und als ich fertig war, wurde es hell.

Später dann. Eigentlich war der Tag der deutschen Einheit bei uns Tag der deutschen Abarbeit. Der einzige Luxus: Bis neun schlafen, wo ich ja schon mal völlig versagt habe. Dann in Ruhe frühstücken. Hat auch tatsächlich geklappt hat, und dann, direkt im Rausch der herrlichen Herbstsonne vor den Fenstern die Idee, Mittags doch mal eine Runde in die Niederlande zu fahren.
Prima. Ein paar Stunden, so drei, Auszeit.

Um ein Uhr losgefahren. Mit uns halb Deutschland, das machte sich aber erst am Stauende auf der A52 bemerkbar. Nur noch 18 Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt.
Zwei Stunden Stau im Regen. Wer sagts zuerst?
In Roermond dann Land unter. Suizidale Parkplatzanweiser, völlig überlastete Strassen, und wir mit einer Tasche voll Glück und Parkplatz mitten in der Innenstadt.
Direkt mit einer Spezial gefeiert, Taumel und Fritjes.

Es folgte eine lange Weile mit überfüllten Toiletten, schlimmen Deutschen und der Frage 'Was machen wir hier eigentlich?'

Stunden später im Rückstau. Wieder Regen und Nebel. Mittlerweile seit 7 Stunden außer Haus und restlos im Delay. Zu Hause hungrige Fellchen auf wartenden Schreibtischen. Alle den Schlund offen.
Flugs vier rosa Schnauzen mit Fisch gestopft und fluchtartig die Wohnung verlassen.

Beim Italiener heimelige Küchenstimmung. Der Fernseher lief leise warm, Frings lief aufs Feld, wir stopften Pasta und Risotto und tranken die halbe Flasche Fusel weg. Der Besitzer gab uns am Ende für den guten Appetit noch zwei Kaffee aus, und so gingen wir völlig angerissen und auf direktem Weg –natürlich- nicht nach Hause, sondern machten uns auf den langen Fußmarsch zu einer Ausstellung, welche nur diesen einen Abend und relativ spontan auf die Füsse gestellt wurde. Man muss die Künstler ausstellen wie sie fallen, und dieser ist gerade auf dem Durchmarsch vom Reeperbahnfest HH nach Paris, da liegt Düsseldorf auf dem Weg, quasi.

Noch mehr Kaffee, noch ein Bild, Artist geprüft, und um elf den Marsch zurück angetreten. Im Viertel bellende Hunde, tief schlafende Tauben und stark duftende Bäume.
Festgestellt, dass wir jetzt seit zehn Stunden unterwegs sind, wo es nur drei werden sollten.

Zurück ins Plümmo, an der Existenzangst nagen.

logbuch | © Lu um 01:40h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 2. Oktober 2007

SixFeetUnder-Stand, heute.

Gerade, mitten in einer privaten Fressorgie, nur ich und eine XL-Schüssel Salat mit allem, da starb (Staffel 5, DVD 4, Folge 1) Nate. Kurz bevor er das tat, maulte ich ihn mit pickepacke vollem Mund noch an, rief 'Nathaniel Samuel Fisher Jr, Du Vollspacko, Du bist das unverbindlichste Arschloch auf Mutter Erde!' Und noch ein bißchen kürzer davor, da sagte ich 'JETZT! Geht nicht, der ist gleich weg!' Und was passierte? Genau. Mausetot, und ich hatte noch nicht mal die Schüssel auf. Danach mochte ich nix mehr, der Tod an sich schnürt mir ja mittlerweile alles ab, da hilft auch Mutters Satz von früher nicht, die mir bei Bambi (später bei Kimba und Konsorten) im Kino Mantragleich immer 'Das ist nur ein Film, danach leben alle weiter, ehrlich!' ins Ohr brüllte, damit sie gegen mein Brüllinferno ankam. Ich möchte auch gar nicht von den Sturzbächen später, bei Cap&Capper anfangen, ich allein habe es geschafft, das Kino zu fluten, da war ich noch nicht mal zehn. Mit Anfang zwanzig bekam mich der Taxifahrer kaum beruhigt, der mich kurz vor Mitternacht nach 'Der mit dem Wolf tanzt' nach Hause fahren musste. Nachdem 'Wind in seinem Haar' heulend und schreiend auf diesem Felsvorsprung stand, war für mich Ende. Und bis nach Mitternacht schniefte und rötzelte ich in mich hinein, tieftraurig über den toten Wolf Socke, über die Ungerechtigkeiten der Welt schlechthin und dass es in Düsseldorf nicht so tolle Männer gab wie 'Wind in seinem Haar'.

