Dienstag, 23. Januar 2007

weltekel, ein paar sortierte gründe.

Der Mann im Rollstuhl, der mit Klebeband und Draht einen kleinen, hochgebockten Rasenmäher als Motor vor sich gespannt hat.
Ich sehe ihm von der anderen Strassenseite beim beschwerlichen fahren zu.

Die betagte Dame im löchrigen Mantel. 'Ham se mal ne fuffzijer Münze? Ich kann mein Rezept nit einlöhsen.'
Ich gebe ihr fünf Euro, zur Sicherheit.

'Mir sind doch hier nicht im Bimboland!' Sein Fehler, dass ich bei seiner Äußerung direkt neben ihm stand. Gemeint war mein Teilchef, der im Schneckentempo sich und sein Auto über den Bürgersteig auf seinen Parkplatz bugsierte. Ich schimpfte drei Minuten auf ihn ein, er und seine Frau hatten dummerweise eine rote Ampel vor der Nase. Am Ende meinte er, wäre selber in Afrika gewesen.
Ich lachte und zeterte gleichzeitig.

Die überblondierte in der Bahn. Mitte vierzig, Strass in den falschen Nägeln, Sonnenbankhaut. 'Scheiß Köter, bin ich froh, wenn ich den gleich los habe, Mistviech.' Zu ihren Füssen in der Bahn ein blasser Boxer, anbetungswürdige Mimik, leider gerade tief traurig. Ich stieg aus, und sah ihm genau so traurig in die tiefen Augen. Warum sie ihn wohin los wurde, wird mir ein Rätsel bleiben.
Ich war so unaushaltbar traurig, für einen sehr langen Moment.

Der Mann am Nachmittag. Er sitzt vor mir und guckt auf den Boden, als er mir erzählt, dass er für genügend Parkplätze sorgen will, bei seiner Beerdigung. Seine Kinder, alles Jungs, alle busy, sie brauchen doch einen Parkplatz. Und ein gutes Essen, deswegen der Friedhof am Wald, da hätten alle einen Parkplatz, auch wenn da noch mehrere Beerdigungen wären.
Ich sage gar nichts und warte den richtigen Moment ab, bis er alle Sorgen losgeworden ist, um das Ruder rumzudrehen, sein Ruder. Er lacht, als er geht und hat rote Wangen.
Ich stehe im Türrahmen, sehe ihm nach.

Die Oma mit bunten Wollschal. Sie hat eine Tasche dabei, voll mit Leergut. Eine andere, kleine, in der sie Zigarettenstummel sammelt. Beim Bücken braucht sie lange, um wieder hoch zu kommen. Sie lächelt, als ich an ihr vorbei gehe.
Ich lächle zurück, als ich an ihr vorbei gehe, sonnig wie es nur geht.

Der Mann in der Bahn. Seine kleine Tochter erzählt ihm, dass sie gleich Tomaten mit ihm kaufen möchte, für Tomatenbrote am Abend. Er hört ihr nicht zu, tippt auf sein Handy ein.
Ich denke an meinen Papa, und unsere oft geteilten Tomatenbrote.

Die Taube und das Brötchen. Eine Sekunde zu spät, dann der BMW.
Ich kam kaum zum abwischen der Träne.


Es gibt Tage, da will ich da nicht hinaus.

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tja, aber leider wollen oder müssen wir doch weitermachen.

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Und dass du trotzdem raus gehst und andere Menschen glücklich machst, sollte die ganze Sache wert sein.

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mpf.

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