Was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe nur noch die letzten zwei DVDs, dann ist die Serie vorbei. Geize ich jetzt oder nutze ich den morgigen Feiertag?


Montag, 1. Oktober 2007

kekse, süß wie arbeit.

Ein nicht sinken wollendes Thema, ein Allgemeinthema möchte ich sagen, war am Wochenende ja wohl der Regen.
Ich konnte nicht mitreden, weil hier war Sonne, Herbst, innerhäusliche Betriebsamkeit, gut gepflegte Befindlichkeit und eine Zeitung wurde sogar zum Sonntag Morgen rangeschafft, so weit war es schon.

Regen. Hätte es doch mal, hätte ich sicher noch mehr 'geschafft'. Lochend, abheftend, den wirklich richtigen Ordner suchend sass ich in einem Blätterteich (Meer wäre an dieser Stelle übertrieben) und dachte ganz wie in High Fidelity an die perfekte Lebens-Orga in Form von der perfekten Ordner-Organisation. Geht die von A bis Z, thematisch, von aktuell bis abgelegt oder nach Farben?
Gescheitert. Die Abrechnung meines Dentisten habe ich jetzt doch wieder zwischen die Abrechnungen 99 bis 2002 geklemmt, weil da Platz war. Pragmatismus funktioniert also auch an solch überzeugend öden Orten.

Dann zwei Partys, die ich nicht geschafft habe.
Dann meine komplette Verweigerung dem Thema und Lebensmittel Huhn, schwer geschädigt wie ich frisch bin. Ich gleiche so etwas ja immer sofort wieder aus, indem ich eine Extra-Spende an den WWF oder Animal Peace mache, Greenpeace oder Food Watch, je nachdem, in welchem Lebensordner das Thema dann abgelocht und geheftet auf Vergeltung wartet. Bringt super Aufkleber fürs Fahrrad und eine Weste wie mit dem Spinnrad-Baukasten gewaschen. Ein gewisser Grauschleier bleibt, die Umrisse des Rotweinflecks sind auch noch mit Brille erkennbar, aber der Rest: sauber. Werde im Anschluss direkt mal 'Huhn und Vergeltung' googeln.

Was noch?
Ach ja, ich habe Verstärkung in Sachen Motivation bekommen. Eine Postkarte, welche ich gestern beim aufräumen fand. Auf dem Bild die Art Haus, welches ich mir in Zukunft vorstellen könnte, in Form eines hübsch maroden Steinhauses in Frankreich, mit eben so maroden und gesprungenen Tontöpfen aus denen alle Kräuter der Provence potent herauswuchern, Lorbeer flutet den sehr anmutigen Schlund des Kellers ein, die sehr niedlichen und abgeblätterten Fensterläden versprechen grobe Möbel und gesprungene Tassen mit Blütenmotiven, und dort, wo der Oleander heraus quillt, da könnte ein Schlafzimmer sein, weiße Bettwäsche, natürlich, und ein Hauch von Kaffee hängt über all dem.
Kaffee und Frieden.

In echt wäre man natürlich geistesgestört, würde man in solch ein marodes Objekt noch seine letzten Ersparnisse stecken, und wer weiß, in welchem Zustand das Dach ist, das wurde nämlich und sicher mit Bedacht extra nicht mit aufs Bild gelassen, weil da Horden von wilden Schwalben alles unterbaut haben, und die Schwalbennester am Ende das Einzige sind, was das ganze Haus noch auf dem Keller hält.
Vorausgesetzt es hat einen Keller.

Wie dem auch sei, diese Postkarte fand ich gestern sehr passend, meine Motivation zu steigern, und ich kritzelte mit einem Kugelschreiber oben auf den weißen Rand 'Traumhaus!' und unten nutzte ich die weiße Fläche für folgende Motivation, welche mich ab nun Tag für Tag vor die Hütte treiben sollte, Fleiß und Stullen im Juten Beutel:
'ARBEITE!' Dahinter ein Smiley, als könnte es nicht ärger kommen.

Frisch gefasster Entschluss gerade überarbeitet: Ich werde diese Postkarte gleich wieder zu den anderen Postkarten in den Karton legen, der Absender ist übrigens mein alter Hausmeister Schosch, den ich quasi zu dieser Reise mit seinem Haumeisterbus überredet hatte. Im Gegenzug fütterte ich seine Fische und durfte seine Waschmaschine benutzen, was damals eine sehr große Zeitersparnis für mich Waschmaschinenlose war, dafür aber die Nachbarn schmunzeln ließ, wenn ich spät Abends mit frisch gewaschender Wäsche aus der Tür des Hausmeisters im zweiten Stock kam. Das alles war 2002, also im Ordner direkt nach den Rechnungen meines Dentisten.

Faden verloren, aber gut so. Noch zu tun (dringend) bis zum Nachmittagsjob: Einen Berg dieser Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche, (M. auch) und weiterhin super Konzepte abringen, super Angebote per Mail durchblättern, mich vor lauter überirdisch bezahlter Jobs gar nicht mehr Entscheiden können, und deswegen einfach weiterhin diese Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche. Und M. auch.

(Achtung, im letzten Abschnitt befindet sich eine Aussage, die pure Ironie enthält.)


Samstag, 22. September 2007

umnachtet und besonnt.

Vorhin stehe ich im lichtdurchflutetem Bad und versuche, mir zwei Augen und einen Mund zu malen, die wie meine zwei Augen und mein Mund aussehen. Es hätte ein toller Moment sein können, so wie der heute Morgen vor acht, als ich die Haustür öffnete, meinen Gaul unterm Arm, und tatsächlich frische Luft und einen Hauch Erde roch. Da hat der Park mal richtig das Viertel geflutete letzte Nacht, lecker Bäume!
Jedenfalls, um zurück zum tollen Moment zu kommen, bzw. dessen Ausfall: das Bad geht zum Hinterhof, zum Hinterhof gehen auch sämtliche Fenster sämtlicher Mitbewohner, Nachbarn, Menschen an sich, und Menschen produzieren Geräusche, meist niedere, und viel Krach. So stand ich mit der Wimperntusche in der Hand und hörte ein Klanggewitter von cirka fünf verschiedenen Musikrichtungen, eine laut in ihr Telefon schwadronierende Russin mit Restalkohol, einen Staubsauger der sicher den stolzen Titel eines Industriesaugers führt, und einen laut stöhnenden Nachbarn auf dem Klo nebenan.

Flucht nach vorn, Rucksack an entsprechende Stelle gerückt und mit dem Rad zum Bio-Markt meines Vertrauens. Ich krieche gerade einmal um den gesamten Drahtgaul, um ihn großstadtsicher zu vertäuen, da brüllt jemand 'Hey!' in meine Rückfront. Ich schnelle verschrocken hoch und schaue mit einer Mischung aus Entrüstung und Ratlosigkeit zurück, rufe ebenfalls 'Hey!' und denke dabei, wer zum Teufel ist das?
Der Mensch ist männlich, trägt graue, lange Haare und einen Zottelbart, speckige Lederklamotten, einen Antifa-Button, und tatsächlich, als wenn es heute an Klischees mangeln würde, quillt eine zerdrückte Packung Tabak aus der Hosentasche. An der Hand ein mies gelauntes Mädchen kurz vor der Pubertät, am Handgelenk ein Haargummi, cirka schwarz bis braun.
'Hey!', er wieder.
'Du machst aber auch alles so richtig richtig, was?' strahlt er mich an und knufft mir zur Unterstreichung seiner Worte noch angedeutet in die Seite.
'Könn wa jetz jehn?' das Mädchen.
'Was mache ich genau?' versuche ich Zeit zu schinden. Ich habe immer noch keinen blassen Schimmer, wer mich da knufft und anstrahlt, enthaare ihn in Gedanken, Bart weg, grau weg, Georg vielleicht, nein, Georg war mehr nordisch blond, der würde anders ergrauen.
'Na, mit dem Rad zum Körnerladen. Hättste auch nie gedacht, dass du mal so wirst, oder?', und zack, der nächste Knuffer.
'Papa. Könn wa jetze?' rettet mich das Mädchen vor erneuten Angriffen.
'Mensch, wart doch ma, Inchen. Wenn ich schon mal wen von früher treff. Mensch, wat machste denn so?'
Das ist genau die Frage, die mir den Schweiß unter die Achseln treibt. Da trifft man wen, den man so lange nicht getroffen hat, dass sich keine Erinnerung mehr einstellen will, und dann fragt der gleich, was man denn jetzt so macht. Ich meine, da liegen Billiarden von Momenten, Entscheidungen, Erfahrungen, warmen Mahlzeiten und Erkältungen dazwischen.
Was man jetzt so macht.
'Och' sage ich, 'so dies und das.'
'Ah' er.
'Papa, ich hab meine Tage, ich will jetzt nach Hause!'
'Hör mal, echt schade, aber ich muss.' sagt er, 'schön, Dich mal wieder getroffen zu haben.'
'Ja, war prima.' lüge ich unverhohlen, und werde ganz sicher einen dicken Karmapunkt für Flunkern und Misanthropie abgezogen bekommen.

Kurz darauf, eine Ampel weiter. Herrlich, diese Sonne. Wie ein völlig überpackter Käfer schlingere ich mit dem Drahtgaul über den Kirchplatz, wie hübsch diese Bänke, und wie fröhlich die Spätblüher.
Hach, denke ich und lächle in eine Gruppe Berber, die gemütlich in der Morgensonne Bier frühstücken.
'Gute Reise!' ruft mir einer zu, und ich überlege ernsthaft, ob es für Trekkingräder Fahrradkörbchen gibt, und ob diese nicht endlich mal eine Alternative wären.


Freitag, 21. September 2007

ich und die anderen.

Dem Tag heute gibt es kaum noch etwas hinzuzufügen. Morgens Fleiss, und ab Mittags dann der innerliche Kampf gegen die senile Plümmoflucht. Was ist das, eine Herbstdepression? Werde ich jetzt wunderlich auf meine halbalten Tage, und tausche meine seit Jahren gepflegt und gegossene Sommermelancholie gegen ein schnödes mainstreameskes Herbsttief? Also Bitte.
Jedenfalls gut gekämpft und mit Rucksack zum größten, mit dem Rad erreichbaren Supermarkt gefahren, um Fisch zu kaufen. Super, Omega-Fettsäuren, die werden helfen. Was ich vorab irgendwie verdrängt habe: Ganz Düsseldorf, also nur der anstrengende Teil der 550.000 Einwohner, macht das auch, und so war Einkaufswagen schieben wie Autoscooter fahren auf der Kirmes, es rummste und krachte, man nöhlt wildfremde an und rempelt im gleichen Moment selber eine gehbehinderte, 105jährige mit Kampfhund an.
Vielleicht ist all das der Grund, warum eine innere Stimme plötzlich sehr laut und deutlich nach Knäckebrot und fettreichem Camembert rief, und ich beides wie in Trance in den Wagen schmiss. Knäckebrot. So was habe ich seit meiner Pubertät nicht mehr gegessen.
Zu Hause dann direkt vier Scheiben gegessen, mit einem Meter Käse oben drauf. Die innere Stimme gab sofort Ruhe und so stand ich im stehen laut knirschend kauend in der Küche und fühlte mich fremdgesteuert.
Apropos fremdgesteuert. Auf dem Weg zu diesem schrecklichen Supermarkt einer anderen Eingebung gefolgt, und in die Einfahrt der größten Videotheken-Kette im Dedorf abgebogen. Mit quietschenden Reifen vor der Tür zum stehen gekommen, reingerast und gefragt, was denn so eine Konsole für Leihkosten hat, also die Wiiiiiiiiiiiiii.
Die so: Zweihundatfuffzich Pfand und vier Euro am Tach für dat Teil. Spiele Einssechzich.
Ah, ich, und wieder rauf auf den Sattel, ohne Konsole.
Was hab ich da gerade, eine multiple Persönlichkeitsphase? Am Ende kämpfen in meiner Brust ein Pubertierender Konsolenjunkie, eine essgestörte Knäckebrotanbeterin, und eine Herbstdepressive, und ich komme kaum noch raus, es sei denn Six Feet Under läuft. Und wer hat gestern spät noch M. zum kniffeln genötigt?

Egal. Sollte ein fitnessorientierter Bewegungsmensch ebenfalls in mir herumtrödeln, dann soll er sich bitte schon mal fertig machen und mit Deo versehen, ich fahr gleich ins GYM, den Fisch und den Wein gibts am Ende des Tages.


Donnerstag, 20. September 2007

to be addicted to sth.

Das Stufenhocken gestern, das ging nur für knappe zwanzig Minuten gut, dann sah man an selbiger Stelle nur noch eine schlafende Katze. Währenddessen ich, tief ins Plümmo gestanzt, die letzten Folgen der 3.Staffel von Six Feet Under im Sinn.
Nur eine Folge, dachte ich, während die Arbeit auf dem Schreibtisch langsam kalt wurde. Nur eine.

Nach 2,5 Folgen war es schon Mittag, der Magen knurrte und ich dachte, gut, beim Essen kannst Du ja noch den Rest der dritten Folge sehen, und dann aber.
Nach dem Essen und der Folge war ich noch weniger Schlau, hatte keine Ahnung, wie das alles ausgeht, der Spannungsbogen, ihr versteht.
Sport musste her, Bewegung, also rauf auf das Rad, und immer geradeaus, den Rhein runter. Und was sehe ich? In der Natur ist es schon mächtig am herbsten, nur bei uns in der Innenstadt haben die Bäume das noch nicht mitbekommen, den sagt keiner Bescheid, die haben noch alles dran und das in dunkelstem grün. Unterwegs von zwei Kastanien getroffen worden, eine am Rücken, und die andere mit einem lauten 'plock' mitten auf den Kopf. Natur, ick hör Dir plocken.

Zu Hause nach 1,5 Stunden mit klebendem Shirt erst Mal einen Kaffee gemacht, und dabei schon, wie ein Süchtiger, gedacht 'Och, jetzt, zum ausruhen, könntest Du ja ruhig noch eine Folge, sind ja eh nur noch zwei übrig in Staffel drei.
Mit einem Juchzer zurück ins Plümmo, Kaffee an die Brust gedrückt und auf PLAY gedrückt.

Entsetzen. Musste die letzte noch anfangen, vielleicht am Anfang schon ein Hinweis, was denn nu? Nichts, dafür 18:30, schnell die Tasche packen und wieder in den Sattel, diesmal Richtung Gym.
60 Minuten auf dem Crosstrainer gehampelt, keine Konzentration für einen Kurs, und dabei die ganze Zeit über gegrübelt, wie denn nun was ausgehen kann. Einmal angesprochen worden, und vor Schreck fast vom Gerät gefallen.
Draußen schon alles dunkel, ich rase förmlich, will noch vor M. zu Hause sein, den ich dem Laufband überließ, duschen, Tee, noch 30 Minuten, das Ende, die Auflösung.

Uff.

Jetzt sitze ich am Schreibtisch, vor mir die Arbeit (ohne Extremitäten, läuft nicht weg), hinter mir die vierte Staffel
(Eat me!).
Ich werde emotional erst wieder frei sein, wenn ich die letzte Sequenz in Staffel fünf hinter mir habe.


Mittwoch, 19. September 2007

augenwurst.

Heute morgen sagte mein Spiegelbild beim Mundwasser gurgeln mit unterdrücktem kichern 'Na, da hat wohl jemand von der bösen Augenwurst genascht, hm?'
Die besagten gafften betroffen in ihr Konterfrei, der Rest von mir spuckte aus und dachte etwas was so ging wie 'Pissnelke' und machte sich auf den langen Marsch durch die Diele in den vorderen Bereich.
In der Küche dann unter lautem Gähnen und stöhnen die vier Näpfe gefüllt, aber die Felle hatten wohl ebenfalls die Augenwurst, jedenfalls war die Begeisterung arg gebremst, das Gähnen dafür um so genüsslicher, und nach ein paar Minuten hockten wir alle auf der Podeststufe und tranken meinen Kaffee.
Die Augenwurst war in dem gestrigen Fall türkisches Fingerfood gegen 21 Uhr, also angemachte Käsesorten in Plastikschalen mit um die 80% Fettgehalt, in Knoblauch gezüchtete und direkt drin gelassene Oliven, Brote wie Opel-Räder und Schoten mit Bumms dahinter, die diese Neo-Köche immer sagen. Mein mediterranes Innenleben, welches spätes Essen gerne mal zelebriert, hat wohl Pause, und ich deswegen dicke Augen.

Ansonsten macht sich Fernweh breit. Ich wohne zu nah an den Bahngleisen, alle paar Minuten rattert ein ICE vorbei, macht ein Güterzug 'töff-tuuuuuut' und wenn ich auf meinem winzigen Sofa in meinem Erker liege, kann ich sie direkt über meine Füsse hinweg fahren sehen, diese ganzen hübschen Züge, die S-Bahnen, die Alten und die Neuen.
Hamburg müsste mal wieder herhalten, aber zuerst Frankfurt, die Buchmesse im Oktober.
Oktober. Monat des Jobendes, Monat des neuen Lebens, des Urlaubes und der Ruhe.
An dieser Stelle könnte ein sich vor lachen biegendes GIF stehen, schenkelklatschend und laut johlend.
Heute ist, wenn Outlook nicht flunkert, der 19. September, mein Chef hält sich stickum, ich habe noch keine Nachfolgerin eingearbeitet und auch sonst steht nichts fest.
Urlaub? Wo denn? Wann denn? Wann war noch gleich das Seminarwochenende auf dem Land, wann die Lebensmittelmesse in Köln, wann war es auf Gran Canaria noch gleich so schön, wohin in die tschechischen Berge, sollen wir lange in Prag bleiben, oder mal Wellness in Tirol probieren? Oder zu Fuss durch Schottland? Wo liegt das Zelt im Keller, und wie teuer ist das Ticket nach Frankfurt?
Und was ziehe ich in Paris zur Hochzeit an?
So halt.

Ich gehe jetzt zurück auf die Stufe in der Küche, weil auf Stufen kann man sich super Gedanken machen, und dabei werde ich meinen ganzen Wasserbedarf der kommenden tage trinken, gegen die Augenwurst, die böse. Dazu Sonnenschein.


Dienstag, 18. September 2007

bad blog day.

Eben auf dem Balkon. Grad ihre Suppe köchelnden Nachbarn bot sich folgendes Bild:
Ich, von oben bis zu den Füssen eingewickelt in einen rosa Nadelstreifen-Pyjama, stehe mit verrutschter Frisur auf dem Balkon (Hallo Home-Office), in der rechten Hand ein Küchenmesser, und brülle gezielt in meinen Busch Oregano 'Verpisst euch endlich, ihr grünen Vollspacken!'
Im Hintergrund jammert Damien Rice, frontal weiß ein Regenguss zu beeindrucken.


Montag, 17. September 2007

'schnarchschlampe'

ichhabdieviertestaffel, ichhabdieviertestaffel.

addict! ich schlimme, ich.

aber von vorn.

als ich aufwachte, dachte ich direkt, dass der mann mich verlassen hat. weil: so leise ist der sonst nie. mit flatterndem pyjama durch die lange dielen-schlucht gerannt, seine salami ist noch im kühlschrank, also bin ich doch noch fest liiert.
direkt daneben, also neben dem kühlschrank die e-zahnbürste (iTooth), der duftlockstoff und die creme. alles ganz leise in der küche erledigt, der gute, damit ich mal bis 7:30 liegen kann.
am rechner dann ein zettel auf dem ich, verschlafen, lese 'schnarchschlampe' etc, pp,
beim kaffee machen denke ich, dass der mann vielleicht doch gegangen ist, wer nennt seine aktuelle liebste denn bitteschön 'schnarchschlampe'?
beim zweiten mal lesen MIT kaffee dann die auflösung.
das wort ging 'schnarchnase', was mich vor meinen gewogenen lesern jetzt nicht grad super glänzen lasst, aber na gut.
hatte halt eine geballte ladung staub und schimmel in den atemwegen, da muss die luft erst einmal drum herum.

später dann kam der kinofreund d. aus du, wohnhaft in HH auf ein frühstück vorbei, und ass am ende fast nur das pflaumenmus. und er ass es nicht, er verschlang es förmlich (eben stand da noch pförmlich) mit beiden händen, grub sich hindurch und sang am ende eine ode auf pflaumenmus.
stand jetzt: der kinofreund in heimischen supermarkt, alle vorräte an pflaumenmus aufkaufend und nach hamburg schleppend.
er nahm staffel 1+2 wieder ans herz, und ließ mir 4 da, mit aussicht auf 5, wenn die 4 durch ist.
es ist schwer, sich ausufernd über six feet under zu unterhalten, wenn der eine part -also ich- stand staffel 3 mitte ist, und der andere schon alle durch hat, und sich aktuell durch die sopranos pflügt.
nicht zu viel verraten ist da die devise.
nicht zu viel fragen auch.

ichsachetdir, hörte ich grad den müllmann unten brüllen.

guter abschlußsatz, den klau ich mir mal direkt.


Donnerstag, 13. September 2007

von dieben und fröschen.

Da war ich gestern Abend ganze 45 Minuten Babysitterin, wobei die Babys an sich keine mehr sind, sondern eher zwei Jungs die mich auf den neuesten Stand in Dingen Pokemon, Kinderbücher und 'wie wehre ich mit einem kleinen Holzstock super Diebe ab' brachten. Kaum war die Mutter aus dem Hause (Fluchtartig wäre das beste Wort) wurde ich mit dem Rücken zur Balkontüre gefixt und mit guten 1280 Fragen gelöchert, und das ging etwa so:
Kind 1: Kennst Du einen Diehiieb?
Kind 2: Zähne geputzt, Zähne geputzt, Zähne geputzt ...
Kind 1: ... und morgen tausch ich das alles ...
Kind 2: Zähne geputzt, Zähne geputzt...
Kind 1: Kann ich mit diesem Holzstock einem Dieb die Augen ausstechen?
Kind 2: wäääääh!
Kind 1: Guck mal, dieser Pokemon ist 500 meter groß, wiegt aber nur 4 kilogramm ...
Kind 2: Zähne Zähne Zähne
Kind 1: ... geht das?

Mitten in der 4 Kilofrage, die ich gerade und sehr ernsthaft beantworten wollte, fällt mir Kind 2 spontan um den Hals und schreit mir das rechte Trommelfell in Grund und Boden. Wir gehen beide in die Knie und liegen auf dem Küchenboden. Dabei muss ich prompt an den Erzeuger denken, seine Ankunftszeit, und das wir früher auch laut schreiend auf Küchenböden gelegen haben, allerdings waren wir da schon groß und gröhlten Liedertexte von Bands in engen Spandexhosen. Kommt alles wieder.

Minuten später dann im Kinderzimmer. Alles so niedlich klein, und das Bett von Kind 2 sieht sehr klein, aber auch sehr einladend aus. Mitten drin prangt ein knallgrüner Frosch mit zwei Knöpfen als Augen.
Ich sitze eingekeilt zwischen zwei Jungs in Schlafanzügen, Zähne geputzt und vier leuchtenden Augen. Kind 1 hält mir mit ernstem Blick ein Geschichtenbuch entgegen, und ich denke ein 'hach' und ein 'wie lieb und ruhig die doch sind' und frage nach, welche Geschichte denn nun die Lieblingsgeschichte sei.
Nach drei Minuten durcheinander brüllen konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, wusste aber, dass Helma ein Huhn ist, und das irgendwo auf den 2000 Seiten ein böser Bauer einen doofen Hahn Zwangsdeportiert. Auch gut.
Dann holte ich den Rowohlt aus mit heraus, las mit viel Bohei und Tamtam diese Bauernhofgeschichte, konnte mir nie merken, wie die Sau hieß, und war erst ein wenig pikiert, als Kind 2 kräftig mit dem Gähnen loslegte.
Erst als die Geschichte rum war, und Kind 2 wie motorisiert in sein Bett stiefelte, schlug ich mir in Gedanken kräftig eine Hand vor die Stirn und dachte 'klar, Sinn der Sache, einschlafen fördern, nicht Aufmerksamkeit einfordern!'
Kind 2 zudecken, plötzlich aufkeimenden Abknutschimpuls durch Wangen tätscheln kanalisieren, und noch geühlt eine halbe Stunde dieses Kinderlicht bearbeiten, bis es dann auch wirklich heimelig im Dunkeln glimmte, statt mit Wackelkontakt die Disco zu machen. Kind 2 warm und eingerollt, Kind 1 zerrt mich auf die Couch.
Das Diebesthema, wieder. Als ich gerade meine These vertiefte, warum gerade in dieser Wohnung gar nicht eingebrochen werden kann, legt Kind 2 eine Wand weiter los wie eine amerikanische Polizeisirene. Beschleunigt von null auf 200 stehe ich eine Sekunde später am Bett und frage schnaufend 'Wasnlos?'
Kind 2: DU HAST MICH NICHT GEHÖÖÖÖÖÖRT!
Kind 1: Und wenn das 500 Meter große Pokemon den Dieb dann sieht, da kann der bestimmt nichts mehr machen, oder?

uff.

Kind 2 die Sache mit Raum und Zeit erklärt, Kind 1 zeigte mir die OP-Narben des Frosches, des knallgrünen, die erstaunlicherweise nicht an den Augen zu finden waren, sondern an des Frosches Maul.
Auch gut.
Als der Erzeuger -gottseidank nicht in Spandex- von der Arbeit kam, lagen wir alle drei in diesem Meter Bett, und redeten quer durcheinander.
Ich denke, den Job hab ich in der Tasche!